In Randazzo, am Fuße des Ätna in der
Provinz Catania in Sizilien, gibt es Ziegen, die Nachkommen einer
alten sizilianischen Rasse sind. Sie finden seit jeher alleine den
Weg auf die satten Wiesen des Berges. Was unbeschwert aussehen mag,
ist in Wirklichkeit aber ein Leben auf dem Pulverfass. Gut, dass die
Ziegen mehr als die Menschen wissen. Sie sind sehr feinfühlig, haben
einen Sinn für die Aktivitäten des Vulkans entwickelt. Die
Forschung versucht dies jetzt in die Voraussage eines Vulkanausbruchs
mit einzubeziehen. Die Tiere könnten in diesem Sinne so etwas wie
Sensoren sein. Die Ziegen tragen zu diesem Zweck GPS-Sender.Ihre
Wanderungen können dabei Hinweise geben, wann und wo der nächste
Ausbruch erfolgt. Sind sie in Eile oder fressen sie, sind sie nervös,
weil sich vielleicht gerade der Vulkan regt? Suchen sie ein für sie
unübliches Gebiet auf, das wenig von Vulkanausbrüchen getroffen
wird? Mit ihrem Verhalten reagieren Tiere auf die Umwelt.
Wissenschaftler müssen lernen, das zu deuten. Es scheint so, dass
die Ziegen darüber Informationen haben, was der Ätna macht. Stunden
schon vor einem Ausbruch wissen sie was passiert und teilen das über
ihr Verhalten mit. Der Ätna bricht jedes Jahr aus, ist quasi dauernd
aktiv. Die Lava ist dünnflüssig und wird in hohen Fontänen
ausgestoßen. Rauch und Dampf entstehen aber nicht nur in der aktiven
Zone, sondern verteilen sich über hunderte von Erdlöchern. Es ist
denkbar, dass sie ein Warnsignal des Ätna sein könnten, lange bevor
er ausbricht. Womöglich, so Forscher, haben die Ziegen eine
spezielle Sensorik, die verschiedene Eindrücke kombiniert: etwa den
Geruch, Bewegungen des Bodens und andere Veränderungen ihrer
Umwelt... die Tiere haben ein Wissen über ihre Umwelt, die
gleichzeitig ihr Lebensraum ist. Indem wir als Menschen uns in diese
Wirklichkeit „hineingeben“, uns in ihr zurecht zu finden
versuchen, können wir sogar ganz direkt und konkret profitieren. Ein
neuer Ansatz könnte dabei sein, mit der Natur zu leben und nicht
gegen sie.
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