"Lügenpresse",
"Fake News", "alternative Fakten": Kaum ein
Verlust kann uns in einer wissenschaftsgläubigen Welt derart in
Bedrängnis bringen wie der unserer Glaubwürdigkeit. Und trotzdem
wird gelogen, bis sich die Balken biegen, schlagendes Beispiel: der
Abgasskandal. Warum ist die Lüge nicht aus der Welt zu denken und
wann hat eine Lüge Erfolg? Mal bei einem großen Geist fragen, wieso
das so ist. Eine zum Beispiel für Michel Foucault grundlegende Idee
ist es, dass nicht nur unser Wissen, sondern auch unser Denken durch
und durch historisch sei, also nie auf sicherem Grund stehe. Das ist
wichtig! Die Form des Wissens wandelt sich, daher können wir zu
gewissen Zeiten nur auf gewisse Weise denken. Im philosophischen
Slang ausgedrückt: Verstand die Renaissance die Welt in Analogien,
so ordnete die Klassik sie in Taxonomien und Tableaus, während die
Moderne gar nicht anders kann, als alles mit dem Menschen, dem
Subjekt der Erkenntnis zu erklären. Bald werde das vorbei sein,
prophezeite Foucault, der Mensch werde verschwinden "wie ein
Gesicht im Sand". Moderne Machthaber glauben derzeit, sie seien
so mächtig, dass sie Fakten schaffen könnten. Sie alle kennzeichnet
ein ausgewählter Gebrauch der handelsüblichen Vernunft plus eine
Dosis von dem, was umgangssprachlich als Wahnsinn bezeichnet wird.
Was dabei Allgemeingut zu sein scheint: Spielarten des Wahnsinns
schicken sich an, Vernunft und Disziplin als missliebige Abweichungen
auszugrenzen. Die Übertretung aber avanciert zur neuen Norm.
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