Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 20. Mai 2015

Grundsätzlich auf der Suche (1)

Verschiedene Sichten auf die Wirklichkeiten entstehen durch subjektive Befindlichkeiten, rationale und emotionale Fähigkeiten, durch kulturelle und soziale Dispositionen. In der Kommunikation findet darin oft ein Abgleich statt (d.h. Er könnte stattfinden). Das Beharren auf der eigenen Perspektive ist albern, denn sie ist ja nie absolut gültig, auch wenn sie dem Einzelnen so vorkommen mag. Sie sollte immer neu errungen werden, erfordert permanentes Bemühen, Wachheit und eine freundlich gesinnte Aufmerksamkeit. Es gibt immer verschiedene Perspektiven auf Phänomene. Über sie können wir uns austauschen. Sie könnten einer dauernden „Reise durch die Wirklichkeit“ gleichen.
Selbst zwischenstaatliche und rechtliche (also kollektive) Probleme rekurrieren darauf. Einen spielerischen Umgang damit, - eingedenk dessen, dass wir zu einer absoluten Sicht nicht fähig sind und dass jemand anders mit anderen Ansichten (Perspektiven) uns sogar helfen kann, - ist dem Verständigungsprozess unter uns förderlich. Hinzu treten freilich Interessen, die eine simple Machtdimension, monetäre, wirtschaftliche oder auch sexuelle Ausrichtungen haben können. Interessen sogar wider besseres Wissen (was ist Wissen?, ja klar, darüber kann es auch Austausch geben) und Gewissen (altmodisch, nichtwahr? Aber hier kommt auch eine Moral ins Spiel, die das Ethische in sich vereint, Moral ist nicht immer das, was zu überwinden wäre, sondern kann einen sozialen Zusammenhalt herstellen) zu vertreten, nicht auf Verständigung, sondern auf Konfrontation bis hin zur physischen Behinderung oder gar Auslöschung zu setzen, dürfte eine der Geiseln sein, mit denen wir uns auseinanderzusetzen haben. Religionen und Idiologien neigen zu einer solchen Betrachtungsweise und versuchen, den Erkenntnishorizont entsprechend einzuschränken. Weil „A“ ist, muss auch „B“ sein. Es gibt prinzipiell etwas Höheres oder besser: jemanden Höheren, der die bessere Erkenntnisfähigkeit hat oder hatte. Einen meist väterlichen Durchblicker (wieso muss der eigentlich immer männlich sein?). Für die nicht immer logische Verknüpfung von A und B sorgt dieser Hierarch/Guru/Durchblicker/Befehlshaber an der Spitze eines solchen Erkenntnisprozesses. Er teilt dem Einzelnen durch seine Offenbarung eine absolute Wahrheit mit, die dann unbedingt zu befolgen ist. Ein solches Weltbild verschafft Komplexitätsreduktion, indem es dem Einzelnen klare Ansichten und angeordnete Handlungskonsequenzen gibt. Indem es die Welt in Gut und Böse einteilt. Es hat zudem viele totalitäre Züge.

Eine solche Betrachtungsweise teilen wir grundsätzlich nicht. Behutsame Annäherung und freundlich gesinnter Austausch dürften schon eher unserer Methode ähneln. Zuhören, aufeinander eingehen, Kompromisse schließen, dort, wo sie nötig und möglich sind, wären adäquate Vorgehensweisen.     

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