Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 2. März 2020

Zeit spielt mit Alter

DIES IST EIN TEXT, DEN ICH VOR FAST ZWEI JAHRZEHNTEN AUFGESCHRIEBEN HABE. ER TRÄGT VIEL ZEITGEIST, STRAHLT ABER AUCH BESTÜRZENDE AKTUALITÄT AUS:


Du wunderst dich. Wie geht das? Alle beklagen sich, dass es ihnen finanziell schlecht geht. Alle müssen tiefe Einschnitte hinnehmen. Niemand hat Geld, alle haben Angst. Und draußen fahren die dicken Limousinen, denen du nachschaust und deren Wert deinen kompletten Lebensabend sichern könnten. Denn: alle sollen ja jetzt an ihre private Absicherung denken. Gleichzeitig werden Arbeitsplätze abgebaut, es gibt immer weniger Geld, was dafür eingesetzt werden könnte. Viele haben reichlich damit zu tun, ihre Existenz von Tag zu Tag abzusichern. Wie soll man das an konstruktive Altersvorsorge denken? Die Regierung besteuert offenbar Betriebsrenten zusätzlich, um Geld für die Krankenversicherung zu haben. Die Mindestverzinsungen für Lebens- und Rentenversicherungen werden gesenkt. Ist eine Rentenversicherung da noch eine reale Möglichkeit?

Die Reichen tragen ihren Reichtum immer hemmungs- und schamloser zur Schau und werden dafür vom darbenden Volk beklatscht. Die Leute träumen sich hinein in eine bessere Existenz,in diejenigen, die Glück gehabt haben. In diejenigen, die etwas besonders gut können. Wie Michael Schumacher, der gut Auto fahren kann. Brot und Spiele. Arrogante Gesichter, wie jenes von Boris Becker, werden angebetet. Die absurde Personifizierung des Leistungsprinzips. Oder Verona Feldbusch. Die groteske Verneinung des Leistungsprinzips. Werden Nobelpreisträger angebetet, Personen, die in Entwicklungsländern Dienst am Menschen tun, die helfen und Erfahrungen weitergeben? Menschen, die etwas zu sagen haben, die Charakter haben? Es werden Charakterdarsteller, Schauspieler, wie sie zu Massen in den Talkrunden sitzen, angebetet. Der Schein regiert absolut, während die Realität immer mehr durch die Fugen und Ritzen drängt.
Von Politikern, die nie einen Gedanken an ihre Altersvorsorge verschwenden müssen, wird uns mit ernstem Augenaufschlag gesagt, dass kein Geld mehr für die Rente da ist. Dass es nix mehr zu verteilen gibt. Dass alle den Gürtel enger schnallen müssen. Desgleichen von Vorstandsvorsitzenden, die sich gerade eben, in den schlechtesten Zeiten, die Aufbesserung ihres Salärs um lächerliche 50 und mehr Prozent selbst genehmigt haben und völlig davon überzeugt sind, dass sie das 500fache eines Facharbeiters verdienen müssen, weil sie ja so viel wert sind, weil das, was sie tun, so viel wert ist. Logisch, denn sie haben ja auch mehr Verantwortung. Die Verantwortung, an Intrigen von Ihresgleichen und ihren eigenen Profilierungsneurosen scheitern und dann eine dicke Abfindung kassieren zu müssen. Draußen zu stehen, und sich dann mit ein paar lumpigen Aufsichtsratsposten über Wasser halten zu müssen. Diese Gesichter  sind ja so aussagekräftig. Die besserwisserische Arroganz ist einen tief eingraviert.Die Tonangeber. Die Dirigenten. Einer muss ja führen, o heißt es im Volksmund, - sonst passiert nie etwas. Sie sind ja nur aufgrund ihrer Rücksichtslosigkeit ganz nach oben gekommen, Sie haben das Karrierespiel besser als andere gespielt. Dies ist ein System, das die Raffgier und die Rücksichtslosigkeit planmäßig fördert und es aus dem Menschen herauskitzelt.

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