Das Folgende scheint in einem seltsamen Kontrast dazu zu stehen, über was wir uns gestern unter Überschrift "Neubau" hier gewundert hatten. Ob wir zudem schon manchmal
daran gedacht hatten, dass (und wie) die amtierende Kanzlerin ihr Wort „Wir schaffen
das“ gesagt hatte, damals 2015? Wir hatten uns schon damals
gefragt, wer das sein solle, dieses „Wir“? Doch in der Art dieses
jetzigen Deutschland wurde die Frage abgebügelt, verdrängt,
geregelt, weggedrückt. Spätestens mit dem extremen
Wohnungsnotstand, der derzeit herrscht, kam die Frage neu auf. Ob es
etwa diejenigen sind, die unter dem Wohnungsnotstand leiden, die auf
kostengünstiges Wohnen angewiesen sind? Die im Wettbewerb mit jenen
stehen, die als „Mitbewerber“ neu hinzu gekommen sind? Natürlich
wurde von seiten der Regierung herumgetrickst, wurde abgelenkt mit
kleinen kosmetischen Maßnahmen (etwa dem „Baukindergeld“), die
nichts am Notstand ändern und genau davon ablenken sollen, dass der
Staat Sozialwohnungen im großen Maßstab an „Privatinvestoren“
verhökert hat, die inzwischen oft an der Börse notiert und darauf
angewiesen sind, eine möglichst große Rendite zu erwirtschaften.
Auch haben sich gewisse städtebauliche Trends umgekehrt (was
freilich zu erwarten war): Der Trend zur Schrumpfung der Städte hat
sich umgekehrt, Massenwohnungsbau wurde unattraktiv. Eine Menge an
Einzelwohnungen wurde gebaut, dem neoliberalen Trend folgend. Diese
Wohnungen wurden „vermarktet“ nach allen Regeln der Kunst. In der
Regel kamen dabei Vermögende zum Zug. Mittlerweile ist dieser Trend
dahingehend gekippt, dass Spekulanten aus dem Ausland sich der Reste
dieser Wohnungen „angenommen“ haben und mächtig am
Immobilienmarkt mitmischen. Der soziale Wohnungsbau scheint
eingeschlafen zu sein, Städte zeigen sich des von mächtigen
Immobilieninteressen gelenkten Marktes weitgehend ohnmächtig. Der
„freie Markt“ solle es richten, fordern gewisse Parteien im
Reichstag. Doch Tatsache scheint doch so zu sein, dass der „freie
Markt“ unfähig zu sein scheint, dass er im Gegenteil, die
Wohnungsnot noch forciert. Irgendwelchen Bestrebungen, dem zu
begegnen, wird regelmäßig mit dem Gespenst „Sozialismus“
gedroht. Der „Freie Markt“ folgt Profitinteressen, was auch nicht
verwerflich ist. Man sollte sich bloß in keine Lüge dergestalt
hinein flüchten, dass es finanziell attraktiv werden solle,
Sozialwohnungen. Das ist nicht der Fall, solange anderswo deutlich
bessere Renditen zu erzielen sind. Erst ein Marktüberschuss lasse
die Preise fallen, so verheißen neoliberale Geister seit vielen
Jahren und bauen fidel an ihren 150 Quadratmeter-Wohnungen weiter,
mit denen auch ein beträchtliches Umweltproblem geschaffen wird.
Bisher scheint die neoliberale Rechnung jedenfalls nicht aufgegangen
zu sein. Im Gegenteil, die Preise steigen immer schneller in
astronomische Höhen.
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