Ich gleite entlang an den
Bildern, die Peter Wohllebens Buch „Das geheime Leben der Bäume“ in mir hinterlassen hat.
Dass Bäume untereinander kommunizieren könnten, dass die Pilzwelt
dabei eine wichtige Rolle spielt, dass Bäume sogar Wissenabspeichern
können, Gelerntes aufnehmen und sinnvoll darauf reagieren, hatte in
mir weitgehende Folgerungen ausgelöst: über den Wald an sich, aber
auch über ein magisches Weltbild, das ja einer anonymen Umwelt
menschliche Eigenschaften zuschreibt. Vielleicht könnte dies so
etwas wie ein Fenster auf eine neu empfundene Einheit mit der Welt,
mit der Natur auslösen. Wie in einem Traum gleiten da Bilder aus dem
Regenwald am Amazonas an mir vorüber, von grünen Welten, hunderten
von Flechten und Pflanzen aller Art, denen ein Baum eine
Lebensgrundlage bieten kann. Ich denke an das Geben und Nehmen, das
ich aus Wohllebens Buch mal wieder als ein Prinzip der Natur
entnommen habe. Ja, auch an das Fressen und Gefressenwerden. Und ich
denke an den Menschen und die Rolle, die er darin spielt, die er sich
selbst verleiht- Ob wir nicht mit dem Wachstum um jeden Preis
aufhören sollten? Nur: wer sollte aufhören? Jemand, der
ökodikatorisch einen Befehl dazu gibt? Kann sein, dass das nicht
geht. Ich sehe in die Augen eines Faultiers, das mit seiner von der
Evolution gegebenen Selbstverständlichkeit in der Krone eines
Baumes im Regenwald hängt. Ich nehme wahr, wie alles mit allem hier
zusammenhängt und wie das ganz unmittelbar zu erfahren war. Und ich
wünsche allen Technokraten einen stunden weisen Aufenhalt in einer
solchen Umwelt, abseits aller „Dschungelcamp“-Klischees. Nicht
die vermeintlichen Ekligkeiten, Würmer oder abschreckende Übungen
sollten dann entscheidend sein, sondern der Augenblick in einer
solchen stillen, aus sich selbst kommenden Welt sollten dann wichtig
werden, sollten ihre eigene Wirkung entfalten.
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