Was der buddhistische
Mönch und viel gelesene Autor Matthieu Ricard neulich im Fernsehen
zur Sichtweise des Buddhismus auf die Tiere sagte, habe ich mir
aufgeschrieben:
„Alle Lebewesen mit
einem Bewusstsein sind aus der Sicht des Buddhismus beseelte Wesen.
Also wesensmäßig gleich wie Buddha. Es gibt keinen Unterschied. Sie
haben lediglich mehr oder weniger Möglichkeiten, dieses Wesen zur
Geltung zu bringen. Es ist wie bei einem Goldklumpen, der im Boden
vergraben liegt. Man muss ihn ausgraben, waschen und polieren, damit
er in vollem Glanz erstrahlt. Dazu braucht es eine Unterweisung, man
muss darüber nachdenken, meditieren, sie verinnerlichen. Tiere sind
Lebewesen, die diese Eigenschaften haben, aber nicht die
Möglichkeiten, sie zur Geltung zu bringen. Es heißt also, dass die
menschliche Existenz außerordentlich wertvoll ist, weil sie möglich
macht, dass man dank der intellektuellen Fähigkeiten einen Weg der
Verwandlung gehen, Unterweisung umsetzen und die Erleuchtung erlangen
kann. Dabei ist zu sagen, dass die Tiere keineswegs untergeordnete
Wesen sind, mit denen man machen kann, was man will. Hier stoßen wir
auf einen enormen ethischen Zwiespalt in unserer Zeit. Wir haben zwar
beachtliche Fortschritte auf dem Gebiet der Menschenrechte erzielt.
Der Wert des Menschenlebens ist praktisch unbegrenzt und
unverhandelbar. Das menschliche Leben darf man nicht vermarkten, wie
etwa zu Zeiten der Sklaverei. Und auch wenn solches noch vorkommt,
ist es weltweit verboten. Die Achtung der Menschenrechte ist also
nicht verhandelbar. Hingegen weiß man aus der Evolutionslehre, dass
es eine kontinuierliche Entwicklung gibt und dass diese Lebewesen
Schmerzen empfinden und am Leben bleiben und nicht leiden wollen.
Trotzdem messen wir den Tieren keinerlei Wert an sich zu, außer
einem kommerziellen. Da besteht also ein enormer ethischer Widerspruch
zwischen der totaler Achtung vor dem menschlichen Leben und der
Abwertung des Tieres zur puren Handelsware. Es werden jedes Jahr 65
Milliarden Tiere zu Land und 1000 Milliarden Meerestiere getötet. Zu
unserem Verzehr, zu unserem Vergnügen, zu unserer Bekleidung. Von
daher dürfen wir uns wohl kaum als eine Gesellschaft mit einer
kohärenten Ethik betrachten, wenn wir diese Fragen nicht lösen.
Der Grund, wieso ich vegan
lebe, ist, weil ich kein Leiden essen will. Mich nicht ernähren will
vom Leiden und Tod anderer, umso weniger als dies gar nicht nötig
ist und allen schadet: zuerst den Tieren, dann aber auch der Umwelt.
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