Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 21. August 2015

Ein paar Sätze zu Usedom (1)

Heute kommen die Urlauber überwiegend nach Usedom, um sich zu erholen. Im 19. Jahrhundert ging`s vor allem um`s Repräsentieren. Der Adel und später auch das betuchte Bürgertum zeigten sich gerne auf der Strandpromenade. Man trug große Hüte, flanierte mit Sonnenschirmen, trug große repräsentative Kleider, die man nicht allzu selten extra dafür schneidern ließ. Motto „sehen und gesehen werden“, ich promeniere“.
Von der Fischerei kann fast niemand mehr leben. Die Fangquoten erlegen da enge Grenzen auf. Fischer betreiben gelegentlich noch ein Fischrestaurant, um zu überleben. Ist dieses „Im Strandkorb sitzen“ zu langweilig? Mancher mag dieser Meinung sein. Um die Jahrhundertwende dienten die Strandkörbe vor allem als Sitzmöbel und beliebtes Fotomotiv. Frauen und Männer mussten in getrennten Badeanstalten schwimmen. Später in Familienbädern. An den zwanziger Jahren durften die Urlauber dann frei baden. Die Badeanzüge wurden immer knapper, bis sie in der DDR zum Teil ganz verschwanden: die FKK-Kultur erlebten eine Hochzeit. Die Strandkörbe sehen heute noch fast genauso aus wie vor 100 Jahren, nur sind sie inzwischen aus Plastikrohr geflochten und kippbar, dienen mal als Sonnenschutz, mal als Liege.
In den Seebädern prägen Sommervillen das Bild. Wer es sich Ende des 19. Jahrhunderts leisten konnte, ließ sich eine Villa in Strandnähe bauen. Nach der Wende wurden viele der alten Häuser restauriert. Fast alle haben Balkon, Logen, Erker und Stuckverzierungen. In der DDR wurden aus den noblen Seebädern Erholungsheime für Arbeiter, Campingplätze entstanden, die Villen wurden verstaatlicht.
Das Hinterland Usedoms ist - generell gesprochen - eine ganz andere Welt. Das Achterwasser mit seinen Schilfgürteln. Seen, Wiesen, Felder, Wälder und kleine Dörfer. Hier haben Fischer und Bauern gelebt, ehe Urlauber die Insel entdeckt haben. Sehr seltene Vögel lassen sich hier beobachten.

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