Ulrich Bauer Reise durch Wirklichkeiten
Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Samstag, 21. Dezember 2024
Der Geist in der Verpackung
Ha ha, konkret! Es sind tausend Dinge zu tun. Ich muss zum Beispiel, wie immer, den Müll wegbringen. Diesmal habe ich selbst als Öko-Trottel sehr viel zu seiner riesigen Masse beigetragen, d.h. vieles in dem Mülleimer ging zuvor durch meine Hände. Ich sehe es, ich spüre es, es ist nicht zu leugnen. Jetzt steckt wahnsinnig viel Verpackungsmaterial in der Tonne, was mich ärgert. Muss so etwas sein? Könnte man nach allem, was man weiß, nicht eine gewisse Kreativität darauf richten, so etwas zu vermeiden? Oder dient es in erster Linie gewissen Logistik- und Profitinteressen? Wie bei so vielem, muss ich sagen: ich weiß es nicht.
Was ich aber weiß: Ich werde von hinten angefressen, und zwar am Geldbeutel. Das Spiel mit der Inflation geht wohl knapp am Gangstertum vorbei und man nennt es „Freie Marktwirtschaft“. Eine heilige Kuh in Deutschland. "Wettbewerb". „Wachstum“. Da muss man mitmachen. Es nützt nichts, Dinge beim Namen zu nennen. Bewehrt und gewappnet sind solche Verpackungsmethoden mit kompletten Lehrstühlen, die Rechtfertigungen und Argumente liefern, die also als Thinktank für solche Methoden agieren. Es sei notwendig, - und zwar aus diesem...und jenem Grunde. Doch wo geht diese ganze Masse hin, nachdem sie von den Abfallentsorgern möglichst billig und - wie gewisse Parteien sagen würden - effizient abgeholt worden ist? Ob in dieser Verpackung auch Energie steckt, die einfach wegzuwerfen oder zu vernichten falsch ist? Mein altes Auto? Zuammenpressen, "entsorgen" oder exportieren? Wieder sprudeln Argumente aus dem Thinktank....... Es sind ganz einfache Fragen, die sich einem stellen und für die man – wenn überhaupt! Und nur auf dringendes Verlangen! - mit (halbwegs) komplexen Aussagen beworfen wird.
Freitag, 20. Dezember 2024
Entscheider
„Raumschiff Berlin“? Mich quälte ja schon oft die Analyse, dass es eine definierte Klasse von Menschen gab, die sich demokratisch legitimiert um die Menschen, in deren Namen sie Entscheidungen trafen, einen Dreck scherten. Da hob der Regierungsflieger mit ungewissem Ziel ab, mit einer luftig aufgeblähten Crew und einer Horde Journalisten und Propagandisten als Passagiere. Blödsinnigerweise kam der Flieger nie zurück, sondern verwandelte sich in ein ziemlich nach außen abgedichtetes Raumschiff, in dem Entscheidungen an und für sich, entlang von idiologisch ausgerichteten Hinweisgebern getroffen wurden, sich in sich selbst drehend, mit eigener, auf Kosten des Steuerzahlers gut versorgten Entourage, mit Propagandisten und Meinungsvervielfachern aller Art. Dass man den Kontakt zur gemeinen Wirklichkeit verlor und zwischen all den Ämtern und Posten sich selbst genügte: Egal, solange die Kohle stimmte. Man genügte sich selbst: Es gab Regierung und Berater, die um sich selbst kreisten und denen die Bedürfnisse der Menschen egal, weil nicht mal wahrgenommen, waren. Es wurden Unmengen von Papieren und Entwürfen erzeugt: nichts davon wurde realisiert. Der vermeintlich demokratisch legitimierte Politikbetrieb indes samt der unzähligen Thinktanks ist sich unter all den Milliarden Euro selbst genug und in Gefahr, die Lebenswirklichkeit der Betroffenen aus den Augen zu verlieren. Ob das Demokratie oder die Inszenierung von Demokratie ist? Ob das mit einer neuen Regierung anders würde? Ob das zu den eher latenten Gründen dafür zählt, dass an den Rändern des Meinungsspektrums andere, „radikale“ Parteien aufgetaucht sind?
Donnerstag, 19. Dezember 2024
Gewohnheit, Selbstverständlichkeit, Normalität
Ja klar ist der Mensch ein Gewohnheitstier. Er nimmt sich Vorsätze vor, aber ganz sicher und bestimmt… und handelt dann wieder ganz anders… aus Gewohnheiten und eingeübten Mechanismen heraus. Aber vielleicht können wir uns einen Moment heraus reißen aus gewohnten Betrachtungsweisen, können wahrnehmen, dass es ein Glück ist, die Verhältnisse um sich herum einigermaßen wach wahrzunehmen. Uns ist von unserer Staatsform gestattet, gewisse Dinge zu tun und glauben, die andere nicht tun können. Frei von größeren akuten Schmerzen sein, das deutet ebenso auf ein gewisses Maß an Gesundheit hin. Auch das erscheint einem über einen gewissen Zeitraum hinweg selbstverständlich, - solange man nichts anderes wahrgenommen hat, mit nichts anderem konfrontiert war. Wer aber jemals Schmerzen hatte, sich einem Verdacht auf eine gravierende Krankheit ausgesetzt sah und dadurch sich separiert sah, von der „Normalität“ und den mit ihr verbundenen Selbstverständlichkeiten, der lkennt auch die andere Seite. Wer das an engen Angehörigen und Freunden miterlebt, mitgemacht hat, wird Dankbarkeit für sich selbst empfinden, egal, welcher Schuh einen aktuell drückt. Die Wahrnehmung ist es, die Ablenkung durch Gegebenheiten, die die meisten hindert. Unser Glück mit anderen teilen, sein Echo nicht nur in uns selbst zu empfinden, mag die Wirkung noch verstärken. Daraus Kraft zu beziehen, auch gegenüber Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, dazu sollten wir uns durchringen, sofern das geht.....
Mittwoch, 18. Dezember 2024
Wahlkampf
Peinlich finde ich das! Da werden Pseudo Verballhornungen eines Vornamens vorgebracht und nicht finanzierte Versprechen gemacht. Da macht man sich mit populistischen Formulierungen an „die Leute“ ran, pflegt verklärend den Sprachgebrauch der vergangenen Jahrhunderte und hofft so, sich an eine „Zielgruppe“ ran zu wanzen. Ein Knollenmännlein eilt über die Bildfläche und gibt sich wichtig. Ein Sonnyboy des Politbetriebs macht dazu ein bedenkliches Gesicht und es werden allerlei Meinungsvertreter in Maßanzügen ins Rennen geschickt, die sich selbst in seltsamen Posen gefallen und das auch noch populistisch volkstümlich „rüberbringen“. Mit großen Ernst werden genau die Phrasen vertreten, die zu erwarten waren. Der Wahlkampf ist eröffnet und das leitende Personal blamiert sich, jeder halt so gut, wie er (sie) kann. Das ist armselig und lässt mich ein bisschen traurig zurück. Von denen soll ich vertreten werden? Ob das Demokratie ist? Na gut, besser, als nur einen Kandidaten zur Auswahl zu haben. Das soll es in gewissen Autokratien ja auch geben. Ob das aber unser „Anspruch“ ist/sein kann? Die spielen flott mal mit Zahlen herum: hier ein paar Millionen Euro mehr, dort ein paar weniger. Milliarden hier und da. Wir stehen verwundert vis a vis. Peinlich finde ich das! Da werden Pseudo Verballhornungen eines Vornamens vorgebracht und nicht finanzierte Versprechen gemacht. Da macht man sich mit populistischen Formulierungen an „die Leute“ ran, pflegt den Sprachgebrauch des vergangenen Jahrhunderts und hofft so, sich an eine „Zielgruppe“ ran zu wanzen.
Ein Knollenmännlein eilt über die Bildfläche und gibt sich wichtig. Ein Sonnyboy des Politbetrieb macht dazu ein bedenkliches Gesicht, gibt verwirrende Erklärungen ab und es werden allerlei Meinungsvertreter in Maßanzügen ins Rennen geschickt, die sich selbst in seltsamen Posen gefallen und das auch noch populistisch volkstümlich „rüberbringen“. Mit großen Ernst werden genau die Phrasen vertreten, die zu erwarten waren. Der Wahlkampf ist eröffnet und das leitende Personal blamiert sich, jeder halt so gut, wie er (sie) kann. Das ist armselig und lässt mich ein bisschen traurig zurück. Von denen soll ich vertreten werden? Ob das Demokratie ist? Na gut, besser, als nur einen Kandidaten zur Auswahl zu haben. Das soll es in gewissen Autokratien ja auch geben. Ob das aber unser „Anspruch“ ist/sein kann? Die spielen flott mal mit Zahlen herum: hier ein paar Millionen Euro mehr, dort ein paar weniger. Milliarden hier und da. Wir stehen verwundert vis a vis.
Dienstag, 17. Dezember 2024
Neues in der Musik
Mal wieder bin ich total enttäuscht von dem von Kritikern total hochgepushten Neuen in der Popmusik. Es wurden mir Alben empfohlen, an denen ich beim Hören so gar nichts entdecken konnte. Bestenfalls Elemente, die schon mal da waren, etwas melancholische Themen und Stopper, die ich früher schon einmal besser gehört hatte. Dabei wurde mir das vorliegende Album als extrem erfolgreich vom Rezensienten geschildert. Was ist los? Irgendetwas kann da nicht stimmen! Mit gebremsten, melancholischen Klängen riesige Erfolge einfahren? Etwas, das ein „Sich-einlassen“ geradezu fordert? Etwas, das auch noch instrumental daher kommt? Es wäre mir zumindest neu, dass so etwas zum großen Erfolg führt. Angesagt scheint mir vielmehr die möglichst in gepflegten Optimismus polierte Oberfläche des Populären, das klischeehaft Positive, das Gefällige, das Vereinfachte und Unterkomplexe, das partout „rüberkommen“ soll. Stimmt da meine Perspektive „von außen“ nicht, bin ich alt geworden? Wieso langweilt mich so etwas? Ob nicht das Nichtlangweilen ein Merkmal von Pop ist? Das Aufregnde, knallig Frische, das Starke und Direkte, das Eindeutige, weniger das in sich Gebrochene? Die in sich selbst drehende Aktion, die nirgendwo und überall ankommt, die nichts außer sich selbst transportiert, ist doch Träger eines derzeit grassierenden Kulturhabitus. Der schnelle Wegwerfgestus, der Popsong „to go“. Zum einen Ohr gut rein, zum andern schnell wieder raus…. Nachdem ausgelutscht ist. Neues oder - wie manchmal gefordert - „Innovatives“ ist dabei kaum hörbar, na klar, - wie auch? Wer soll da dahinter stehen? Die Stäbe von Musikanten auf dem Weg zum Erfolg, die im Auftrag von anonymen „Stars“ ihre „Ideen“ absondern und in einen Topf hinzu geben? Klar, auch sie wollen Karriere machen. Wollen schlau und clever sein auf dem Weg nach oben. Wollen ihre Verwendbarkeit und Anpassungsbereitschaft, ihr Können und Kennen zeigen. Wollen sich qualifizieren für höhere Aufgaben, wollen sich empfehlen für den „nächsten Schritt“. Ob das aber mein Vergnügen sein soll?
Montag, 16. Dezember 2024
Romantische Ironie
Das radikal Subjektive, das Ironische, das Humoristische – ist das auch romantisch? Viele derer, die man in geistesgeschichtlichen und literaturwissenschaftlichen Seminaren „Romantiker“ nennt, waren große Freunde der Ironie. Die uneigentliche Behauptung, das Spielen mit Fakten, Begriffen und Worten war eine ihrer Spezialitäten. Was damit manchmal erreicht wurde, war unter anderem eine Art positiver Irritation, eine Verwischung des scheinbar Festgeschriebenen: Alles nicht so nehmen, wie es einem zur größten Bequemlichkeit und mit der Macht des Faktischen oberflächlich zu begreifen angeboten wird. Genau an dieser Stelle gab es wohl Berührungspunkte mit dem, was weithin „Aufklärung“ genannt wird. Die Romantiker gingen oft aber darüber hinaus. Die Verdunkelung der menschlichen Erkenntnis hinter den Dingen war zuweilen das, was sie anstrebten. In manchen früheren Phasen der Rockmusik war so etwas auch zu finden. Nicht nur beim längst verblichenen Jim Morrison und seinen clever eingestreuten Heidegger-Zitaten („Into this house we`re thrown…..“). Beispielsweise Nick Cave hat Phasen in seinem Leben mitgemacht, deren Tragik er in sein musikalisches Tun und eine gewisse Selbststilisierung als ekstatischer Schmerzensmann hat einfließen lassen. Man konnte ihn live sowohl als wüsten Wüterich als auch als ruhig-besinnlich-sphärischen Feingeist erleben. Es geht vielleicht bei solchen Figuren auch um das poetisch wirkende Herumwerfen mit Worten und Begriffen, hinter denen aber jeder etwas Anziehendes vermutet. Diesem „Etwas“ näher zu kommen, - auch auf völlig naive und nicht unbedingt akademisch geweihte Art - mag auch ein Anliegen der Romantiker gewesen sein.
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The radically subjective, the ironic, the humorous – is that also romantic? Many of those who are called “romantics” in intellectual history and literary studies seminars were great fans of irony. The inauthentic assertion, playing with facts, concepts and words was one of their specialties. What was sometimes achieved with this was, among other things, a kind of positive irritation, a blurring of what was apparently set in stone: not taking everything as it is presented to you for the greatest convenience and with the power of the factual to understand superficially. It was precisely at this point that there were points of contact with what is widely called “enlightenment”. But the romantics often went beyond this. The obscuring of the human knowledge behind things was sometimes what they aimed for. Something like this could also be found in some earlier phases of rock music. Not only with the long-dead Jim Morrison and his cleverly interspersed Heidegger quotes (“Into this house we’re thrown…”). Nick Cave, for example, went through phases in his life whose tragedy he incorporated into his musical work and a certain self-stylization as an ecstatic man of sorrows. You could experience him live as both a wild rager and a calm, contemplative, spherical intellectual. Perhaps such figures are also about the poetic-seeming throwing around of words and concepts, behind which everyone suspects something attractive. Getting closer to this "something" - even in a completely naive and not necessarily academic way - may also have been a concern of the Romantics.
Sonntag, 15. Dezember 2024
Innovation und all das
Ach, wie öde fand ich diesen Anspruch im Zusammenhang mit Pop- und Rockmusik!? „Innovativ“ solle es bitteschön sein. Nichts mehr und nichts weniger. Ich selbst habe das Wort im Zusammenhang mit dieser Musik selten, wenn nicht sogar gar nicht benutzt. Ich dachte immer, dass „Innovativ“ auch eine Frage des Blickwinkels und des Standpunkts sei. Auf der Seite des Zuhörers eine Frage des „Sich-Einlassens“. Auf der Seite des Musikers die Bereitschaft, mit dem Unerwarteten, mit dem Überraschenden umzugehen.„Innovativ“ im eigentlichen Sinne, also möglichst unumstritten, waren in meinen Augen Figuren wie Jimi Hendrix und Jaco Pastorius, - vielleicht noch zwei oder drei andere. Da war John McLaughlin. Oder Santana. Oder Jeff Beck. Waren die nicht „innovativ“? Oder hängt dieses „Innovativ“ auch mit der Fähigkeit zusammen, eine eigene musikalische Welt, eigene Ausdrucksformen und Möglichkeiten zu schaffen. Einen eigenen Anspruch zu erschaffen? Eine eigene tönende Welt? War etwa oder ist Eric Clapton „innovativ“ oder hat er, wie manche Oberschlauen behaupten, nur auf dem Erbe der großen Bluesmusiker aufgebaut, hat er "geklaut" und dann daraus versucht, etwas Eigenes Unaufgeregtes zu schaffen? Wer sich in Claptons Musik jemals hat fallen lassen, wird diese Frage leicht beantworten können. Wie leicht ist es eigentlich, ständige Wiederholung und mangelnde Möglichkeiten zu unterstellen? Hat und hatte Clapton keine eigenen Möglichkeiten? Der längst verstorbene Peter Green mit seinen den Wolken entlang gleitenden traumwandlerischen Gitarrenlicks? Waren wir nicht dankbar und brachte uns das nicht etwas, dass er es versucht hat? Dass er geflogen ist.... wie ein Albatros? Alles geklaut? Völlig un-innovativ? Wer dann später die Lieblingsmusik jener "innovativen" Kritiker hört, mag so manches mal krass erstaunt sein: Ob es das ist, was "innovativ" sei? Das hier! Unzählige andere Musiker und Beispiele ließen sich nennen. Viele haben das Rad nicht neu erfunden und waren mit den von ihnen an sich selbst entwickelten Möglichkeiten trotzdem „innovativ“, weil sie sich dessen, was sie vorgefunden haben, anverwandelt hatten. Will man überhaupt immer „innovative“ Musik hören? Soll jemand ständig erfinderisch sein? Muss man, um so etwas aufzunehmen, nicht auch in Stimmung dafür sein? Offen. Ist nicht etwa auch eine Leistung, jemanden in einer solchen Stimmung ansprechen zu können, ihn einzuhüllen in die eigene Vision von Sound?
Samstag, 14. Dezember 2024
Winterfreuden
Jetzt satteln sie wieder die dicken SUVs, um möglichst schnell in die Alpen zu preschen. Wenn bloß diese Staus nicht wären! Diese Straße gehört doch längst mal ausgebaut! Was wir wollen? Mal wieder diese Freiheit auf den Gipfeln genießen! Dieses besondere Gefühl. Cool! Unschlagbar. Manche Seilbahnen funktionieren ja jetzt nach dem „dynamic pricing“-system: Angebot und Nachfrage, Wetter. Wer zu einem bestimmten am meisten zahlt, bekommt das Ticket. Klima, Energie, Nachhaltigkeit? Scheis der Hund drauf! Das gilt nicht für mich. Es gilt der Eigennutz! Kann ich was gegen all die Misstände tun? Ich bin doch nur…... Da brechen zwar öfter immer wieder Abhänge ab. Aber das sollen dann die Politik und die Behörden richten. Man freut sich schon auf „Apres Ski“: Brutale Party? Fressen, saufen, ficken…..Schneemangel? Pisten planieren, Schneekanonen? Beschneiungsanlagen? Was habe ich damit zu schaffen? Wie`s im Sommer hier aussieht, sehe ich ja nicht. Und außerdem schaffen Touristen Arbeitsplätze. Es gibt jetzt Seilbahnkomfort mit Sitzheizung und Wlan.
Freitag, 13. Dezember 2024
Schopi und die Hunde
Schopenhauer gab seinen Hunden oft den Namen Atma. Gerade dies weist auf den Kern der Philosophie Schopenhauers und der von ihm hoch geschätzten altindischen Upanishaden hin. Atma, genauer Atman, bedeutet darin so etwas wie Einzelseele. Dazu fassen die Upanishaden ihre tiefste Erkenntnis in die Worte: Tat twam asi – Das bist Du – Die Einzelseele ( Atman ) ist identisch mit der Weltseele ( Brahman )! Das gilt für den Menschen, für den Hund, ja für jedes Lebewesen. Vielleicht ist das, was Schopenhauer als „unzerstörbares Prinzip“, als „Archäus“ (Urkraft), aus den Augen eines Hundes leuchten sah, nicht verschieden von dem, was die Upanishaden als Brahman, Weltseele, bezeichnen.
"Woran sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke der Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann?" (Arthur Schopenhauer)
Mittwoch, 11. Dezember 2024
Wahrheit, Ethik
„Die Leser meiner Ethik wissen, daß bei mir das Fundament der Moral zuletzt auf jener Wahrheit beruht, welche im Veda und Vedanta ihren Ausdruck hat an der stehend gewordenen mystischen Formel tat tvam asi (Dies bist du), welche mit Hindeutung auf jedes Lebende, sei es Mensch oder Thier, ausgesprochen wird und dann Mahavakya, das große Wort, heißt.“ (Artur Schopenhauer)
Dienstag, 10. Dezember 2024
After the heat (Traumgesichter)
AFTER THE HEAT (TRAUMGESICHTER)
Traumgesichter
drohen im Zerstieben
Es wird dich zurück spülen
du gehst ganz langsam unter
sie sagen, du musst kämpfen
dich optimieren, mithalten, gewinnen
aber es wird dich zurück spülen
in die Strudel des Gewöhnlichen
Profis und Könner
Macher und Umsetzer
aber es wird dich zurück spülen
in den Gang der Tage
Im Stress des Alltäglichen
bestimmen sie, geben an
lügen und lassen sich scheinbar gehen
in den Gang der Tage
Traumgesichter
kommen auf dich zu
und du stolperst herbei
aus den Strudeln der Tage
Schaumgesichter
schlafen im Kettenhemd
und büchsen auch mal aus
in bunte Wellnessoasen
ein großes Augenrollen
ein Staunen über so viel Mut
sie kichern in sich hinein
in die Schatten der Tage
Ein Kreisen von Felsen
über dir, neben dir überall
du fühlst gar nichts mehr
am Ende aller Vanille
Montag, 9. Dezember 2024
Romantik reloaded
Romantik, eine Sache der auf 1790 folgenden Jahre? Es scheint Unklarheit darüber zu herrschen, über was man sich auseinandersetzen wolle und über was nicht. Ich bin der Überzeugung, dass Romantik ein Phänomen ist, das bis heute aktuell ist und keineswegs im 19. Jahrhundert sein Ende fand. Auch heute wird versucht, mit den Mitteln der Werbung und der PR die Romantik auf vielerlei Arten auszunutzen. Zuspitzung auf charismatische Persönlichkeiten, Verklärung und Mystifizierung sind dabei probate Mittel, um manche Leute zu etwas zu bringen, ihnen einen bestimmten Impuls in einer bestimmten Richtung zu geben. Ja, auch dazu eignet sich die Romantik heute noch. Zudem scheint es ja so zu sein, dass in der Romantik dem Individuum ein hoher Wert zu gesprochen wird. Dass dies entgegen „offizieller Beteuerungen“ zunehmend bedroht ist, wird ja wohl kaum jemand bestreiten. Insbesondere die Mittel der Technik scheinen oft darauf gerichtet, Menschen zu einem Faktor und einer Ziffer zu reduzieren, mit der dann (oft in Algorithmen) gerechnet und umgegangen werden kann. Dies immer wieder zu erkennen und kritisch aufzuspießen, scheint mir eine Richtung zu sein, die manche derjenigen, die die Romantik lieben, einzuschlagen bereit sind. Dass diejenigen sich nicht in künstlichen Internetblasen und Echokammern verschanzen, sich nicht durchweg in Bewunderung und Erbauung scheinbar „romantischer“ Phänomene ergehen, sondern Fragen stellen, zuspitzen, sich und ihre Meinung einem kritischen Diskurs ausliefern, erscheint mir selbstverständlich und jeder echten Erkenntnis voraus zu gehen. Und: Wer allgemeine Dinge wie etwa Erwartungen kritisiert, der sollte nicht unbedingt mit solchen Erwartungen (die er selbst ablehnt) identifiziert werden.
Sonntag, 8. Dezember 2024
Lebenskunst
Noble Damen und Herren treten auf, die alles zu wissen vorgeben. Sie geben kluge Ratschläge, wie man besser durchs Leben komme. Strategie. Druck abbauen. Achtsamkeit und Nachhaltigkeit. Sie haben bei jedem Satz diesen Ton, der mich unglaublich stört „Na“ (, dieses sich vergewissernde und belehrende „no“, mal lauter, mal leiser). Sie geben vor, alles von oben herab zu regeln. Sie wissen Bescheid. Im Alltag nehmen sie wahrscheinlich riesige Honorare von den Besitzenden, beklagen aber wortreich die Einkommens- und Vermögensverhältnisse. Ja ja, die ökonomische Basis! Sie gehören zu einem Überbau, der in Wirklichkeit mit anderen Lebensverhältnissen nichts zu tun hat und nur seinesgleichen „therapiert“. Mit wissendem Gesicht. Haben ein Buch geschrieben (unter Bildungsbürgern der Ausweis von „Fähigkeit“). Ob sie das jetzt promoten oder ob sie dem geneigten Zuhörer von ihren steilen Thesen berichten wollen? Lese-Tourneen. Der „Zielgruppe“ vorstellen? „Verkaufen“?Die Sphären und Absichten gehen ineinander über, was einen Teil eines Problems ausmachen könnte.
Samstag, 7. Dezember 2024
Hinter Helmen
Ich erinnere mich ganz subektiv (!), wie das damals war: Daft Punk betrieben den Kult der Anonymität, der unter Rockmusikern beliebt war. Sie verbargen sich unter/hinter dicken, SFmäßig anmutenden Helmen, die aus „Krieg der Sterne“ hätten stammen können. Unter ihrem Etikett war oft befremdliche und mäßig produzierte "Disco"-Musik (heute eher "Club") zu hören, von der man nicht genau wusste, wie sie gemeint war. Sie waren eine Art erfolgreiches und in Vocoder-Robotertönen geschwängertes Seitenphänomen für mich, so lange bis die Erfolgsscheibe „Random Access Memories“ 2012 kam, mit dem von mir ohnehin hochgeschätzten Nile Rogers und der in Töne gesetzten und mit allerlei Weisheiten versetzten Bio-Erzählung von Giorgio Moroder, dem Disco-Prinzipal der 70er Jahre. Ein Ohrwurm war „Get lucky“ mit Pharrell Williams, dem ich vor allem wegen dem Schlagzeuger Omar Hakim, dem Bassisten Nathan East und - natürlich - Nile Rogers nachhing. Es stellte sich jetzt die Frage danach, wie so etwas gemeint sein könne. Eine Denkanstrengung. Die Mehrheit - und auch ich! - hingen jedoch dem unnachahmlich körperbetonten Beat von „Get Lucky“ nach, der Single, die anscheinend in 30 Ländern Nummer Eins war. Ich hätte diesen Welthit damals unendlich viele Male hören können. Die beiden Protagonisten freilich verbargen sich immer noch hinter ihren futuristischen Helmen, tauchten ab in Anonymität und verdienten darüber viel Geld. Wie man so etwas durchhalten konnte, das nötigte mir immer noch Respekt ab. Ich tat es aber als Marketing-Gag ab. Seltsame Sachen waren diese gefällig montierten Zitate aus der Disco- und Dancefloor-Welt dann aber doch. Und den Kult mit den Helmen hatten die Macher auch durchgehalten bis zu ihrem Ende, das später verkündet wurde. Hut ab!, sagte ich da und beerdigte zusammen mit dem Video „Epilogue“ (Zwei Männer unter Helmen gehen in die Wüste, man sprengt sich in die Luft, „Love is the answer“ wird jubiliert) ein weiteres Stück meiner persönlich erinnerten Rockmusik.
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I remember very subtly (!) what it was like: Daft Punk were practicing the cult of anonymity that was popular among rock musicians. They hid under/behind thick, SF-like helmets that could have come from Star Wars. Their label often included strange and poorly produced "disco" music (now more "club"), which you didn't know exactly what it was meant to be. They were a kind of successful side phenomenon for me, saturated with vocoder robot sounds, until the successful album "Random Access Memories" came out in 2012, with Nile Rogers, whom I already admire highly, and the bio-narrative of Giorgio Moroder, the disco principal of the 70s, set to music and peppered with all kinds of wisdom. One catchy tune was "Get Lucky" with Pharrell Williams, which I was particularly fond of because of the drummer Omar Hakim, the bassist Nathan East and - of course - Nile Rogers. The question now arose as to what this could mean. It was a thought-provoking exercise. The majority - and I too! - were, however, hooked on the inimitably physical beat of "Get Lucky", the single that was apparently number one in 30 countries. I could have listened to this global hit countless times back then. The two protagonists, of course, were still hiding behind their futuristic helmets, submerged themselves in anonymity and earned a lot of money from it. How they could keep up with something like that still commanded my respect. But I dismissed it as a marketing gimmick. These pleasingly edited quotes from the disco and dancefloor world were strange things after all. And the makers had kept up the helmet cult until their end, which was later announced. Hats off!, I said, and buried another piece of my personally remembered rock music together with the video “Epilogue” (two men wearing helmets walk into the desert, they blow themselves up, “Love is the answer” is rejoiced).
Donnerstag, 5. Dezember 2024
Öffentlich, aber rechtlich?
Die dauernde Werbung bei der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung wirkt auf mich penetrant. Manchmal scheint es mir, als sei sie sogar ausgeprägter als diejenige der „Privaten“. Da zahlt man nicht gerade gering am GEZ-Beitrag und muss doch eine solche permanente Werbeoffensive über sich ergehen lassen. Wie das? Damit muss die Berichterstattung, die Sendung an sich, finanziert und müssen die Rechte samt der medialen Durchführung einer Idee bezahlt werden, so heißt es. Vielleicht auch die exklusiven Ansprüche von Funktionären/Managern/Repräsentanten aller Art (Skandale der jüngsten Zeit scheinen das zu stützen). Muss das sein? Nach allem, was heraus gekommen ist? Ich schalte jedenfalls oft um, „zappe“ herum und muss dann im privaten Kanal manchmal sogar weniger Werbespotstörung registrieren. Komisch, über Produktionskosten solcher Ansichtswaren erfährt man auffällig wenig. Wie die Strukturen bei den Öffentlich-Rechtlichen da wohl sind? Im Abspann wird manchmal die „durchführende („Executive“) Medienfirma erwähnt. Immerhin sind die Intendanten und Häuptlinge beim wohlverdienten Gehalt da ziemlich ungeniert, locker und mit einem Lächeln öffentlich voran gegangen (sie ergehen sich manchmal in Spekulationen „weiß nicht genau….u.ä.). Nach dem Empfinden einiger Leute greifen sie nicht gerade wenig „Aufwandsentschädigung“ ab. Doch mögliche Kritiker sind da sehr schnell als Störenfriede abgetan. Noch. Ob da etwas provoziert wird. Veränderung?
Mittwoch, 4. Dezember 2024
Wille und Vorstellung
„Die Einstellung der animalischen Funktionen ist der Schlaf, die der organischen der Tod“. Jeder Tag ist ein kleines Leben, - jedes Erwachen und Aufstehn eine kleine Geburt, jeder frische Morgen eine kleine Jugend und jedes zu Bette gehen und Einschlafen ein kleiner Tod. So ist denn endlich auch das Einschlafen ein täglicher Tod und jedes Erwachen eine neue Geburt. Ja, um es ganz durchzuführen, könnte man die Unbequemlichkeit und Schwierigkeit des Aufstehens als die Geburtsschmerzen betrachten. Der Schlaf ist ein Stück Tod, welches wir vorwegnehmend borgen und dafür das durch einen Tag erschöpfte Leben wiedererahlten und erneuern“ (aufgelesen und notiert bei Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung)
Dienstag, 3. Dezember 2024
Höher und weiter
Wo ist die Transzendenz? Die Mayas suchten sie in ihrer Unterwelt und brachten dort, in den Höhlen, auch Menschenopfer dar, um die Götter gnädig zu stimmen…… Wir in unserer Kultur hingegen assoziieren das mit dem Lichten, mit der Höhe, mit dem Himmel. Während das Deutsche nur ein Wort für Himmel hat, benutzen die Engländer „Sky“ und „Heaven“. Dem modernen Menschen ist jede Gewissheit abhanden gekommen, sein einziger Gott heißt Geld…..“ Früher, zumindest bei Mayas, waren die Höhen in der Tiefe - in den Höhen die Tiefe… Jetzt fliegen am Himmel die Düsenjäger, dieser „Himmel“ ist entzaubert, genau wie die Gebete, das Sprechen mit einem Höheren, wie die Poesie… Einen kurzen Moment schienen wir einer offeneren Wirklichkeit in der Pandemie näher. Doch jetzt gilt das Gebot: Zurück zum Alten, Vertrauten, Eingeübten. Wörter sind wieder missbrauchtes Material, sie lügen in ihrer Beliebigkeit, - genauso wie inzwischen die tausendfach bearbeiteten Bilder/Fotos: Verlogene Gesten, Posen, Verkaufe - die Hohlheit, die Sinnlosigkeit in der Unterhaltung, sie feiert fröhliche Urständ‘……
Montag, 2. Dezember 2024
Durchdringung aus Poesie
Ich will definitiv, dass das (höchst) Private und das Öffentliche ineinander gehen, das scheinbar Banale und Bedeutende, das Alltägliche und das Außergewöhnliche. Wie selbstverständlich es ist, dass sich das eine an dem andern spiegeln kann! Fotos von Blumen und Pflanzen (noch) samt ihrer scheinbar beiläufigen Zerstörung gehören auch zu unser Umgebung, auch aus ungewohnter Perspektive. Gedichte, Texte, die uns umschwirren und umschwirrt haben. Sie gehören zu uns, egal, welche Beziehung wir dazu haben! Wie darüber hinaus die Randbedingungen sich verändern, wie das Ganze unter einem bestimmten Dach passiert, wie diese Bedingungen sich in welchem Interesse entwickeln, welche zukünftige Richtung dabei vielleicht erkennbar wird, gehört auch zu meiner Betrachtung. Ich versuche, dazu meine Antennen auszufahren. Zu registrieren, was in der Luft liegt, aber auch das wahrzunehmen, was scheinbar passée und nicht mehr relevant ist. Solche Dinge können mich, - aber auch andere!, - betreffen. In einem „dreckigen“ Alltag, in dem es oft ums reine Überleben geht, um Kohle und die Geschwindigkeit, die nötig ist, um an sie zu kommen. Mir ist bewusst, dass sich eine bestimmte Schicht von Menschen um solche „Alltagsprobleme“ nicht kümmern muss und mag. Ich habe auch wahrgenommen, dass es oft um spezielle Zielgruppen geht. Was links oder rechts ihrer „Gemeinsamkeit“ spielt, scheint uninteressant. Auf diese Weise kommt es zu Wahrnehmungsblasen und „Echokammern“. Mich freilich interessiert „die Totale“, all das, was uns umgibt und beeinflusst.
Sonntag, 1. Dezember 2024
Samstag, 30. November 2024
Nutzen, Baum, Selbst
Ein Baum muss keinen Nutzen oder Daseinszweck haben. Der ist nur nebensächlich. Den schreiben nur wir ihm heute darüber hinaus mit den Mitteln der Forstwirtschaft zu. Da ist die Eibe. In praktisch allen alten Kulturen galt sie als heilig. Dort, wo sie noch heute als heiliger Baum verehrt wird, gelingt es den Menschen oft, mit der Natur zu leben, ohne sie zu zerstören. Als uns das Empfinden für eine solche Bedeutung verloren ging, war das vielleicht der Moment, in dem unsere Zivilisation begann, Bäume nur noch als Ressource zu sehen. Diese Bäume wurden gefällt, um aus ihren Holz Feuer zu machen und es auf vielerlei Arten zu nutzen und zu benutzen. Daraus wuchsen im Laufe der Zeit die heutigen Umweltschäden. Wir haben das Empfinden für das spezielle Sosein der Bäume völlig verloren. So haben manche Bäume etwas Besonderes an sich. Sie sind so alt und majästetisch gewachsen, dass man ihnen unwillkürlich Respekt zollt. Hierzu gehört oft auch die Eibe. Der Mensch schützte sie in früheren Zeiten, weil sie als heilig galt und sie wohl immer noch als sehr geheimnisvoll gelten darf. Sie wird mehrere tausend Jahre alt. In Schottland soll eine immer noch vitale Eibe wachsen, die 5000 Jahre alt ist. Sie bietet sich an, sie zu berühren. Etwas zu berühren heißt, sich von seiner physischen Existenz zu überzeugen. So kann der Wald für uns zu einem Ort der Selbstbesinnung werden. Ein Ort, an dem die Zeit eine andere Dimension hat und der Raum von lebenden Pflanzen eingenommen wird. In den Wald einzutauchen, kann also insofern bedeuten, zu den Quellen des Daseins zurück zu kehren. Der Wald kann dann zu etwas werden, was einer großen grünen Mutter gleicht. Die Gerüche und Geräusche des Waldes bringen in uns etwas zum Schwingen, eine Erfahrung, die der Mensch seit hunderttausenden von Jahren gemacht hat. Wir könnten unter Umständen auch heute versuchen, der Tier oder Pflanzenwelt im Wald wieder näher zu kommen. Bäume könnten immerhin die Möglichkeit bergen zu unseren Wurzeln zurück zu kehren, daraus Energie zu beziehen und uns reicher zu machend die Welt verändern. Ein hoher Anspruch, gewiss. In der spirituellen Verbindung zur Natur wird auch die Dimension des Kosmos ahnbar, ist zu erahnen. Staunen und so etwas wie Ehrfurcht wiederfinden, könnte ein Ziel sein. Wissen und ahnen, wo man herkommt und wo man hingeht.
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A tree does not have to have a use or purpose. That is only secondary. Today, we are the only ones who ascribe that purpose to it, using the means of forestry. There is the yew tree. In practically all ancient cultures, it was considered sacred. In places where it is still revered as a sacred tree, people often manage to live with nature without destroying it. When we lost the sense of such importance, that was perhaps the moment when our civilization began to see trees only as a resource. These trees were felled to make fire from their wood and to use and exploit it in many different ways. Over time, this led to the environmental damage we see today. We have completely lost the sense of what makes trees special. Some trees have something special about them. They are so old and majestic that we instinctively pay respect to them. The yew tree is often one of these. In earlier times, people protected them because they were considered sacred and they can probably still be considered very mysterious. It can live for several thousand years. In Scotland, a yew tree is said to be 5,000 years old and is still alive. It is worth touching. To touch something means to be convinced of its physical existence. The forest can thus become a place of self-reflection for us. A place where time has a different dimension and space is taken up by living plants. To immerse yourself in the forest can therefore mean returning to the sources of existence. The forest can then become something that resembles a great green mother. The smells and sounds of the forest make something vibrate within us, an experience that people have had for hundreds of thousands of years. We could perhaps try to get closer to the animal and plant world in the forest today. Trees could, after all, hold the possibility of returning to our roots, drawing energy from them and changing the world by making us richer. A high claim, certainly. In the spiritual connection to nature, the dimension of the cosmos can also be sensed, one can guess at. Rediscovering a sense of wonder and a sense of awe could be one goal. Knowing and sensing where you come from and where you are going.
Freitag, 29. November 2024
Nobelberatung
Noble Damen und Herren treten auf, die alles zu wissen vorgeben. Sie geben kluge Ratschläge, wie man besser durchs Leben komme. Strategie. Druck abbauen. Achtsamkeit und Nachhaltigkeit. Sie, die jetzt eben sowas vorträgt, hat jetzt bei jedem Satz diesen Ton, der mich unglaublich stört „Na“ (, dieses sich vergewissernde und belehrende „no“, mal lauter, mal leiser). Sie geben vor, alles von oben herab zu regeln. Sie verraten sich in ihrer Sprache. Sie wissen Bescheid. Sie geben vor. Sie blicken durch. Im Alltag nehmen sie wahrscheinlich riesige Honorare von den Besitzenden, beklagen aber wortreich die Einkommens- und Vermögensverhältnisse. Ja ja, die ökonomische Basis! Sie gehören zu einem Überbau, der in Wirklichkeit mit anderen Lebensverhältnissen nichts zu tun hat und nur seinesgleichen „therapiert“. Mit wissendem Gesicht. Haben ein Buch geschrieben (unter Bildungsbürgern der Ausweis von „Fähigkeit“). Ob sie das jetzt promoten oder ob sie dem geneigten Zuhörer von ihren steilen Thesen berichten wollen? Lese-Tourneen. Der „Zielgruppe“ vorstellen? „Verkaufen“?Die Sphären und Absichten gehen ineinander über, was einen Teil eines Problems ausmachen könnte.
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Noble ladies and gentlemen appear who claim to know everything. They give clever advice on how to get through life better. Strategy. Relieve pressure. Mindfulness and sustainability. She, who is now presenting something like this, has this tone in every sentence that annoys me so much: "Well" (that reassuring and didactic "no", sometimes louder, sometimes quieter). They claim to regulate everything from above. They give themselves away in their language. They know what's going on. They pretend. They see through it. In everyday life they probably take huge fees from the wealthy, but complain at length about income and wealth. Yes, yes, the economic base! They belong to a superstructure that in reality has nothing to do with other living conditions and only "treats" its own kind. With a knowing face. They have written a book (among educated people, a sign of "ability"). Are they promoting it or do they want to tell interested listeners about their bold theories? Reading tours. Introduce to the "target audience"? "Sell"?The spheres and intentions overlap, which could be part of a problem.
Donnerstag, 28. November 2024
Ironie der Romantik
Die Romantiker hatten erstaunlich weitsichtige Ansichten. So qualifizierte etwa Schlegel nahezu alle Aussagen als „vorläufig“ schwebend, weil es im menschlichen Bewusstsein fast immer um „Komplexitätsreduktion“ gehe, also die Reduzierung auf einfache begreifbare Aussagen, die einem Bewusstsein Halt verleihen könne. Dabei befindet er sich ganz in der Nähe von Aussagen der Soziologie, die das Wort „Komplexitätsreduktion“ sogar wörtlich übernommen hat. Wer dies begriffen und für sich erkannt hat, wird anders mit allgemeinen (auch „wissenschaftlichen“) Aussagen umgehen. Ihre Begrenztheit ist ihm offensichtlich. Am Ende bleibt freilich ein Umgang mit dem Komplexesten überhaupt, was als „Gott“ bezeichnet wird und in einem gewissen Gegensatz zum Chaos besteht, was den menschlichen Geist umgibt. Meist scheint es Menschen ja nicht darum zu gehen, sich umfassend verständlich zu machen (wir kennen viele aktuelle Beispiele!), wozu in einer „modernen Welt“ unter anderem auch keine Zeit (und Aufmerksamkeit) bleibt. Menschliche vorläufige Erkenntnis schwimmt nach Schlagel immer auf einem Ozean des Dunklen, des Begrenzten und nicht Bewältigten, Dies erzeugt dann natürlich auf mannigfache Weise Missverständnisse. Der einzige Weg, dem zu begegnen, wäre die Ironie, als das Verständnis dafür, dass jede menschliche Erkenntnis nur vorläufig sein kann und immer ein Geheimnis darum zurück bleibt. Auch deshalb nimmt die Ironie eine zentrale Rolle in Schlegels (und dem nahezu aller Romantiker) Denken ein.
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The Romantics had astonishingly far-sighted views. For example, Schlegel qualified almost all statements as "provisionally" floating, because human consciousness is almost always about "reducing complexity", i.e. reducing it to simple, understandable statements that can give consciousness stability. In doing so, he is very close to statements from sociology, which has even adopted the term "reducing complexity" literally. Anyone who has understood this and recognized it for themselves will deal with general (including "scientific") statements differently. Their limitations are obvious to them. In the end, of course, there is still a matter of dealing with the most complex thing of all, which is called "God" and which is in a certain contrast to the chaos that surrounds the human mind. Most people do not seem to be interested in making themselves fully understandable (we know many current examples!), for which there is, among other things, no time (or attention) in a "modern world". According to Schlagel, human provisional knowledge always floats on an ocean of darkness, of the limited and unmastered. This then naturally creates misunderstandings in many different ways. The only way to counter this would be irony, as the understanding that all human knowledge can only be provisional and that a mystery always remains. This is also why irony plays a central role in Schlegel's (and almost all romantics') thinking. !
Mittwoch, 27. November 2024
Was Popmusik voran bringt
Ob Popmusik machen etwas mit Kunst zu tun hat? Und nicht mit Profit, Wertschöpfung, Equipment und Zielgruppenplanung? Das ist ein Konflikt, der gar nicht mal häufig ausgetragen zu sein scheint in der Welt der „Macher“. Aber auch nicht in der sonstigen Welt der Handelnden. Nun, Kunst zu schaffen setzt ein waches Publikum voraus. Es spricht aber so manches dafür, dass man es eher mit einer manipulierbaren Masse an „Konsumenten“ zu tun hat. Dass Musik etwas geworden ist, das überall kostenlos zu haben ist und deshalb wertlos ist. Es müsste aber Menschen geben, die sich auch auf etwas einlassen können. Die bereit sind, eine gewisse Strecke mit einem Abenteurer von der Art der Künstler zu unternehmen, etwas Neues zu erfahren, das das Überschreiten von Wahrnehmungsklischees mit sich bringt. Die das als Wert in sich erkennen. Die auch davon leben. Jaja, das bedeutet nicht nur Unterhaltung und Spaß machen!
Es scheint, dass sich alles in eine einzige Richtung entwickelt hat: Branche, Verdienst, Rendite. Gerade die offenbar zurück liegende Krisenzeit scheint mir da eine Art Beleg dafür zu sein. Das Gefasel um „Systemrelevanz“ scheint mir das zusätzlich zu unterfüttern. Was bleibt: Die Kultur ist schlecht dran. Viele Jahre scheinen mir auch Popakademien etc. solche wirtschaftlich motivierten Tendenzen verstärkt zu haben. Sie scheinen nur deshalb an Staatsknete gekommen zu sein, weil sie der Regierungsmacht eine blühende Branche mit florierenden Umsätzen versprachen. Wie ärmlich!
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Does making pop music have anything to do with art? And not with profit, value creation, equipment and target group planning? That is a conflict that does not seem to be fought out very often in the world of "makers". But also not in the rest of the world of those who act. Well, creating art requires an alert audience. But there is much to suggest that you are dealing with a manipulable mass of "consumers". That music has become something that is available everywhere for free and is therefore worthless. But there must be people who can get involved. Who are prepared to go a certain distance with an adventurer like the artist, to experience something new that involves going beyond clichés of perception. Who recognize this as something valuable. Who also make a living from it. Yes, that does not just mean entertainment and fun!
It seems that everything has developed in one direction: industry, earnings, returns. The recent crisis period in particular seems to me to be a kind of proof of this. The blather about "system relevance" seems to reinforce this. What remains is that culture is in a bad way. For many years, pop academies etc. also seem to have reinforced such economically motivated tendencies. They only seem to have received state money because they promised the government a thriving industry with flourishing sales. How pathetic!
Dienstag, 26. November 2024
Music was my first
Ich ertappe mich immer öfter dabei, wie ich einzelne Titel von CDs abrufe. Wie ich dabei glaube, gar nicht mehr die ganze Scheibe anhören zu wollen, sondern nur noch die von mir ausgewählten Passagen oder Titel. Immer weniger scheint mich der jeweils dazu gehörige Stand einer künstlerischen Entwicklung zu interessieren. Ob ich das nicht mehr ernst nehme? Dieses Ernst nehmen und Sich einlassen auf war ich wohl über viele Jahre hinweg gewohnt. Die Entwicklung bestimmter Künstler verfolgte man, man interessierte sich dafür, weil man sie mochte, weil man den erkannten Ansatz mochte. Doch das scheint vorbei zu sein. Es scheint mich jetzt nur noch die Jagd nach dem mir bekannten Reiz zu beschäftigen. Geradewegs auf das zu, was mir gefällt? Dieser Jagd, dem Willen zum Wohlfühlen will ich entsprechen. Es richtet sich weniger auf Persönliches als vielmehr auf MEIN Gefühl, das, was mir vermittelt wird. Jetzt, unbedingt – möglichst schnell und zielgerichtet. Ob so etwas unserem gesellschaftlichen Gefühl entspricht? Ob ich da bei bin? Ob so etwas wohl dem entspricht, was zeitgeistig in der Luft zu liegen scheint?
Es ändert sich jetzt, unter dem Druck der aktuellen Situation, so manches. Zudem hatte ich mich immer auch für lange Lebenslinien und die daran geknüpften Entwicklungen interessiert. Gewiss. Ob aber gerade in der Musik solches beschleunigte Verhalten regelrecht gezüchtet worden ist durch die digitalen Medien, die solches Verhalten nicht nur fördern, sondern total „normalisieren“? Musik scheint überall kostenlos verfügbar. Es umgibt einen, ob man will oder nicht. Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit ist vorbei. Es entsteht auf diese Weise ein Gefühl der Wertlosigkeit, einer Wegwerfmentalität und jederzeitigen Verfügbarkeit, das zumindest die Popmusik selbst und besonders ihre „Relevanz“ abschaffen könnte, das sie überflüssig werden lassen könnte. Zumindest ein Sicheinlassen auf ist nicht mehr angesagt… scheint nicht mehr im Trend zu liegen. Es sei den, es geht um große Stars, die angehimmelt werden und für die kein Aufwand zu teuer erscheint. Vor allem aber gefragt ist die schnelle Tour. Geschwindigkeit scheint alles. Rein raus. Plakativer Effekt. Einem Comic ähnlich. Überzeichnung. Populismus und Pop. Weiches Einfühlen? Beim besten Willen keine Zeit mehr dafür!
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I find myself more and more often calling up individual tracks from CDs. How I think I no longer want to listen to the whole disc, but only to the passages or tracks I have selected. I seem to be less and less interested in the respective stage of artistic development. Am I no longer taking it seriously? I was probably used to taking it seriously and getting involved for many years. You followed the development of certain artists, you were interested in it because you liked them, because you liked the approach you recognized. But that seems to be over. Now I only seem to be concerned with the hunt for the appeal that I know. Straight towards what I like? I want to respond to this hunt, the will to feel good. It is less about personal things and more about MY feeling, what is conveyed to me. Now, absolutely - as quickly and purposefully as possible. Does something like this correspond to our social feeling? Is I part of it? Does something like this correspond to what seems to be in the air in terms of the spirit of the times?
Now, under the pressure of the current situation, a lot of things are changing. I was also always interested in long life stories and the developments linked to them. Certainly. But has such accelerated behavior been bred in music in particular by digital media, which not only encourage such behavior but completely "normalize" it? Music seems to be available everywhere for free. It surrounds you, whether you want it or not. Value and sustainability are over. This creates a feeling of worthlessness, a throwaway mentality and constant availability that could at least abolish pop music itself and especially its "relevance", that could make it superfluous. At least getting involved in it is no longer in... doesn't seem to be in vogue anymore. Unless it's about big stars who are idolized and for whom no effort seems too expensive. But above all, the fast track is in demand. Speed seems to be everything. In and out. A striking effect. Like a comic. Exaggeration. Populism and pop. Soft empathy? No time for that, even with the best will in the world!
Montag, 25. November 2024
Technokratensprech
„Durchwinken“ und „Paket schnüren“ sind offenbar Lieblingsausdrücke der Politiker in Berlin. Es kommt mir manchmal so vor, als würden manche von ihnen einfach nachplappern, was von ihrer Kaste für populär gehalten wird. Die ihnen zugetanen Journalisten liefern meist die ersten Stichworte dazu, sind also Zulieferer, Stichwortgeber. Dazu haben sie sich dann meist „comitted“ und das Ganze soll demnächst „ausgerollt“ werden (wozu ein möglichst bedeutungstragendes Gesicht gemacht wird...). Klar. Nun ja, sowas kommt eindeutig aus dem globalisierten Englisch, das aus verschiedenen Gründen auch schon mal besser dran war. Mal sehen, ob sich das Chinesische auch zu solchen denglisch-kühnen Verbiegungen eignet.
Buran Crap oder Was geht? (Songtext)
Buran Crap oder Was geht
Du gehst nach draußen
und spürst den Boden unter Dir,
Du merkst wie Du gehst
Was geht da?
Was geht?
Wer ist das?
Du gehst weiter....
stellst Dir lauter Fragen
die sich langsam verwischen in Dir
die einsickern in Deine Gedanken
Dein Empfinden
Du bist jetzt hemmungslos bei Dir selbst
und legst doch auf Selbsterfahrung keinen Wert
kannst das alles nicht mehr leiden
bist müde dieser elenden Finten
du willst dich nur kurz begreifen
an diesem Tag
in diesem Moment
du willst die Zeit nicht vergessen
die du heute anderen wieder verkauft hast
gerade so, als sei's eine Notwendigkeit
als Rechtfertigung deiner Existenz
Du spürst ein Auge in Dir
wie es dich anschaut
Dich, - wer bist du?
tausende gehen jeden Tag
du bleibst
hast dich an das Bleiben gewöhnt
so ist das
eines Tages wirst auch du gehen
ganz alleine
und alles um dich herum wird alles dasselbe sein
es geht weiter mit Dir..... (der Weg bewegt sich unter Dir weiter......weiter...weiter......wer bist Du?..Du bist jetzt hemmungslos bei Dir selbst..weiter..weiter)
Sonntag, 24. November 2024
Samstag, 23. November 2024
Reisen
Der Mythos des Reisens, hinaus in die schöne Welt. In der Spätromantik stand Joseph Eichendorff dafür. Mir kommt es so vor, als habe sich die Szenerie seitdem radikal gewandelt: Aus dem (gewissen sozialen Ständen vorbehaltenen) „Reisen“ a la Mark Twain ist inzwischen der Massentourismus geworden, der die Menschen an die Strände von nahen und in fernen Länder spült. Ein gewisses passives Dahintrülen in der Sonne von einem von Einheimischen meist unter jämmerlichen Zuständen gewartetes Resort aus ist er ersehnte Zustand, der dann einen Zeitraum ausfüllen soll. Ob das etwas vollkommen anderes ist, als etwa Goethes „Italienische Reise“ oder Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“? Eichendorff bohrte sich erst später in eine enge Frömmigkeit hinein. Zunächst spekulierte er erst einmal in die Welt hinaus. Neugier oder Erkundung der Welt steht aber in der Gegenwart nicht mehr im Vordergrund: es geht vielmehr um Wiedergewinnung der Arbeitskraft (Adorno, Freizeit) in einer Art Erholung, die im Nichtstun und Heraustreten aus Funktionszusammenhängen besteht. Besonders beliebt scheinen in diesem Zusammenhang die Kreuzfahrten zu sein, die zwar eine verheerende ökologische Wirkung zu haben scheinen, was aber einem Massenpublikum weitgehend egal ist. Die Zerstörung der Welt mit offensichtlichen und einigen weniger offensichtlichen Mitteln scheint die Strategie zu sein, die vielmehr angesagt ist.
Freitag, 22. November 2024
Rentenmuse
Ich lese in der Zeitung die Kritik eines geschätzten und als Redakteur fest angestellten Journalisten, der seinen Artikel damit einleitet, dass er davon schreibt, wie frisch gebackene Rentner ihren Rentenbescheid in den Aktenordner stecken, um anschließend „zum Riesenschach in den Stadtgarten“ zu ziehen, „zum Bingo-Nachmittag oder für acht Wochen nach Madeira“. Es scheint mir dies typisch für Journalisten, die nur sich und ihre Verhältnisse im Blickfeld haben. Die, wenn sie es clever angefangen haben, zu den Besserverdienenden gehören oder gehören werden. Die sich für gewisse Zeit auf andere Realitäten einlassen, nur um sie sobald wie möglich und so gründlich wie möglich wieder zu verlassen. Vielleicht zum Bingo in den Abend oder zum Riesenschach in den Stadtgarten, das wäre für viele noch möglich. Aber darüber hinaus? Die Altersarmut beginnt meiner Meinung nach auf breiter Front an der deutschen Gesellschaft heftig zu nagen und viele Rentner können sich die 8 Wochen auf Madeira nicht mehr leisten. Das Abrutschen von einst fest installierten Karrieren ist ja längst Slang und Redewendung unter den Journalisten. Von den „Abgehängten“ und „Verlierern“ ist da ja auch immer wieder zu lesen. Die Realität ändert sich rasant und scheint eine abschüssige Bahn zu sein. Es polarisiert sich alles. Die besser Gestellten und Gutverdiener, denen die Talkrunden oft eine akademische Bildung zuschreiben und ansonsten mit einer „Prominenz“ auf das Publikum kommen. Die 8 Wochen in Madeira können sich diese „besser Gestellten“ sehr wohl leisten. Auch in Zukunft. Mag die Gegenwart und Zukunft noch so krisengeschüttelt sein. Ob aber die anderen immer mehr werden? Diejenigen, die sich so etwas nicht leisten können? Wo soll man sich selbst in diesem Umfeld ansiedeln? Kommt man darin überhaupt vor oder ist man von vornherein einer dieser „Verlierer“ und „Abgehängten“?
Donnerstag, 21. November 2024
Paradoxon in sich hinein hinaus
„Du bist der, der du warst. Bist das und bist es nicht. Lebendes Paradoxon. Vergangenheit und Gegenwart überlappen sich. Warst oft unglücklich und wirst es wohl sein. Bist bestraft damit. Wieso? Die Antwort hat dich ein Leben lang beschäftigt, bist nie dahinter gekommen. Vielleicht würde ein professioneller Psychologe viele Stunden dazu brauchen, um auch nur eine klischeemäßige Antwort zu geben. Auf Misserfolg programmiert. „Du musst dich ändern“, sagt Rilke und meint dein Unbewusstes. Nur wie? Es kommt der Tod auf dich zu, unweigerlich. Zuerst sterben deine Eltern, dann du... Was wird gewesen sein? Wo wird man Spuren hinterlassen haben? Ein völlig belangloses Ego für die Welt. Selbstmitleid ist nicht erlaubt, sagen die „großen“ Geister. Haben womöglich damit recht. Sind damit ja auch groß geworden. Aus Zufall hinein getappt, sagen die Stars über sich selbst. Du sitzt ungläubig dabei. Wie ging das? Warum du nicht? Karma? Andere sinnieren auch darüber nach. Du hattest lange Zeit, die „großen“ Geister zu lesen. Sie schreiben, du schreibst auch, - und kriegst doch nichts zustande. Hast nie etwas zustande gebracht. Andere klingeln mit Worten. Du findest es widerwärtig. Faselst in dich hinein aus dir heraus. Unbemerkt.“
Mittwoch, 20. November 2024
Schleifen und schlurfen
Da schleift und schlurft einer durch die Zeit, nachdem ich seine mehr als 20 Jahre alte CD aus meiner Sammlung heraus gezogen habe: Bill Frisell ist als Nerd mit Nickelbrille auf der CD „Good Dog, Happy Man“ im Titel „Shenendoah“ zusammen mit dem Slide-Spezialisten Ry Cooder zugange. Unter anderem zieren Fotos mit seinem Hund und ihm als lächelnder Gitarrist das Cover. Sehr von hinten wirkt er auf diese Musik ein, da ist kein bisschen aufgeblasene Eitelkeit! Auch Viktor Krauss am Bass ist uns kein Unbekannter: unter anderem spielte er auf vielen CDs von Lyle Lovett und war eine Zeitlang der Modebassist schlechthin. Es herrscht Jam-Atmosphäre auf dieser CD. Man verlässt sich auf lässige Soli, die eine eigene Signatur tragen und die man aufscheinen lässt im Fluss der freundlich euphorisierenden Musik. Klar, dass Greg Leisz, dieser Poet an den Saiten, da rein passt. Wunderbar zieht er Schleifen ein, scheint zu fliegen, in Höhen, die uns manchmal etwas an „Albatros“, den Titel von Fleetwood Mac erinnern. Wayne Horvitz fingert schelmisch kompetent die Orgel, kommt nach vorne, wirft ein, um im nächsten Moment wieder im Flow der Musik unter zu gehen. Jim Keltner rührt subtil die Drums und kommentiert geistreich, produziert gelassene Zwischeneinwürfe oder fließende Fills und hält doch auf unauffällige Weise den Beat. Er war uns zuallererst als Drummer von Joe Cocker Mad Dogs & Englishmen aufgefallen. Vor ewigen Zeiten!!! Geradlienig verspielt agierte er da zusammen mit Jim Gordon (2 Drummer!). Ach ja, alle zusammen waren sie gesuchte Edelsteine der LA-Studioszene! Bill Frisell lenkt mit seiner Gitarre das Geschehen subtil, vielleicht sind auch ein paar Akkorde im Voraus abgesprochen. Es herrscht offenbar magische Übereinstimmung. Auf diese Weise entstehen Melodiegeflechte, die hängen bleiben, die die berückende Atmosphäre dieser CD ausmachen. Da ist viel Entspannung und Geschehenlassen. Sich in diesen Fluss fallen lassen, das wär’s jetzt….!
Dienstag, 19. November 2024
Plenarsitzung
Ich finde folgende Notizen, die ich mir offensichtlich beim Verfolgen einer Fernsehsendung aus dem Bundestag gemacht habe:
Manche, ja, fast alle daddeln scheinbar gelangweilt auf ihrem Smartphone herum, auch wenn sie vom Redner explizit angesprochen werden. Menschen in dunklen Anzügen und nichtssagenden Kostümen reden in Phrasen und grüßen, danken oder loben diejenigen, die bald wieder subalterne Dienste werden leisten müssen, nachdem sie in der jetzigen Notlage von einigen „Kräften“ als „systemrelevant“ erkannt worden sind. Es ist von Schuldenbremse, Haushalt, Schuldenbremse, Schutzschirmen und Zuschüssen die Rede, die Buchhaltergesichter möglichst schnell und „unbürokratisch“ unters Volk bringen wollen. Der Staat? Ramdöst über Parteigrenzen hinweg. Womöglich wird mit schwerem Kater aufgewacht werden und es wird nicht einfach so weiter gehen können wie vor der Krise und danach. Wer sieht überhaupt noch solche Debatten im TV? Jetzt, ja jetzt? Bis jetzt war das Auftreten hier offenbar Sache von Spezialisten, die sich als Volksvertreter gerieren und Demokrat9ie inszenieren. Sache von „Profis“, wie das der Vertreter einer bestimmten Partei genannt hat. Währenddessen wurden Tafeln geschlossen und in Einzelfällen wieder geöffnet. Tafeln? Ja, das sind die systemrelevanten Kräfte, die es möglich machen wollen, dass auch sozial Unterprivilegierte an etwas zum Essen kommen. Obdachlose tauchen bildhaft auf, von „Schulden“ ist die Rede. Doch die Ignorantengesichter ignorieren viel zu oft. Das Rednerpult wird noch schnell gewischt, ehe der Nächste dran ist.
Montag, 18. November 2024
Das sind Geschichten (Ausschnitt aus dem Fehlfarben-Album von 1980)
Das sind Geschichten (Fehlfarben, 1980)
Das ist alles, was ich dir sagen kann
Vielleicht ist besser, wenn ich es niederschreibe
Es ist nichts, nichts von Bedeutung
Es ist nur alles, was mir einfällt heut' Nacht
Das sind Geschichten
In Büchern gelesen
Geschichten aus dem täglichen Sterben
Geschichten, die mir keiner glaubt
Das sind Geschichten
Und sie sind geklaut
Sonntag, 17. November 2024
Drei Klafter tief (Songtext)
Drei Klafter tief
Raus aus dem Eis
raus auf die Straße
Geister haben uns begrüßt
sie schlagen eine lange Nase
das ist Routine
das ist der blaue Panzer
Sag alles ab
die Nacht schluckt dich auf
denke schräg, schließ die Augen
die Zeit ist ein kleiner Fluchtpunkt
trau'rige Linien
im Sand ein blaues Vergessen
Refr.
wir haben geatmet
wir waren präsent
waren bei uns selbst für Momente
fang' endlich an, fang' die Tangente
die sich selbst in der Unendlichkeit trifft
Der Zeiger drückt
die Uhr tickt lauter
hab meine Person verzettelt
hab etwas verloren in der Enge
Acht Meilen hoch
und drei Klafter tief...
Samstag, 16. November 2024
Freitag, 15. November 2024
Potential?
Wie gut fühlt man sich in seinem eigenen Leben? Selbstverwirklichung, Selbstoptimierung – hat man seine Potentiale „abgerufen“? Ob das das Problem einer bestimmten Klasse, einer Schicht ist? Ob einen das von der Serviceclass unterschiedet, von den einfachen Dienstleistern? (Reinigung, Transport, usw.). Globalisierung ist neue Konfliktlinie geworden (der Zeitgeist zeigt es deutlich). Skeptizismus gegenüber Globalisierung und Entgrenzung). Nationale Kulturbetonung. Entdeckung des Eigenen unter Kosmopoliten. Der Dynamisierungsliberalismus der letzten Jahre strebte nach Deregulierung, auch im linksliberalen Zweig. Vernachlässigung öffentlicher Infrastruktur.
Donnerstag, 14. November 2024
Tödliche Heilpflanze
Dies schrieb ich einmal im Jahr 2005 als Besprechung eines Albums:
Tödliche Heilpflanze
„Belladonna“, die CD von Daniel Lanois
Mit welcher klangtechnischer Konsequenz und welch glasklarem Vorstellungsvermögen er Alben von Bob Dylan, Emmylou Harris, U2 oder Peter Gabriel als Produzent lenkte, war schon bewundernswert. Dass der Frankokanadier Daniel Lanois auch viel mit Brian Eno zusammen arbeitete, ist seiner eigenen neuen Instrumental-CD „Belladonna“ auf sublime Weise anzuhören. Der Meister der inszenierten Atmosphären schwebt mit seinen Saiteninstrumenten diesmal in wunderbar entspannt ausgemalten Ambient-Wolken, zuweilen so abgehoben wie Enos frühe Werke, manchmal auch gebrochen oder sehr direkt wie etwa im Stück „Panorama“, das eine kristalline Fantasie der Steel Gitarre ist. Unterstützt von Könnern wie etwa dem Jazzpianisten Brad Mehldau, dem Dylan-Schlagzeuger Brian Blades und dem unglaublich flexiblen Funk-Bassisten Daryl Johnson scheint Lanois die Ruhe des reinen Klangs zu beschwören, eine naive Poesie des leeren Raumes, die ganz sanft den Kitsch streifen darf. So tönt’s auf „Bella Donna“ auch mal trivial-mexikanisch, Mariachi-Trompeten skizzieren wie in „Agave“ einen mysteriösen Ort, der aber bald wieder in surrealen Gespinsten versinkt. „Bella Donna“ ist eine psychedelische Nachtreise, die in „Todes Santos“ schließlich wie eine breit angelegte und instrumental zu einem einzigen Klang zusammengeführte Drohung endet. Bella Donna ist eine Heilpflanze. Wer zu viel davon nimmt, stirbt.
Daniel Lanois: Belladonna, Anti 6767-2.
Mittwoch, 13. November 2024
3SAT
Ich muss zugeben: 3 SAT, das offenbar „eingespart“ werden soll, ist für mich wie ein Lebensmittel. Ich erfahre durch 3SAT etwas über meine unmittelbaren Nachbarn wie Schweiz und Österreich, deren Kulturszene durch Deutschland jenseits von 3SAT weitgehend ignoriert wird. Ich kann hier, auf 3SAT, Kultur auf einem einigermaßen verträglichen Niveau erleben (wo gibt es das sonst?). Ich soll nicht überrumpelt werden, sondern es eröffnen sich mir Möglichkeiten. Ja, ich gehöre innerhalb der Bevölkerung einer Bildungsklasse an. Aber habe ich deswegen kein Recht auf Fernsehen, auf Neugier für „das Andere“ jenseits der großen billigen Shows in den Ersten Programmen? Auf Sendungen ohne fortwährende , mich massiv störende Werbeeinblendungen? Noch habe ich mich daran nicht gewöhnt, bin noch nicht abgestumpft. Diesen vermaledeiten „Produktempfehlungen“ gegenüber, die unser Bewusstsein durchlöchern sollen, wozu wir durch ein austauschbares Moderatorenpersonal per „Bleiben Sie dran!“ jeweils im ungünstigsten Moment auf lächerliche Weise aufgefordert werden sollen. Es verdirbt mir alles, dies Gefühl habe ich. Es vernichtet jegliche Distanz zur Konsumwelt. Dies ist bei §SAT nicht der Fall, was ich als wohltuend empfinde.
Dienstag, 12. November 2024
Schlittern
„Ich fühle mich wie ein in die Enge getriebenes Tier: wenn ich meine Rente anschaue, wird mir schlecht und ich werde depressiv. Ich war als selbständig Einzelner durch alle sozialen Netze und Raster gefallen. Ich wundere mich. „Selber schuld“ sagt mir der grinsende Neoliberalismus frech ins Gesicht. Ich bin ein Nichts geworden und sollte mich möglichst bald verkrümeln, denn man zeigt mir deutlich: Ich bin nichts wert. Alle Versuche nach der Entlassung/Freisetzung/Aufgabenentbindung sind krass daneben gegangen. Krass. Sie haben mich in der Einschätzung bestärkt: Ich bin in diesem Zusammenhang nichts wert. Somit existiere ich nicht. Man merke auf!: Ich müsste alles ganz anders anfangen. Ich kann nichts. Leider. Ich bin nichts. Trotz Universitätsstudium. Ich sollte nicht (mehr) da sein. Bin zum Kostenfaktor geworden. Panik ergreift mich. Vorläufig (!) habe ich noch keine Sinn- oder Einsamkeitskrise. Es zerbröselt nur alles um mich herum. Ob ich das noch verarbeiten kann?
Montag, 11. November 2024
Unruhe
„Ich zögere bei allem, oft ohne zu wissen, warum. Wie oft suche ich – als mir eigene gerade Linie, indem ich sie im Geiste als die ideal gerade Linie voraus setze – die weniger kurze Entfernung zwischen zwei Punkten. Nie besaß ich die Kunst, im Leben tatkräftig zu sein. Mir missglückten immer die Handlungen, die niemand missglücken; was die Andern zu tun geboren waren, das bemühte ich mich stets gezwungenermaßen zu tun. Ich wünsche immer zu erreichen, was die Andern fast ohne es zu wünschen erreichen“ (Fernando Pessoa, Buch der Unruhe)
Sonntag, 10. November 2024
Fotorealität
Mir kommt es so vor, als würden relativ viele Leute immer noch daran glauben, dass Fotografie die Wirklichkeit abbildet. Wenn`s geht: die schöne Seite der Wirklichkeit, so, wie sie Hochglanzmagazine abbilden. Trotzdem müsste sich jeder fragen, ob es sich bei den visuellen Eindrücken, die auf uns herein brechen, um eine gestellte Wirklichkeit handle. Eine manipulierte Seite der Wirklichkeit. Wie das geht, ist an anderer Stelle nachzulesen. Es gilt, Reflexe abzurufen, das scheinbar „Schöne“ so abzubilden und zu manipulieren, wie das Tausende vor einem gemacht haben. Das Klischee, Paris Eiffelturm, Männeken Piss und typische, vorgegebene Instagram- oder Tictoc-Motive usw. Fotografie ist die größte Bewusstseinsmanipulationsmaschine der Welt: Es werden Massen von Fotos ins Netz geladen und damit auch Massen von Lügen. Es werden Ideale, zb der Einstellung zum eigenen Körper gegenüber, ausgegeben und verkauft. Aber auch das Politische macht da gerne mit: da werden Kampagnen gefahren und Propaganda für schlimmste Greueltaten abgesondert.
Samstag, 9. November 2024
Still Smiling (Songtext)
STILL SMILING
Sitting on the Window Ledge
Darkness fals and I feel so fine
autumn leaves on the street outside
Promises of this Winter
And their Colours are telling me
Stories of a sunny summer
mem`ries ‚re rising with a smile
it takes me back to yesterday
Joking Clowns and Sunshine
everywhere those funny faces
sand in my Eyes, sand on skin
it smells of dreamy islands
where the sunshine kisses the sea
once a time the presence of past
out of a crest: salty drops
stroking wings of phantasy
Riding on a silver horse
followed by the setting sun
looking back to golden days
I get aware: I`m smiling
Summer`s call is fading now
silent way lead to the fall
withered tick caught in bare trees
makes me fell that I`m smiling
(1983)
Freitag, 8. November 2024
Leckerschmecker (MP3)
Donnerstag, 7. November 2024
Blick zurück
Das war mein Alltag. Man ließ bei seiner Besprechung Ironie walten, was nicht wahrgenommen wurde. Man hatte Veranstaltungen zu besuchen, die Comic-artige Helden aufbot und in vieler Hinsicht ins Lächerliche abrutschte. Man wollte auch aus der Vergangenheit herleiten und den Tribalismus mit all seinen Zeichen verstehen. Man war bemüht und wollte ernst nehmen. Die alten Recken blamierten sich so gut sie konnten und man selbst ließ Milde walten. Heute muss ich grinsen..…:
Alte Schule-Halford 2000 im LKA-Der Mann war ja immer seiner Zeit voraus. Schon in den Siebzigern trug er schwarze Lederklamotten, schwere Nieten und Ketten, eine wunderbare Glatze hatte er auch zu bieten: ein charismatischer Sänger und glutäugiger Avantgardist. Als freilich der Höhepunkt der Heavy Metal-Begeisterung zu Anfang der Neunziger endgültig überschritten war, stieg Rob Halford aus seiner bis dahin so erfolgreichen Band Judas Priest aus, um das Ende des Genres zu verkünden und sich von da an in obskuren Experimenten zu verlieren. Und jetzt?..., präsentiert er sich immer noch oder schon wieder in Nieten und hat hinten auf seiner schwarzen Lederjacke einen Totenkopf drauf. Ob das nicht ein bisschen wenig ist? Ach ja, auch musikalisch ist er zu dem zurückgekehrt, was er offensichtlich kann: Heavy Metal der alten Schule.
Im ausverkauftem LKA präsentierte sich Halford als Band und schlagkräftige Einheit, die die alten Judas Priest jederzeit rechts überholen würde. Natürlich, die Hand mit dem Zeigefinger und dem kleinen Finger ausgestreckt, das muss sein und ist schon traditionell der Gruß zwischen Publikum und diesem Metal-Rocker. Ein Schelm, wer sich noch Böses dabei denkt. Und tatsächlich, Halford hat sich inzwischen die Glatze tätowieren lassen: auch nicht schlecht. Doch dann geht es zügig los mit "Ressurection", dem Titelstück des neuen Albums. Unser Held brüllt so richtig charismatisch und quiekt in den höchsten Tönen, - alles wie gehabt. Und seine vier Begleiter, sie bedienen den Metal-Hammer prächtig. Bei "Made in Hell" rockt der Fünfer gar höllisch und nach "Stained Class" grinst Halford so diabolisch, als wolle er sich über seine Fans lustig machen. Aber nein, lieber schenkt er ihnen noch eine Salve der Judas Priest-Klassiker, von "Electric Eye" bis hin zu "Breaking the law". Das LKA kocht, die Band auch, und am Ende sind's alle zufrieden. Nochmal auf den rostigen Amboss geschlagen, nochmal die alten Phrasen gedroschen. Lass gut sein.
Mittwoch, 6. November 2024
Novalis und Dialektik
Ob Novalis irgendetwas mit Dialektik am Hut hatte? Jedenfalls schien er friedlich mit den Widersprüchen und nicht nur mit der „blauen Blume“ zu leben, mit These und Antithese. Genau wie viele Zeitgenossen der Romantik. Mit Polyperspektivismus war er vertraut, mit der Ansicht der Dinge von verschiedenen Seiten. Später, auf höherem Niveau, sollte die „Unio mystica“ zusammenführen. Er wollte einen Weg finden, um Licht und Bewusstsein in unsere Existenz zu bringen. Der Grenzen unserer Erkenntnis war er sich dabei wohl bewusst. Gleichzeitig war ihm der Glaube und das intuitive Tun etwas wert, das Streben nach Erkenntnis, die sich freilich im Paradoxen verbergen konnte. Auch war ihm die Ironie wertvoll. Eine Distanz, die um Beschränkungen von Menschen wusste. Die Mystik, natürlich. Die Nacht. Das Unendliche. Der Tod als das Dunkle, was jeden Menschen früher oder später (gnädig) auffrisst: Klar.
Dienstag, 5. November 2024
Schön oder was?
Dies hier gleicht eher einer Stoffsammlung zu einer Frage, die mich nicht unmittelbar zu betreffen scheint, die es dann aber auf verschiedene Arten doch tut. Ich kombiniere damit Aussagen in TV-Sendungen mit Gedanken und Notizen, die ich mir gemacht habe. Ich kann sie nicht in ein eindeutiges Raster bringen, eine Haltung oder Meinung. Ausgangspunkt ist das, was man immer hört: Menschen, die als schön gelten, haben es im Leben durchweg einfacher, haben Vorteile. Sie verdienen mehr, haben bessere Noten, ernten geringere Strafen, kommen in den Genuss einer besseren Gesundheitsversorgung – nur so als Beispiel. Es scheint eine Art Ungleichbehandlung aufgrund des Aussehens zu geben. Gleich wird fehlende Disziplin für „ungehöriges“ und nicht den gängigen Idealen entsprechendes Dicksein verantwortlich gemacht. Dies scheint sich eine ganze Industrie zunutze zu machen. Es scheint „Normkörper“ zu geben. Das, an dem sich scheinbar alles misst. Daraus folgt ein fortwährendes „Du musst, musst, musst…“. Es gilt, sich diesem (sozialen) Druck strategisch anzupassen. Es geht darum, „etwas an sich machen zu lassen“, Korrekturen im Gesicht und an anderen Stellen des Körpers. Freilich wird so etwas immer intensiver im Laufe der Alterung. Es gilt, ein Erscheinungsbild zu designen. Es wird einem damit versprochen, dass man sich auf diese Weise jünger fühle. Angepasster einem Schönheitsdruck. Dass man weniger auffalle. Körper sind also eine Art Rohstoff der Selbstoptimierung. Wo fängt das an und wo hört es auf? Lackierte Fingernägel, geschminktes Äußeres - was gilt dafür? Inwiefern ist das selbstbestimmt oder fremdbestimmt? Diversity, wie ernst sind solche Parolen, wenn sogar Barbie-Puppen dies aufnehmen und sich bezahlen lassen? Neue Normalität schafft neuen Druck. Ob es sich in einen Gegentrend einreiht, der Inklusion, „Body Positivity“ und Diversität verspricht? Ob man sich solche „Verstöße“ leisten können muss? Welche Rolle spielt überhaupt die Frage, ob man sich Schönheitsoperationen leisten kann? Ob Menschen in Armut zu leben gezwungen sind? Es dadurch gar nicht bezahlen können, den Körper zurichten zu lassen. Ein Markt muss bedient, ein Produkt gekauft werden. Es geht ja auch darum, dass grundlegende menschliche Prozesse (wie das Altern) gegen entsprechendes Entgelt geleugnet werden können. Wo steht in diesem Zusammenhang der Ekel vor allem, was aus dem Körper kommt (wie zb. Haare, Flüssigkeiten). Geht es in einer Ebene darunter darum, wie weit man sich vom Tier entfernt? Es ist ja so, dass dies alles lange Zeit Frauen zugeschrieben wurde. Doch nun kommt immer mehr Druck Männern gegenüber auf. Eine mächtige Konsumgruppe will da erobert werden. Sehr viel wird in diesem Zusammenhang mit der Gesundheit verhandelt. Ob da nicht Fragen der Identität dahinter stehen? Man ist, der man ist? Zunächst einmal ist jeder ein Körper und hat einen Körper. Die Zuschreibung der individuellen Selbstverantwortung scheint der Doktrin des Neoliberalismus zu entsprechen. Das Äußere (die Verpackung) scheint oft genug den Wert eines Menschen zu bestimmen.
Montag, 4. November 2024
Narrativ
Es reden Personen des öffentlichen Lebens gerne von „der Erzählung“ oder „dem Narrativ“ das jetzt endlich in „den Diskurs“ eingeführt werden solle. Modeworte. Im Prinzip jetzt schon von gestern. Mir scheint, dass dies ein Bedürfnis nach einem größeren Zusammenhang signalisiert, nach dem, was Firmen und Unternehmen gerne als ihre „Philosophie“ bezeichnen und was auf eine Art von oberflächlich degenerierter Stufe von einigen, meist unverbindlichen „Grundüberzeugungen“ hindeutet. Es besteht offenbar ein Bedarf an Eingebettetsein in allgemeine Regeln, die im öffentlichen Leben anscheinend allzu sehr in den Hintergrund geraten sind. Dass jetzt freilich im Ringen um solche „Narrative“ lächerliche Patzer passieren, dass das Wort an tausend Stellen benutzt wird, passt zu dem Bild, das uns auf einen vernachlässigten Umgang mit solchen Begriffen deutet. Es herrscht wohl allzu sehr der Alltagspragmatismus, der sich von Lösung zu Lösung, von Tag zu Tag wurstelt, ohne ein Ziel erkennen zu lassen. Allerlei künstliche Konstruktionen, die sich meist an einer Rhetorik der Kurse und Workshops orientieren, sollen hier wohl Abhilfe schaffen.
Sonntag, 3. November 2024
Schlaf
„Die Einstellung der animalischen Funktionen ist der Schlaf, die der organischen der Tod“. Jeder Tag ist ein kleines Leben, - jedes Erwachen und Aufstehn eine kleine Geburt, jeder frische Morgen eine kleine Jugend und jedes zu Bette gehen und Einschlafen ein kleiner Tod. So ist denn endlich auch das Einschlafen ein täglicher Tod und jedes Erwachen eine neue Geburt. Ja, um es ganz durchzuführen, könnte man die Unbequemlichkeit und Schwierigkeit des Aufstehens als die Geburtsschmerzen betrachten. Der Schlaf ist ein Stück Tod, welches wir vorwegnehmend borgen und dafür das durch einen Tag erschöpfte Leben wiedererhahlten und erneuern“ (aufgelesen und notiert bei Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung)
Samstag, 2. November 2024
Mittwoch, 30. Oktober 2024
Heute morgen (songtext)
HEUTE MORGEN
Ich erinnere mich an die Welt und kann sie fühlen
Das Sein ist ein Teil von Dir und du bist bald wieder ein Teil von ihr
Du wachst auf im Aufzug und denkst „schon wieder!“
Das kann doch nicht sein, dass Du das bist
Das darf nicht sein, dein Leben geht darüber
was machst Du heute morgen in diesem Film
Draußen weht der Schnee alte Frauen durch die Straßen.
Der Kapitalismus bringt sich heute morgen selbst zu Fall
Die Natur in Dir treibt Blüten, das Sein will in Dir zu sich kommen
Du warst im Supermarkt und hast ins sexy Regal gegriffen
Erzähl mir nicht, dass du tun musst was du tun musst,
Du bist nicht John Wayne und ich nicht Marylin Marlene
Du jagst Eichhörnchen, ich das Wunderbare
Schmerzen, Du lügst sie dir als Preis zurecht
Du spielst Gelassenheit, es kommt alles wie es kommt
eine Haltung, die sich selbst durchhält
dann gehst Du eines Tages ganz alleine unter
der Horizont kommt näher und verschwimmt
Du denkst zurück an Momente
irgendwie festzuhalten versucht
Bilder, die in Dir versanken
alles ist toll, alles ist superlocker
Dienstag, 29. Oktober 2024
Klamottenwechsel
Was soll der viele Klamottenwechsel? Macht das einen schöner? Es werden Millionen Tonnen Textilfaser produziert, vor allem für KlamottenKleidung. Das schadet dem Klima heftig, fürwahr. Aber gewisse TV-Sendungen spornen und feuern das noch an. „Spieglein, Spieglein an der Wand…“ Neue Fasern müssen her, nicht mehr die in jeder Hinsicht aufwendige Baumwolle. Recyclingfähig muss es sein. Regionale Lieferketten dürften es sein. Kreislaufwirtschaft. Qualitatives Wachstum, nicht nur Wachstum roh, egal, wie mies die wirtschaftliche lage ist. Kaufen, einmal tragen und dann wegwerfen, das geht nicht mehr. Die Leute, die so etwas tun, sollten sich fragen: wieso? Wer sich informiert, kann es wissen: Die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen sind oft sehr schlecht, die Umweltauswirkungen verheerend. Wer es noch nicht wusste: Ein einziges Baumwoll-T-Shirt braucht in der Herstellung 2700 Liter Wasser. Ein Mensch trinkt genau so viel in zweieinhalb Jahren. Muss das sein? Fassungslos kann es einen machen, wenn man erfährt, dass 20 bis 30 Prozent der neuen Kleidung gar nicht getragen werden. Die Trennung verschiedener Fasern dürfte auch eine Aufgabe sein, die bis jetzt noch nicht gelöst ist. Durch den Wechsel immer uptodate sein? Auf dem neuesten Stand der Mode? Ultraschnell? Wer zahlt dafür? Smarte Schönheit durch Rücksichtslosigkeit? Der immer schnellere Wechsel provoziert Umweltsünden. Toxische Chemie und anderes. Soziale Bedingungen. Menschen müssen für Hungerlöhne dafür schuften.
Montag, 28. Oktober 2024
Rentenpolitik
Wir werden immer älter? Rentenpolitik? Mal weiter vorne in der Aufmerksamkeit, mal weiter hinten. Jetzt gerade scheint das Thema weniger angesagt. Auch hier soll mit demografischen Daten Politik gemacht werden. Die Sozialausgaben seien angeblich ohnehin zu hoch, heißt es. Zum Beispiel: dass die Gesundheitskosten explodieren, weil wir immer älter werden. Ob das nicht ein bisschen mit dem Trend kollidiert, dass viele Menschen sehr viel gesünder älter geworden sind? Der körperliche Zustand scheint im Alter deutlich besser geworden zu sein. Die amtlichen Experten vom statistischen Bundesamt rechnen sehr weit voraus: bis ins Jahr 2060. Dann sind wir weniger, älter und haben zu wenige Kinder, so die Statistik. Dass sie dabei aber nur gegenwärtige Trends in die Zukunft fortschreibt, die sich vielleicht gar nicht so leicht „verlängern“ lassen, wird von interessierter Seite gerne unterschlagen. Und die Steigerung der Produktivität? Derzeit ist „in der Wirtschaft“ ja Untergangsstimmung angesagt. Dass sich bis zum sehr viel späteren Zeitpunkt im Jahrhundert sehr viel verändert haben könnte, kann die Studie gar nicht berücksichtigen. Eine halbwegs aussagekräftige Prognose ist da schwierig. Trotzdem prasseln von den Medien immer wieder Schlagzeilen wie etwa „Deutschland stirbt aus“ hernieder und die Politik lässt den Quatsch bei einschlägigenTalkrunden immer wieder wiederholen.
Arbeitsnotstand, Ärztemangel, knappe Rente...., so ein Ausschnitt des Horrorszenarios, das aus diesen Daten immer wieder zu geldwerten Ängsten aufgebaut wird und durch ständige Wiederholung plausibler werden soll. Dass die Daten dabei von der Versicherungswirtschaft unter Verwendung von selbst gestalteten Erwartungen und Tafeln vorgebracht werden, wird dabei gerne unterschlagen, erscheint aber mittlerweile trotz fehlender Transparenz weithin akzeptiert. Dabei sind solche „wissenschaftliche“ Festlegungen meist nur solange gültig, bis eine bessere Untersuchung an ihre Stelle tritt. Das heißt, solche „Erkenntnisse“ sind vorläufig (e Annahmen). So geht Wissenschaft. Laut „offizieller“ amtlicher Statistik könnte ein heute geborener Junge etwa 86 Jahre alt werden. In den Sterbetafeln der Versicherungswirtschaft wird er jedoch 100, unter Umständen sogar 110 Jahre alt. Was ist, wenn die „natürliche“ Steigerung der Lebenserwartung so nicht weiter und an seine Stelle sozial sehr fragwürdige Verfahren der technisch-chemischen Steigerung von Lebenserwartung treten. Wieder so ein Faktor, den einfache Fortschreibungen von Verhältnissen nicht mit auf der Rechnung haben.
Sonntag, 27. Oktober 2024
Kurz und schnurz
Wie überrascht war ich damals, als ich lernen musste, dass es im Journalismus meist nicht darum geht, sich kurz, klar und präzise auszudrücken, sondern dass die hierarchisch abgestufte Zeilenschinderei und ausführliche Selbstdarstellung als probates Mittel gilt, - falls nicht ohnehin sich aus dem Layout ergebende Zeilenvorgaben einem „Untergebenen“ die Länge seines Artikels vorbestimmen. Dem zeitschindenden und selbstgefälligen Blabla war damals also Tür und Tor geöffnet. Die Qualität eines Journalisten wurde leider allzu oft nach seinem „Output“ bemessen, d.h. einer ausführlichen und mit Füllwörtern gespickten Schwafelei. Fremdworte waren zunächst einmal verbannt, gegen am Bearbeitungsgebiet orientierte Anglizismen oder Computersprache sprach allerdings nichts. Die einfließenden Erkenntnisse der Wissenschaft bedeuteten schon damals, dass es hauptsächlich darum gehe, die Aufmerksamkeit jedes Lesers in einem bestimmten Sinne zu (be)nutzen. Dies führte unter anderem dazu, dass gewisse Hierarchen endlos lange Artikel und Sprachpirouetten fabrizierten, um in alter bräsiger Bildungsbürgerlichkeit und selbstgewisser (Be)Deutungsgewissheit zu demonstrieren, wie gut (in ihrem Sinne) man doch mit Sprache umgehen könne und wie wichtig man selbst sei.
Samstag, 26. Oktober 2024
Informationenverarbeiter
Meine Blogs wollen der offene Schirm, der Screen und, der Radar der Information sein, die uns zunehmend in verschiedenen Formen umschwirrt und sich uns über verschiedene „Kanäle“ aufdrängt. Dieser multimediale Schirm hier funktioniert wie mein Gehirn: Überprüfung oder gar journalistische Verifizierung ist dabei allzu oft nicht möglich. Außerdem versuche ich, bestimmte konkrete Themen zu vermeiden: einfach, weil ich mich in ihnen unsicher fühle. Zudem vermeide ich möglichst Namen und Logos, weil ich die juristischen Folgen solcher „Frechheiten“ in diesem „Rechtsstaat“ fürchte. Juristische Verfolgung kann sehr teuer werden. In allem sind wir ausgeliefert, sind auf das Gebotene angewiesen, suchen uns heraus, wählen etwas, deuten es nach unseren Möglichkeiten.
Wie etwas wirklich ist?: Wer weiß? Es kommt oft auf die Perspektive an. Ich versuche nach Möglichkeit zu vermeiden: das Einzelne, Konkrete, weil so etwas sofortige rechtliche Schritte gegen mich nach sich ziehen würde. Es handelt sich um eine Art legaler Bedrohung. Weil mir dies Konkrete oft auch unwichtig und als unnötige Aufwertung des besonders Aktuellen auf Kosten des Allgemeinen erscheint. Meine Gedanken, meine Gefühle, meine (subjektiven) Erfahrungen und Erlebnisse sind dabei unbedingte Ausgangsposition, - meistens nicht an dem Zeitgeist oder dem Aktuellen orientiert, - die ich in eine möglichst kompakte Form ohne Wahrheitsanspruch bringen will. Der genuine Journalismus praktiziert etwas anderes, das sich deutlich davon unterscheidet, was ich hier vorführen will.
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My blogs want to be the umbrella, the screen and the radar of the information that is increasingly buzzing around us in various forms and is being forced upon us. This umbrella works like my brain: checking and journalistic verification is all too often not possible. Also, I try to avoid certain topics: simply because I feel insecure about them. I also avoid names as much as possible because I fear the legal consequences. We are at the mercy of everything, relying on what is offered, looking out, choosing something, interpreting it according to our possibilities.
How something really is?: Who knows? It depends on the perspective. I try to avoid as far as possible: the individual, concrete, because something like that would result in immediate legal action against me. Because this often seems unimportant to me and an unnecessary upgrading of the current at the expense of the general. My thoughts, my feelings, my (subjective) experiences are an absolute starting point - usually not oriented to the zeitgeist or the current situation - which I want to bring into a form that is as compact as possible without claiming to be true. Genuine journalism practices something different, which is quite different from what I want to present here.
Mittwoch, 23. Oktober 2024
Hasenherz
Jimmy legte sein Lächeln nebst Gitarre beiseite und sagte geradeheraus durch die Glasscheibe: „Erkenne dich selbst, hat ein weiser alter Grieche einmal gesagt. Erkenn dich selbst. Was soll das wohl besagen, ihr Jungen und Mädchen? Es bedeutet: seid, was ihr seid, versucht nicht so zu sein wie Sally oder Johnny oder Fred von nebenan, seid ihr selbst. Gott will nicht, dass ein Baum ein Wasserfall ist oder eine Blume ein Stein. Gott gibt jedem von uns besondere Gaben.“ Janice und Rabbit werden unnatürlich still, sie sind beide Christen, der Name Gottes gibt ihnen ein Gefühl der Schuld. „Gott will, dass einige von uns Wissenschaftler werden, andere Künstler und wieder andere Feuerwehrleute oder Ärzte oder Trapezartisten. Und er gibt jedem von uns die Fähigkeiten, die dazu notwendig sind – vorausgesetzt wir trachten danach, diese Fähigkeiten zum Tragen zu bringen. Wir müssen arbeiten, Jungen und Mädchen. Und darum: Erkenne dich selbst. Lerne deine Gaben erkennen, und dann trachte, sie zu entwickeln, das ist der Weg zum Glücklichsein.“
(Hasenherz, John Updike)
Dienstag, 22. Oktober 2024
Gewiss Wissen?
Was wir wissen? Viel oder wenig? Ob wir darüber für immer im Ungewissen bleiben werden, wie Max Planck einst fand? „Die Wissenschaft kann die letzten Rätsel der Natur nicht lösen. Und das ist so, weil wir letztlich ein Teil des Rätsels sind“, sagte dieser Großphysiker. Möglicherweise werden wir dieses Rätsel, das wir uns selbst sind, auxh mit KI nie lösen können. Ob wir's akzeptieren können? Und überhaupt: Ob es mehr Dimensionen als die uns bekannten Raum und Zeit gibt? Mit einiger Wahrscheinlichkeit. Schon die Hippies schwadronierten etwas von der Fünften Dimension. Ob aus dieser Wirklichkeit heraus die Welt eine völlig andere wäre? Und wir unvollkommene Wesen bekämen nur einen vielfach geprägten Ausschnitt der anderen Welt mit? Auch Platon spekulierte in seinem Höhlengleichnis dazu, das wir stets einen durch unsere Möglichkeiten herausgestanzten Ausschnitt einer Wirklichkeit erkennen können. Ob die Möglichkeiten unseres Hirns unser Bild von der Welt prägen? Ob es da noch andere Apparate gibt? Ob wir diese Möglichkeiten digital erweitern können, indem wir uns zu so etwas wie Cyborgs machen? Hm, ob das dann aber doch nur eine weitere Möglichkeit wäre, dem Ziel etwas näher zu kommen und keineswegs das Erreichen des Ziels bedeuten würde? Eine Art Offenbarung könnte es aber schon sein. Eine Offenbarung? Ob das etwas Religiöses hat? Das Bewusstsein davon, das unser Wissen trotz aller Gesetzmäßigkeiten etwas Relatives hat? Es wird wohl darum gehen, über diese Gesetzmäßigkeiten etwas zu wissen, so denken wir uns.
Montag, 21. Oktober 2024
Digital Slave (Songtext)
Digital Slave und Knecht der Abhängigkeit
Sie sieden dich in Stille und Missachtung
haben dich weggeworfen, als blankes Nichts
haben dich zur Zahl gemacht, zur Ziffer
du liest von anderen, die es geschafft haben
die besser waren, - stolz hervor gegangen
du traust dem trotz allem nicht, kannst das Beispiel missen
glaubst, so weit zu sein auf deinem Weg
Nicht mehr freiwillig ins Joch zu gehen wär' dein Ziel
kein Digital Slave und kein Buckler sein
sie klopfen dir in Geld gepuderte Sprüche ein
sie geben dir ein lächelndes Zeichen
doch dir ist nicht mehr dazu zumute
erinnerst dich an durchgehende Linien
wer da am Ende wohl austauschbar ist?
War's in dir bestimmt oder in den anderen?
Sonntag, 20. Oktober 2024
Einflüsse
Das „Außer-sich-sein“, dieses „Neben-sich-stehen“, das ich erfahren konnte, scheint mich verändert zu haben. Genauso ging's mir mit der Natur, die in Form der Evolution ständig etwas Neues probiert. Nicht nur der Grand Canyon war für mich eine tiefe spirituelle Erfahrung. Demut legte sich mir nahe. Respekt. Staunen. Es hat mich nüchternen Schlock ergriffen. Dies schloss stets die Tiere ein. Nicht nur Säugetiere. Es trat ein Empfinden für andere Zeiträume hinzu. Ihren Bezug zu mir, zu meiner Person, die mir in diesem Zusammenhang doch so unbestimmt zu sein schien, wurde wichtiger. Zeit. Zeitspannen. Was ist das? Bloß deshalb selbstverständlich, weil wir diese Sicht eingeübt haben? Wieso etwa habe ich solch unterschiedliche Musik gemacht, obwohl andere Gemüter ihren „Stil“ längst gefunden zu haben schienen? Ich habe immer versucht, die Realität von verschiedenen Seiten her zu umkreisen, ihr aus unterschiedlichen Perspektiven näher zu kommen. Dies bedeutete für mich „Polyperspektivität“. „Impressionistische Dialektik“ auch. Dass man Dinge stets aus mindestens zwei Perspektiven betrachten kann. Wenn etwas nicht geht, wenn etwas anderes die bessere Perspektive eröffnet, dann habe ich eher sie versucht. Ich war Besucher, Spieler, Probant, habe das Kaleidoskop zur Hand genommen, das meiner Meinung nach die Wirklichkeit ist. Habe Theorien ausprobiert, ausformulierte Sichtweisen genauso wie dumpfe und implizite Perspektiven. Habe abgewogen.Vergleichend betrachtet. Mich nicht festgelegt, sondern versucht, Sichtweisen zusammen zu bringen, eine Fusion zu versuchen. Dadurch bin ich aber in eine Situation des ständig Optionalen gekommen, dessen, der sich scheinbar nie festlegen kann, wo es gefordert ist. Die Realität lässt das nicht zu. Sie verlangt diese Festlegung. Ich habe hingegen habe wechselnde Farben benutzt und doch versucht, eine Konstanz zu halten. Bin einer gewissen Ernsthaftigkeit nach gegangen. Habe mich spielerisch festgelegt, im klaren Bewusstsein um dessen Vorläufigkeit. Den meisten Menschen, so weiß ich jetzt erst, kommt dabei ihr Ego in die Quere. Sie knüpfen ihre Identität an bestimmte Positionen, vertreten Meinungen, stehen für etwas ...usw. Mir war mein Ego dafür nicht wichtig genug, denn ich besetzte ja wechselnde Positionen, ohne in belanglose Beliebigkeiten abzugleiten.
Samstag, 19. Oktober 2024
Meine Sprache
Was mir immer klarer wird: Sprache hat mit Identität zu tun, ist primäres Mittel unseres Ausdrucks. Ich habe da etwas in mir aufbewahrt, das ich manchmal wie ein Schatzkästlein öffne. Wie selten gewordene Edelsteine betrachte ich dann die Stücke, die zugunsten einer vermeintlich „hochdeutschen“ Sprache längst untergegangen sind. Ich hole sie heraus und staune, wie ich ihnen begegnet bin und wie sie Teil von mir geworden sind. Man hat uns mit Kampagnen wie „Wir können alles außer Hochdeutsch“ einzureden versucht, dass wir im Grunde unfähig zur Vereinheitlichung seien, ja, sogar zu dieser sprachlichen Wucherung des „Denglischen“ , zur Globalisierung, dem die Kampagne „The Länd“ entspricht. Für Vielfalt ist da angesichts solcher Einfalt kein Platz, die Austauschbarkeit der Dinge und Personen muss gewährleistet sein. Skalierung ahoi! Ob das so etwas wie „Identität“ radikal zuwider läuft? Standardisierung“ ist auf allen Gebieten angesagt, da wird auch das Individuum nicht verschont. Sprachlicher Reichtum ist da scheinbar nicht (mehr) gefragt. Mittlerweile gibt es Dialektfluencer und Folkloristen, die dem untergegangenen Sprachgut nicht nur nachtrauern, sondern auch krampfhaft seine Wiederbelebung betreiben. Es klingt dann in manchen Ohren lustig und herb, hinterwäldlerisch und rückständig. Das Einheitliche hingegen riecht nach globalem Fortschritt. Welche Risiken und Lächerlichkeiten das auch mit sich bringen mag, hat sich erst in letzter Zeit herum gesprochen.
Freitag, 18. Oktober 2024
Romantik reloaded
Romantik, eine Sache der auf 1790 folgenden Jahre? Es scheint Unklarheit darüber zu herrschen, über was man sich auseinandersetzen wolle und über was nicht. Ich bin der Überzeugung, dass Romantik ein Phänomen ist, das bis heute aktuell ist und keineswegs im 19. Jahrhundert sein Ende fand. Auch heute wird versucht, mit den Mitteln der Werbung und der PR die Romantik auf vielerlei Arten auszunutzen. Zuspitzung auf charismatische Persönlichkeiten, Verklärung und Mystifizierung sind dabei probate Mittel, um manche Leute zu etwas zu bringen, ihnen einen bestimmten Impuls in einer bestimmten Richtung zu geben. Ja, auch dazu eignet sich die Romantik heute noch. Zudem scheint es ja so zu sein, dass in der Romantik dem Individuum ein hoher Wert zu gesprochen wird. Dass dies entgegen „offizieller Beteuerungen“ zunehmend bedroht ist, wird ja wohl kaum jemand bestreiten. Insbesondere die Mittel der Technik scheinen oft darauf gerichtet, Menschen zu einem Faktor und einer Ziffer zu reduzieren, mit der dann (oft in Algorithmen) gerechnet und umgegangen werden kann. Dies immer wieder zu erkennen und kritisch aufzuspießen, scheint mir eine Richtung zu sein, die manche derjenigen, die die Romantik lieben, einzuschlagen bereit sind. Dass diejenigen sich nicht in künstlichen Internetblasen und Echokammern verschanzen, sich nicht durchweg in Bewunderung und Erbauung scheinbar „romantischer“ Phänomene ergehen, sondern Fragen stellen, zuspitzen, sich und ihre Meinung einem kritischen Diskurs ausliefern, erscheint mir selbstverständlich und jeder echten Erkenntnis voraus zu gehen. Und: Wer allgemeine Dinge wie etwa Erwartungen kritisiert, der sollte nicht unbedingt mit solchen Erwartungen (die er selbst ablehnt) identifiziert werden.
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