Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 3. August 2015

Tiere und Buddhismus

Was der buddhistische Mönch und viel gelesene Autor Matthieu Ricard neulich im Fernsehen zur Sichtweise des Buddhismus auf die Tiere sagte, habe ich mir aufgeschrieben:
Alle Lebewesen mit einem Bewusstsein sind aus der Sicht des Buddhismus beseelte Wesen. Also wesensmäßig gleich wie Buddha. Es gibt keinen Unterschied. Sie haben lediglich mehr oder weniger Möglichkeiten, dieses Wesen zur Geltung zu bringen. Es ist wie bei einem Goldklumpen, der im Boden vergraben liegt. Man muss ihn ausgraben, waschen und polieren, damit er in vollem Glanz erstrahlt. Dazu braucht es eine Unterweisung, man muss darüber nachdenken, meditieren, sie verinnerlichen. Tiere sind Lebewesen, die diese Eigenschaften haben, aber nicht die Möglichkeiten, sie zur Geltung zu bringen. Es heißt also, dass die menschliche Existenz außerordentlich wertvoll ist, weil sie möglich macht, dass man dank der intellektuellen Fähigkeiten einen Weg der Verwandlung gehen, Unterweisung umsetzen und die Erleuchtung erlangen kann. Dabei ist zu sagen, dass die Tiere keineswegs untergeordnete Wesen sind, mit denen man machen kann, was man will. Hier stoßen wir auf einen enormen ethischen Zwiespalt in unserer Zeit. Wir haben zwar beachtliche Fortschritte auf dem Gebiet der Menschenrechte erzielt. Der Wert des Menschenlebens ist praktisch unbegrenzt und unverhandelbar. Das menschliche Leben darf man nicht vermarkten, wie etwa zu Zeiten der Sklaverei. Und auch wenn solches noch vorkommt, ist es weltweit verboten. Die Achtung der Menschenrechte ist also nicht verhandelbar. Hingegen weiß man aus der Evolutionslehre, dass es eine kontinuierliche Entwicklung gibt und dass diese Lebewesen Schmerzen empfinden und am Leben bleiben und nicht leiden wollen. Trotzdem messen wir den Tieren keinerlei Wert an sich zu, außer einem kommerziellen. Da besteht also ein enormer ethischer Widerspruch zwischen der totaler Achtung vor dem menschlichen Leben und der Abwertung des Tieres zur puren Handelsware. Es werden jedes Jahr 65 Milliarden Tiere zu Land und 1000 Milliarden Meerestiere getötet. Zu unserem Verzehr, zu unserem Vergnügen, zu unserer Bekleidung. Von daher dürfen wir uns wohl kaum als eine Gesellschaft mit einer kohärenten Ethik betrachten, wenn wir diese Fragen nicht lösen.
Der Grund, wieso ich vegan lebe, ist, weil ich kein Leiden essen will. Mich nicht ernähren will vom Leiden und Tod anderer, umso weniger als dies gar nicht nötig ist und allen schadet: zuerst den Tieren, dann aber auch der Umwelt.



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