Beim
kleinen schwarzen Hundemann habe ich gelernt: ein „Sich-schicken“
in die eigene (Gattungs-) Existenz und dabei doch die Autonomie mit Würde wahren. Er hatte allerlei Eigenheiten und es war
im Alltag für sein Frauchen nicht immer leicht mit ihm, er war oft
halsstarrig, - aber er wahrte seine natürliche Autonomie auch damit. Man konnte das von außen viel besser verstehen, als im Alltag, wo er beim "Gassi gehen" manchmal ein sonderbares Verhalten entwickelte. Aber es
verdiente Respekt. Aus sich heraus. Ganz selten wurde ihm auch mal etwas mit Gewalt
klar gemacht. Er begriff es schließlich leicht, er fügte es in sein
Verhaltensprogramm ein, was meist zu seinem Schutz war (z.b. an und auf der
Straße). Er hatte aber immer eine gewisse Distanz zu anderen Tieren
oder Menschen, war nie ein besonders anhänglicher Schoßhund. Er musste etwas für sich selbst akzeptieren, ehe er es tat.
Er
war auch nie ein „richtiger“ Hund, der in der Natur länger als
zwei Tage überleben würde. Kein tüchtiger „Naturbursche“, kein
Survivor. Gleichwohl hat er es in seiner Jugend sehr genossen, zu
rennen, was das Zeug hielt. Beispielsweise schien ihm die Bewegung an
sich zu gefallen, es war ihm ein Vergnügen, sich darin zu erfahren. Er konnte dabei geradezu lustige
Haken schlagen. Auch war er viel zu stolz, um jemals etwas mit Freude
zu apportieren. Apportieren, das war nicht sein Ding. Es war ihm völlig fremd und
sinnlos für ihn. Es war ihm alles alles alles zugestanden, wir wollten
seine Hundeseele besser verstehen, auch wenn sie über sich manchmal
hinaus zu gehen schien (..und gerade dann auch). Ich wollte von ihm lernen, ich war offen für
ihn und er gab es alles mit großer Freude.
Der
kleine schwarze Hund war in seiner Jugend viel zu vertrauensselig und
freundlich. Er hatte den schutzlos neugierigen (Welpen-) Blick in die
Welt. Er sprang alle großen Hunde fröhlich und arglos an, nur um
sich anschließend dafür verdreschen lassen zu müssen. Aber dieses
Hierarchiegetue passte damals nicht in seine Welt (später auch
nicht, er „verstand“ das nur besser, versuchte, kundiger damit umzugehen...). Er wollte den
natürlichen „Spass“ in diesem Moment, etwas anderes kam ihm in
diesem Moment nicht in den Sinn. Natürlich wollen die gestanden
Großen, die „Masterhunde“ so etwas nicht. Wir Menschen sahen
solche Schwierigkeiten oft kommen und versuchten, dem gegenzusteuern.
Aber es kam dann auch oft, wie es kommen musste. Bei einer dieser
„Gelegenheiten“ hatte er sich wohl das Rückgrat verletzt, was
ihn fortan bis zu seinem Lebensende plagte. Aber auch dies versuchte
er in sein Dasein zu integrieren. Er entwickelte sich darin langsam
vorwärts, indem er immer mehr versuchte, nicht nur das Beste draus
zu machen, sondern es auch mit seinen „Hundemitteln“ für sich zu
erfassen. Er war ein kluger Hund und wer in seine Augen blickte, war
seltsam berührt danach. Da war etwas! Bloß: waas war das? Er war
kein Hund, der auf Dominanz aus war (wie man es allen Hunden immer
nachsagt). Aber eines Tages fand er sich in der Rolle, ein Rudel
führen zu sollen. Ein sehr viel schönerer und größerer Hund wurde
sein Gefolgsmann, später auch noch ein Junior. Eine Zeit lang waren sie zu dritt. Es verließen sich
alle hauptsächlich mental auf ihn (die Hunde sowieso, aber auch
Menschen...). Mental war er nämlich ungeheuer stark, war einer, der
mutig auch Schmerzen aushielt und ohne Aufdringlichkeit ein Vorbild
war.
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