Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 15. Februar 2019

Tierische Welt

Was mich schon immer fasziniert hat: ein Sichhineinversetzen in Tiere. Ein Sichhineinversetzen in andere Welten, andere Blickweisen, andere Notwendigkeiten, andere Bestrebungen usw. … einen anderen Kosmos. Das hatte womöglich einen Auswuchs, als mir einst eine Rennmaus geschenkt wurde und ich mein ganzes damaliges Zimmer zu einer Art Rennmausbau zu machen versuchte, indem ich Drainageröhren zu Bau- oder Nestbehausungen legte, in denen dann bevorzugt nachts die Rennmaus rannte. Ich glaube, ich wollte mit Amadäus, - so ihr Name – zusammenleben. Ich wollte sehen und erfahren, was sie bewegte, was sie beeindruckte, was sie prägte. Das Bemühen, eine Geschlechtsgenossin beizuschaffen, ging fürchterlich daneben. Man behakte sich und verbiss sich auf das Grässlichste. Eine Trennung musste unbedingt sein. Später kamen Probleme mit dem Zahnwuchs hinzu, die Maus hatte wohl nicht oft genug die Gelegenheit, ihre Zähne abzunutzen. Ich versuchte auch hier einen Ausweg. Allein, es half nichts. Der Gang zum Tierarzt war vorprogrammiert.
Erst viel später gelangte ich zur Kenntnis, dass ich bei meinen Bestrebungen etliche namhafte Vorläufer hatte, auf die man aus guten Gründen neugierig sein konnte. Manche Tiere scheinen beispielsweise so etwas wie eine vieldeutige „Sprache“ zu haben. Die vieldeutige Mitteilung und Entäußerung, nicht die exakte Informationsübermittlung scheint bei ihnen oft im Vordergrund zu stehen. Was sagen sie? Was denken sie? Ob bereits diese Überlegung eine Art „Vermenschlichung“ ist, die uns keinen Schritt auf unserem Weg in die Welt der Tiere voranbringen kann? Wenn etwa kleine Hunde Pullöverchen tragen (müssen) und mit dem Frauchen in den Hundesalon gehen, um sich dort eine mondäne Frisur verpassen zu lassen, mag dies ein solcher Ausdruck der „Vermenschlichung“ zu sein. Dass der Mensch über dem Tier stehe und deshalb berechtigt sei, nahezu alles an ihm vollziehen, bis hin zur Auslöschung des Lebens dieses Tieres, ist eine alte Weisheit, in deren Richtung bereits die Bibel ausgelegt werden kann. 
Doch nicht erst in den letzten Jahrzehnten sind daran Zweifel aufgekommen. Eigentlich fing es bei Montaigne schon an. Es wurde klar, dass Tiere oft etwas können, was wir Menschen nicht können. Und doch sind die Menschen die „erfolgreichste“ Spezies auf dieser Welt. Sie verbreiten sich immer rasanter auf dieser Welt. Aber was geht im Kosmos, in den Bezüglichkeiten und Sinnwelten gewisser Tiere vor? Diese Frage hat mich abseits aller Evolutionsweisheiten geradezu gequält. Natürlich wird auch hier der Bezug zur Grundfrage dieses Blogs spürbar. Besser verstehen zu können, mehr Empathie aufzubringen, mehr Spiritualität und Sichineinversetzenkönnen mögen ein Lebensziel markiert haben.

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