Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 12. Oktober 2018

Fortschritt und menschliche Kreativität

Wie naiv war das denn? Damals, im zeitgeistigen Flow, glaubte die Politik und ihre demokratisch legitimierten Klassen, in naivem Fortschrittsglauben und ungebremstem Optimismus so etwas wie Atomkraftwerke bauen zu können, ohne dass die Endlagerfrage geklärt war. Erst mal wurden Milliarden ausgegeben. Die Endlagerfrage würde dann halt schon noch....irgendwie.... der Mensch hat bisher alles.... Man träumte den Traum von friedlichen Nutzung der Kernenergie, das Atomium in Brüssel wurde zu seinem Symbol. Das gezähmte Atom schien die Lösung vieler Fragen. Energie ohne Begrenzung? Atom ist die Lösung! 1956 wurde hierzulande ein „Atomministerium“ gegründet, wofür gleich mal Franz-Josef Strauß berufen wurde. Die Rede war davon, für Deutschland den Platz unter den Industrienationen zu sichern. Das Land sollte den Anschluss nicht verpassen. Um Ängste zu zerstreuen, beteuerte das Atomministerium: „alles ist sicher“. Ob uns das an gewisse Dinge heutzutage erinnert? Der Wunderstoff Uran wurde öffentlich als harmlos gepriesen. Ein bisschen Kontrolle: ja. Aber im Prinzip konnte jeder in ein solches Atomkraftwerk herein schlappen und nachsehen, ob denn alles wirklich sicher sei. Man sah und befand: ist ja völlig harmlos. Uran sieht wie Eisen aus. Und überhaupt: alles wird gut überwacht. Später gab es zwar Störfälle, teilweise sogar ernster Natur. Aber diese wurden vertuscht, wurden nie wirklich sichtbar.
Ab Ende der siebziger Jahre gab es dann massiven Widerstand gegen solche Methoden, dem mit staatlicher Gewalt zu begegnen versucht wurde. Es gab Schlachten, das Polizeiaufgebot wurde gigantisch. Castortransporte wurden durchgesetzt.
Mittlerweile ist die Sache mit dem Endlager immer noch weit entfernt von einer Lösung. Es liegt aber eine ganze Mende Atommüll herum. Weggekippt in unsicheren Fässern, die jetzt schon rosten. Was wohl mit all den Fässern ist, die im Meer „verklappt“ wurden. Weg damit! Der Ozean ist groß und wird das schon schlucken.... Heute gilt immer noch das neoliberale Credo: Die Sachen, mit denen man kein Geld verdienen kann, übernimmt die Öffentlichkeit, der Staat. Das andere soll sich „die Privatwirtschaft“ sichern. Tatsache ist, dass die Entsorgung und der Abbau der AKWs richtig teuer wird und dass der Staat dies bezahlen soll.
Es gab Tschernobyl und Fukushima mit all den Täuschungsversuchen, der Glaube an die Atomkraft ist zumindest hierzulande völlig zerschossen. Die Sache mit dem Fortschritt insgesamt hat sich auch etwas relativiert. Wir haben starke Probleme mit dem ungebremsten Bevölkerungswachstum (manche meinen ja, es sei alles nur ein Verteilungsproblem: Das mag es auch sein, so glaube ich, - aber halt nicht nur. Das Wachstum der Menschen dürfte für diese Erde seine Grenze haben, so befürchte ich. Die Nahrungsfrage ist ungelöst, der Klimawandel plagt, Seine Folgen wurden bisher noch verdrängt. Man konnte sich das hier leisten. In anderen Gegenden der Erde sieht das schon anders aus. Es gibt derzeit zahlreiche Kriege und allerlei Konflikte auch sozialer Natur. Am nicht allzu weit entfernten Horizont stehen zu Ende gehende Rohstoffreserven. Wir erfahren von Megatonnen an Plastik im Meer, von schmilzenden Eisberge an den Polkappen, und anderen Katastrophen, zu denen dann kostspielige Konferenzen einberufen werden, die nichts bewirken. Es fangen jetzt schon globale Verteilungskämpfe an....usw. Wo ist all der ungebremste Optimismus geblieben? Es scheint dies eine ziemlich hohle Formel geworden zu sein. Gewisse Parteien setzen hierzulande „menschliche Kreativität“ dagegen. Langsam aber sicher würde es Zeit dafür.

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