Du
wunderst dich. Wie geht das? Alle beklagen sich, dass es ihnen
finanziell schlecht geht. Alle müssen tiefe Einschnitte hinnehmen.
Niemand hat Geld, alle haben Angst. Und draußen fahren die dicken
Limousinen, denen du nachschaust und deren Wert deinen kompletten
Lebensabend sichern könnten. Denn: alle sollen ja jetzt an ihre
private Absicherung denken. Gleichzeitig werden Arbeitsplätze
abgebaut, es gibt immer weniger Geld, was dafür eingesetzt werden
könnte. Viele haben reichlich damit zu tun, ihre Existenz von Tag
zu Tag abzusichern. Wie soll man das an konstruktive Altersvorsorge
denken? Die Regierung besteuert offenbar Betriebsrenten zusätzlich, um Geld
für die Krankenversicherung zu haben. Die Mindestverzinsungen für
Lebens- und Rentenversicherungen werden gesenkt. Ist eine
Rentenversicherung da noch eine reale Möglichkeit?
Die
Reichen tragen ihren Reichtum immer hemmungs- und schamloser zur
Schau und werden dafür vom darbenden Volk beklatscht. Die Leute
träumen sich hinein in eine bessere Existenz,in diejenigen, die
Glück gehabt haben. In diejenigen, die etwas besonders gut können.
Wie Michael Schumacher, der gut Auto fahren kann. Brot und Spiele.
Arrogante Gesichter, wie jenes von Boris Becker, werden angebetet.
Die absurde Personifizierung des Leistungsprinzips. Oder Verona
Feldbusch. Die groteske Verneinung des Leistungsprinzips. Werden
Nobelpreisträger angebetet, Personen, die in Entwicklungsländern
Dienst am Menschen tun, die helfen und Erfahrungen weitergeben?
Menschen, die etwas zu sagen haben, die Charakter haben? Es werden
Charakterdarsteller, Schauspieler, wie sie zu Massen in den
Talkrunden sitzen, angebetet. Der Schein regiert absolut, während
die Realität immer mehr durch die Fugen und Ritzen drängt.
Von
Politikern, die nie einen Gedanken an ihre Altersvorsorge verschwenden
müssen, wird uns mit ernstem Augenaufschlag gesagt, dass kein Geld
mehr für die Rente da ist. Dass es nix mehr zu verteilen gibt. Dass
alle den Gürtel enger schnallen müssen. Desgleichen von
Vorstandsvorsitzenden, die sich gerade eben, in den schlechtesten
Zeiten, die Aufbesserung ihres Salärs um lächerliche 50 und mehr
Prozent selbst genehmigt haben und völlig davon überzeugt sind,
dass sie das 500fache eines Facharbeiters verdienen müssen, weil sie
ja so viel wert sind, weil das, was sie tun, so viel wert ist.
Logisch, denn sie haben ja auch mehr Verantwortung. Die
Verantwortung, an Intrigen von Ihresgleichen und ihren eigenen
Profilierungsneurosen scheitern und dann eine dicke Abfindung
kassieren zu müssen. Draußen zu stehen, und sich dann mit ein paar
lumpigen Aufsichtsratsposten über Wasser halten zu müssen. Diese
Gesichter sind ja so aussagekräftig. Die besserwisserische Arroganz ist
einen tief eingraviert.Die Tonangeber. Die Dirigenten. Einer muss ja
führen, o heißt es im Volksmund, - sonst passiert nie etwas. Sie
sind ja nur aufgrund ihrer Rücksichtslosigkeit ganz nach oben
gekommen, Sie haben das Karrierespiel besser als andere gespielt.
Dies ist ein System, das die Raffgier und die Rücksichtslosigkeit
planmäßig fördert und es aus dem Menschen herauskitzelt.
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