Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 23. März 2020

Trickle-Down-Theory (2)

Was ich im Gespräch erfahren habe: „Steuervermeidung“ scheint ein ganzer Industriezweig geworden zu sein, der kräftig brummt. Gigantische Summen im hohen Milliardenbereich scheint dies die Allgemeinheit zu kosten. Dabei scheinen manche Steuervermeidungsmodelle extrem kompliziert und verwirrend zu sein. Es gibt eine große Anzahl von Steuerberatern, darunter viel ehemalige Mitarbeiter des Finanzamts, die sich mit dieser Materie fortwährend beschäftigen und ihre Dienste verkaufen wollen. Sie scheinen den Umstand zu nutzen, dass Unternehmen und Steuerbehörden schon seit langem auf „Schmusekurs“ gingen und sich und ihr Gebaren gerne hinter öffentlichkeitswirksamen und von kostspieliger PR-Beratung gestützten Aktionen verbargen. „Steuerbeamte wurden mit hohen Zahlungen belohnt, und zwar für den Aufbau einer gelungen „Partnerschaft zwischen Unternehmen und Behörde“. Diese Form der „Kooperation war oft wichtiger, als dem Gemeinwohl zu nützen“, lässt ein unerkannt bleibender Finanzjongleur dazu verlauten. Damit wurde der Versuch unternommen, diejenigen zu belohnen, die ihren Job nicht machen und gewissen Unternehmen zuzuarbeiten. So werden offenbar auch hoch entwickelte Industrieländer zur Steueroase. Dies war offenbar nur möglich, weil verantwortliche Politiker vom Trickle-Down“-Effekt überzeugt waren, also der Auffassung, dass der Reichtum des oberen Prozents der Supperreichen in breitere Bereiche der Gesellschaft einsickern würde, weil es ja letztenendes wieder in die Produktion investiert würde. Auf diese Weise entstand ein Wettbewerb unter den Industrieländern, bei dem es darum ging, den Spitzensteuersatz immer weiter zu senken. Doch ob dies die soziale Schere immer weiter öffnet? „Eine Gesellschaft floriert, wenn Menschen ihre Stärken entfalten können“ sagt in den achtziger Jahren die britische Premierministerin Margret Thatcher dazu. „Reichtum, den sie schaffen, hilft uns allen. Wenn Stärken und Schwächen ungleich verteilt sind, bedeutet die Förderung von Potential mehr Ungleichheit. Gleichzeitig kann man den sozial Schwachen besser helfen, weil die Mittel dazu vorhanden sind.“. Dahinter scheint die Vorstellung zu stehen, dass niedrige Steuern die Konjunktur beleben würden. Die Schaffung von Reichtum müsse dem Markt überlassen werden – und nicht der Regierung. Aus diesem Grunde solle man die Vermögenden möglichst von der Steuerpflicht befreien. Die Reichen zu besteuern, könnte die Gesellschaft insgesamt ärmer machen. Verteilt man die Steuern der Reichen unter den Armen, so sind viel arm und niemand reich. Nun ja, solche Ansichten scheinen den Neoliberalismus und die sich an ihn knüpfende Politik auf den Punkt zu bringen.

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