Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 9. Februar 2019

Wohnungs(neu)bau (1)

Das Folgende scheint in einem seltsamen Kontrast dazu zu stehen, über was wir uns gestern unter Überschrift "Neubau" hier gewundert hatten. Ob wir zudem schon manchmal daran gedacht hatten, dass (und wie) die amtierende Kanzlerin ihr Wort „Wir schaffen das“ gesagt hatte, damals 2015? Wir hatten uns schon damals gefragt, wer das sein solle, dieses „Wir“? Doch in der Art dieses jetzigen Deutschland wurde die Frage abgebügelt, verdrängt, geregelt, weggedrückt. Spätestens mit dem extremen Wohnungsnotstand, der derzeit herrscht, kam die Frage neu auf. Ob es etwa diejenigen sind, die unter dem Wohnungsnotstand leiden, die auf kostengünstiges Wohnen angewiesen sind? Die im Wettbewerb mit jenen stehen, die als „Mitbewerber“ neu hinzu gekommen sind? Natürlich wurde von seiten der Regierung herumgetrickst, wurde abgelenkt mit kleinen kosmetischen Maßnahmen (etwa dem „Baukindergeld“), die nichts am Notstand ändern und genau davon ablenken sollen, dass der Staat Sozialwohnungen im großen Maßstab an „Privatinvestoren“ verhökert hat, die inzwischen oft an der Börse notiert und darauf angewiesen sind, eine möglichst große Rendite zu erwirtschaften. Auch haben sich gewisse städtebauliche Trends umgekehrt (was freilich zu erwarten war): Der Trend zur Schrumpfung der Städte hat sich umgekehrt, Massenwohnungsbau wurde unattraktiv. Eine Menge an Einzelwohnungen wurde gebaut, dem neoliberalen Trend folgend. Diese Wohnungen wurden „vermarktet“ nach allen Regeln der Kunst. In der Regel kamen dabei Vermögende zum Zug. Mittlerweile ist dieser Trend dahingehend gekippt, dass Spekulanten aus dem Ausland sich der Reste dieser Wohnungen „angenommen“ haben und mächtig am Immobilienmarkt mitmischen. Der soziale Wohnungsbau scheint eingeschlafen zu sein, Städte zeigen sich des von mächtigen Immobilieninteressen gelenkten Marktes weitgehend ohnmächtig. Der „freie Markt“ solle es richten, fordern gewisse Parteien im Reichstag. Doch Tatsache scheint doch so zu sein, dass der „freie Markt“ unfähig zu sein scheint, dass er im Gegenteil, die Wohnungsnot noch forciert. Irgendwelchen Bestrebungen, dem zu begegnen, wird regelmäßig mit dem Gespenst „Sozialismus“ gedroht. Der „Freie Markt“ folgt Profitinteressen, was auch nicht verwerflich ist. Man sollte sich bloß in keine Lüge dergestalt hinein flüchten, dass es finanziell attraktiv werden solle, Sozialwohnungen. Das ist nicht der Fall, solange anderswo deutlich bessere Renditen zu erzielen sind. Erst ein Marktüberschuss lasse die Preise fallen, so verheißen neoliberale Geister seit vielen Jahren und bauen fidel an ihren 150 Quadratmeter-Wohnungen weiter, mit denen auch ein beträchtliches Umweltproblem geschaffen wird. Bisher scheint die neoliberale Rechnung jedenfalls nicht aufgegangen zu sein. Im Gegenteil, die Preise steigen immer schneller in astronomische Höhen.     

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