„Auch
soll man sich erst abkühlen, bevor man mit zwei drei kurzen Absätzen
ins Wasser taucht“. So ein offiziell ausgegebener Ratschlag aus dem
achtzehnten Jahrhundert in Heiligendamm, das 1793 zum ersten Seebad
an der Ostsee wird. 50 Jahre später entsteht hier „die weiße
Stadt am Meer“ als Vorläufer aller deutschen Seebäder. Die
Gebäude spiegelten den jeweiligen Zeitgeist, in dem sie erbaut
wurden. Das Baden kommt erst Ende des achtzehnten Jahrhunderts in
Mode. In der Zeit davor hatte das Meer hauptsächlich negative
Konnotationen: Seeungeheuer, Piraten, Seuchen, alles kam vom Meer.
Doch Adelsfamilien lassen sich im neunzehnten Jahrhundert großzügige
Häuser und Schlösser erbauen. Lange Zeit dominierte der Adel, dann
kam das Großbürgertum und schließlich das Kleinbürgertum.
Kleider
machen Leute: Ganzkörperbekleidung ist anfangs für Frauen Pflicht.
Die Regeln schreiben eine strikte Trennung der Geschlechter vor. Im
Wasser geplantscht wird nur von Badekarren aus. Die werden Richtung
Meer geschoben, damit die Damen sittsam bekleidet im Meer baden
können. Am Strand wird die gleiche schwere Kleidung getragen, wie
zum Flanieren auf der Kurpromenade. Leichter und luftiger wird es
erst nach der Jahrhundertwende. Die Bademode ist nun für die Frauen
angesagt. Klassiker: das zweiteilige Trikot mit Häubchen. Im Rahmen
der schleichenden Liberalisierung ist die Trennung der Geschlechter
nun aufgehoben. Kinder tragen die gleichen Trikots wie die
Erwachsenen. Etwas freizüger ist die Mode der Herren, die gewisse
Einblicke auf den Oberkörper freigeben sollen. 1932 wird dem Staat
die Bademode zu freizügig: Es kommt zum „Zwickelerlass“. Damen
dürfen nur noch baden, wenn sie einen Badeanzug tragen, der Brust
und Leib an der Vorderseite vollständig bedeckt und der mit einem
Zwickel versehen ist..
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