Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 31. Juli 2020

Ja nuh! (MP3)


Ja nuh!

Donnerstag, 30. Juli 2020

Mondnacht (Lyrik)

MONDNACHT

Es war, als hätt' der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst

Die Luft ging durch die Felder
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
so sternklar war die Nacht

Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus
Flog durch die stillen Lande
Als flöge sie nach Haus

(1837, Joseph von Eichendorff)


Kommentar:
Gewiss ein bekanntes Gedicht, von vielen trockengesichtigen Germanistikskribenten brav interpretiert.
"Träumen", - ein Wort, das mich alltäglich sich anschließen sieht an seltsame Bewusstseinszustände, ich gleite hinein, ich kann mich wie in einer Flüssigkeit weich bewegen...
Nach hinten werden die Verse für mich immer tröstlicher: "als flöge sie nach Hause". "Wohin gehen wir? fragte Novalis und gab die Antwort "Immer nach Hause". Auch in die Kindheit, in die Erinnerung, als Richtung eines Ortes, den wir völlig unreflektiert und direkt als Heimat verstehen....als Ausgang unserer Seele.....Geborgenheit, Friede, Glück....Stille

Dienstag, 28. Juli 2020

Rückblick und Perspektive


Wenn ich gewisse ältere Fotos anschaue, dann weiß ich mittlerweile nicht mehr, wie ich sie bewerten soll. Ob da so etwas wie ein tiefere Verbindung war? Ich zweifle. Im Rückblick passt das nicht ganz zusammen mit den Verhaltensweisen, die die betreffende Person an den Tag legte. Auf Gegenseitigkeit war das wohl nicht angelegt. Was war soziales Spiel, was war überhaupt Spiel und was war „ehrlich“ gemeint? Gibt es ein Schwelgen in Vorstellungen, in Erwartungen, in Projektionen? Ob ich solchen Phänomenen viel zu naiv geglaubt habe und sie für real gehalten habe? 
Sie füllten meine damalige Gegenwart aus, das gewiss. Aber wie ist mein Blick aus heutiger Perspektive? Die Überschau sagt mir anderes als das, was ich damals geglaubt hatte. Sie enthebt mich solcher vorläufiger Perspektiven, sie wertet anders und wagt einen Blick aufs Ganze. Die Zusammenhänge sind mir wichtiger geworden, Zusammenhänge verschiedener Art. Ich spüre solchen Zusammenhängen nach, begreife sie neu, bin unter Umständen wohl erst heute fähig geworden, sie besser zu kapieren und einzuordnen.

Montag, 27. Juli 2020

Melancholische Vergnügtheit (lyrischer Text)

Melancholische Vergnügtheit


Es ist doch nur ein Phantom, das ich jage
bin doch immer wieder alleine,
kurz davor
alles ist ein Kommen und Gehen
nichts bleibt
Du kannst nichts auf Dauer haben
nicht mal ein bisschen
das du jetzt zwischen den Fingern hast
Es heißt, Abschied zu nehmen
du bist alleine
und willst es manchmal nicht wahr haben

(aus grauer Vorzeit) 

Samstag, 25. Juli 2020

Valerie (11)


Dies waren jetzt im Moment alles Steine in einem bizarren Spiel. Wer spielte da mit? Wer gegen wen und zu welchem Zweck? Sofort drängten sich ihm die standardisierten Bilder und Antworten auf: Er sah den Teufel gegen Gott spielen, er sah das Gute die Zähne gegen das Böse fletschen, Kapital gegen Arbeit, er sah ganze Turniere mit unendlich vielen Spielern und alle hatten irgendwie wichtige Gesichter, aber seltsam ausdrucks- und konturenlos. Es schien ihm wenig Spass zu machen, aber sie machten einen gehetzten und getriebenen Eindruck. Man rauchte und trank dabei, die Luft war schlecht, dicker Qualm stand im Raum und erschwerte die Sicht. Diese Sicht auf die Spielerei war spärlich, deren Ergebnisse waren jedoch nur gerüchteweise und unter vorgehaltener Hand zu erfahren. Von Personen, die sich dafür autorisiert fühlten und dies zu verkaufen wussten. Das Publikum bestand aus ineiander verschlungenen Leibern, von einem Koitus zum nächsten stöhnend, Pausen zum Fressen und Saufen nutzend. Und über allem glitten Engel durch den Raum, schön und unnahbar, seltsam durchsichtig und zart, in allen Farben schillernd wie Seifenblasen, vom Wind mal hierhin, mal dorthin getragen….. Erdachte an die Heere der Exegeten, der Reporter, der Kommentatoren, gepfercht in Sprecher- und Lesekabinen, ständig Sprech- und Gedankenblasen fabrizierend, die aufstiegen und dann unter einem Knall platzten. Manche dieser Blasen hielten sich lange und entschwanden schließlich langsam in den Bereich dieser engelhaften Wesen.

Freitag, 24. Juli 2020

Gesundheitssystem

Wie wichtig Pflegekräfte in den Altersheimen und in den Krankenhäusern Deutschlands sind, haben nicht zuletzt die vergangenen Monate klar gezeigt. Dass das Ansehen dieses Berufs samt seiner Bezahlung trotzdem noch sehr wenig entwickelt gering ist, zeigten freilich die vergangenen Monate und Jahre auch. Ob es da genug ist, die Probleme einfach weg zu lächeln, sie zu ignorieren und sie schön zu reden, mag bezweifelt werden. Mindestlohn, Tarifbindung, veränderte Ausbildung usw…… verantwortliche Menschen in der Bundesregierung scheinen sich so etwas vorgenommen zu haben und die Bäume vor lauter Wald wegreden zu wollen. Positiv daher reden, schön reden und Beifall spenden: das alles ist nett und kostet kein Geld. Es wird argumentiert, es gehe um das Geld der Beitragszahler. Spricht man diese Beitragszahler darauf an, so wird oft über die Verschwendung gelacht, sie sich dieses System an dieser oder jener Stelle erlaubt. Es ist jedenfalls für die Masse der Menschen kein klarer Wille erkennbar, die finanziellen Mittel gezielt einzusetzen (so wurde z.b. eine große Summe Geldes für eine wichtige Daten enthaltende Gesundheitskarte über lange Jahre hinweg bisher in den Sand gesetzt, was von den Beitragszahlern durchaus registriert wird...). Der Unterschied zwischen allzu plakativ wichtig managenden Funktionären und den umsetzenden Kräften des Machens und Tuns scheint jedenfalls groß. Da nutzt es nichts, die Lage schön zu reden und, wie jetzt zu erfahren war, gewaltig in Werbung zu investieren. Schon gar nicht in einer Zeit, in der das Gesundheitssystem besonderen Belastungen ausgesetzt ist.

Donnerstag, 23. Juli 2020

Digitalisierung (6)


Wichtige Menschen behaupten, einen Vorsprung zu haben, weil sie digital längst „gut aufgestellt“ seien. Es bedeute eine „Herausforderung“, die „viele Chancen“ und „innovative Geschäftsmodelle“ biete und somit Arbeitsplätze etc., - all das Geschwätz. Kommunizieren und Lebenswelten zusammen bringen, integrieren: klingt edel und menschenfreundlich. Home Office und Home schooling: Na klar, was denn sonst! Daheim bleiben? Den Tag selbst strukturieren. Ihm die eigenen Inhalte geben. Die letzten Dämme werden brechen. Die Digitalisierung kommt. Wir brauchen das. Und zwar uneingeschränkt. Niemand wird abgehängt. Alte traditionelle Rollenbilder, speziell das der Frau? Iwo, Digitalisierung hat damit nichts zu tun, ist prinzipiell neutral. Ob Homeoffice auch berufliche Rollenbilder zementiert? Der Mann arbeitet, die Frau umsorgt, macht Haushalt, erzieht und pflegt vor allem. Kann sein… Ob die Digitalisierung Arbeitsplätze kostet? Quatsch!, lebenslanges Lernen kann solche Entwicklungen abmildern. Sich hoch und höher qualifizieren, heißt die Parole. Immer weiter. Selbstbestimmt. Funktionstüchtig sein. Bereitschaft zur Veränderung zeigen. Eigenverantwortlich sein. Effizient. Klaro. Sich mit digitaler Technik besser vertraut machen, so dass auch solche Krisen besser überwunden werden können. Es gilt, den „Digitalisierungsschub“ nicht zu verpassen. Bedingungsloses Grundeinkommen? Wird nicht nötig sein, denn jeder wird seine Arbeit, seinen Platz und seine Identität finden und haben. Alles wird gut, - durch Digitalisierung.

Dienstag, 21. Juli 2020

Digitalisierung (5)

Ein Zauberwort scheint die gesamte Öffentlichkeit zu beherrschen, eines, das bis vor kurzem noch als ein bisschen problematisch galt und dessen Nachteile gerne mal verdrängt wurden: DIGITALISIERUNG. Es scheint seit kurzem regelrecht heilig gesprochen. Home Office, Home schooling etc. Alles, was wir wissen, ist, dass wir hinten dran sind. Wir müssen uns jetzt sputen, wenn wir da noch mitmachen wollen. Funklöcher und digitale Schwachstellen: das geht gar nicht. „Aufholen“ heißt die Devise. Dass da mal Überlegungen zu digitalen Monopolkonzernen waren, die eine Totalüberwachung der User anstreben, um aus der Ausspähung und Kontrolle jeglicher Lebensäußerung einen Geschäftsgewinn zu erzielen: alles vergessen. Dass sich Geheimdienste gerne an solche Praktiken hängen, und liebend gerne Genaueres über uns wissen wollen: geschenkt.Dass durch die Mechanismen der AI, also der künstlichen Intelligenz, solche Praktiken besonders effektiv und allumfassend werden können, verstehen wir ja sowieso nicht. Dabei ist es doch offensichtlich, dass im Bereich der Guten, also der Polizei, gewisse Daten blitzschnell in mannigfacher Richtung ausgewertet werden können und „erkennungsdienstlich“ behandelt werden können“. Dabei ist gerade die Polizei, so wird gestreut, ja hinten dran und braucht dringend einen digitalen Push. Das alles kann besser und reibungsloser gehen. Das alles? 
Die digitale Welt beherrscht uns jetzt schon. Die Facebook-Community beherrscht uns jetzt schon. Sie ist wohl die größte Gemeinschaft dieser Art auf der Welt. Ihre Bewohner, bzw. Bürger chatten, twittern, mailen, hasttaggen, posten, googlen oder downloaden unablässig, hängen ständig an Smartphones oder Laptops, machen Selfies und Photos, um ihre Facebookseite zu füllen, ihre Whats-app-Nachrichten auszutauschen oder sie sonstwie ins Netz zu stellen. Ob das unsere Seele vergiftet? Der Hang zur Selbstdarstellung, ob er einem Grundbedürfnis des Menschen entspricht? Likes abgreifen, Influencer spielen? Verstehen? Ach, da kommt ja schon die nächste Nachricht! Beschleunigung raubt uns die Zeit, die uns nicht mehr zur Verfügung steht. Es scheint eine Lebensbedingungsvernichtungsmaschinerie, mit der wir da zu tun haben. Wir könnten in vielem qualitativ viel besserleben, wenn wir mehr Zeit dafür hätten. Und ob die von manchen bundesdeutschen Ministerien und ihren Köpfen gerne als „Bedenkenträger“ verspotteten Digitalkritiker, die sich jetzt den Ausbau des 5 G-Netzes vorgenommen haben, nicht einem menschlichen Grundbedürfnis entsprechen, indem sie etwas zuerst überdenken, bevor sie es verwirklichen? Ob so etwas zu verteufeln wäre? Der Homo Sapeins zeichnet sich durch eine Möglichkeit und Fähigkeit aus, die ansonsten im Tierreich wenig verbreitet scheint: Die Extrapolation, also die Vorwegnahme und das Vorhersehen, gedankliche Simulation: wenn ich etwas tue, dann passiert dies oder jenes.... Denken, nachdenken über mögliche Konsequenzen, etwas bedenken ist also ein grundsätzliches Element des Menschseins. Ob nicht die Propagandisten des neuen Digitalismus ohne mit der Wimper zu zucken, auf öffentliche Ressourcen zurück greifen (etwa durch das „Flugtaxi“), um privatwirtschaftliche Interessen zu bedienen? Ob dies nicht vollkommen vorbei und von vorgestern ist? Ob es nicht Ressourcen gibt, die nicht endlos sind und die deshalb des öffentlichen Schutzes bedürfen? Wasser oder Luft seien hier nur genannt. Ob ein wahrer Preis für ein Gut nicht solche Kosten an der Umwelt beinhalten müsste?
Dies hier war nur ein kleiner, assoziativer Überblick, ein Durchgang ohne Systematik, der freilich klar machen könnte, dass es im Bereich des Digitalismus Vieles erst zu bedenken gäbe, bevor es – quasi in der analogen Welt - verwirklicht werden sollte. Dass wir hier in Europa ein anderes Tempo haben, als in den bedingungslos optimistischen und technikgläubigen USA, sollte uns stolz machen und uns klar machen, dass wir hier in Europa unsere eigene Rolle spielen, dass wir ganz grundsätzlich eine andere Herangehensweise haben, die uns einen anderen Vorsprung vor der mit der Digitalisierung verbundenen Technikgläubigkeit anderer Kulturkreise verschafft.

Sonntag, 19. Juli 2020

Zeitreise?

Was schwirrt da an uns vorbei? Wie man mit der Zeit umgehen solle? Ob das noch eine Spätfolge des Lockdown ist? Es ist von Zeitreisen die Rede. Von Allgemeiner Relativitätstheorie, von vierdimensionaler Raumzeit und von Wurmlöchern. Die Quantenmechanik trägt auch ihr Teil dazu bei: Schrödingers Katze und Vielweltentheorie, - das Universum hat viele Dimensionen. Vielleicht wäre etwas Demut da angesagt. Herab steigen aus der Zukunft, ein alter Traum des SF. Dabei gibt es ein paar Paradoxien zu überwinden, innere Widersprüche. Logik: In die Vergangenheit reisen und dort ein paar Korrekturen am Leben vollziehen? Nun, das hätte vielleicht jene Folgen für unsere Gegenwart, die wir bisher abseits von „alternative facts“ noch nicht nachweisen konnten. Die Zeitreisenden müssten dann mitten unter uns sein, denn wir sind die Vergangenheit der Zukunft. Ob es verschiedene Versionen unseres Ichs und seines Einflusses auf den Fortgang der Dinge gibt? Ein bisschen Zeit mit Sauriern verbringen? Nun ja, wenn wir da etwas beeinflussen oder retten wollen: welchen Einfluss das wohl auf die heutige Realität hat, so, wie unser Gehirn sie abbildet? Die Azteken wollen uns schlachten, zum Menschenopfer machen.....wie kann man sich da noch rechtzeitig entziehen? Die Zeitmaschine in Griffweite haben? Die Welt ein bisschen verbessern, den Adolf killen?

Samstag, 18. Juli 2020

Maybe (Text)


MAYBE


Vielleicht stirbt jetzt im Moment ein
Kind an Hunger
vielleicht wird einer jetzt bekehrt
zum neuen Glück
vielleicht stöhnt einer seine Schmerzen jetzt
weil er gefoltert wird
vielleicht läuft einem das Wasser
im Munde zusammen
vielleicht platzt mir vor Verzweiflung der Schädel
maybe....


(lange her, als ich das geschrieben habe......über Gleichzeitigkeit, Synchronizität hat es C.G Jung genannt....)

Dienstag, 14. Juli 2020

Prominenz und Geld

Mir scheint, als würde sich diese Gesellschaft immer mehr aufteilen in die Namenlosen (Prekariat), die Mittelmäßigen (der oberen und unteren Mittelklasse) und dem Spitzenpersonal, den „Eliten“. Auch in und nach Zeiten der Krise. Diese „Eliten“ scheinen sich mir aus den unterschiedlichsten Gruppen zusammenzusetzen. Einzig durchgehende Konstante: Geld. Weniger Wissen oder Können. Alle haben wohl Geld. Dass sich in den Industriegesellschaften dabei immer mehr „Prominente“ in die Eliten mischen, scheint ein wichtiges Merkmal dieser Gruppe zu sein. So scheint sich die Messgröße „Erfolg“ immer mehr in unser Bewertungssystem zu schieben. Natürlich ist so etwas auch dem Wert "Geld" geschuldet. Mir fällt auf, dass sich immer mehr „Prominente“ für die Werbung hergeben, um für die scheinbar unmöglichsten Produkte Werbung zu machen, um für Dinge zu werben, die ihnen als Mensch peinlich wären. Gesichter und Erscheinungen, die durch Fernsehen, Kinoleinwand und Showbühne in das Bewusstsein der Massen gedrückt worden sind, prägen zunehmend das Geschehen.
Dabei fällt mir auf, dass genau jene „prominenten“ Personen bei jeder Gelegenheit ethisch einwandfreie und in jedem Sinne korrekte Sprüche auf das „Publikum“ hernieder lassen. Gerade jetzt, in Zeiten einer Krise, rufen sie auf und appellieren. Sie sondern Sprüche ab, - wie Werbeslogans. Politisch korrekt sein, so lautet das Gebot jeder Stunde. „Man solle doch, es solle doch…, Wir helfen...usw.“ 
Sie vertreten also recht oft in der Öffentlichkeit eine Art von Schizophrenie, von Doppelgesichtigkeit und Widerspruch, die mir typisch zu sein scheint. Alles soll, - aber bitte nicht für mich! ICH bin die Ausnahme mit dem Alleinstellungsmerkmal! Meine Selbstverwirklichung geht vor. Geschäftsinteressen und Identitätsinteressen scheinen hier geradezu mühelos Hand in Hand zu gehen. Zweigleisigkeit, Doppelmoral und Entfremdung von einer Identität scheinen mir geradezu Kennzeichen der Zeit in den industrialisierten und ach so „erfolgreichen“ Staaten zu sein. Diese Doppelgesichtigkeit baut darauf, dass es im „Publikum“ zunehmend als „normal“ gilt, sich und sein Image des Erfolgs für Geld zu anderen Zwecken (vor allem geschäftlicher Art) herzugeben und zu verkaufen.

Montag, 13. Juli 2020

Melancholie des Abends (Lyrik)


Melancholie des Abends (G. Trakl)



Der Wald, der sich verstorben breitet -
Und Schatten sind um ihn, wie Hecken.
Das Wild kommt zitternd aus Verstecken,
Indes ein Bach ganz leise gleitet


Und Farnen folgt und alten Steinen
Und silbern glänzt aus Laubgewinden.
Man hört ihn bald in schwarzen Schlünden -
Vielleicht, daß auch schon Sterne scheinen.


Der dunkle Plan scheint ohne Maßen,
Verstreute Dörfer, Sumpf und Weiher,
Und etwas täuscht dir vor ein Feuer.
Ein kalter Glanz huscht über Straßen.


Am Himmel ahnet man Bewegung,
Ein Heer von wilden Vögeln wandern
Nach jenen Ländern, schönen, andern.
Es steigt und sinkt des Rohres Regung.
(Georg Trakl. 1913)

Sonntag, 12. Juli 2020

Selbstliebe

Selbstliebe? Steht unter Verdacht. Sollte bloß nicht auf Optimierung oder „Selbstoptimierung“ hinführen. Möglichst. Egoismus oder Narzissmus würden zumindest in einer gewissen Ausprägung auch bedeuten, dass man das Ziel verfehlt hat. Doch wir bräuchten so etwas. Wahrnehmung von anderen erhöht unseren Selbstwert. Hat ohnehin alles etwas mit Selbstwert zu tun, weil der Mensch womöglich ein soziales Wesen ist. Das und der Erwerb von Selbstwert hat vielleicht wiederum etwas damit zu tun, welchen Anspruch wir an uns selbst haben. Diese beiden Größen scheinen voneinander abzuhängen. Selbstakzeptanz ist wohl auch wichtig. So wie man ist, mit allen Fehlern und dem Versagen, sich anzunehmen. Mit allen Schwächen und Stärken. Lernen, damit zu leben, damit umzugehen. Selbstvertrauen ist wichtig. Zu wissen, was man kann, was man könnte. Seine Leistungen abrufen können, zum richtigen Zeitpunkt, das verlangt diese Gesellschaft besonders. Soziale Fähigkeiten haben: ein Netz um sich. Freundschaften pflegen. Mit solchen Leuten kann ich auch einüben und dann immer weiter üben, wie man mit anderen Leuten umgeht. Ob aber die Zahl der „Freunde“ in einem sozialen Netzwerk solche soziale Kompetenz und Fähigkeit zur Freundschaft anzeigt? Einerseits öffnet sich ein sehr viel größerer Kreis an Menschen, andererseits entsteht wohl eine Oberflächlichkeit des Vielen und Austauschbaren. Man kann mit Essen oder TV fehlende Freundschaft kompensieren, mit Drogen auch: Gesundheitsfeindliche Mechanismen. Selbstzerstörung.


Samstag, 11. Juli 2020

Kurze Beine

Ich habe den Titel "Kurze Beine" gehört und mir ist durch den Sinn gegangen, dass Lügen leider manchmal auch lange Beine haben: Da ist der Einfluss der Pharmaindustrie auf das Menschsein als aktuelles Beispiel. Sie nehmen Einfluss, sie kaufen auf, sie reden schön, sie lenken Informationen, sie geben "die richtigen" Untersuchungen in Auftrag, sie betreiben Lobby-Arbeit, sie setzen unter Druck, sie lassen aus, sie dramatisieren, sie verschweigen, sie blockieren...usw....es ist eine lange Folge von.… Lügen.…, die leider sehr lange Beine haben, indem sie sich als gelenkte "Wahrheit" in unser Dasein mischen. "Sind wir nicht alle ein bisschen korrupt?" fragte neulich ein ehemaliger Kollege, der sich jetzt der Öffentlichkeit neu verkauft und dazu Interviews gibt...… wow, diese Grauzonen! diese retouchierten Wirklichkeiten! Wo steht man da? Man sieht sich selbst zu.... nimmt Maßstäbe wahr, die sich später als etwas ganz anderes darstellen......


Donnerstag, 9. Juli 2020

Valerie (10)

Die Dinge näher an die Menschen rücken lassen, von denen er einer war, die Dinge näher, gleichsam außer sich selbst sehen zu wollen, das erschien ihm nicht abseitig und verstiegen. Der Alltag stellte ihm ja manche Mittel dazu zur Verfügung, genormte Träume, Fernsehen, Musik, Kino, Literatur, die ja in diesem Sinne Ersatz sein mochten. Drogen gestatteten auf eine gewisse Zeit, sich anderswohin zu flüchten, aus der monotonen Leere geschlossener Systeme heraus in private Anarchien. Er hatte davon Gebrauch gemacht und schätzte ihre unverbindliche Vorläufigkeit. Nun also wollte er beginnen, mit der Realität zu probieren, nicht nur in Gedanken, im Kopf, diese bizarre Bühne zu pflegen, auf der die seltsamsten Stücke gespielt wurden und in denen er als Spieler teilnahm oder im Publikum saß und sich immer weniger amüsierte. Er wollte damit auf den Prüfstand, Versuchsballons steigen lassen und neugierig sein...You can have it, if you want it“ hörte er eine Stimme aus dem Radio säuseln. Er musste grinsen. Er dachte an Seeleute, Piratengeschichten und einarmige Banditen, die das Glück herausforderten, an Schiffe in Seenot und diese berühmten Figuren, die sich als einzige an den Strand einer unbewohnten Insel retten konnten. Er dachte aber auch an die Haufen gestrandeter Leichen, Flüchtlinge, vor einer Macht, die ihnen die Bedingungen ihrer Existenz diktieren wollte. Aufgedunsen und halb verwest, teilweise erschossen und teilweise ertrunken.

Mittwoch, 8. Juli 2020

Einheit der Person und Tod

Wo ist das Ende, wo ist der Tod? Für mich ist Tod nichts, was am Ende des Lebens passiert, sondern kann eine Einstellung zum Leben markieren. Manchmal. Er ragt hinein in unsere Existenz, in unser tägliches Leben. Er hält unsere mühsam zusammen geschusterte Identität zusammen. Einheit der Person? Zumindest gefährdet. Wer schon einmal sehr ernst krank war, weiß sehr unmittelbar, was ich meine. Der Tod begleitet uns täglich und hilft uns, unser Leben ein bisschen besser zu verstehen. Im besten Falle. Die Menschen wollen dem Tod möglichst aus dem Weg gehen, ihn ignorieren. Jeder Friedhof, jedes Altenheim ist ein Beleg dafür. Wir versuchen, ihn zu verbannen, ihn als letztes großes Tabu aus dem Alltag hinweg zu zaubern. Es gibt Gerüchte und Erkenntnisse, dass gewisse Firmen im Silicon Valley ihn hinauszögern wollen. Ob der Tod etwas ist, worüber man ganz im Sinne Wittgensteins nicht reden sollte? Etwas Unbegreifliches? Etwas Größeres als wir? Ich glaube, wenn du erkennst, dass die Zeit jede Minute, jeden Tag verrinnt, dass du keine Gelegenheit hast, gemachte Fehler zu korrigieren, dann erkennst du, dass du den Moment irgendwie festhalten solltest. Du hast eine Verpflichtung gegenüber dem Leben.

Dienstag, 7. Juli 2020

Gesinnungswirklichkeiten


Ein extremes Beispiel mit Aufregerpotential einer Lebenswirklichkeit und Lebenswelt wurde jüngst bekannt: Der ehemalige Parteivorsitzende einer sich als sozial gerierenden Partei hatte wohl noch im März des laufenden Jahres als Lobbyist und „Berater“ bei einer sehr großen Fleischverarbeitenden Firma, die mit schweren Folgen in die Schlagzeilen geraten sollte, angeheuert. Die Kleinigkeit von 10 000 Euro pro Monat soll ihm dafür überwiesen worden sein, plus großzügigen und oft vierstelligen Zulagen und Spesen. Eine Schlagzeile dazu und Zitat ging als Behauptung dieses ehemaligen Parteivorsitzenden durch die veröffentlichte Meinung: „Für normale Menschen ist das viel Geld“. Unausgesprochen steht dabei: Für meine Verhältnisse ist das höchstens „normal“. Auf einem Parteitag des Jahres 2009 soll er gesagt haben: "Wir dürfen uns nicht zurückziehen in die Vorstandsetagen, in die Sitzungsräume. Unsere Politik wirkt manchmal aseptisch, klinisch rein, durchgestylt, synthetisch. Und das müssen wir ändern. Wir müssen raus ins Leben; da, wo es laut ist; da, wo es brodelt; da wo es manchmal riecht, gelegentlich auch stinkt. Wir müssen dahin, wo es anstrengend ist. Weil nur da, wo es anstrengend ist, da ist das Leben." Ein ehemaliger Kanzlerkandidat und ein ehemaliger Kanzler dieser Partei scheinen ähnlich unterwegs zu sein. Es werden von diesen Personen also solche Sprüche ausgeworfen, um zu kaschieren, dass man längst in einer anderen Welt mit anderen finanziellen Ausstattungen als die der „Normalen“ lebt. Ob solche Gegebenheiten, die natürlich sofort und überall mit dem Reflex „Sozialneid“ gekontert werden, dieser Partei und dem Vertrauen ins politische System nutzen? Zumindest ist dies wohl ein gutes Beispiel für reichlich verschiedene Lebenswirklichkeiten....

Montag, 6. Juli 2020

Klarer Blick auf das, was der Fall ist

Wir gaben uns entsetzt angesichts der nun allzu offensichtlich gewordenen Arbeitsverhältnisse in der gesamten Fleischindustrie. Die sich daran knüpfende Wohnsituation? Beschämend. Als Pointe erschien es uns zuletzt, dass ein ehemaliger Parteivorsitzender einer sich sozial gebenden Partei hierbei offenbar als Berater „wirkte“, selbstverständlich gegen ein Honorar, das viele „Normalverdienende“ als fürstlich empfinden würden. Was da sichtbar wurde, schien hässlich und einer Industriegesellschaft nicht würdig. Doch ein paar technische Korrekturen hier und da, das in Aussicht gestellte Verbot von gewissen Arbeitsvertragsverhältnissen, ein Lockdown zuungunsten der allgemeinen Bevölkerung und – die Lage konnte sich beruhigen. Dabei schien die Politik samt ihrer Vertreter sich an allgemeiner Betroffenheit gegenseitig geradezu zu überbieten und gab nahezu jeden Tag Pressekonferenzen, bei denen sie ihrem Entsetzen Ausdruck gab. Dabei musste gerade sie schon jahrelang von den Verhältnissen Kenntnis gehabt haben, selbst mir selbst waren diese Arbeitsverhältnisse mit ausbeuterischen Zügen schon lange bekannt. Auch gab es gewisse, sehr sichtbare Querverbindungen zur fußballenden Unterhaltungsindustrie, deren Kommerzialisierung geradezu bizarre Züge annahm und die sich zunehmend etwas fragwürdiger „Sponsoren“ bediente. Alles unter dem Druck, sich möglichst profitabel zu gerieren.
Doch dahinter gehen diejenigen Fakten unter, die belegen, dass es für unsere Gesellschaft viele Arbeitssklaven gibt, die gegen geringen Lohn für den Wohlstand der Industriegesellschaften schuften. Wie steht es etwa mit der Obst- und Gemüseindustrie? In Europa, dem Kontinent des „green deal“ und der Nobelpreishonorierten Menschenrechte? Auch hier ist längst bekannt, dass meist Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern unter menschenunwürdigen Verhältnissen und zu katastrophalen Löhnen schuften müssen, um einigermaßen und extrem vorläufig über die Runden zu kommen. Der Druck erhöht sich hierbei noch dadurch, dass sie meist „illegal“ eingewandert sind und sich dadurch gezwungen sehen, unter dem Radar der „offiziellen“ Gesetzgebung zu vegetieren, sich kriminellen Kräften auszuliefern. Auch hier ist alles längst bekannt. Ob Corona noch den Blick darauf frei gibt? Oder der Druck in der Bekleidungsindustrie, der in mittlerweile zurück liegender Vergangenheit zu einem katastrophalen Unglück in Bangla Desh geführt hat. Was für Krokodilstränen wurden da vergossen, wie intensiv wurde da Besserung gelobt! Ob ausreichende Maßnahmen eingeleitet wurden, ob die Misstände abgestellt wurden? Im Großen und Ganzen scheint sich das Besserungsversprechen auf ein paar Selbstverpflichtungen beschränkt zu haben, deren Einführung von Journalisten besser nicht überprüft werden. Es ist ja kein Druck vorhanden und es könnte solche Investigation ja zu beschämenden Ergebnissen führen. Es ist bei uns im Hinblick auf solche Dinge meist von „globalem Wettbewerbsdruck“ die Rede, der vieles von dem rechtfertige, was auch als „Sklavenarbeit“ bezeichnet werden könnte. Dass gewisse Kräfte in dieser Gesellschaft erheblich an solchen Misständen verdienen und es bestenfalls als naiv erscheint, wenn von „Freiwilligkeit“ in diesem Zusammenhang die Rede ist, wird offenbar von einer geneigten Öffentlichkeit hierzulande allzu gerne ausgeblendet, um bei gewissen Krisen, wie etwa der derzeit grassierenden Pandemie, quälend sichtbar zu werden. Besonders die Vertreter der Politik geben sich dann entsetzt, um schließlich Maßnahmen des Krisenmanagments zu ergreifen, die die eigene Bevölkerung schützen sollen, die Verhältnisse unter dem Deckmäntelchen der „Marktwirtschaft“ aber aufrecht erhalten oder irgendwie ins Anonyme verlängern. Treten solche Politiker aus ihrer aktiven Laufbahn aus, so schließen sie meist gut dotierte Beraterverträge bei Firmen ab, die sich als Hüter des wohlverdienten Wohlstands gerieren und dieses Land „schöner machen“. „Uns geht es gut?“. Nun ja.

Sonntag, 5. Juli 2020

Guten Morgen!

Diese in den TV-Medien allzeit lächelnd easy dreinblickenden Gesichter der Morgenprogramme, die gezielt aufs Mittelmaß hin designt und gestylt eine möglichst breit über die Mehrheit des Publikums definierte Kundschaft ansprechen wollen, diese sich oft jung dynamisch gebenden und gespielt gut gelaunten Allerweltsidioten als Moderatoren, die DampfplaudererInnen, die hineinbegleiten sollen in den Tag, diese fortwährend bewundernd anbetenden Bemerkungen über „die Stars“ und die flapsig grinsenden Bemerkungen über stark ungepflegt verwitterte Esoterik-Auswege, dieses coole Wissen um die eigene gepflegte und von beträchtlichen finanziellen Möglichkeiten unterfütterte Alltäglichkeit, - wie sie mich anwidern! Sie repräsentieren mir diese Gesellschaft, deren unteres Drittel total weggerutscht ist unter der gepflegten Langeweile ihrer Unterhalter und Bespaßer. Mich stört diese Unehrlichkeit, diese Gestelltheit, der nicht mit der von den Programmmachern sofort als Alternative genannten schlechten Laune beizukommen wäre. Nein, mir schwebt vielmehr eine gewisse Ehrlichkeit vor, die im Angriff auf den Alltag Mut macht, ohne die eigene Wahrnehmungsblase zu füttern und sich willfährig einer Sphäre des vermeintlichen Glamour und Glitzers zu unterwerfen. Es könnte dabei ein Grundgefühl prägend sein, dass wir besonders in/nach Zeiten der Krise empfinden könnten: Schön ist, dass wir da sein dürfen! 


Freitag, 3. Juli 2020

Mobil in die Zukunft?


Man will ja nicht gegen die E-Mobilität polemisieren! Die ist ja auch in der öffentlichen Meinung heilig gesprochen und wird vom Staat hoch subventioniert. Wobei wir schon beim Thema wären: gibt es eigentlich genügend Aufladesäulen? Zu einem günstigen Preis? Es scheint ja, dass da Kohle gemacht wird und der auf diesem Wege bezogene Strom recht teuer ist. Naja, die Grünen-Klientel kann das locker bezahlen…. alles okay. Wie sieht es eigentlich mit den Reichweiten aus? Ich habe Verwandte in der Schweiz und habe mir ausgerechnet, dass das mit einem Stromauto nicht erreichbar ist, es sei denn, man könnte sich einen Tesla leisten. Ausweichen auf den Zug? Ist bisher sehr unpünktlich und in jeder Hinsicht schlecht, gerade in Pandemie-Zeiten. Scheint außerhalb der Strecke Berlin-Hamburg (Nachtigall, ich hör‘ dir trapsen! Abgeordnete sind ja so wichtig, dass sie das auf ihrer Hauptlinie aus Berlin heraus dringend brauchen…). Neulich ist wohl ein Tesla abgebrannt und die Feuerwehr wusste offenbar nicht, wie mit einem solchen Brand umzugehen sei. Es scheint ziemlich schwierig, Lithium-Ionen-Batterien zu löschen (was auch an den diesbezüglichen Warnungen zum Smartphone zu sehen ist...). Die Feuerwehr hat jetzt einen eigenen Mechanismus in Gang gebracht, bei dem das ganze Fahrzeug unter Wasser gesetzt wird. Selbstverständlich ist dieses Wasser nach hoffentlich geglückter Löschung total verseucht und Sondermüll. Ob das ein wünschenswerter Zustand ist? Und überhaupt, wie sieht es denn mit der Entsorgung dieser Batterien aus, für die bestimmte Areale in Südamerika heftig ausgebeutet und geradezu vernichtet werden. Ob China inzwischen eine Trendwende vollzogen hat und E-Fahrzeuge sehr viel weniger fördert? Ob dieses Land eine Zukunft eher in synthetischen Treibstoffen sieht, auch weil der CO2-Ausstoß auf diesem Wege gewaltig reduziert werden könnte? (diese hätten vielleicht auch den Vorteil, dass das vorhandene Tankstellennetz genutzt werden könnte). Ob wir wirklich auf einem Weg in die Zukunft sind?

Donnerstag, 2. Juli 2020

Was jetzt ist


Ach, wie schnell doch die Zeit vergeht! Eben war noch von neuer Achtsamkeit, von Entschleunigung und Besinnung die Rede, auch die Natur sollte davon profitieren. Ein Blick nach außen zeigte keine Flugzeuge mehr am Horizont, die verschiedensten Vögel sollen auch etwas von der neuen Ruhe haben. Alles schon durch? Jetzt eben soll alles möglichst schnell in die „Normalität“ übergeführt werden. Besucher in den Alten- und Pflegeheimen kommen zuletzt. Riesige Konjunkturprogramme sind jedenfalls mit Wumms auf dem Weg in Deutschland, alle mögliche Dinge sind wieder zugelassen, wegen des großartig bewährten Föderalismus blickt man es noch nicht so richtig, um was es da die eigene Person betreffend geht. Amthor, Lobbyismus im Parlament und „Black life matters“ bzw. Rassismus kam noch inzwischen dazwischen... Wie steht es eigentlich um die Maskenpflicht? Auf jeden Fall sind die Werte jetzt gut und der R-Faktor kippt auch immer mehr Richtung Null. Einen Impfstoff gibt es zwar noch nicht, die amerikanische Regierung scheint sich aber schon möglichst viele (nahezu alle) Dosen des Medikaments Remdesivir gesichert zu haben. „America first“! Nun ja, bei den Infektionszahlen sind sie ja schon mal Spitze! Brasilien und Russland scheinen da dicht auf der Spur zu sein!

Mittwoch, 1. Juli 2020

Hymne an die Schönheit (Friedrich Hölderlin, 1770-1843)

Hymne an die Schönheit


Erste Fassung

Hab ich vor der Götter Ohren,
Zauberische Muse, dir
Lieb und Treue nicht geschworen?
Sankst du nicht in Lust verloren
Glühend in die Arme mir? -
Ha! so wall' ich ohne Zagen,
Durch die Liebe froh und kühn,
Lächelnd zu den Höhen hin,
Wo die letzten Nächte tagen,
Wo der Sonnen letzte schien.

Waltend über Orionen,
Wo der Sterne Klang verhallt,
Lächelt, opfernden Dämonen
Mit der Liebe Blick zu lohnen,
Schönheit in der Urgestalt;
Dort dem hohen Götterglanze
Der Gebieterin zu nahn,
Flammet Lieb und Stolz mich an,
Denn mit hellem Siegeskranze
Lohnet sie die kühne Bahn.

Reinere Begeisterungen
Trinkt die freie Seele schon,
Meines Lebens Peinigungen
Hat die neue Lust verschlungen,
Nacht und Wolke sind entflohn;
Wann im schreckenden Gerichte
Schnell der Welten Achse bricht,
Hier erbebt die Liebe nicht,
Wo von ihrem Angesichte
Lieb' und Göttergröße spricht.

Stiegst du so zur Erde nieder,
Hohe süße Zauberin!
Ha! der Staub erwachte wieder
Und des Kummers morsche Glieder
Hüpften üppig vor dir hin;
Von der Liebe Blick betroffen
Bebt' und küßte brüderlich
Groll und wilder Hader sich,
Wie der Himmel, hell und offen
Grüßten Wahn und Irre dich.

Schon im grünen Erdenrunde
Schmeckt ich hohen Vorgenuß,
Bebend dir am Göttermunde
Trank ich früh der Weihestunde
Süßen mütterlichen Kuß;
Fremde meinem Kindersinne
Folgte mir zu Wies' und Wald
Die arkadische Gestalt.
Ha! und staunend ward ich inne
Ihres Zaubers Allgewalt.

In den Tiefen und den Höhen
Der erfreuenden Natur
Fand ich, Wonne zu erspähen
Von der Holdin ausersehen,
Liebetrunken ihre Spur;
Wo das Tal der Blumenhügel
Freundlich in die Arme schloß,
Wo die Quelle niederfloß
In den klaren Wasserspiegel,
Fand ich Spuren, hold und groß!

Glühend an der Purpurwange
Sanft berührt vom Lockenhaar,
Von der Lippe, süß und bange
Bebend in dem Liebesdrange,
Vom geschloßnen Augenpaar, -
In der hohen Meisterzüge
Wonniglicher Harmonie,
In der Stimme Melodie
Fand, verraten ihrem Siege,
Fand die trunkne Seele Sie.