Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 4. Februar 2016

Neokolonialismus

Ja, ist denn alles beschissen, wenn jemand es wagt, zu kritisieren? Keinesfalls. Wir können stolz auf das Erreichte sein. Aber dabei sollten wir nicht stehen bleiben. Nur aufgrund von Widerspruch und Kritik kommen wir weiter und werden uns gewisser Umstände (oder Misstände?) bewusst. Das, was änderbar wäre. Das, was möglich wäre. Wir dürfen uns in Europa mittlerweile zu Recht als Avantgarde der Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenwürde fühlen, weil wir uns auf dem Weg dorthin kontinuierlich verbessert haben. Weil uns dazu mehr Zeit zur Verfügung stand, als anderen, die mittlerweile in einer Art Notwehrsituation sind, wenn sie so etwas wie Demokratie anstreben. Denn es muss und soll dafür genauso die wirtschaftlichen Voraussetzungen wie die Sicherheit geben. Beides gestehen wir uns selbst, aber nicht anderen zu. Weil wir Europäer sind. Nur deshalb. Aus sich selbst heraus. Da wähnen wir uns auch den USA voraus. Wer hat denn so etwas persönlich verdient? Hier aufgewachsen zu sein und nicht sonstwo auf der Welt? Ob so etwas mit dem Glück der Geburt oder mit Zufall zu tun hat?
Nein, wir untergraben die Bemühungen der anderen sogar, indem wir deren Intelligenz an uns reißen. Das steht uns zu, dazu sind wir ermächtigt, das machen alle auf dieser Welt so, so - wie im Falle der Einwanderung - der gängige Verweis auf die Praxis von Ländern wie Kanada oder Australien. Wir definieren, wen wir „brauchen können“ und wen nicht. Besonders die Industrie und die sogenannte Wirtschaft tut das mit der allergrößten Selbstverständlichkeit. Ob solche Praxis nicht etwas von Neokolonialismus hat? Ob so eine „globale“ Zukunft geplant werden kann? Die einen liefern und geben, die anderen haben sich selbst durch ihre vermeintliche Stärke dazu legitimiert, sich zu nehmen, was sie brauchen? 

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