Ich
habe nachts eine Fernsehsendung gesehen, über Lazarett- oder
Sanitätszüge im Ersten Weltkrieg und davor. Die Leute wurden
teilweise in die Wagons geworfen, so dass sie danach kaum noch
kratteln konnten. Zu Werbezwecken wurden wunderbar ausgestattete Züge
gezeigt, in reinem Weiß und ausgestattet mit allem, was das Leben
angenehm machen konnte. In Wahrheit waren die Züge überbelegt,
dreckig und stanken. Ihre Priorität gegenüber den militärischen
Belangen war sehr nachgeordnet. Manchmal brauchten sie vier Tage, wo
militärische Züge, die etwa Nachschub transportierten, gerade mal
einen brauchten. Die Leute kamen auch mit schweren Traumata
nachhause. Wer wieder hergestellt wurde, musste unter Umständen ein
zweites Mal an die Front. Aus heutiger Sicht scheint uns das
unvorstellbar.
Die Leute brachten sich damals selbst als Opfer. Für
was? Fürs Vaterland. Geradezu religiös war das damals begründet.
Heute gibt es vielleicht „Restposten“ des Opfers. Sie alle sollten
aber möglichst nicht unser eigenes Leben betreffen. In der
Bundeswehr heute wird Sicherheit „hergestellt“. Sie ist also ein
ökonomisches Gut geworden. Ganz und gar. Die Vorstellung, dass
jemand sein Leben geben solle, für welche Idee auch immer, ist eine,
die uns zutiefst fremd ist und die nicht wirklich im Ernst als
Zumutung an einen Einzelnen gedacht werden kann. Unter diesen
Umständen erheben sich natürlich Gedanken darüber, wie eine solche
Gesellschaft nicht zum hilflosen und wehrlosen Objekt werden kann.
Außerdem könnte sie eine Strategie dazu entwickeln, wie dem Zerfall
der überkommenen Ordnungen entgegen getreten werden könnte.
Stabilisieren scheint an dieser Stelle das große Stichwort zu sein.
Kaufen. Abkaufen. Den Willen zur militärischen Auseinandersetzung.
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