Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 8. Mai 2015

Neues Altes vom Onkel

Gibt den leutselig onkelhaft grinsenden Fahrensmann in Sachen Europa, schwadroniert mal über dies und dann über das und macht böse Sachen vergessen, die man nicht vergessen sollte. Onkel Juncker von der EU hatte vor genau einem Jahr schwer zu kämpfen. Und zwar nicht gegen seinen Kumpel, Scheinrivalen und Mitbewerber um das Amt des Kommisionspräsidenten Martin Schulz von den EU-Sozis, sondern gegen die europakritischen Kräfte von Rechts. So geht halt Europawahlkampf: der Feind steht rechts, auch wenn ich ihn nicht verstehe. Überall schienen sie stärker zu werden, die Bösen. Auch die, die gegen die Superbürokratie waren und sind. Was jetzt ist, ist völlig egal. Denn sie haben ja gewonnen und das Fell des Bären zwischen sich zerlegt. Die Kohle wird abgegriffen. Nach bestem Einvernehmen. Da ist kein Wundern mehr über vermeintliche Europamüdigkeit. Nein, die Entourage hat gut gearbeitet und die Verhältnisse abgesichert. Die Journalisten haben ihren Job gemacht und das Ganze wortreich abgesegnet, - und sei es noch so absurd. Ohne Europa geht es nicht. Das mag wohl sein und spricht einem glühenden Europäer wie mir aus der Seele. Nur: muss es deshalb Juncker oder Schulz sein? Die scheinbar vernünftiges Zeug von sich geben, in Wirklichkeit aber das Gegenteil davon machen können? Darin sind sie sich einig, die beiden. Europa und das Flüchtlingsproblem. Gibt es da eine Richtung, eine Bemühung, sich auf irgendein Konzept zu einigen? 
Das Abholzen der Palmen in Indonesien für den europäischen Biosprit, das Abfischen der Küsten von Afrika? Lösung? Ob das zu den Aufgaben eines Kommissionspräsidenten gehören würde? Nein, natürlich nicht! Sie wissen alle institutionell begründeten Begründungen für ihr seltsames Nichtstun. Ausschüsse werden gegründet, Sonderkomissionen einberufen. Höchstens. Europa als Wertegemeinschaft, die von den Lobbyisten ausgestattet und zusammengehalten wird.
Was ist denn dieses Europa für eine Veranstaltung? Hat es nicht im vergangenen Herbst nicht schon „Luxleaks“ gegeben, wobei von investigativen Journalisten aufgedeckt wurde, wie der Juncker über viele Jahre hinweg die Großkonzerne zu sich nach Luxemburg eingeladen hat, um mit ihnen zu besprechen, wie man auf Kosten der Miteuropäer und zum Vorteil Luxemburgs möglichst viel Steuern sparen kann? Darüber konnte man reden. Ablenkungsmanöver stehen heute jederzeit bereit: auch Irland oder Holland standen dafür gerne zur Verfügung und waren gerne dabei, wenn es darum ging, die anderen Europäer steuermäßig auszutricksen. Nicht nur die armen Luxemburger! Diese Armen! Die Konzerne zahlten auf Anraten ihrer Unternehmensberater und in Absprache mit den Luxemburger Herrschenden offenbar schon mal lächerliche Steuersätze. Wow! Kein Wunder, dass die Multis da gerne kamen und kommen. 
Aber danach und darauf kam Griechenland mit seinem arroganten Spieltheoretiker gerade recht, um davon abzulenken und alles wegzukehren unter falsche Teppiche. Mal hier eine Pose und dort eine Umarmung: Die es mit den Steuern nicht ganz so genau nehmen und solche dämlichen Belastungen nur gewissen Kreisen zumuten, die verstehen sich doch gut in diesem Europa! Die einen lassen Großkonzerne profitieren, die anderen wollen den sozialen GAU abwenden. Sind eigentlich auch Unterschiede. Aber die Gemeinsamkeiten haben überwogen. Kumpels unter sich. Wir wenden uns ab mit Grauen. Und wollen an ein Europa ohne solche Menschen glauben. Der Onkel lächelt maliziös dazu.

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