Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 24. August 2015

Noch ein paar Sätze zum Baden, zu den Bädern und zur Bademode an der Ostsee

Auch soll man sich erst abkühlen, bevor man mit zwei drei kurzen Absätzen ins Wasser taucht“. So ein offiziell ausgegebener Ratschlag aus dem achtzehnten Jahrhundert in Heiligendamm, das 1793 zum ersten Seebad an der Ostsee wird. 50 Jahre später entsteht hier „die weiße Stadt am Meer“ als Vorläufer aller deutschen Seebäder. Die Gebäude spiegelten den jeweiligen Zeitgeist, in dem sie erbaut wurden. Das Baden kommt erst Ende des achtzehnten Jahrhunderts in Mode. In der Zeit davor hatte das Meer hauptsächlich negative Konnotationen: Seeungeheuer, Piraten, Seuchen, alles kam vom Meer. Doch Adelsfamilien lassen sich im neunzehnten Jahrhundert großzügige Häuser und Schlösser erbauen. Lange Zeit dominierte der Adel, dann kam das Großbürgertum und schließlich das Kleinbürgertum.
Kleider machen Leute: Ganzkörperbekleidung ist anfangs für Frauen Pflicht. Die Regeln schreiben eine strikte Trennung der Geschlechter vor. Im Wasser geplantscht wird nur von Badekarren aus. Die werden Richtung Meer geschoben, damit die Damen sittsam bekleidet im Meer baden können. Am Strand wird die gleiche schwere Kleidung getragen, wie zum Flanieren auf der Kurpromenade. Leichter und luftiger wird es erst nach der Jahrhundertwende. Die Bademode ist nun für die Frauen angesagt. Klassiker: das zweiteilige Trikot mit Häubchen. Im Rahmen der schleichenden Liberalisierung ist die Trennung der Geschlechter nun aufgehoben. Kinder tragen die gleichen Trikots wie die Erwachsenen. Etwas freizüger ist die Mode der Herren, die gewisse Einblicke auf den Oberkörper freigeben sollen. 1932 wird dem Staat die Bademode zu freizügig: Es kommt zum „Zwickelerlass“. Damen dürfen nur noch baden, wenn sie einen Badeanzug tragen, der Brust und Leib an der Vorderseite vollständig bedeckt und der mit einem Zwickel versehen ist..  

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