Eine Erfahrung, die ich im Krankenhaus gemacht
habe:
Es ist doch eine
vollkommen unsymmetrische Kommunikationssituation im Krankenhaus: Der
sogenannte Patient ist unter Umständen ganz plötzlich aus allen
Selbstverständlichkeiten und seiner alltäglichen Normalität heraus
gerissen. Die Schwestern und Pfleger hingegen erleben das jeden Tag,
für sie ist der Patient einer unter vielen, er symbolisiert den
Alltag. Sozusagen eine Durchlaufposition. Sein Gesicht wechselt zwar,
aber er scheint doch immer der gleiche zu sein. Vom Patienten aus
gesehen ist alles hingegen einmalig. Auch die Gesichter seiner
Pfleger sind das. Er ist vielleicht in eine absolute Ausweglosigkeit
gestoßen, in eine Einmaligkeit, die sogar, wenn's schlecht läuft,
in den Tod führen kann, die gröbste Einmaligkeit, die einem
passieren kann.... Schwestern und Pfleger treten ihm gegenüber aber
als Vertreter der „Normalität“, des „Lebens draußen“ auf.
Sie sind jenseits der Mauer, die sich plötzlich zwischen einem
selbst und „den anderen“ (den scheinbar „Gesunden“) auftut.
Und tatsächlich, sie, die Pfleger und Schwestern schalten nach
Dienstschluss sehr schnell ab und sind wieder ganz draußen aus
dieser abgeschlossenen Welt des Krankenhauses, in dem ganz andere
Bezüglichkeiten und auch Abhängigkeiten gelten. Jawohl, der Patient
ist in vielem auch abhängig von seinen Schwestern und Pflegern. Er
ist ihnen ausgeliefert. Es entsteht dadurch eine Vertrautheit, die
aber keine ist, sobald eine andere Situation eintritt. Ein seltsames
Gefühl.
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