Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Samstag, 10. Oktober 2015
Etwas zu Georg Trakl
Georg Trakl war ein armes Schwein, auch wenn seine
Gedichte heute zu den wichtigsten jener Zeit zählen. Wichtig!
Bedeutend! Expressionismus. Ihm war's damals egal. Kafka im Bereich
der Prosa, Trakl als Lyriker. Sein Werk hat in einem einzigen
Bändchen Platz. Er war nur kurz auf dieser Welt (1887 bis 1914).
Mit seiner viereinhalb Jahre jüngeren Schwester hatte er wohl ein
inzestuöses Verhältnis. Zudem war er als gelernter Apotheker schwer
drogenabhängig (Opium, Morphium u.a.). Eine absolute Grenzerfahrung
war für ihn der Einsatz als Sanitäter im Ersten Weltkrieg. Menschen
ob ihrer wahnsinnigen Schmerzen schreien hören müssen.
Bombeneinschlag, chemische Kriegsführung mit ihren fürchterlichen
Folgen. Das verarbeitete er trotz Gedichten wie „Grodek“ bald gar
nicht mehr. Er unternahm einen Selbstmordversuch und ging schließlich
selbst mit einer Überdosis Kokain zugrunde. Sein Werk steht für
eine extreme Weltsicht, für eine krasse poetische Wirklichkeit. Der
Herbst und der mit ihm verbundene Verfall durchzieht als Motiv sein
ganzes Werk. Der Mann arbeitete hart an seinen Gedichten, feilte
manchmal über Jahre hinweg und schuf so ein poetisches Konzentrat,
das dem heutigen Zeitgeist wohl total widerspricht, aber wie eine
reinigende Flamme, ein Bunsenbrenner der Poesie auf alle
Schönrednerei wirkt. Er wurde mir schon sehr früh sehr wichtig.
Sein neulich hier aufgeführetes Gedicht „Verfall“ mag auf diesem
Blog nur als ein Beispiel dafür stehen, dass es sich gerade jetzt
wieder sehr lohnt, einen Blick in sein schmales Werk zu werfen und
sich von dieser sehr eigenen intensiv verdichteten Wirklichkeit
beeindrucken zu lassen.
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