Putzig, wie sie jetzt alle beunruhigt und empört
tun. Als wäre das alles neu. Dabei standen doch gewisse Vorwürfe
gegen die FIFA schon seit Jahren im Raum. Nur rechtlich beweisen, so
hieß es immer, könne man nix. Also machten alle mit.
Selbstverständlich auch zu ihrem eigenen Vorteil. Man staunte nicht
schlecht, wie die Fußballweltmeisterschaften nach Russland und Katar
vergeben wurden und wie die neureichen Söhne der Wüste ihre
Fußballstadien noch immer offenbar mit so etwas wie Sklavenarbeit
hochziehen wollen, für die Asiaten vor allem aus Nepal, Bangla Desh und Indien als eine Art anonymer
Menschenmasse verpflichtet wurden, mit der man nach Belieben
umspringen und der man auch mal den Pass entziehen kann, damit sie nicht abhaut. Der deutsche Wirtschaftsminister Gabriel hat sich das angesehen und alles war
plötzlich so supergut und im Fernsehen vorzeigbar. Ach. Völlig überraschend. Berühmt ist auch
geworden, als der Sportfunktionär Franz Beckenbauer dort hinfuhr und
von nichts etwas gesehen haben will, schon gar nicht von Sklaven. Ein
Schelm, wer sich etwas dabei denkt. Die europäischen
Fußballfunktionäre, so hieß es, wussten alles, fühlten sich aber
der Macht des FIFA-Präsidenten und seiner Verbündeten ausgeliefert. Außerdem wollten sie
nicht verlieren gegen ihn. Also unternahmen sie gar nichts und
stellten nicht mal einen aussichtsreichen Gegenkandidaten bei den jetzt anstehenden Inthronisations- und Bestätigungswahlen
auf. Der FIFA-Präsident hatte zuvor versprochen, zu diesen „Wahlen“
nicht mehr antreten zu wollen. Weil's ihm aber solchen Spass macht
und er sich fit für die anstehenden Aufgaben fühlt, hat er sich von
der globalen Familie des Fußballs halt nochmal zum Amt breitschlagen lassen
und tritt jetzt doch noch einmal an.
Man ist schon sehr erstaunt ob solcher Vorgänge, die
man eigentlich nur von besonders hartleibigen Diktaturen her kennt.
Und jetzt die US-amerikanischen Ermittlungsbehörden, die, wie sie nun gerne verlauten lassen, seit mehr als 20 Jahren Fakten gesammelt
haben, um schließlich mit begründeten Anklagen gegen das
FIFA-Ungemach einzuschreiten. Eine ganze Schar von Funktionären soll verhaftet worden sein, darunter auch FIFA-Vizepräsidenten. Vorwurf: Übertragungs- und sonstige Rechte
sollen verschoben worden sein. Geld soll an der Steuer vorbei geschleust und gewaschen worden sein.
Sponsorengelder abgezweigt. Unter anderem. Auf amerikanischem Boden. Oh je. Die US-amerikanische Justizministerin Loretta Lynch
lässt verlauten: „Sie haben es immer und immer wieder gemacht,
Jahr für Jahr, Turnier um Turnier“. Sie lässt verlauten, dass die
Korruption im Weltfußball nun rigoros bekämpft werden solle. Ach. Weil ja der Fußball in den USA so populär ist, ist das für das Land so wichtig. Das FBI und einige stramme Helfer. Unter anderem sollen auch Schweizer Behörden dabei sein. Hm. FBI, das sind ausgerechnet diejenigen, die
auch schon mal mehr als ein Auge zugedrückt haben, wenn es um
Korruption und organisiertes Verbrechen ging, solange es sich in
Lateinamerika und anderswo außerhalb der Staaten abgespielt hat. Kuba dürfte da kein besonders
rühmliches aber ein relativ konkretes Beispiel sein. Egal, jetzt können
sie nach vorne preschen und sich als Hüter des reinen und
unerschrockenen Rechts präsentieren. Auf amerikanischem Boden gibt
es so etwas nicht, so die global vernehmbare Botschaft. Nein, das gibt es nicht. Endlich hat mal jemand den Mut, tatsächlich etwas zu machen. Ist ja auch etwas.
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