Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 2. August 2015

Ätnaziegen

In Randazzo, am Fuße des Ätna in der Provinz Catania in Sizilien, gibt es Ziegen, die Nachkommen einer alten sizilianischen Rasse sind. Sie finden seit jeher alleine den Weg auf die satten Wiesen des Berges. Was unbeschwert aussehen mag, ist in Wirklichkeit aber ein Leben auf dem Pulverfass. Gut, dass die Ziegen mehr als die Menschen wissen. Sie sind sehr feinfühlig, haben einen Sinn für die Aktivitäten des Vulkans entwickelt. Die Forschung versucht dies jetzt in die Voraussage eines Vulkanausbruchs mit einzubeziehen. Die Tiere könnten in diesem Sinne so etwas wie Sensoren sein. Die Ziegen tragen zu diesem Zweck GPS-Sender.Ihre Wanderungen können dabei Hinweise geben, wann und wo der nächste Ausbruch erfolgt. Sind sie in Eile oder fressen sie, sind sie nervös, weil sich vielleicht gerade der Vulkan regt? Suchen sie ein für sie unübliches Gebiet auf, das wenig von Vulkanausbrüchen getroffen wird? Mit ihrem Verhalten reagieren Tiere auf die Umwelt. Wissenschaftler müssen lernen, das zu deuten. Es scheint so, dass die Ziegen darüber Informationen haben, was der Ätna macht. Stunden schon vor einem Ausbruch wissen sie was passiert und teilen das über ihr Verhalten mit. Der Ätna bricht jedes Jahr aus, ist quasi dauernd aktiv. Die Lava ist dünnflüssig und wird in hohen Fontänen ausgestoßen. Rauch und Dampf entstehen aber nicht nur in der aktiven Zone, sondern verteilen sich über hunderte von Erdlöchern. Es ist denkbar, dass sie ein Warnsignal des Ätna sein könnten, lange bevor er ausbricht. Womöglich, so Forscher, haben die Ziegen eine spezielle Sensorik, die verschiedene Eindrücke kombiniert: etwa den Geruch, Bewegungen des Bodens und andere Veränderungen ihrer Umwelt... die Tiere haben ein Wissen über ihre Umwelt, die gleichzeitig ihr Lebensraum ist. Indem wir als Menschen uns in diese Wirklichkeit „hineingeben“, uns in ihr zurecht zu finden versuchen, können wir sogar ganz direkt und konkret profitieren. Ein neuer Ansatz könnte dabei sein, mit der Natur zu leben und nicht gegen sie.  

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