Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 10. Februar 2016

Baumwelt

Ich gleite entlang an den Bildern, die Peter Wohllebens Buch „Das geheime Leben der Bäume“ in mir hinterlassen hat. Dass Bäume untereinander kommunizieren könnten, dass die Pilzwelt dabei eine wichtige Rolle spielt, dass Bäume sogar Wissenabspeichern können, Gelerntes aufnehmen und sinnvoll darauf reagieren, hatte in mir weitgehende Folgerungen ausgelöst: über den Wald an sich, aber auch über ein magisches Weltbild, das ja einer anonymen Umwelt menschliche Eigenschaften zuschreibt. Vielleicht könnte dies so etwas wie ein Fenster auf eine neu empfundene Einheit mit der Welt, mit der Natur auslösen. Wie in einem Traum gleiten da Bilder aus dem Regenwald am Amazonas an mir vorüber, von grünen Welten, hunderten von Flechten und Pflanzen aller Art, denen ein Baum eine Lebensgrundlage bieten kann. Ich denke an das Geben und Nehmen, das ich aus Wohllebens Buch mal wieder als ein Prinzip der Natur entnommen habe. Ja, auch an das Fressen und Gefressenwerden. Und ich denke an den Menschen und die Rolle, die er darin spielt, die er sich selbst verleiht- Ob wir nicht mit dem Wachstum um jeden Preis aufhören sollten? Nur: wer sollte aufhören? Jemand, der ökodikatorisch einen Befehl dazu gibt? Kann sein, dass das nicht geht. Ich sehe in die Augen eines Faultiers, das mit seiner von der Evolution gegebenen Selbstverständlichkeit in der Krone eines Baumes im Regenwald hängt. Ich nehme wahr, wie alles mit allem hier zusammenhängt und wie das ganz unmittelbar zu erfahren war. Und ich wünsche allen Technokraten einen stunden weisen Aufenhalt in einer solchen Umwelt, abseits aller „Dschungelcamp“-Klischees. Nicht die vermeintlichen Ekligkeiten, Würmer oder abschreckende Übungen sollten dann entscheidend sein, sondern der Augenblick in einer solchen stillen, aus sich selbst kommenden Welt sollten dann wichtig werden, sollten ihre eigene Wirkung entfalten.

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