Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 15. Oktober 2024

Schauspielerei

Könnte es nicht so sein, dass die Schauspielerei etwas mit Empathie zu tun hat, etwas mit dem „Sich-Hineinversetzen“ in gesellschaftliche oder auch hoch individualisierte Rollen, mit ihren Zwängen, Prägungen, Verschüttungen, Statusproblemen, Entfremdungen. Geht es nicht auch darum, etwas über den Wesenskern, das Ego einer Person, heraus zu finden? Hermann Hesse nannte das den „göttlichen Funken“. Gibt es das Original überhaupt, den Kern, die Essenz einer ganz bestimmten Seele? In der Kunst haben Marcel Duchchamp und Andy Warhol ihre zynische Art der Antwort gegeben, indem bei ihnen ohne Probleme „die Kopie der Kopie“ möglich war, ein Klonvorgang. Duchchamp galt wohl als ein „Ritter der schamlosen Kopie“. Die Soziologie teilt einem etwas über die Lebenswelt, das Selbstverständnis und die Selbstverständlichkeiten, das „Normale“ von Rollen mit, die die Menschen hinein zwingen in „soziale Stanzen“, vorgeformte Klischees, Modelle. Heraus zu kommen aus solchen Vorbestimmtheiten könnte man zum Erbe der Aufklärung erklären. Ein Herausgehen aus sich selbst (Emanzipation des Menschen), hinein in eine neue Perspektive der persönlichen Befreiung. Dies hat freilich eine „existenzielle Obdachlosigkeit“ zur Folge, die den Menschen in Entscheidungen über sich selbst hinein zwingt, die er zuvor nicht hatte. Es gilt, sich ständig zu entscheiden, was manche Menschen überfordert. Sie folgen lieber bewährten Linien, Rollenmodellen, Klischees. Sie wollen „nichts Besonderes“ sein. X x Couldn't it be the case that acting has something to do with empathy, something to do with "putting yourself in" social or highly individualized roles, with their constraints, influences, spills, status problems, alienations. Isn't it also about finding out something about the core of a person's being, their ego? Hermann Hesse called this the “divine spark.” Does the original even exist, the core, the essence of a very specific soul? In art, Marcel Duchchamp and Andy Warhol gave their cynical answer by making “the copy of the copy,” a cloning process, possible without any problems. Duchchamp was probably considered a “knight of shameless copying”. Sociology tells you something about the world of life, self-image and what is taken for granted, the “normal” of roles that force people into “social standards”, pre-formed clichés, models. Getting out of such predeterminations could be declared the legacy of the Enlightenment. A departure from oneself and into a new perspective of personal liberation. Of course, this results in “existential homelessness,” which forces people to make decisions about themselves that they did not have to make before. You have to constantly make decisions, which is too much for some people. They prefer to follow tried and tested lines, role models and clichés. They don’t want to be “anything special.”

Montag, 14. Oktober 2024

Reichtum

Wir lesen davon, dass Jeff Bezos nach Schätzungen etwa 195 Milliarden Dollar haben soll. Wir leisten uns noch den Luxus, darüber erstaunt zu sein, über diesen unfassbaren Reichtum. Allgemein soll solches unziemlich staunendes Gebaren von anderen und mir "Sozialneid" genannt werden, heißt es. Die Gesellschaft rechtfertigt dies Raffen offenbar aus sich heraus, insbesondere die US-amerikanische. Ob der Versandmann noch etwas davon hat jenseits dessen, dass er seinen Reichtum gelegentlich feist grinsend bei öffentlichen Empfängen vorführt und operational als Versandhändler ausgestiegen ist? Wer ihm wohl diesen Reichtum erarbeitet hat? Der Mann hat sich diesem „Enrichissez-vous“, diesem Gebot der Bereicherung wohl optimal angepasst. Dafür sollte er durchaus etwas verdienen. Aber so viel? Zudem werden einem in den Medien täglich reiche InfluencerInnen vorgeführt, die offenbar alles richtig gemacht haben und nun in Saus und Braus leben. In Dubai. Und in anderen Luxusbleiben. Unter ähnlichen Verhältnissen. Luxus. Sportwagen. Schlitten. Villen. Aber die Masse der Leute scheint deren Person und den damit verbundenen „Produktempfehlungen“ nachzuhängen. Wie geht das? Ob das „Neoliberalismus“ ist? Abhängig von Konsum? Jeder seines Glückes Schmied? Egal wie. Auch wenn das alle Grenzen überschreitet? Wachstum rules? Wir sehen Menschen, die gar nichts haben und wundern uns, sind erstaunt. Wie geht das zu in dieser Welt? Soll das ein Preis für den „Fortschritt“ sein? „Trickle-down“-Theorie? Sie behauptet, wenn`s den Reichen gut gehe, hebe das auch das Niveau der Armen. So viele „Reiche“ berufen sich darauf. Von unten gesehen sind daran Zweifel erlaubt. Eine Differenzierung gerade angesichts gegenwärtiger wirtschaftlicher Entwicklungen in schland erscheint angesagt.

Sonntag, 13. Oktober 2024

Podicasti

Podcasts sind in Mode. Jeder braucht jetzt einen Podcast. Wie das geht? Manche machen alles selbst, aber „prominente Personen“ lassen dazu „ihr Team“ die Dienste eines Aufnahmeteams mieten. Die nehmen das Gesprochene professionell auf und geben es weiter an die Vermarktung: Beim Podcast labern dann ein oder zwei Personen ihre Weisheiten in der äußeren Form eines Zwiegesprächs oder eines Monologs uns unendlich lang in die Ohren (haben wir so lange Zeit?). Man will uns etwas „auseinandersetzen“. Es geht aber unter anderem darum, sich als „Marke“ zu profilieren, sich als kompetent und sprachgewandt darzustellen, einen weiteren Verbreitungskanal für diese Marke zu nutzen. Gesichtsausdruck und optische Präsentation als „Typ“ (beim Video-Podcast) mögen dabei auch ihre Rolle spielen, um auch die zu gewinnen, die nicht unbedingt zu den Hardcore-Fans zählen.

Samstag, 12. Oktober 2024

Wann ist der Mann ein Mann?

Manchmal denke ich, dass dies hier übertrieben ist. Aber ohne Übertreibung wird man nicht wahrgenommen. Das glaube ich im Journalismus gelernt zu haben. Außerdem zeige ich hoffentlich oft den Zusammenhang zwischen Privatem und Allgemeinem. Weitere psychologische Spekulationen zu mir sind erlaubt. Es scheint mir dies hier auch ein Versuch zu sein, eine Technik der Annäherung an einen Sachverhalt, was freilich viel Toleranz und Bereitschaft zur Veränderung von Standpunkten und Lebenslinien voraus setzt. Wenn ich jetzt in mich gehe, entdecke ich, dass der Song „Wann ist der Mann ein Mann?“ des bekannten Knödlers aus dem Ruhrgebiet unabhängig der aktuellen Genderdebatte eines meiner Lebensthemen eingekreist hat und ich aus der Sicht von heute viel nachsichtigen Humor bei der Betrachtung dessen walten lassen sollte. Ich entdecke, dass ich anders sozialisiert/erzogen wurde und kann dem aus heutiger Sicht nur zustimmen. Tatsache ist aber, dass ich mit der obwaltenden Männlichkeitsidiologie meine (schweren) Probleme hatte. So soll der Mann der Frau grundsätzlich überlegen sein, und zwar dem Wesen nach in jeder Hinsicht. Ja, das scheint mir eine der „unbewussten“ Idiologien zu sein, die ganze Kulturkreise lange beherrscht hat. Schon mit dieser Grundvoraussetzung einer Überlegenheit konnte ich nichts anfangen. Sie war und blieb mir aus vielen Gründen fremd. Ich sah – und das ist wichtig! - sowohl bewusst als auch unbewusst nicht die Herabsetzung und den Wettbewerb oder die Demütigung, Gewalt und Entwürdigung der Frau als Triebkräfte meiner selbst und meines Verhaltens. Ich entdecke jetzt, dass mir das nie beigebracht wurde, dass es mir fremd blieb und ich kann dem aus heutiger Sicht (!) nur zustimmen (in jeweiliger Zeit konnte das sehr sehr schmerzvoll sein) und meinen Eltern dafür danken. Mädchen sind schwach, nachgiebig und ängstlich, während Jungs stark und mutig sein sollen. Haha. So geht das mächtige Rollenklischee, das sehr stark um alles kreist, was auf „Macht“ deutet. Ich konnte nie eine Bierflasche lässig mit dem Feuerzeug öffnen, der aus der Werbung bekannte Cowboy mit gegerbter Haut und der Wumme im Mundwinkel, der Old-School-Bestimmer aller Klassen oder der smarte Boy mit dem Silberblick war ich auch nicht. Diese Art der lässigen Männlichkeit war mir versagt. Es eröffnete sich mir kein Zugang dazu, - noch schlimmer! - ich nahm das gar nicht richtig wahr und wunderte mich nur über gewisse Dinge im geschlechtlichen Wettbewerb. Ich erschließe mir jetzt, dass ich ohne die Erfüllung der typisch männlichen Rollen-Ansprüche „kein echter Mann“ war. Kein Tatmensch auch, kein Anpacker. Ich hatte es auch nicht in mir, den dauernden Wettbewerb der Männer unter sich und die daraus folgende, andauernde Hackordnung/Hierarchie zu akzeptieren. Der Mann (oder einer wie ich) wurde insofern Opfer von typisch männlichen Ansprüchen des permanenten Wettbewerbs. Ich war vielleicht ein „Softie“ oder etwas Derartiges, was keinen „echten“ Mann darstellt. Ein „Frauenmagnet“ wurde ich jedenfalls auf diese Art auch nicht. Eine Erfahrung meiner Lebenszeit scheint aber gewesen zu sein, dass Frauen in der Regel „echte Männer“ suchen, dass sie in ein Erziehungsschema eingebunden zu sein scheinen, das nur das Spiegelbild der männlichen Sozialisation ist. Erst sehr langsam, etwa während der vergangenen 20 Jahre Jahre, scheinen mir Frauen sich dessen teilweise bewusst geworden zu sein und sich davon zu lösen.

Freitag, 11. Oktober 2024

Kohle machen

Schon gibt es wieder Berichte, dass Saudi-Arabien bekannt gute und in Europa tätige Fußballspieler kaufen wolle. Diesmal jüngere, nachdem zuletzt eher Spieler verpflichtet wurden, die im Herbst ihrer Karriere stehen. Ja klar, dort von Saudi-Arabien ist Kohle nicht zu knapp geboten und Leistung soll sich da auch noch geldwert lohnen. Im Anschluss an Olympia wird ja in Deutschland von allen Seiten beklagt, dass sich Leistung nicht mehr lohne und deshalb so viele Misserfolge mit der geringsten Medaillenausbeute seit langer Zeit gefeiert wurden. Welche Rolle bei der „Leistung“ wohl Doping gespielt haben könnte? Ob da einiges durcheinander geraten ist? Und allgemein: Ob in Deutschland jemand mit „Leistung“ an die Spitze der Gesellschaft und zur Elite gelangen kann? Ob die Beziehung zwischen „Leistung“ und Verdienst zugunsten gewisser Kreise längst aus den Fugen geraten ist? Entlassungen im großen Stil mögen in der Vergangenheit zur Anerkennung von „Leistung“ auch nicht unbedingt beigetragen haben. Die erbrachte „Leistung“ war dabei jedenfalls bei Entlassungen kein Kriterium. Jetzt haben sich die Zeiten geändert und Deutschland ist Vorreiter darin, den „Leistungsbegriff“ aufgeweicht zu haben. Sich kaputt machen für Leistung? Iwo! Wird doch hierzulande gar nicht honoriert. Die Bedingungen haben sich außerdem ja längst geändert. Mittlerweile kann der Arbeitnehmer bei Personalverhandlungen Bedingungen stellen. Teilzeit. Boni. 14. Monatsgehalt. Der „Arbeitgeber“ muss reagieren. Der Trick mit der in Aussicht gestellten Karotte jedenfalls scheint nicht mehr zu funktionieren.

Donnerstag, 10. Oktober 2024

Zeit für Zeit

Dass Zeit ein höchst wertvolles Gut sei, mag sich herumgesprochen haben. Diese Erkenntnis legt sich auch angesichts der permanenten Beschleunigung, Erreichbarkeit und Verfügbarkeit nahe. Alles wird immer mehr verdichtet und unserer Verfügung als Mensch entzogen. Dass es dabei in erster Linie um Zeit geht, wird immer klarer. Zeit ist Lebenszeit. Dass diese unwiederbringlich ist, wird dem Menschen erst im fortgeschrittenen Alter so richtig klar. Oder bei oder nach einer lebensbedrohlichen Krankheit. Dies zieht oft eine Veränderung des Blicks oder – insgesamt - der Perspektive auf die Zeit nach sich. Es gilt, die Zeit sinnvoll zu nutzen und sie auch mal im Müßiggang, im schönen Nichtstun, zu verbringen. Manch einer behauptet, dies sei sogar die Voraussetzung für Kreativität überhaupt. Mal auf andere Gedanken kommen, in sich gären, Kraft aus sich schöpfen, Kraft zum Tun und sich Entäußern, nach außen bringen. Zeit nicht nur „nutzen“ für fragwürdige Zwecke, sondern sie in sich wirken lassen. Es gilt, „Prioritäten“ zu setzen, Reihenfolgen festzulegen. Sich „Zeit nehmen“ für etwas, könnte dies bedeuten. Für sich selbst etwa. Zeit hat keinen unmittelbaren ökonomischen Wert, auch wenn wir uns oft gezwungen sehen, unsere Zeit zu verkaufen, um zu überleben. x x Word may have gotten around that time is a highly valuable commodity. This insight is also evident in view of the constant acceleration, accessibility and availability. Everything is becoming more and more condensed and beyond our control as humans. It is becoming increasingly clear that it is primarily about time. Time is lifetime. The fact that this is irretrievable only becomes clear to people as they get older. Or during or after a life-threatening illness. This often results in a change in the view or - overall - the perspective of time. It is important to use the time wisely and to spend it in idleness, in doing nothing. Some people claim that this is even the prerequisite for creativity. Come to other thoughts, ferment within yourself, draw strength from yourself, strength to do and to express yourself, to bring it to the outside. Don’t just “use” time for questionable purposes, but let it work for you. It is important to set “priorities” and determine sequences. This could mean “taking time” for something. For yourself, for example. Time has no immediate economic value, even though we are often forced to sell our time in order to survive.

Mittwoch, 9. Oktober 2024

Werbung by Promi

Schon wieder empfiehlt mir ein „Prominenter“ etwas, was ich unbedingt haben muss. Per Spot. Viele Menschen scheinen ja das ständige Umschwirrtsein mit Werbung so verinnerlicht zu haben, dass sie das als „normal“ empfinden. Ich soll mich mit diesem Prominenten identifizieren, mich mit ihm (! In diesem Fall ein „Er“) virtuell irgendwie gemein machen, etwas von seinem Glanz auf mich lenken, indem ich das von ihm empfohlene Produkt kaufe. Er tut kumpelig und gibt sich möglichst nahbar. Haha. Offenbar auch ein Mensch (der nur Geld verdienen will…). Wie schräg ist das denn? Aber oha, der „Verkaufserfolg“ solcher Werbeaktionen wird gemessen und bezeugt, dass viele „Konsumenten“ solchen „Empfehlungen“ folgen. Was das wohl bedeutet?

Montag, 7. Oktober 2024

Der Wagner

Auszug aus meinem Buch „Zuhören“, das auch Besprechungen einiger von mir besuchter Konzerte bringt. Am Sound der folgenden Band hing ich lange Jahre, ich verdaute das in meinem Empfinden und meinem Hirn, bezog es in mich ein, lebte damit: „Was ich gerade höre?“: Mit dieser Frage hatte ich viele meiner derzeitigen Blogs eingeleitet, was von Anfang an so geplant war. Ich wollte das, was mich beeinflusst hatte, auf diese Weise streifen und es manchmal sogar wiederentdecken. Die Produktionen, die mich und mein Weltbild beeinflusst haben. Zum Beispiel dieses Album: Lambchop „Is a Woman“. Das Album war immer bei mir, seit es 2002 erschienen ist. Ich hole es oft hervor. Ich lasse mich in diesem Gefühl gehen, lasse mich an den CDs entlang schlendern und irgendwohin zugreifen. So, wie mir der Sinn steht. Oft greife ich dann zu Lambchops „Is a Woman“. Dies Album scheint eine Art mittel- und langfristiger Stimmungslage wiederzugeben, die mir noch immer sehr gemäß ist. Ist es melancholisch? Nein, eher lakonisch. Es ist ein undramatisches „Vor sich hin stammeln“, gebettet auf weichen Klängen, die sanft ineinander fließen, ohne sich damit jemals anzubiedern. Es ist eine Art „realistischer Musik“, die in sich versunken ist: „Nothing much to bark about...“. Da ist keinerlei Imponiergehabe. Kein aufdringliches Vorführen oder Verkaufen von etwas. Ich liebe alleine schon diese Haltung. Es ist eher eine Art persönlicher Brief, eine kreative Mitteilung. Wie in einer weichen Trance haucht der Wagner da seine Texte vor sich hin, ein Monolog, ein Selbstgespräch. Poetisch? Klar. Aber was heißt dies Wort schon? Es ist inzwischen völlig entwertet. Kurt Wagners Worte aber helfen der Phantasie auf die Sprünge, ganz sachte, ohne jene Agressivität, die so manch anderen Sprechgesang auszeichnet. Das braucht er nicht. Er scheint seiner Umwelt, - und scheint sie ihm noch so feindselig zu begegnen, - so etwas wie seine Liebe entgegen zu bringen. Seine Texte sind manchmal weitschweifig, nehmen Träume und traumhafte Situationen auf, sind in sich verwoben, gehen einem wie mir seltsamerweise nicht aus dem Sinn. Dazwischen fließen ein paar elektronische Einsprengsel beiläufig hindurch, untendurch. Schon, wie er im ersten Titel „The daily Growl“ anhebt: „“Thought, I felt a chill, thought an underrated Skill, a hazard to the emotionally challenged...“. Ich bin da sofort drin, sie umfangen mich, diese Zeilen, sie geben Trost und Anregung, sei entfernen sich wieder, sie haben eine eigene Dynamik. Sie sehen aus einem regenverhangenen Fenster interessiert auf die Welt. „Gentle Revolution“, diese Wendung kommt dann noch bald hinzu. Ich sehe den Sänger, - vielmehr: die Stimme - Kurt Wagner, den ich tatsächlich einmal live erlebt habe, dazu mit seinem Hut. Unter seinem Hut. Schmucklose Verse, weit entfernt von jener Helene-Fischer-Welt, die die Musikindustrie mit allen ihren Tricks den Leuten da draußen so munter andient. Sind Lambchop, jenes Künstlerkollektiv aus Nashville, eigentlich ein bisschen verschwunden? Fast scheint es aus heutiger Sicht so. Aber es entspricht jener Rolle, die sie da mit „Is a woman“ und anderen Alben so wunderbar angedeutet haben. Ein Phantom, von dem man nix Genaues weiß. Lambchop war ja auch eine Band mit wechselnden Mitgliedern, ohne Stargesichter, ohne lächelnde Verkaufsflächen. Eher ein Spiegel, mit der Möglichkeit unseres Selbst. In die Band Arcade Fire wurde zb. auch so etwas hinein projeziert. Lambchop sind da meiner Meinung nach aber viel näher dran. Noch im Jahre 2002 schrieb ich über einen Auftritt von Lambchop: „Kotelett, serviert auf doppeltem Boden“ - Lambchop in der Manufaktur in Schorndorf - Wieso soll das Lammkotelett eine Frau sein? Eine Frage, die uns bewegt, seit Lambchop ihre neue CD "Is a Woman" auf die Welt gebracht haben. Allein die Antwort, sie ist und bleibt das Geheimnis von Kurt Wagner, des Sonderlings aus Nashville, der als Sänger und Songschreiber diese wunderbare Platte so maßgeblich geprägt hat. Es wohnt noch so manches andere Geheimnis in Lambchop, jenem Kreis von Musikern, die einem normalen Tagesberuf nachgehen und abends ihren musikalischen Ideen einen weiten Auslauf gewähren. 17 waren sie, als sie mit der CD "Nixon" einer seltsamen Figur der jüngeren US-Geschichte nachspürten und dabei eine verschrobene Fusion aus Country und Soul auf die Beine stellten. 17 Musiker waren sie auch, als sie "Is a woman" jenen völlig intim wirkenden Rahmen gaben, der lauter schräge und auseinander strebende Elemente so überzeugend zu einer Einheit fasst. Und jetzt versammeln sie sich zu acht um jenen bebrillten Kauz in der Bühnenmitte, der auf einem Stuhl sitzend seine eigentümlichen Verse krächzt. Würden sie es schaffen, die in sublimen Klangfarben schillernde Atmosphäre der Platte auf die Bühne zu übersetzen? Nicht nur diese Frage, sondern auch die Medienresonanz auf die CD mögen bewirkt haben, dass die Manufaktur in Schorndorf an diesem Abend bis auf den letzten Platz gefüllt ist. "Down the street you go, rumors of a one man show, how silly we can be about the future...": jene Stimme, sogleich durchsticht sie den Song "Daily Growl" so mit ihren scharfen Betonungen und einer Sehnsucht, dass er geradezu zu einem Menetekel wird. Für alltäglich schlummernde Abgründe? Für fremde Zusammenhänge, die uns die Orientierung nehmen? Es bleibt im Geheimnis. Dieser Gesang, der ja in seiner whiskeygeschwängerten Knarrzigkeit viel von einem dramatischen Erzählen hat, er gleitet nun dahin auf einem instrumentalen Film, in dem das Piano mit seinen weichen Harmonien die Führungsrolle spielt. Vom Barjazz mag da manches kommen, von einer Kammermusik des wilden Westens und vom lyrischen Plüsch längst vergangener Radiotage. Das Schlagzeug streichelt sachte die Felle und der Bass setzt leise Akzente, künstliche Aufgeregtheiten sind verpönt. Darüber schillern die Gitarren in allerlei Farben, schrammeln in braver Gleichmut die Akkorde, schwelgen in gläsernem Vibrato, verlieren sich in digitalen Räumen und kreischen auch mal scharf. Hinter alldem tut sich ein unauffälliger Kosmos der elektronischen Geräusche auf, ein Gurgeln, ein Schleifen, ein Quietschen und Quetschen, das dem Ganzen eine unwirkliche Atmosphäre gibt und die scheinbar disziplinierte Harmonie fortwährend in Frage stellt. Die Arrangements sind genau, selbst das seltsame Saxofon-Riff von "The new cobweb summer" und die spitz gefistelten "Ah ah"-Chöre fehlen nicht. Eine feine Doppelbödigkeit durchzieht diese Musik, deren Entwurf von der Platte tatsächlich kongenial auf die Bühne übersetzt ist, ohne in eine feierlich verkrampfte Kunstanstrengung zu verfallen. Im Gegenteil: zwischen den Songs geht es lustig zu, der Pianist Tony Crow erzählt Witze, während der freundliche Biertrinker Kurt Wagner eine Zigarette nach der anderen qualmt. Am Ende sind die zwei Stunden wie ein Traum vorübergezogen, unwiderstehlich, intensiv, anrührend.“

Sonntag, 6. Oktober 2024

Digitales Denken

Ein Zauberwort scheint die gesamte Öffentlichkeit zu beherrschen, eines, das bis vor kurzem noch als ein bisschen problematisch galt und dessen Nachteile gerne mal verdrängt wurden: DIGITALISIERUNG. Es scheint seit kurzem regelrecht heilig gesprochen. Home Office, Home schooling etc. Was funktioniert und was nicht funktioniert. Alles, was wir wissen, ist, dass wir hinten dran sind. Wir müssen uns jetzt sputen, wenn wir da noch mitmachen wollen. Funklöcher und digitale Schwachstellen: das geht gar nicht, so heißt es. „Aufholen“ heißt die Devise. Dass da mal Überlegungen zu digitalen Monopolkonzernen waren, die eine Totalüberwachung der User anstreben, um aus der Ausspähung und Kontrolle jeglicher Lebensäußerung einen Geschäftsgewinn zu erzielen: alles vergessen. Dass sich Geheimdienste gerne an solche Praktiken hängen, und liebend gerne Genaueres über uns wissen wollen: geschenkt. Dass durch die Mechanismen der AI, also der künstlichen Intelligenz, solche Praktiken besonders effektiv und allumfassend werden können, verstehen wir ja sowieso nicht. Dabei ist es doch offensichtlich, dass im Bereich der Guten, also der Polizei, gewisse Daten blitzschnell in mannigfacher Richtung ausgewertet werden können und „erkennungsdienstlich“ behandelt werden können“. Dabei ist gerade die Polizei, so wird gestreut, ja hinten dran und braucht dringend einen digitalen Push. Das alles könnte besser und reibungsloser gehen. Das alles? Die digitale Welt beherrscht uns jetzt schon. Die Facebook-Community, Instagram, Tic Toc etc. geben uns den Ton an. Facebook ist wohl die größte Gemeinschaft dieser Art auf der Welt. Ihre Bewohner, bzw. Bürger chatten, twittern, mailen, hashttaggen, posten, googlen oder downloaden unablässig, hängen ständig an Smartphones oder Laptops, machen Selfies und Photos, um ihre Facebookseite zu füllen, ihre Whats-app-Nachrichten auszutauschen oder sonstwie ins Netz zu stellen. Ob das unsere Seele vergiftet? Der Hang zur Selbstdarstellung, ob er einem Grundbedürfnis des Menschen entspricht? Likes abgreifen, Influencer spielen? Verstehen? Ach, da kommt ja schon die nächste Nachricht! Beschleunigung raubt uns die Zeit, die uns nicht mehr zur Verfügung steht. Es scheint eine Lebensbedingungsvernichtungsmaschinerie, mit der wir da zu tun haben. Wir könnten in vielem qualitativ viel besser leben, wenn wir mehr Zeit dafür hätten. Und ob die von manchen bundesdeutschen Ministerien und ihren Köpfen gerne als „Bedenkenträger“ verspotteten Digitalkritiker, die sich jetzt den Ausbau des 5 G-Netzes vorgenommen haben, nicht einem menschlichen Grundbedürfnis entsprechen, indem sie etwas zuerst überdenken, bevor sie es verwirklichen? Ob so etwas zu verteufeln wäre? Der Homo Sapeins zeichnet sich durch eine Möglichkeit und Fähigkeit aus, die ansonsten im Tierreich wenig verbreitet scheint: Die Extrapolation, also die Vorwegnahme und das Vorhersehen, gedankliche Simulation: wenn ich etwas tue, dann passiert dies oder jenes.... Denken, nachdenken über mögliche Konsequenzen, etwas bedenken ist also ein grundsätzliches Element des Menschseins. Ob nicht die Propagandisten des neuen Digitalismus ohne mit der Wimper zu zucken, auf öffentliche Resourcen zurück greifen (etwa durch das „Flugtaxi“), um privatwirtschaftliche Interessen zu bedienen? Ob dies nicht vollkommen vorbei und von vorgestern ist? Ob es nicht Ressourcen gibt, die nicht endlos sind und die deshalb des öffentlichen Schutzes bedürfen? Wasser oder Luft seien hier nur genannt. Ob ein wahrer Preis für ein Gut nicht solche Kosten an der Umwelt beinhalten müsste? Dies hier war nur ein kleiner, assoziativer Überblick, ein Durchgang ohne Systematik, der freilich klar machen könnte, dass es im Bereich des Digitalismus Vieles erst zu bedenken gäbe, bevor es – quasi in der analogen Welt - verwirklicht werden sollte. Dass wir hier in Europa ein anderes Tempo haben, als in den bedingungslos optimistischen und technikgläubigen USA, sollte uns stolz machen und uns klar machen, dass wir hier in Europa unsere eigene Rolle spielen. Dass wir ganz grundsätzlich eine andere Herangehensweise haben, die uns einen anderen Vorsprung vor der mit der Digitalisierung verbundenen Technikgläubigkeit anderer Kulturkreise verschafft.

Samstag, 5. Oktober 2024

Hesse to go?

Wieso eigentlich wird immer der Hermann Hesse der zwanziger Jahre unterschlagen? Der Typ hatte da erhebliche innere Kämpfe zu überstehen, was schließlich auch zum Buch „Steppenwolf“ führte. Es mögen damals CG Jung oder F Nietzsche wesentliche Einflüsse für ihn gewesen sein, aber auch der eher geistesgeschichtliche Teil der deutschen Romantik, der nicht lieblich und träumerisch daher kommt. Die Dichotomie (Zweiteilung) allen Seins wurde ihm da beispielsweise zum quälenden Problem. Im „Steppenwolf“ steht beispielsweise: „auch wer keinen Wolf in sich hat, braucht darum nicht unglücklich zu sein. Und auch das unglücklichste Leben hat seine kleinen Glücksblumen zwischen Sand und Gestein. So war es denn auch bei dem Steppenwolf. Er war meistens sehr unglücklich, das ist nicht zu leugnen, und unglücklich konnte er auch andere machen, nämlich wenn er sie liebte und sie ihn. Denn alle, die ihn lieb gewannen, sahen nur die eine Seite in ihm. Manche liebten ihn als einen feinen, klugen und einzigartigen Menschen und waren dann enttäuscht, wenn sie plötzlich den Wolf in ihm entdecken mußten.“ Im „Magischen Theater“ des „Steppenwolf“ wird zur „Hochjagd auf Automobile“ geblasen. Unter anderem heißt es da: „Auf den Straßen jagten Automobile, zum Teil gepanzerte, und machten Jagd auf Fußgänger, überfuhren sie zu Brei, drückten sie an den Mauern der Häuser zuschanden. Ich begriff sofort: es war der Kampf zwischen Menschen und Maschinen, lang vorbereitet, lang erwartet, lang gefürchtet, nun endlich zum Ausbruch gekommen. Überall lagen Tote und Zerfetzte herum, überall auch zerschmissene, verbogene, halbverbrannte Automobile“. (….)“...endlich sich einzusetzen für die Menschen gegen die Maschinen, endlich die fetten, schöngekleideten duftenden Reichen, die mit Hilfe der Maschinen das Fett aus den andern preßten, samt ihren großen, hustenden, böse knurrenden, teuflisch schnurrenden Automobilen totzuschlagen, endlich die Fabriken anzuzünden und die geschändete Erde ein wenig auszuräumen und zu entvölkern, damit wieder Gras wachsen, wieder aus der verstaubten Zementwelt etwas wie Wald, Wiese, Heide, Bach und Moor werden könne“. Selbst wer so etwas als nicht reale „Seelenbilder“ oder dem Zeitgeist entsprechende maschinenstürmige Vorstellungen deutet, muss sich fragen, ob so etwas Gewalttätiges am Ende heutzutage vielleicht sogar grundgesetzwidrig sein würde und dem Bild vom netten, erbaulich-besinnlichen Sonnenhutträger entspricht. Ob da etwas aufscheint, was gerade jetzt eine neue Aktualität gewonnen hat?

Freitag, 4. Oktober 2024

Stadt Land

Über die Medien, über das, was uns vermittelt wird, scheinen wir immer nur von den Befindlichkeiten der „Stadtmenschen“ auszugehen. Es geht um eine gegen stattliches Honorar aufzusuchende Nähe zur Natur. Es geht ums Abschalten. Man müsse erstmal wieder in den Wald gehen. „Naturtherapie“ ist angesagt. Dinge, die auch in Unternehmen praktiziert werden könnten. Das Handy, - bloß nicht das Handy, der Stress! Digitox! Das ist der Tod jeder Entspannung. Es gilt, seltsame Riten im Freien zu vollziehen und dem ungewissen Effekt dessen gelassen entgegen zu sehen. Am Besten „achtsam“. „Erleuchtet“, wenn`s geht….

Donnerstag, 3. Oktober 2024

Popidentifikation

Ich habe versucht, anders zu reflektieren. Am 17.3. 2018 schrieb ich in meinem Blog „ubpage.de" unter der Headline „Gegen den Stachel löcken“: „Aus einem Brief. Ob ich ihn abgeschickt habe? Ich weiß nur noch, dass er auf einen Shitstorm reagieren wollte, der etwas unerwartet über mich hereinbrach und der allzu oft das bekannte Argument von den Vielen, die sich nicht irren können, über mich brachte. „Das Führertum und die religiöse Verehrung kommt heutzutage in Gestalt von Showgrößen daher, die Profit für sich maximieren wollen..… das hat man voraus zusetzen. Doch das kann man immerhin doch auch ordentlich machen, ohne die Massen mit plumpen Tricks zu verarschen. Diese „Tricks“ und Reflexe zu benennen ist auch meine Aufgabe.... das immer wiederkehrende Muster....das könnte man womöglich „von außen“ kommentieren, d.h. In einer gewissen Distanz dazu.... z.b. ist „Partyfeeling“ eine bewährte Methode, eine Masse zusammenzuschweißen... Spielverderber zu spielen ist mein Job, zumindest: die Dinge benennen.... es ist alles nicht nur so unschuldig, wie das immer reklamiert wird. Sondern es wird auch Gleichschaltung eingeübt... Sich fanatisch identifizieren mit jemandem und keine andere Meinung dazu gelten lassen, das erinnert doch stark an bestimmte Formen des Fundamentalismus, jedenfalls ist nicht unbedingt Toleranz oder behutsame Annäherung eine Eigenschaft, die solche Leute auszeichnet..... Für gewisse Medien gilt: Wer nur lobt und großartig findet, der wird darin nicht mehr ernst genommen, denn er will ja das andere nicht mehr sehen, er hat sich dafür entschieden, alles geil zu finden. Das ist es aber ganz offensichtlich dann doch nicht... Werbung und Promotion kann einem auf diese Weise unmerklich zur zweiten Natur werden. Man ist dann willenloses Rädchen im Getriebe von Interessen... mich hingegen interessiert primär die Musik, dann das Image und die Mechanismen, die jemanden erfolgreich machen.....(in dieser Reihenfolge). Die Massen reagieren ja meist auf grobe Klötze, auf sehr einfache Muster..... das liegt im Wesen von Massen.., es gibt auch eine andere Würdigung als diejenige, die die Frage stellt, wie vielen Leuten eine Darbietung gefallen hat. „Super“ „geil“ und all sowas... das ist doch total dumpf, aber ein paar Dinge aus diesem dumpfen Empfinden aufscheinen zu lassen, sie zu formulieren und ins Wort zu bringen, könnte auch eine Aufgabe einer Kritik sein. Es muss erlaubt sein, zur einhelligen Begeisterung „von der Seitenauslinie aus“ ein paar kritische Fragen stellen, Einwände machen..... die müssen nicht immer richtig sein....“

Dienstag, 1. Oktober 2024

Meine Fotos

Sind doch nur meine und ihre kleinen Seitenblicke. Meine verstorbenen Eltern haben dabei tatkräftig mitgewirkt, es scheint dies eine Art Familienmerkmal zu sein. Neugierig in die Welt hinaus zu blicken. Festgehaltene Blicke, Momente, Fotos bleiben übrig. Es soll dies keinerlei Verherrlichung meines schwachen kleinen Egos sein, sondern eher eine Art Aufforderung dazu, seine Umwelt und ihren "Wert" bewusster wahr zu nehmen. „Wert“, das bedeutet derzeit ziemlich viel um uns herum. Nur, es wird es noch (!) anderen Dingen als dem Rohstoff zugemessen. Die Zeit der großen Selbstverständlichkeiten auf diesem Gebiet könnte jedoch bald vorbei sein, Rohstoff könnte ein anderer Stoff werden. Die Schutzlosen fliehen dann in schäbige Löcher, die besitzenden Angeber geben sich gelassen angesichts solcher „Kleinigkeiten“. Es sind hier doch hier nur kleine Seitenblicke, Augenblicke aus meiner Ego-Maske heraus! Versuche der Wahrnehmung, so, wie sie meine Eltern in mir angeregt und verwirklicht haben! Unbedeutend, indeed! Annäherungen. Versuchte Aufmerksamkeiten! Was ging da durch einen hindurch? In diesem Moment? Welche winzigen Schnipsel der Welt füllten ein Bewusstsein? Ich fühle mich meinen Eltern darin sehr nahe. Sie, die dieses Gefühl auch hatten und an mich weiter gaben. Wir sind eins. Und: Ob Reich oder Arm - es ist diese eine Welt, die uns umgibt.

Montag, 30. September 2024

Gut kommt besser (besser als voran) (Songtext

GUT KOMMT BESSER (besser als voran) Graue Thermostaten verperren uns die Sicht der Senator trifft ins Schwarze sieht im Wald die Bäume nicht vom Hahn tropft kalter Schweiß die Mücken spieln' Versteck die Jacke gleicht der Hose einen Fahrstuhl gibt es nicht Sahnemischmaschinen drehen uns im Kreis die Lieder werden schneller man sinkt jetzt wieder mit REFR. Die Masken auf ‑ Masquerade los, knöpf den Regenmantel zu Gut kommt besser, besser als voran Gut kommt besser, ‑ als voran Alle Sternengötter treffen sich im Klo man spiegelt sich im Scheine Astrophie macht Konjunktur die Katzen bleiben cool das Radio dirigiert Mancini und abends ins Theater: Mignon fährt jetzt Rolls‑Royce Schicksalsproduzenten zaubern Riesenräder sie stellen wieder Fallen und schaukeln auf und ab! REFR. Der schöne Fred trägt sein Gesicht spazieren schwarz ist groß in Mode er sagt sich: Gute Nacht! man hört ihn manchmal lachen und keiner weiß wieso sein Gesicht spielt immer heiter dahinter steht das Nichts Champagnerfrösche quaken süchtig weiter es kriegen sich die Sterne - der Mond bleibt heute leer Wenn alle Schenkel gierig zittern tritt Zampano auf's Podest wünscht: Schluckauf! m Sterz blüht ein Furunkel man klagt jetzt weh und ach Engel im Affenzimmer treiben schnöd Frevelwitz die alten Bärte sprießen wieder neu unter rost'gem Helm hervor es läutet leis zur letzten Rund! REFR.

Sonntag, 29. September 2024

Kokon aus Musik

Ich ertappe mich dabei, wie ich immer wieder „One“ höre, in der Version von Johnny Cash. Ob es da etwas ausmacht, dass das für mich etwas (end)Gültiges hat? Oder ob es mir nur einfach gefällt? Das Baden im schönen Weltschmerz? Kitschy? Dann auch „Bird on the wire“, Beides uralte Songs, die mich begleitet haben, die immer da waren. Ich höre die Version von Tim Hardin. Im Unterschied zu der von Leo Cohen ist sie nackt, unumwunden, niederschmetternd für das Ego. Jedenfalls tief gehend. Themen, Motive, die mich umspülten, einhüllten, Trost gaben, aufmunterten, Richtungen, Möglichkeiten zeigten. Jetzt gewinnen sie einen anderen Ernst. Ja klar, prominente Songs. Jeder ab einem bestimmten Alter kennt sie. Aber sie gewannen Persönliches für mich. Es gab einen Kokon aus Songs, Ausdrücken, emotionalen Statements, die mich – wie das „Geschäft“ sagt – berührten und immer wieder auf mich zukamen.

Samstag, 28. September 2024

Wirklichkeitsflucht

Ja klar, kenne ich auch Leute, die einem laut raten, nicht mehr diese verheerenden Nachrichten die ganze Zeit zu verfolgen. Das mache einen kaputt, ziehe einen runter. „Doomscrolling“ sei angesagt. Mit „Verdrängen“ habe das nichts zu tun. Mein Problem dabei ist, dass ich wissen will, was auf der Welt los ist, egal wie negativ das ist. Immer noch. Dabei ziehe ich verschiedene Medien zu Rate und befürchte, dass „Erkennen vermeiden“ nicht viel hilft. Klar beeinflusst einen alleine schon die Auswahl der News, die einen ankicken sollen, die etwas vermelden wollen, das den Anzeigenabverkauf ankurbeln soll. Die Medien verfahren da nach einem jahrzehntelang eingeübten Muster. Erlaubt ist, was Profit bringt. Was sollen sie machen? Nur noch Schönwettermeldungen? Oder Fußball- Showbusiness-Nachrichten aus einem anderen und als besser vorgestellten Land? Gute-Laune-News? Spass um jeden Preis? Die objektive Lage würde einen gleich wieder umhauen, wenn man Ahnungen ausgesetzt und nur „langweilig“ neugierig sein würde. Man ist den Zeitläuften ausgeliefert, egal was sie bringen. Es sei denn, man ist finanziell gut gepuffert und kann alleine schon deshalb eine Weile lang der Unbill auf teuren Wegen ausweichen. Oder man sitzt einer uralten amerikanischen „Be positive“- Strategie auf, die bei uns neuerdings gerne als „Manifestation“ daher kommt, und uns rät, die Dinge positiv zu sehen und uns erstrebenswerte Zustände vorzustellen. Die dann auch eintreten würden. Selbstverständlich werden dazu Prominente als begeisterte Beglaubiger vorgeführt.

Freitag, 27. September 2024

Blaue Blume

Ob Novalis irgendetwas mit Dialektik am Hut hatte? Jedenfalls schien er friedlich mit den Widersprüchen und nicht nur mit der „blauen Blume“ zu leben, mit These und Antithese. Genau wie viele Zeitgenossen der Romantik. Mit Polyperspektivismus war er vertraut, mit der Ansicht der Dinge von verschiedenen Seiten. Später, auf höherem Niveau, sollte die „Unio mystica“ zusammenführen. Er wollte einen Weg finden, um Licht und Bewusstsein in unsere Existenz zu bringen. Der Grenzen unserer Erkenntnis war er sich dabei wohl bewusst. Gleichzeitig war ihm der Glaube und das intuitive Tun etwas wert, das Streben nach Erkenntnis, die sich freilich im Paradoxen verbergen konnte. Auch war ihm die Ironie wertvoll. Eine Distanz, die um Beschränkungen von Menschen wusste. Die Mystik, natürlich. Die Nacht. Das Unendliche. Der Tod als das Dunkle, was jeden Menschen früher oder später (gnädig) auffrisst: Klar.

Donnerstag, 26. September 2024

Pop und Ort

Es stand meine Verwunderung auf meiner Site ubpage.de zu Ende des Jahres 2017: „Es war Liverpool. Es war oft genug auch Manchester. London weniger: in dieser Stadt strömte alles zusammen, dort wurden die von außen kommenden Einflüsse nur geformt und vermarktet. Weiter zurück in der Vergangenheit war es auch einmal Kansas City, das zu einem gewissen Zeitpunkt musikalische Genies hervorbrachte und einen bestimmten Sound hatte (Miles Davis, Charlie Parker). Später nicht mehr. Merkwürdig. New Orleans. Chicago. Memphis. Auch San Francisco, Ende der sechziger Jahre. Die Liberalität dieser Stadt, Flower Power, Hippies und der Zeitgeist spielte dabei seine Rolle. Die Motorstadt Detroit mit ihrer Plattenfirma Motown, die als Fabrik unzähliger Nummer-Eins-Hits „schwarze“ Musik in die weißen Hitparaden brachte und den Rassenunruhen ein Ventil des Aggressionsabbaus verschaffte: Steve Wonder, Marvin Gaye, die Supremes, die Temptations, - später gab es dort auch noch ein kurzes Aufblühen des Techno. Dann der weiße Eminem, der den „schwarzen“ HipHop für seine Zwecke okkupierte und am Himmel des Showgeschäfts erst zu einem Superstar und dann zu einer Supernova wurde, um sodann in all seiner gereimten Wortgewandtheit zu verglühen. Detroit klingt schwarz. New York, dieser Mythos der weltoffenen Megalopole ist dagegen zeitlos, „City, that never sleeps“. Aus der Zeit gefallen. Eine Stadt der urbanen Avantgarde, die künftige Lebensverhältnisse auf ihre Weise künstlerisch voraus ahnt. Als fruchtbarer Humus für jegliche Kreativität, - so das Klischee. Ob Pop oder Jazz: Jede Stadt hatte ihren eigenen Sound, so scheint es. Soziokulturelle Gegebenheiten waren dafür auch verantwortlich, gewiss. Die typischen und vom Klischee her bekannten farbigen Baumwollpflücker am Mississippi-Delta mit ihrem Blues und ein frecher junger Elvis von nebenan, ein kecker Lastwagenfahrer, der ihnen den Sound stiehlt, weil das am nächsten liegt, als ein Vehikel für seine Fahrt zu den Sternen, direkt hinein in den amerikanischen Himmel. Es war vielleicht auch die Trostlosigkeit grauer englischer Industriestädte, ihre festgefügte Klassenstruktur, die nur wenige Wege für ein Entkommen offen ließ. Die Popmusik ist solch ein Weg. Darin ist sie längst zum mythenumglänzten Versprechen geworden. Oft hat sie ein dunkler Drang zum Ausdruck gespeist, der verwurzelt ist im Kollektiven einer gewachsenen Umwelt. Dublin, das katholische, das der mystischen Suche eines Van Morrison in den Siebzigern oder den gebrochenen Heilsbotschaften Band U2 in den Achtzigern einen Rahmen bot: wie religiös befrachtet klang das alles, wie tiefsinnig im Symbolischen fischend. Seit Irland zu einem prosperierenden EU-Mitglied geworden ist, kommt von Irland nicht mehr viel Neues. Zufall? (Aus "Zuhören", s.124)

Mittwoch, 25. September 2024

Ro ro Romantik

Ob das etwas mit dem Zwang/Drang zur „Selbstoptimierung“ zu tun hat? Mit der Entwertung lange gültiger Werte? Heute ist ja jeder ein Künstler. Dieses Bedürfnis, sich auszudrücken, wird auch über die Medien verteilt und über die Leute gebracht. Einen Höhepunkt erreichte dies damals mit Joseph Beuys’ Aussage, dass ja jeder ein Künstler sein könne. Doch: Warum sich selbst ausdrücken, warum nicht das Universum? Sich selbst dermaßen wichtig nehmen, ist das….wie? Richtig? Es könnte ja sein, dass man in einem größeren Zusammenhang steht. Die Malerei kam ja mal vom Religiösen her, hatte darin ihren Zweck. Es sollte Himmel und Hölle, Gutes und Böses, Gott und Teufel so veranschaulicht werden, das es jeder verstehen möge. Es gab eine Art Bildsprache, die einen Zweck hatte. Es ging um Vermittlung zu „einfachen Leuten“, die der Schrift nicht mächtig waren. Dieser Zweck kam mit der Zeit abhanden und wurde zum Selbstzweck. Es gab später dann das romantische Modell einer „progressiven Universalpoesie“ (nach F Schlegel), in der sich wechselnde Wirklichkeiten so durchdringen, dass die vulgäre materielle Wirklichkeit überwunden wird. Es gab aber auch Picasso, der einer Selbstschöpfung nachhing, die ihre eigene Reflexion ständig überholt und dadurch dem Grenzenlosen Absoluten entgegen strebt. Dadurch entstand nur ein Scheingegensatz zur Romantik. Subjektives und Objektives vermischen sich. Imagination und Unterbewusstsein wirken zusammen. Das ist romantisch im besten Sinne. Nur: das kann und will nicht jeder nachvollziehen. Es entsteht eine Schwierigkeit der Vermittlung. Eine kleine Zelle der „Wissenden“ bildet sich, Kunst wird zunehmend elitär und eine Sache der sich nun immer rascher etablierenden „Kunsttempel“, oft in Gestalt von Museen, die zu einem wichtigen Inventar des Bildungsbürgertums werden. X x Does this have something to do with the compulsion/urge to "self-optimize"? With the devaluation of long-standing values? Today, everyone is an artist. This need to express oneself is also distributed through the media and conveyed to people. This reached a high point back then with Joseph Beuys' statement that anyone could be an artist. But why express yourself, why not the universe? To take yourself so seriously, is that... how? Right? It could be that you are part of a larger context. Painting once came from religion, and had its purpose there. Heaven and hell, good and evil, God and the devil were to be illustrated in such a way that everyone could understand. There was a kind of visual language that had a purpose. It was about communicating to "ordinary people" who could not read. Over time, this purpose was lost and became an end in itself. Later, there was the romantic model of a "progressive universal poetry" (according to F Schlegel), in which changing realities interpenetrate in such a way that vulgar material reality is overcome. But there was also Picasso, who pursued a self-creation that constantly outstrips its own reflection and thus strives towards the limitless absolute. This only created an apparent opposition to romanticism. Subjective and objective are mixed. Imagination and subconscious work together. This is romantic in the best sense. But not everyone can or wants to understand it. It becomes difficult to communicate. A small cell of "knowers" forms, art becomes increasingly elitist and a matter of the "art temples" that are now establishing themselves ever more quickly, often in the form of museums, which become an important fixture of the educated middle class.

Dienstag, 24. September 2024

Stadtmenschen

Über die Medien, über das, was uns vermittelt wird, scheinen wir immer nur von den Befindlichkeiten der „Stadtmenschen“ auszugehen. Es geht um eine gegen stattliches Honorar aufzusuchende Nähe zur Natur. Es geht ums Abschalten. Man müsse erstmal wieder in den Wald gehen. „Naturtherapie“ ist angesagt. Dinge, die auch in Unternehmen praktiziert werden könnten. Das Handy, - bloß nicht das Handy, der Stress! Digitox! Das ist der Tod jeder Entspannung. Es gilt, seltsame Riten im Freien zu vollziehen und dem ungewissen Effekt dessen gelassen entgegen zu sehen. Am Besten „achtsam“. „Erleuchtet“, wenn`s geht….

Sonntag, 22. September 2024

Social Media

Seit vielen Monaten soll einem eingeredet werden, dass Facebook out und nur noch für alte Leute da sei und dass man als Social-Media-Geschädigter inzwischen andere Formate der Kommunikation wähle. Ob das auf Instagram zielt, diese unendliche Bildergeschichte? Oder Tictoc, dies unter schwerem Verdacht stehende Unternehmen aus China? Nun bin ich ja nicht gerade ein eingefleischter Facebook-Fan. Der Konzern bringt meiner Meinung nach so manche peinliche Einlage und macht hierzulande riesige Gewinne mit den Werbeetats von Firmen, die er dann „steueroptimiert“ im Ausland „versteuert“. Da mögen so manche Sachen sein, die mir nicht gefallen. Aber kann mir jemand ein Portal nennen, das ähnliche Möglichkeiten bietet? Das etwa 3 Milliarden Abonnenten auf der ganzen Welt hat? Ob da die empfohlene Gruppenbildung und -Kommunikation eine Lösung ist? Die Kommunikation derer, die sich sowieso schon kennen und regen Austausch pflegen? Ja, klar wurden meine Daten abgesaugt und in intransparente Kanäle gelenkt! Aber mir scheint es eine Art Gesetz und Umgangsform in dieser Marktwirtschaft zu sein, sich nach Angebot und Nachfrage zu verhalten. Das heißt in diesem Fall: Ich gebe meine Daten und erhalte im Gegenzug kommunikative Leistungen verschiedener, auch in ziemlich listiger Weise und zum Nutzen eines großen Konzerns gewonnener Datenansammlungen. American Way. Facebook ist ein amerikanischer Konzern.

Samstag, 21. September 2024

Wahl der richtigen Einstellung

Es sind ja jetzt wieder Landtagswahlen. Sämtliche Parteien verlautbaren dann wieder, dass sie ja eine großartige Politik machen, diese aber schlecht erklären und kommunizieren würden. Es stellt sich mir angesichts dessen ein Gefühl von Routine ein. Solche Sprüche habe ich zu oft schon gehört. Dahinter scheint mir die Haltung zu stehen, dass man ja tolle Politik teilweise schon umgesetzt habe, dies aber zu schlecht „verkauft“ und erklärt habe. Im Grunde mache man alles richtig. Das Problem sei nur, dass der Wähler dies nicht erkenne (Im Grunde sei er zu blöde dafür). Ob dies die richtige Grundeinstellung in einer Demokratie ist? Vom eigenen Standpunkt total überzeugt zu sein und sich nur noch Mühe geben, ihn anderen Leuten richtig zu erklären. Dies ohne mögliche Kompromisse (!), die ja in einer Demokratie auch wichtig sein könnten, auch nur zu streifen. Kompromisse könnten ja in diesem Verständnis einen Schritt in Richtung auf den politischen Mitbewerber sein. In dessen Richtung, was schon einer Abkehr vom absolut „richtigen Kurs“ des eigenen Vereins bedeuten würde (oder bedeutet hätte).

Freitag, 20. September 2024

Heimat (2)

Produkte werden für den globalen Markt gestaltet, ohne Seele, ohne Identität, ohne Charakter, als eine Art kleinster gemeinsamer Nenner aller auf der Welt denkbaren Geschmäcker. Vereinheitlichung und Standardisierung, die zur Skalierung führt, so heißt die Devise: möglichst viel von allem, damit sich die Massenproduktion rechnet. Im Alltag ist das besonders gut an der Produktion von Autos zu sehen. Da sind dann immer weniger Konzerne, die sich gerne mal gegenseitig übernehmen, die immer mehr Autos produzieren, die alle kaufen sollen und die manchmal niemand kauft. Das anonyme Teil dominiert als logistisch leicht handhabbares Produkt, es dominiert die namenlose Fabrikation, die sich ihre Konsumenten auch via Werbung und künstlich aufgetragenen Ecken und Kanten suchen soll. Wer aber solchermaßen der Identität und eines Charakters beraubt ist und nur noch den Konsumenten abgeben soll, der sucht unter Umständen die kollektive Identität geradezu exzessiv: der Beispiele sind viele. Auch Religionen scheinen dabei eine heftige Rolle zu spielen. Auch sie scheinen zu kultureller Identität zu führen oder zumindest eng damit verwoben zu sein. Und hier kommt auch der Begriff „Heimat“ ins Spiel: es geht um das Beharren auf Werthaltungen und Wahrung von Identität, dort, wo das Allgemeine über das Besondere und erkennbar „Eigene“ zu siegen scheint. Es geht um die Erforschung eigener Identität, um ihre fortwährende Aneignung ganz gegen alle Widerstände. Politiker jeglicher Herkunft spielen dies Spiel gerne mit. Sie formulieren in Reden mit steilen Thesen, wie sie die Lage einschätzen. Sie klopfen Sprüche und dem Wutbürger auf die Schulter. Sie wiegeln auf und zentrieren den Protest, sie geben ihm Ausdruck, sie geben sich lebensnah heimatverbunden und gießen daraus volkstümliche Reden. Sie hetzen gesellschaftliche Gruppen gegenseitig auf, sie spielen diese Gruppen gegeneinander aus und versuchen, daraus Vorteile zu ziehen. Aber was ist Heimat? Heimat, das ist eine Landschaft, - und mehr. Der Wunsch, zu den dort wohnenden Menschen zu gehören, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Einen Ort zu haben, an dem man sich nicht erklären muss. Das Gefühl, willkommen zu sein. Einen Ort haben, an dem man sich sicher fühlt. Eine Erinnerung an die Kindheit, als die Welt einem vertraut erschien. Wurzeln haben. Heimat könnte Aufbruch und Rückkehr bedeuten. Immer mehr Leute fürchten sich davor, sie zu verlieren - und damit ihre Identität. Es herrschen Landflucht auf dem Dorf und steigende Mieten in den Städten. Eines aber scheint überall wichtig zu sein: Alle müssen flexibel sein und sich durchkämpfen in einer globalisierten und durchkapitalisierten Welt. X x Products are designed for the global market, without soul, without identity, without character, as a kind of lowest common denominator of all the tastes imaginable in the world. The motto is unification and standardization, which leads to scaling: as much of everything as possible so that mass production is profitable. In everyday life, this is particularly evident in the production of cars. There are fewer and fewer companies, which are happy to take each other over, which produce more and more cars that everyone should buy and that sometimes nobody buys. The anonymous part dominates as a logistically easy-to-handle product, it dominates the nameless manufacture, which is also supposed to find its consumers via advertising and artificially applied rough edges. But anyone who is deprived of identity and character in this way and is only supposed to hand over to the consumer may seek collective identity almost excessively: there are many examples. Religions also seem to play a major role in this. They also seem to lead to cultural identity, or at least to be closely interwoven with it. And this is where the term "home" comes into play: it is about insisting on values ​​and preserving identity, where the general seems to win out over the particular and the recognizably "one's own". It is about exploring one's own identity, about its continuous appropriation against all resistance. Politicians of all backgrounds like to play along with this game. In speeches they formulate bold theses about how they assess the situation. They make slogans and pat angry citizens on the back. They stir up and focus the protest, they give it expression, they show a real-life connection to their homeland and pour popular speeches from it. They incite social groups against each other, they play these groups off against each other and try to gain advantages from it. But what is home? Home is a landscape - and more. The desire to belong to the people who live there, to be part of a community. To have a place where you don't have to explain yourself. The feeling of being welcome. Having a place where you feel safe. A memory of childhood, when the world seemed familiar. Having roots. Home could mean departure and return. More and more people are afraid of losing it - and with it their identity. There is a rural exodus in the countryside and rising rents in the cities. But one thing seems to be important everywhere: everyone has to be flexible and fight their way through in a globalized and capitalized world.

Donnerstag, 19. September 2024

Heimat

Was immer wieder auftaucht, verfremdet oder nicht: „Heimat“. Was ist das? Was soll es sein? Ständig neu aufgeladen wird dieser Begriff mit neuen Bedeutungen. Jetzt geben Migration und Globalisierung der Bedeutung dieses Begriffs „Heimat“ wohl eine besondere Richtung. Auch versuchen politische Kreise, sich das Begriffs zu bemächtigen. Aber gehen wir erst mal rein in die Vergangenheit, aus der ja das Gegenwärtige entstand. Es waren die Romantiker des ausgehenden achtzehnten und beginnenden neunzehnten Jahrhunderts, die aus „Heimat“ einen Sehnsuchtsbegriff machten, der ein bisschen auch als Gegensatz zu jener Industrialisierung gemeint war, die oft genug lebensfeindlichen Charakter hatte. Es waren Begriffe wie Vertrautheit, Überschaubarkeit oder Geborgenheit, die die Romantiker dagegen setzten. Dass solches später zu oft missbraucht wurde, war damals noch nicht abzusehen. Aber ziehen wir doch einen hinzu, der die Romantik der Moderne entgegen geführt hat. Der Schriftsteller Hermann Hesse sagt: „Heimat ist nicht da oder dort. Heimat ist in dir innen, oder nirgends. Wandersehnsucht reißt mir am Herzen, wenn ich Bäume höre, die abends im Wind rauschen. Hört man still und lange zu, so zeigt auch die Wandersehnsucht ihren Kern und Sinn. Sie ist nicht Fortlaufenwollen vor dem Leide, wie es schien. Sie ist Sehnsucht nach Heimat, nach Gedächtnis der Mutter, nach neuen Gleichnissen des Lebens. Sie führt nach Hause. Jeder Weg führt nach Hause, jeder Schritt ist Geburt, jeder Schritt ist Tod, jedes Grab ist Mutter. So rauscht der Baum im Abend, wenn wir Angst vor unsern eigenen Kindergedanken haben. Bäume habe lange Gedanken, langatmige und ruhige, wie sie ein längeres Leben haben als wir. Sie sind weiser als wir, solange wir nicht auf sie hören. Aber wenn wir gelernt haben, die Bäume anzuhören, dann gewinnt gerade die Kürze und Schnelligkeit und Kinderhast unserer Gedanken eine Freudigkeit ohnegleichen. Wer gelernt hat, Bäumen zuzuhören, begehrt nicht mehr, ein Baum zu sein. Er begehrt nichts zu sein, als was er ist. Das ist Heimat. Das ist Glück.“ glaubt Hermann Hesse. Und noch etwas zu diesem Thema kam mir bei der Lektüre unter: „Unbezahlbar“ nennt Professor Nicholas Conard von der Universität Tübingen die Fundstücke im Vogelherd: „Wir haben hier die besten Belege für die Entstehung von Kunst und Musik“, so Conard, „ja, mit Löwenmensch beispielweise auch erste Belege für Religion in der Menschheitsgeschichte“. Dass das und die „sehr guten Besucherzahlen des Archäoparks“ bei der Landesregierung nicht ins Gewicht fällt, kommt für ihn einer „Missachtung der Bevölkerung“ gleich. Und mehr noch: Dass das Land die Wiege der Kultur, die ja nun in Baden-Württemberg zu verorten ist, nicht höher einschätzt, das verletzt seiner Meinung nach das „Selbstbild des Landes, das sich ja rühmt, Kultur- und Wissenschaftsstandort zu sein“. „Man muss sich das vorstellen“, macht Conard seinem Unverständnis Luft, „überall auf der Welt sind Repliken der Fundstücke ausgestellt. Überall auf der Welt werden Vogelherd, Niederstotzingen und Baden-Württemberg in diesem Zusammenhang genannt“. Und ausgerechnet in der Heimat sollen die Schätze nicht hochgehalten und gefördert werden – für ihn ist das „eine absolute Blamage für das Land Baden-Württemberg“. X x What keeps cropping up, alienated or not: "home". What is it? What is it supposed to be? This term is constantly being recharged with new meanings. Now migration and globalization are giving the meaning of this term "home" a special direction. But let's first go into the past, from which the present emerged. It was the Romantics of the late eighteenth and early nineteenth centuries who made "home" a term of longing, which was also meant as a bit of an antithesis to the industrialization that was often hostile to life. It was terms such as familiarity, clarity or security that the Romantics opposed. That these would later be misused too often was not foreseeable at the time. But let's take a look at someone who led Romanticism towards modernity. The writer Hermann Hesse said: "Home is not here or there. Home is inside you, or nowhere. A longing to wander tears at my heart when I hear trees rustling in the wind in the evening. If you listen quietly and for a long time, the longing to wander also reveals its core and meaning. It is not a desire to run away from suffering, as it seemed. It is a longing for home, for the memory of the mother, for new parables of life. It leads home. Every path leads home, every step is birth, every step is death, every grave is mother. This is how the tree rustles in the evening when we are afraid of our own childish thoughts. Trees have long thoughts, long-winded and calm ones, just as they live longer than we do. They are wiser than we are as long as we do not listen to them. But when we have learned to listen to the trees, then the brevity and speed and childish haste of our thoughts gain an incomparable joy. Anyone who has learned to listen to trees no longer desires to be a tree. He desires to be nothing but what he is. That is home. That is happiness,” believes Hermann Hesse. And something else on this topic occurred to me while reading: Professor Nicholas Conard from the University of Tübingen calls the finds in Vogelherd "priceless": "We have the best evidence here for the origins of art and music," says Conard, "and with the Lion Man, for example, we also have the first evidence of religion in human history." The fact that this and the "very good visitor numbers of the archaeological park" are not taken into account by the state government is, in his opinion, tantamount to "disrespect for the population." And what's more: the fact that the state does not rate the cradle of culture, which is now located in Baden-Württemberg, more highly, in his opinion, damages the "self-image of the state, which prides itself on being a center of culture and science." "You have to imagine," Conard expresses his incomprehension, "replicas of the finds are on display all over the world. Vogelherd, Niederstotzingen and Baden-Württemberg are mentioned in this context all over the world." And of all places, the treasures are not being upheld and promoted in their homeland – for him, this is “an absolute disgrace for the state of Baden-Württemberg”.

Mittwoch, 18. September 2024

Aktualität

Jaja, jetzt sind „Überschwemmung“ und „Migration“ zum Mitgefühl und zur Empörung angesagt. Hängt irgendwie im Raum. Kurzfristig. AfD auch. Medien machen ihren Job. Angesichts von Wahlen scheint Alarmstimmung zu herrschen. Das auch noch! Soll man sich angesichts dessen fortwährend daran erinnern, dass es möglicherweise auf einer anderen Ebene in dieser Republik ziemlich ungerecht zugeht? Auf der „Ebene dahinter“? Die Sache mit den 1 %, die viel, und den 2/3, die nix haben? Diejenigen, die einen deutlichen ökologischen Fußabdruck hinterlassen und die, die man nur in der Summe als Masse betrachten kann? Soll man diesen repräsentativen Nasen, die anbieten, das zu ändern, mit einer Wählerstimme vertrauen? Soll man ihnen das zutrauen? Zweifel. Skepsis. Soll man sich mal wieder darüber aufregen, dass Großspenden die Entscheidungsprozesse in dieser Politik möglicherweise entscheidend verändern? Überhaupt, der Einfluss der Lobbys und Interessenvertreter scheint ja recht weit zu gehen und sich unter anderem auch direkt in finanziellen Zuwendungen an Parteien auszudrücken, wobei dafür offenbar auch verschlungene Wege gefunden werden. Der Hintergedanke scheint dabei relativ klar. Nicht nur Diäten und Fraktionsetats scheinen ziemlich schamlos erhöht zu werden. Wer dagegen aufbegehrt, gegen den wird hin und wieder sogar geklagt, - das Procedere ist ja schon aus der Industrie bekannt. Auch ist die öffentliche Rede vom „Nazi“ beliebt. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Was Praxis ist/scheint: Gegen entsprechende Parteispenden werden auch gerne mal „Besuche“ bei einflussreichen Politikern gewährt: Diese ursprünglich aus dem Amerikanischen kommende Praxis sorgt immer wieder für Aufsehen. Gelegentlich wird das entlarvt. Es wird dann regelmäßig Besserung gelobt. Doch die Praxis scheint immer weiterzugehen, - scheint..... Überhaupt lassen sich wohl Parteien und Abgeordnete wohl nicht so gerne in die finanziellen Karten schauen. Ob das oberdemokratisch ist oder ob hier korruptes „Expertenwissen“ in die Entscheidung einfließt? Die Erklärungen vielfältigster Art stehen ja bereit. Scheint, offenbar, vielleicht - im Dunkeln ist gut munkeln, so möchte man meinen. Das Parlament scheint diese Unklarheit in seinem Sinne zu nutzen. Doch ob diese Republik so in Gefahr ist, wie oft behauptet wird? Ob es nicht deutlich besser gehen könnte, wenn der politische Wille dafür da wäre? Ob es dabei auch um das „Schlechtreden“ eines Staates geht, der sich noch auf einer Insel der Seligen wähnt, aber seine Mechanismen schon für andere Zeiten in Stellung bringt?

Dienstag, 17. September 2024

Einsamkeit to go

Die Psychodoktoren sehen Besserung bei Symptomen der Einsamkeit durch Psychotherapie. Dass eine Stunde (50 Minuten) bei ihnen etwa 90 Euro kostet (was sich kein Grundsicherungsempfänger leisten kann), weist ganz klar in Richtung einer Klassentherapie: nur bestimmte Leute mit viel Geld oder weit über die AOK hinaus Versicherte können sich so etwas leisten! Dazu kommt, dass man als AOK-Patient erst einmal einen Termin beim Therapeuten ergattern muss. AOK-Patienten stehen theoretisch zwar 100 Stunden Tiefenpsychologie zu, die man für sich dort aber erst mal erkämpfen muss. Wann der Termin dann sein sollte, das wird allerdings nicht erklärt (Ich nehme mal an, möglichst zeitnah). "Ganz er selbst sein darf jeder nur solange er allein ist: wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit: denn nur wenn man allein ist, ist man frei." sagt der Philosoph Arthur Schopenhauer. Ich lese „Millionen Deutsche leiden unter Einsamkeit“. Verlassenheit. Isolation. Depression. Verlust persönlicher Kontakte. Sogar die Ampel scheint das bemerkt zu haben. Soziale Kompetenz sollte geübt werden, ansonsten geht sie schleichend verloren, so heißt es.

Montag, 16. September 2024

Feuersbrünste, die niemand sieht (Songtext)

Feuersbrünste, die niemand sieht Zu wenig definiert, zu wenig formatiert, nichts Genaues nicht mit dem ist (kann man) nichts anzufangen cool, distanziert, kann man, muss man aber nicht da ist zu viel Tod und Vergehen, viel zu viel da ist ein Schlund, der dauernd hinab zieht da sind Feuersbrünste, die niemand sieht eingekocht, abgewatscht, zu miserablem Stampfmus verarbeitet zu lange zugehört, sich eingelassen auf zu vieles, sich zu billig verkauft in Liegestützen gegangen, gehechelt und geschoben später am Nichts geschnuppert und bloß älter geworden, Schatten eines stinkenden Schattens, in lahmem Selbstmitleid geschmort, - aufgebohrt, getunt, verfault, vertan, eingegangen, Du bist nie weit gekommen, bei ihrem Penetrieren warst dabei und doch daneben, als Beobachter zugesehen sie sind Vermögensverwalter, sie machen's, egal was hast's versucht und bist dabei zum Verlierer geworden da ist zu viel Tod und Vergehen, viel zu viel da ist ein Schlund, der dauernd hinab zieht da sind Feuersbrünste, die niemand sieht

Sonntag, 15. September 2024

Reise durch Wirklichkeiten

Schon vor Jahren, beim Start meines Blogs www.Reise-durch-Wirklichkeiten.de ging ich davon aus, dass Wirklichkeiten oft das Resultat einer sozialen Konstruktion sind. Noch nicht so krass wie heute schienen damals geographische und kulturelle Gegebenheiten ihre Rolle gespielt zu haben. Mittlerweile scheint es mir aber in verstärkter Weise so: Mitglieder sozialer Gruppen tauschen untereinander Freundschaften und Erfahrungen aus, neigen dazu, ihre soziale Kontakte vor allem untereinander zu pflegen und sich so permanent gegenseitig ihrer Sicht auf die Dinge zu versichern. Aber auch eine gewisse Abgeschlossenheit, eine nahezu unbewusste Bevorzugung von Echo-Kammern als Informationsquelle und Mittel der Selbstvergewisserung scheint mir ein Resultat dessen zu sein. Daraus folgt eine immer rigidere soziale Isolation, eine Art Insel(selbst)bewusstsein, das sich mit der Zeit immer mehr verfestigt. Wirklichkeiten in Industriegesellschaften des mitteleuropäischen Typs scheinen also sozial konstruiert, sind das Resultat eines Kognitionsprozesses. Auch mag die pure Gewohnheit, der immer wiederkehrende Austausch mit Individuen gleicher Meinung, seine Rolle spielen. Der Austausch zwischen verschiedenen sozialen Gruppen jedoch, der in einer Demokratie unerlässlich erscheint und eine Art von Solidarität fördert, wird dadurch immer seltener. „Gleiches gesellt sich zu gleichem“ war ein Wahlspruch, dem zumal in Zeiten von Standesdünkel, Lehensherrschaft und einem Zusammenhalt verschiedener Gewerke in früheren Zeiten viel Geltung zugesprochen wurde. Zunächst glaubten so etwas die Demokratien überwunden zu haben. Der soziale Austausch gehörte zum sozialen Frieden dazu. Doch inzwischen scheinen sich diese Zusammenhänge in Deutschland wieder komplett entkoppelt zu haben. Die Abschottung verschiedener sozialer Gruppen untereinander scheint in Deutschland, glaubt man einigen Untersuchungen, auch im Vergleich zu anderen Nationen so groß wie nie zuvor zu sein.

Freitag, 13. September 2024

Fliegen üben

Wir wundern uns, wie selbstverständlich Medienschaffende im TV erzählen, dass sie unbedingt den nächsten Flieger kriegen müssten. Ich hatte es schon in einem der vergangenen Blogs erwähnt, aber ist die „Flugscham“ völlig verschwunden? Ist es wieder normal, sich in den Flieger (besonders in die Privatflieger!) zu setzen und der Umwelt auf diese Art zu schaden? Es mag ja unumgängliche Termine geben, aber sind diese im vollen Bewusstsein der eigenen eingebildeten Wichtigkeit gesprochenen Absichten unumgänglich? Auch ist noch die Saison der Skifahrer, die sich hier in die teuer ausgestatteten Auto-Kisten setzen, um mit der ganzen Familie an zerstörten Bergpanoramen vorbei auf der Autobahn fest zu stecken, anschließend immer wieder warten, auf das Bezahlen und Befördertwerden in überfüllten Liften. Skikanonen. Auf den Apres-Ski warten. „Schifoan“? Ob das eine Idee des vergangenen Jahrhunderts ist? Noch zeitgemäß angesichts all dessen, was man inzwischen einigermaßen sicher weiß? Was zieht einen zu einem solch seltsamen Vergnügen? Per SUV? Statusbewusstsein? „Naturvergnügen“? Ein teuer bezahltes Gefühl der „Freiheit“? „Freiheit“ auf Kosten von was? „Drüberstehen“? Über was? Ein Glücksversprechen? Zur Freizeitgestaltung? Ein teuer bezahltes Wohlstandsversprechen? X x We are amazed at how naturally media professionals say on TV that they absolutely have to get the next plane. I mentioned it in a previous blog, but has “flight shame” completely disappeared? Is it normal again to get on a plane (especially a private plane!) and harm the environment in this way? There may be unavoidable appointments, but are these intentions, spoken with full awareness of one's own imagined importance, unavoidable? It is also still the season for skiers who get into the expensively equipped car boxes here to get stuck on the motorway with the whole family past destroyed mountain panoramas, then wait again and again to pay and be transported in overcrowded lifts. Ski guns. Waiting for apres ski. “Schifoan”? Is this an idea from the last century? Still relevant given everything we now know with some degree of certainty? What draws one to such strange pleasure? By SUV? Status consciousness? “Nature pleasure”? A dearly paid feeling of “freedom”? “Freedom” at the expense of what? "To stay above"? About what? A promise of happiness? For leisure activities? A costly promise of prosperity?

Donnerstag, 12. September 2024

Touri?

Die Masse der Leute ist zurück. Trotzdem bleiben Fragen. Wieso geben sich Menschen dem Tourismus hin? Weil er alles für sie tut und ihnen alles organisiert? Weil sie zuhause nicht so gut entspannen und sich erholen können? Weil sie einen Perspektivwechsel brauchen? Aus Neugier? Wissensdurst? Ausbruch aus dem Alltag? Aus der Warenwelt? Flucht aus der Wirklichkeit? Ob der Erwerb von sozialem Prestige eine Rolle spielt? Was es gilt, dem Leben der „Einheimischen näher zu kommen.... Sich einen Kick und ein einzigartiges Erlebnis zu verschaffen, das einen in Kontakt mit sich selbst bringt? Oder das Gegenteil: das kurzzeitige Eintauchen in eine andere Identität? Das Abdriften in Ekstase und Rausch? Ob da digitale Techniken wie „Virtual Reality“ etwa einen Ausweg weisen können? Die Touristen sind ja immer die anderen, um ein Sartre-Zitat etwas abzuwandeln. Die Blöden, die die Masse brauchen. Wir hingegen goutieren das Reisen und erfahren dabei etwas.... wir bilden uns, - trotz aller Nachhaltigkeitszwängen. Haha. Ob das eine typische Mittelschichtsargumentation ist? Ob diesbezüglich die ganz betont ökologisch denkende Klasse von Menschen (z.b. Lehrer) die am meisten handelnde ist, - verreisende? Geht es um „soziale Distinktion“, also um das Bedürfnis, sich zu unterscheiden, sich abzuheben von“ der Masse“? Spass als Pflicht.... Jetzt reisen ja schon die Chinesen, Inder oder Russen. Soweit ist es schon gekommen. Haha. Ob es da nicht etwas zu voll wird? Fotos bezeugen das Erreichen von Vorgaben, „verschönern“ eine Wirklichkeit, reproduzieren Klischees.

Dienstag, 10. September 2024

Auto mobil

Ich erinnere mich an eine Autobahnszene aus der Vergangenheit: heftige Bewegung im Rückspiegel, dann volle Beschleunigung, rigoroses Vorpreschen, dann, auf gleicher Höhe, wird mir hoch erregt mit rotem Gesicht wild grimassierend der Vogel gezeigt. Hilfe, was habe ich verbrochen? Weil ich, wie vorgeschrieben, höchstens 120 km gefahren bin? Schon seit langem staune ich über das wachsend agressive Design der Autos: Streitwagen durch und durch. Gemacht, um andere Verkehrsteilnehmer zu „versägen“. Schneller sein, besser, stärker, vorbei kommen am andern, koste es was es wolle? Ob das irgendwie symbolische Bedeutung in dieser Gesellschaft hat? Die E-Kisten müssten eigentlich Energie sparen, damit sie nicht so schnell wieder aufgeladen werden müssten. Das drückt sich aber im tatsächlichen Verkehr kaum aus. Riesige SUVs mit den gigantischen Ausmaßen eines Lastwagens ziehen dank hoher PSZahlen drängelnd an einem vorbei, grüßen unfreundlich von oben und fahren ihre heile Welt entlang. Auflader, Turbolader, Verbrenner: Wer sich`s leisten kann, demonstrativ kein Gutmensch zu sein, sondern eine agressive Sau, gibt jetzt diese Nummer. Lichthupe, ahoi! Vorbei! Jetzt komm ich! In der Kampfmaschine. Quasi-militärisch. Durchziehen. Abziehen. Ausleben. Ableben. Egal. Abschießen. Der Ekstase entgegen. Wer wird denn da auf der Bremse stehen!

Montag, 9. September 2024

Meine Blicke

Ich bediene mich auf meiner FBSeite so mancher Verweise, Chiffren, die aber kaum als solche verstanden werden. Es gibt Seitenblicke, Überblicke, Eintauchen in andere Realitäten direkt neben uns oder ferne in meinen Fotos. Meine Perspektiven. Augenblicke. Diese Fotos dokumentieren oft den Blick auf die Seite, dem bloß mediengestylten Schönen abgewandt, ein Blick, der meiner Meinung nach ansonsten zu oft vernachlässigt wird, zb Wald und See, - Realitäten. Ich mache einigermaßen rätselhafte Bemerkungen auf meiner FB-Seite, gebrauche kurze Denksätze, die im Raum stehen bleiben. Offen, Surreal, kryptisch, die Wirklichkeit bezeichnend, verfremdet, subversiv unterlaufend, verdeutlichend, bizarr, einer Verklärung abhold. Bezeichnendes/Signaturen für die Kommunikationssituation….

Sonntag, 8. September 2024

Empfehlungen

Schon wieder empfiehlt mir ein „Prominenter“ etwas, was ich unbedingt haben muss. Per Spot. Viele Menschen scheinen ja das ständige Umschwirrtsein mit Werbung so verinnerlicht zu haben, dass sie das als „normal“ empfinden. Ich soll mich mit diesem Prominenten identifizieren, mich mit ihm (! In diesem Fall ein „Er“) virtuell irgendwie gemein machen, etwas von seinem Glanz auf mich lenken, indem ich das von ihm empfohlene Produkt kaufe. Er tut kumpelig und gibt sich möglichst nahbar. Haha. Offenbar auch ein Mensch (der nur Geld verdienen will…). Wie schräg ist das denn? Aber oha, der „Verkaufserfolg“ solcher Werbeaktionen wird gemessen und bezeugt, dass viele „Konsumenten“ solchen „Empfehlungen“ folgen. Was das wohl bedeutet?

Samstag, 7. September 2024

Richtung Abgrund

Wir schlittern unserm Ende entgegen. Früher war es leichter, das zu verdrängen. Wir spielten am Abgrund und gelegentlich riskierte man einen Blick in den Schlund, der einen eines Tages verschlucken, vernichten würde. Man konnte sich noch einreden, das sei weit entfernt, womit man irgendwann zur Tagesordnung überging. Fließend. Gleitend. Die Ablenkungen, die täglichen Erfordernisse, das irgendwie „Dabei sein“: Man sollte (und wollte) alles geben. Es fraß einen auf. Es spülte einem andere Dinge ins Hirn, ins Bewusstsein. Jetzt ist man plötzlich an einem Punkt, der vorhersehbar war und einen jetzt trotzdem überrascht und überwältigt. Alles um einen herum wird stärker als man selbst. Man versinkt in der Zeit... Sich selbst zu suchen war für manch andere Menschen einfacher. Es ging vieles über einen drüber. Man suchte andere Menschen und fand sie nicht, weil man selbst dazu womöglich unfähig war. Klar war, dass man in eine Rolle gedrängt wurde: früher, jetzt. Man ging sogar so weit, das, diese Mechanismen studieren zu wollen. Ein bisschen kam man damit dem Erkennen näher. Ein bisschen. Wo befindet man sich damit? Bei sich, dem beschissen kleinen Subjekt, ersaufend in Selbstreflektion. Entwicklungen gehen über einen. Dick oder dünn? Klein oder Groß? Aussehen, Auftreten, Anmutung. Zu spät wurde einem klar, wie wichtig das sein kann. Sich verkaufen. Sich „rüber bringen“, das war mir zu lange fremd geblieben. Ich bin auch nicht gut damit gefahren, andere Menschen zu akzeptieren, tolerant und diskret zu sein. (Zu) Oft wurde mir das als Gleichgültigkeit ausgelegt, wie ich heute besser weiß. Man traute sich vielleicht zu viel Souveränität zu. Man glaubte, es sich leisten zu können. Trotz allem: Angst drang in einen ein, man gab ihr zu viel Raum. Sich selbst erlösen? Ist das abgehobenes Geschwätz? Ballast aus der Romantik?

Freitag, 6. September 2024

Reisen 2

Ob sie jetzt alle weg sind? Auf Reisen? Ausgerechnet jetzt? Wir erfahren etwas über die Welt und uns, so heißt es. So wird uns versprochen. Doch das setzt auch eine gewisse Neugier voraus. Ein Bestreben, sich von den allgemeinen Trampelpfaden abzusetzen in Richtung auf etwas Individuelles. Blöd nur, dass sich das inzwischen viele derer versprechen, die etwas von sich halten und die es sich leisten können. Ja, das Reisen selbst ist längst zu einem Statussymbol geworden. Individualreisen? Wer`s kann. Waren im 17. , 18., 19. und 20. Jahrhundert Reisen noch einer gewissen gesellschaftlichen Schicht vorbehalten, so ist das Genre inzwischen zum Massentourismus geworden, das Versprechen einer individuellen Erweiterung des Horizonts und unverbindlichen Bespassung ist vervielfältigt – was sich unter anderem in der Masse der verschiedenen, für jeweilige Zielgruppen abgefassten Reiseführer zeigt, die sich an ein mit einer gewissen Neugier ausgestattetes Publikum wendet. Dessen Hedonismus scheint nur jeweils schichtenspezifische Ausprägungen anzunehmen. Die Masse der Urlaubsreisenden freilich scheint sich mit dem Aufsuchen verschiedener allgemein anerkannter „Sehenswürdigkeiten“ und sozialmedial ausgerufener TicToc-Ziele zu bescheiden, die ein längst sozialisiertes und an finanzielle Leistungsfähigkeit geknüpftes Begehren einzulösen versprechen. Die Suche nach dem „Authentischen“ und „Ursprünglichen“ ist da zu einer massenhaften Tätigkeit geworden. Dadurch etwas über die Welt erfahren, ein Bewusstsein ihrer Vielfalt zu erlangen, unsere Grenzen zu überschreiten, könnte dahinter stehender Wunsch, ein Begehren und ein gewisses Bedürfnis sein, das dahinter aufscheint. Selbstoptimierung ist dabei angesagt. Anderen davon erzählen. Im weltläufigen Ego erstrahlen. Es gilt, Aufklärung über „die Welt“ erlangen, gerade in Zeiten einer ungezügelten Globalisierung. Pech, dass das aber viele wollen, das all die Lehrer dieser Welt von diesem Bedürfnis getrieben sind. Ich ließ mich von dem Bedürfnis treiben, mich durch Zusammenhänge, die ich bisher nicht kannte, zu bewegen. Ihre allgemeine gesellschaftliche „Relevanz“, ihre Historie, ihren Ort im größeren Zusammenhang erschloss ich mir meist nebenher oder im ruhigen Rückblick. Meist mit den wichtigsten Fakten ausgestattet, konnte ich das Anderssein dieser Gegenden in jeder Hinsicht genießen. Dass man am Ende am selben Buffet im Hotel steht, dass man sich am Flughafen einreiht in die Masse der (jede Scham leugenden) Wartenden, dass man sich im Angesicht gewisser „Sehenswürdigkeiten“ gegenseitig auf die Füße tritt, nahm ich hin als Teilnehmer einer Massenkultur, als derjenige, der eintaucht in Zusammenhänge, mit denen er ansonsten nicht befasst ist.

Donnerstag, 5. September 2024

Die Maulhelden des Prekariats

Man erfährt anlässlich der bevor stehenden Oasis-Tournee von grotesken Übertreibungen im Musikgeschäft. Oasis, eine Band aus Manchester, die auf ihre zur Schau gestellten Wurzeln in der Arbeiterbewegung öffentlich stets viel Wert legte. Diese Verlogenheit hat mich schon immer ein bisschen gestört an der Rock- und Popmusik. Auf der einen Seite Maulhelden des Proletariats, auf der anderen Seite gierig Kohle abgreifen. Ja klar sollen sie verdienen. Aber so, wie jetzt? Mit ungebremsten Mitteln der PR? „In demand-Tickets“? Wer online am meisten bietet, erhält den Zuschlag. Angebot und Nachfrage. Eintrittskarten können aufgrund dessen schon mal 3000 statt 150 Euro kosten. „Dynamic Pricing“. Betriebswirtschaftliche Rationalität. Monopole. Andere Helden des Rockbusiness sollen das in der Vergangenheit auch schon mal so gehandhabt haben, was mich nicht sonderlich überrascht. Im Grunde war es durchgängig seit den siebziger Jahren so. Aber jetzt scheint eine neue Stufe erreicht. In Deutschland haben ein paar wohlmeinende Geister des Rock wie BAP oder Grönemeyer eine andere Politik betrieben. Ist untergegangen im Strudel des Geschäfts. Verzicht scheint nicht sexy zu sein. Es muss und soll vermarktet werden. Alles.

Mittwoch, 4. September 2024

Reisen

Reisen? Ein Statussymbol. Früher sagte man „In der Welt herum gekommen“. Heutzutage ist es wohl so eine Sache mit dem „Reisen“. Die Zeiten von Mark Twain scheinen zugunsten eines Massentourismus vorüber. Und dann gibt es ja auch noch Trost: Gewisse „Experten“ wollen uns nämlich einreden, dass das neue Reisen das „Bleiben“ sei. Alles recht und gut, ich soll/muss auch hier bleiben. Bin also „voll“ dabei. Gleichzeitig scheint alle Scham verflogen (!), Fliegen muss wohl sein, besonders zur Urlaubszeit. Nachhaltigkeit und Umwelt hin oder her. Außerdem ist es eine gute Tat: Das Wachstum in Deutschland und in der Welt muss unbedingt angekurbelt werden. Wir müssen wachsen. Immer weiter. Mag der Planet auch dabei kaputt gehen. Weiter. Immer weiter. Okay, ich habe diverse Reisen hinter mir, habe mich bemüht um meine Reiseziele, habe ambitioniert fotografiert, habe mich teils jahrelang informiert, habe vor- und nachbereitet sowie mich intensiv befasst. Was ist mit solchen Leuten wie mit mir?, so frage ich mich. Sollen diese Leute auch nicht mehr reisen, sollen die sich möglichst gar nicht mehr vom Fleck bewegen, um CO2 einzusparen? Könnte es auch sein, dass Reisen ein bisschen den Horizont erweitern kann, dass man sich mehr als Weltbürger empfindet und im besten Fall eine gewisse Enge hinter sich lassen kann? Ist das der Rest einer werblichen Reiseidiologie oder ist da auch heute noch was dran? Dass man auch über die Natur und ihre Geschöpfe sehr viel mehr direkt und aus erster Hand erfahren kann? Dass man Respekt gegenüber dem Andern empfindet? Ob es dies „Andere“ in der Globalisierung noch gibt? Dass man Lebensfreude neu entdeckt? Jaja, der meist gepflegte Urlaub geht solchen Interessen nicht nach. Er wünscht sich nach dem opulenten Essen in einem „guten“ Hotel ein ereignisloses Sonnenbad an irgendeinem Strand. „Die Seele baumeln lassen“. So nennt man das oft. Was aber ist mit der Minderheit, die so geschilderte Reisen nicht unternehmen und auf diese Weise ihren Horizont erweitern will? Soll diese sich der „political correctness“ ergeben und sich im Übrigen auf mediale Erkundungen wie etwa Fernsehberichte stützen? Wodurch kann sie Erfahrungen sammeln?

Montag, 2. September 2024

Einzelner und das Ganze

Das Einzelne und das Ganze Wir blicken um uns und sind aus dem Moment heraus erstaunt. Später versuchen wir, uns das Schauspiel um uns herum zu erklären. Jetzt habe ich etwas dazu aufgeschnappt, das mich stark angeregt hat, - denn: In der Zivilisation haben wir es allzuoft mit standardisierten Menschen und weniger mit einer Vielfalt zu tun. Es ist nicht korrekt, es ist nicht schön: die Stanze herrscht, die Gleichmachung in den Köpfen. Sozialisation. Dressur. Training. Einordnung. Das sich klar zu machen, mag manchmal schwierig sein, besonders weil wir uns selbst natürlich für ganz etwas ganz Besonderes halten. Aber der Einzelne läuft dauernd Gefahr, sich in einer Funktion oder in einem Status aufzulösen. So kommt die „Persona“, wie es der Psychologe CG Jung vor gefühlt 100 Jahren schon formulierte, oft ins Gehege mit der Entwicklung eines eigenständigen Selbst. Dafür mag auch der bekannte Satz eines Dichters aus vergangenen Jahrhunderten stehen: „Wir werden als Originale geboren und sterben als Kopien“. Heute jedoch scheint es so: Die Persönlichkeitsentwicklung bei gewissen Naturvölkern gründet sich vor allem auf empathische Zuwendung (Ob wir von ihnen etwas lernen sollten?). Für sie hat diese Persönlichkeitsentwicklung mit (sozialer) Beziehung zu tun, mit dem Versuch, mit anderen oder der Natur in einen Austausch zu treten. In einen nicht competitiven Austausch, also nicht in einen Wettstreit um das größere „Wachstum“! Es könnte gelten: „Gehe völlig nach außen, aber kenne dich selbst und nimm die Folgen deiner Handlungen auf dich“. Das trifft auf die Verbundenheit des Einzelnen und der Gesellschaft zu und führt zu der damit verbundenen Verantwortung für das eigene Sein. Mit einer Geisteshaltung, die sehr selbständig und ungebunden sein kann, bleiben wir also gebunden: empathisch gebunden. Unsere Zivilisation aber produziert Persönlichkeiten, die sich auf stereotypische Weise gegen empathisches Erleben wehren und dadurch grundsätzlich voneinander isoliert sind. Hier ergeben sich viele Paralellen zu dem modisch gewordenen Begriff "Neoliberalismus", dessen Auswirkungen unsere Wirklichkeit auf vielerlei Art prägen. Da die Rollenspiele in unserer Gesellschaft auch dem öffentlichen Verhalten gelten, produzieren sie ein scheinbar der Gemeinschaft gewidmetes Leben. Aber in Wirklichkeit wird unter dem Deckmantel des gemeinschaftlich Gesinnten der Gesellschaft Gewalt angetan. Das sich öffentlich Geben und Aufspielen ist eine Verdinglichung. Unser Bewusstsein nimmt dies als eine universale Art des Seins an und die Identifizierung des Ich mit Äußerlichkeiten führt zu einem Verhalten, das dem Besitz von Dingen dem gleichsetzt, wer man ist. Es entfernt den Menschen von der Realität. Es führt unter anderem zu zerstörerischen und gewalttätigen Kriegen. Es führt auch zu einer grundsätzlichen Unverantwortlichkeit dem Menschen gegenüber. X x We look around and are amazed at the moment. Later we try to explain the spectacle around us. Now I've picked up something that really inspired me - because in civilization we all too often deal with standardized people and less with diversity. It's not correct, it's not nice: the standard prevails, the equality in the minds. Socialization. Dressage. Training. This can sometimes be difficult to realize, especially because we naturally think of ourselves as very special. But the individual is constantly in danger of dissolving into a function or a status. The “persona”, as the psychologist CG Jung put it 100 years ago, often gets in the way of the development of an independent self. The well-known sentence of a poet from past centuries may also stand for this: “We are born as originals and die as copies”. Today, however, it seems like this: Personal development among certain indigenous peoples is based primarily on empathic attention (whether we should learn something from them?). For them, this personality development has to do with relationships, with the attempt to enter into an exchange with others or with nature. In a non-competitive exchange, i.e. not in a competition for greater “growth”! It might apply: “Go completely outward, but know yourself and accept the consequences of your actions.” This applies to the connection between the individual and society and leads to the associated responsibility for one's own existence. With a mindset that can be very independent and unattached, we remain bound: empathetically bound. However, our civilization produces personalities who stereotypically resist empathic experience and are therefore fundamentally isolated from one another. There are many parallels here to the now fashionable term "neoliberalism", the effects of which shape our reality in many ways. Since the role plays in our society also apply to public behavior, they produce a life that appears to be dedicated to the community. But in reality, violence is being done to society under the guise of being communal. Giving and performing oneself publicly is a reification. Our consciousness accepts this as a universal way of being and the identification of the self with externals leads to behavior that equates owning things with who one is. It removes man from reality. It leads, among other things, to destructive and violent wars. It also leads to a fundamental irresponsibility towards people.

Sonntag, 1. September 2024

Gender Feminismus

Man muss da vorsichtig sein, dass man nicht gleich in eine Ecke gestellt wird. Alle Frauen, wenn sie sich kulturell weit vorne wähnen und an der Genderdebatte teilnehmen wollen, sind jetzt feministisch. Es gibt sogar eine „feministische Außenpolitik“. Die Inflation dieses Begriffs Feminismus macht einen stutzig, ohne dass man sich dabei besonders toxisch oder ungünstig männlich fühlen würde. Auch wenn man sich interessiert zeigen würde, könnte es ja sein, dass etwa die hochgeschätzten Thesen einer Judith Butler an einem abgeprallt sein könnten. Man kannte ja schon früh Menschen, die sich den gängigen Rollenerwartungen entzogen hatten. Dass man sein Geschlecht je nach Geschmack und Sozialisation bestimmen könne: Nun ja, es könnten einem Zweifel daran kommen. Es werden dann gerne mal Fälle aufgezählt, wo das in der Natur durchaus nicht eindeutig bestimmt sei. Aber man hatte mal internalisiert, dass es nach sozialwissenschaftlicher Methode meist um Wahrscheinlichkeiten und weniger um absolute Aussagen gehe. Ob Geschlechterrollen grundsätzlich austauschbar sind? Weg vom binären Weltbild? Böse, diese Männer, die an einer an der Biologie orientierten Geschlechterteilung festhalten wollen? Alte weiße Männer, Baby Boomer, Ausschuss. Klar, schon Charles Darwin, der alte Chauvi, hatte keine Ahnung. Der heiratete ja seine Cousine, die ihm 10 Kinder gebar. Was für ein Sexist! Nun ja, als Entschuldigung mag ja gerade noch gelten, dass er halt ein Kind seiner Zeit war. Alles von Männern bestimmt, damals. Frauenfeindlich halt. Vorurteilsbehaftet. Dem Zeitgeist verhaftet. Klar gibt es in der Natur solche Geschlechterrollen, die nicht eindeutig definiert sind. Ursprünglich dachten wir, wir hätten uns nach linker Theorie aber von der Natur gelöst und tendierten zu kultureller Selbstbestimmung. Inwieweit man Geschlechterbestimmtheiten aber flott so kämpferisch verallgemeinern kann? Wie ist es mit der Mutterschaft, den Chromosomen, dem Menstruieren und dem Stillen? Ob diese Art des Feminismus nicht ein Sport gewisser besserverdienender und meist akademisch beeinflusster Kreise im urbanen Milieu ist, - also auch letztenendes stark ökonomisch bestimmt? X x You have to be careful not to be put in a corner right away. All women, if they consider themselves culturally advanced, are now feminist. There is even a “feminist foreign policy”. The inflation of this term makes you suspicious without making you feel particularly toxic or unfavorably masculine. Even if you were interested, it could be that the highly valued theses of Judith Butler could have bounced off your mind. That you can determine your gender depending on your tastes and socialization: Well, you might have doubts about it. Cases are then listed where this is not at all clearly determined in nature. But people had internalized that the social science method is mostly about probabilities and less about absolute statements. Whether gender roles are interchangeable? Away from the binary world view? Evil, these men who want to hold on to it? Of course, even Charles Darwin, the old Chauvi, had no idea. He married his cousin, who bore him 10 children. What a sexist! Well, the excuse is that he was just a child of his time. Everything determined by men. Misogynistic. Prejudiced. Of course, there are gender roles in nature that are not clearly defined. Originally we thought that, according to left-wing theory, we had separated ourselves from nature and were leaning towards cultural self-determination. To what extent can gender determinations be quickly generalized in such a combative way? What about motherhood, chromosomes, menstruation and breastfeeding? Isn't this type of feminism a sport for certain higher-earning and mostly academically influenced circles - and therefore also strongly influenced by economics?

Samstag, 31. August 2024

Unsere Weltsicht

Die Alten mit ihrem Scheis, die werden uns noch heftig reinreiten in die Scheise! Haha, man war ja selbst einmal jung, jünger als jetzt und man kann deswegen ein bisschen mitreden...... Was mir auffiel an sehr jungen Menschen? Das Folgende gleicht einer Stoffsammlung, entstanden aus tausend Zetteln: Es wurden von vielen jungen Menschen oft sehr einzelne, sehr isolierte Welten hochgezogen, die als absolut gegeben betrachtet wurden. Die eigene kleine Lebenswelt. Das ist menschlich. Die eigene kleine Welt. Jede/Jeder geht von sich aus. Meine Sicht dagegen ist: diese Lebenswelten kann man verändern! Den Blick über den eigenen Tellerrand wagen. Über scheinbar vorgegebene Grenzen hinweg. Zumindest prinzipiell ist das so. Es ist schwierig. Zieht nach sich, setzt voraus: Bewusstseinsveränderung. Bessere Welt. Überwindung der Habgier. Besserer Umgang untereinander. Daran glaubten viele unter uns und warteten zu geduldig auf den schönen Sanktnimmerleinstag für alle. Währenddessen machten „zielgerichtete“ Andersgesinnte und sonstwie besser Angepasste Karriere, - auch bei den damals und heute ehemals Alternativen. Diese, uns inzwischen umgebende Gesellschaft scheint immer mehr in eine Vereinzelung abzugleiten, das, was man Neoliberalismus nennen könnte, wird aus falsch verstandenem Realismus zu schnell akzeptiert: Jeder ist seines Glückes Schmied. Überhaupt, Nachfragen sind nicht mehr in Mode, es gilt der schnelle Vollzug, - egal von was. Distanz zu sich selbst ist auf dem Rückzug und nachhaltige Empathie wird oft nur gespielt. Unter Kopfhörern, im Smartphone-Gedaddel und auf Internet-Homepages ist jeder für sich, es gilt der individuelle Tunnelblick. So macht es uns auch der Spitzensport vor. Es gilt das, was ist. Es scheint aber auch ein Bedürfnis nach Menschenführung zu herrschen: diejenigen, die sich dafür qualifizieren wollen, sollen vortreten! Neue Führer sind gefragt. Der Mensch schafft sich ab. Allerlei Verkleidungen sind angesagt. Der alternde Topmanager trägt jetzt seine dünnen wenigen Haare im Zopf. Hat eine Finca auf Mallorca und macht auf unkonventionell. Er ist clever und schlägt alle. Was zählt, ist die Flucht aus dem eigenen Ego, das an anderer Stelle mit extremen Aktionen wieder krampfhaft gesucht wird. Industrieversprechen und -versagungen werden zu schnell übernommen, Werbung wird zu ernst genommen (ohne es bewusst zu merken, Dressur funktioniert über das Unbewusste), große Linien, Utopien oder Visionen (was ist denn das? Da muss man zum Arzt!) werden ohnehin nicht gepflegt. Man kann in jungen Jahren den Zusammenhang des Lebens nicht erkennen. Etwa, dass der Mensch durch Stadien geht, dass sein Körper verfällt und gleichzeitig sein Kapital ist, mit dem man nicht in der Weise beliebig experimentieren kann, - auch wenn von anderer Stelle erbauliche Erfahrung von Dingen oder einem selbst (Selbsterfahrung) zugesagt wird. Und: Die oft von jungen Menschen so viel gehassten Gewohnheiten und Rituale können ja auch etwas Positives haben. Sie schützen vor Energieverlusten, schaffen Sicherheit. Der Horizont in dieser Welt steht leider nicht jedem offen, es gelten Rahmenbedingungen und individuelle Voraussetzungen, soziale Dispositionen und andere Begrenzungen. Wir sind auf dem Teil der Welt geboren, der eindeutig bevorzugt ist. Was ist mit den anderen? X x The old people with their crap, they're going to get us into a lot of trouble! Haha, you were young once yourself, younger than you are now, and that means you can have a bit of a say... What struck me about very young people? The following is like a collection of material made up of a thousand pieces of paper: Many young people have often created very individual, very isolated worlds which they regard as absolute givens. Their own little world. That's human. Their own little world. Everyone starts from their own perspective. My view, however, is that these worlds can be changed! Dare to look beyond your own nose. Beyond seemingly predetermined boundaries. That's how it is in principle, at least. It's difficult. It entails, requires: a change in consciousness. A better world. Overcoming greed. Better interaction with one another. Many of us believed in that and waited too patiently for a lovely doomsday for everyone. Meanwhile, "goal-oriented" people with different views and those who were otherwise better adapted made careers - even in the alternatives that were then and now. The society that surrounds us now seems to be slipping more and more into isolation, what could be called neoliberalism is accepted too quickly out of a misunderstood sense of realism: everyone is the architect of their own happiness. In general, asking questions is no longer in fashion, the order is quick - no matter what. Distance from oneself is on the decline and lasting empathy is often only pretended. Under headphones, in smartphone fiddling and on Internet homepages, everyone is for themselves, individual tunnel vision is what counts. This is also what top-level sport shows us. What is counts. But there also seems to be a need for leadership: those who want to qualify for it should step forward! New leaders are needed. People are eliminating themselves. All kinds of disguises are in. The ageing top manager now wears his thin, few hairs in a ponytail. He has a finca on Mallorca. He is clever and beats everyone. What counts is the escape from one's own ego, which is desperately sought elsewhere with extreme actions. Industry promises and failures are accepted too quickly, advertising is taken too seriously (without consciously noticing it, training works via the subconscious), grand ideas, utopias or visions (what are those? You have to see a doctor!) are not cultivated anyway. At a young age, one cannot see the context of life. For example, that people go through stages, that their bodies deteriorate and at the same time are their capital, which cannot be experimented with at will - even if someone else promises edifying experience of things or of oneself (self-awareness). And: the habits and rituals that young people often hate so much can also have something positive. They protect against energy loss, create security. Unfortunately, the horizon in this world is not open to everyone, framework conditions and individual prerequisites, social dispositions and other limitations apply. We are born in the part of the world that is clearly preferred. What about the others?

Freitag, 30. August 2024

Ro ro romantik

Ob das etwas mit dem Zwang/Drang zur „Selbstoptimierung“ zu tun hat? Mit der Entwertung lange gültiger Werte? Heute ist ja jeder ein Künstler. Dieses Bedürfnis, sich auszudrücken, wird auch über die Medien verteilt und über die Leute gebracht. Einen Höhepunkt erreichte dies damals mit Joseph Beuys’ Aussage, dass ja jeder ein Künstler sein könne. Doch: Warum sich selbst ausdrücken, warum nicht das Universum? Sich selbst dermaßen wichtig nehmen, ist das….wie? Richtig? Es könnte ja sein, dass man in einem größeren Zusammenhang steht. Die Malerei kam ja mal vom Religiösen her, hatte darin ihren Zweck. Es sollte Himmel und Hölle, Gutes und Böses, Gott und Teufel so veranschaulicht werden, das es jeder verstehen möge. Es gab eine Art Bildsprache, die einen Zweck hatte. Es ging um Vermittlung zu „einfachen Leuten“, die der Schrift nicht mächtig waren. Dieser Zweck kam mit der Zeit abhanden und wurde zum Selbstzweck. Es gab später dann das romantische Modell einer „progressiven Universalpoesie“ (nach F Schlegel), in der sich wechselnde Wirklichkeiten so durchdringen, dass die vulgäre materielle Wirklichkeit überwunden wird. Es gab aber auch Picasso, der einer Selbstschöpfung nachhing, die ihre eigene Reflexion ständig überholt und dadurch dem Grenzenlosen Absoluten entgegen strebt. Dadurch entstand nur ein Scheingegensatz zur Romantik. Subjektives und Objektives vermischen sich. Imagination und Unterbewusstsein wirken zusammen. Das ist romantisch im besten Sinne. Nur: das kann und will nicht jeder nachvollziehen. Es entsteht eine Schwierigkeit der Vermittlung. Eine kleine Zelle der „Wissenden“ bildet sich, Kunst wird zunehmend elitär und eine Sache der sich nun immer rascher etablierenden „Kunsttempel“, oft in Gestalt von Museen, die zu einem wichtigen Inventar des Bildungsbürgertums werden. X x Does this have something to do with the compulsion/urge to "self-optimize"? With the devaluation of long-standing values? Today, everyone is an artist. This need to express oneself is also distributed through the media and conveyed to people. This reached a high point back then with Joseph Beuys' statement that anyone could be an artist. But why express yourself, why not the universe? To take yourself so seriously, is that... how? Right? It could be that you are part of a larger context. Painting once came from religion, and had its purpose there. Heaven and hell, good and evil, God and the devil were to be illustrated in such a way that everyone could understand. There was a kind of visual language that had a purpose. It was about communicating to "ordinary people" who could not read. Over time, this purpose was lost and became an end in itself. Later, there was the romantic model of a "progressive universal poetry" (according to F Schlegel), in which changing realities interpenetrate in such a way that vulgar material reality is overcome. But there was also Picasso, who pursued a self-creation that constantly outstrips its own reflection and thus strives towards the limitless absolute. This only created an apparent opposition to romanticism. Subjective and objective are mixed. Imagination and subconscious work together. This is romantic in the best sense. But not everyone can or wants to understand it. It becomes difficult to communicate. A small cell of "knowers" forms, art becomes increasingly elitist and a matter of the "art temples" that are now establishing themselves ever more quickly, often in the form of museums, which become an important fixture of the educated middle class.