Ja, ist denn alles beschissen, wenn jemand es wagt,
zu kritisieren? Keinesfalls. Wir können stolz auf das Erreichte sein. Aber dabei sollten wir nicht stehen bleiben. Nur aufgrund von Widerspruch und
Kritik kommen wir weiter und werden uns gewisser Umstände (oder
Misstände?) bewusst. Das, was änderbar wäre. Das, was möglich wäre. Wir dürfen uns in Europa mittlerweile zu Recht als
Avantgarde der Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenwürde
fühlen, weil wir uns auf dem Weg dorthin kontinuierlich verbessert
haben. Weil uns dazu mehr Zeit zur Verfügung stand, als anderen, die
mittlerweile in einer Art Notwehrsituation sind, wenn sie so etwas wie Demokratie anstreben. Denn es muss und soll dafür genauso die
wirtschaftlichen Voraussetzungen wie die Sicherheit geben. Beides
gestehen wir uns selbst, aber nicht anderen zu. Weil wir Europäer
sind. Nur deshalb. Aus sich selbst heraus. Da wähnen wir uns auch den USA voraus. Wer hat denn so etwas persönlich verdient? Hier aufgewachsen zu sein und nicht sonstwo auf der Welt? Ob so etwas mit dem Glück der
Geburt oder mit Zufall zu tun hat?
Nein, wir untergraben die Bemühungen der anderen sogar, indem
wir deren Intelligenz an uns reißen. Das steht uns zu, dazu sind wir ermächtigt, das machen
alle auf dieser Welt so, so - wie im Falle der Einwanderung - der
gängige Verweis auf die Praxis von Ländern wie Kanada oder
Australien. Wir definieren, wen wir „brauchen können“ und wen
nicht. Besonders die Industrie und die sogenannte Wirtschaft tut das
mit der allergrößten Selbstverständlichkeit. Ob solche Praxis
nicht etwas von Neokolonialismus hat? Ob so eine „globale“
Zukunft geplant werden kann? Die einen liefern und geben, die anderen
haben sich selbst durch ihre vermeintliche Stärke dazu legitimiert,
sich zu nehmen, was sie brauchen?
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