Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 28. Mai 2015

Possen

Putzig, wie sie jetzt alle beunruhigt und empört tun. Als wäre das alles neu. Dabei standen doch gewisse Vorwürfe gegen die FIFA schon seit Jahren im Raum. Nur rechtlich beweisen, so hieß es immer, könne man nix. Also machten alle mit. Selbstverständlich auch zu ihrem eigenen Vorteil. Man staunte nicht schlecht, wie die Fußballweltmeisterschaften nach Russland und Katar vergeben wurden und wie die neureichen Söhne der Wüste ihre Fußballstadien noch immer offenbar mit so etwas wie Sklavenarbeit hochziehen wollen, für die Asiaten vor allem aus Nepal, Bangla Desh und Indien als eine Art anonymer Menschenmasse verpflichtet wurden, mit der man nach Belieben umspringen und der man auch mal den Pass entziehen kann, damit sie nicht abhaut. Der deutsche Wirtschaftsminister Gabriel hat sich das angesehen und alles war plötzlich so supergut und im Fernsehen vorzeigbar. Ach. Völlig überraschend. Berühmt ist auch geworden, als der Sportfunktionär Franz Beckenbauer dort hinfuhr und von nichts etwas gesehen haben will, schon gar nicht von Sklaven. Ein Schelm, wer sich etwas dabei denkt. Die europäischen Fußballfunktionäre, so hieß es, wussten alles, fühlten sich aber der Macht des FIFA-Präsidenten und seiner Verbündeten ausgeliefert. Außerdem wollten sie nicht verlieren gegen ihn. Also unternahmen sie gar nichts und stellten nicht mal einen aussichtsreichen Gegenkandidaten bei den jetzt anstehenden Inthronisations- und Bestätigungswahlen auf. Der FIFA-Präsident hatte zuvor versprochen, zu diesen „Wahlen“ nicht mehr antreten zu wollen. Weil's ihm aber solchen Spass macht und er sich fit für die anstehenden Aufgaben fühlt, hat er sich von der globalen Familie des Fußballs halt nochmal zum Amt breitschlagen lassen und tritt jetzt doch noch einmal an.
Man ist schon sehr erstaunt ob solcher Vorgänge, die man eigentlich nur von besonders hartleibigen Diktaturen her kennt. Und jetzt die US-amerikanischen Ermittlungsbehörden, die, wie sie nun gerne verlauten lassen, seit mehr als 20 Jahren Fakten gesammelt haben, um schließlich mit begründeten Anklagen gegen das FIFA-Ungemach einzuschreiten. Eine ganze Schar von Funktionären soll verhaftet worden sein, darunter auch FIFA-Vizepräsidenten. Vorwurf: Übertragungs- und sonstige Rechte sollen verschoben worden sein. Geld soll an der Steuer vorbei geschleust und gewaschen worden sein. Sponsorengelder abgezweigt. Unter anderem. Auf amerikanischem Boden. Oh je. Die US-amerikanische Justizministerin Loretta Lynch lässt verlauten: „Sie haben es immer und immer wieder gemacht, Jahr für Jahr, Turnier um Turnier“. Sie lässt verlauten, dass die Korruption im Weltfußball nun rigoros bekämpft werden solle. Ach. Weil ja der Fußball in den USA so populär ist, ist das für das Land so wichtig. Das FBI und einige stramme Helfer. Unter anderem sollen auch Schweizer Behörden dabei sein. Hm. FBI, das sind ausgerechnet diejenigen, die auch schon mal mehr als ein Auge zugedrückt haben, wenn es um Korruption und organisiertes Verbrechen ging, solange es sich in Lateinamerika und anderswo außerhalb der Staaten abgespielt hat. Kuba dürfte da kein besonders rühmliches aber ein relativ konkretes Beispiel sein. Egal, jetzt können sie nach vorne preschen und sich als Hüter des reinen und unerschrockenen Rechts präsentieren. Auf amerikanischem Boden gibt es so etwas nicht, so die global vernehmbare Botschaft. Nein, das gibt es nicht. Endlich hat mal jemand den Mut, tatsächlich etwas zu machen. Ist ja auch etwas.  

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