Ulrich Bauer Reise durch Wirklichkeiten
Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Mittwoch, 20. November 2024
Schleifen und schlurfen
Da schleift und schlurft einer durch die Zeit, nachdem ich seine mehr als 20 Jahre alte CD aus meiner Sammlung heraus gezogen habe: Bill Frisell ist als Nerd mit Nickelbrille auf der CD „Good Dog, Happy Man“ im Titel „Shenendoah“ zusammen mit dem Slide-Spezialisten Ry Cooder zugange. Unter anderem zieren Fotos mit seinem Hund und ihm als lächelnder Gitarrist das Cover. Sehr von hinten wirkt er auf diese Musik ein, da ist kein bisschen aufgeblasene Eitelkeit! Auch Viktor Krauss am Bass ist uns kein Unbekannter: unter anderem spielte er auf vielen CDs von Lyle Lovett und war eine Zeitlang der Modebassist schlechthin. Es herrscht Jam-Atmosphäre auf dieser CD. Man verlässt sich auf lässige Soli, die eine eigene Signatur tragen und die man aufscheinen lässt im Fluss der freundlich euphorisierenden Musik. Klar, dass Greg Leisz, dieser Poet an den Saiten, da rein passt. Wunderbar zieht er Schleifen ein, scheint zu fliegen, in Höhen, die uns manchmal etwas an „Albatros“, den Titel von Fleetwood Mac erinnern. Wayne Horvitz fingert schelmisch kompetent die Orgel, kommt nach vorne, wirft ein, um im nächsten Moment wieder im Flow der Musik unter zu gehen. Jim Keltner rührt subtil die Drums und kommentiert geistreich, produziert gelassene Zwischeneinwürfe oder fließende Fills und hält doch auf unauffällige Weise den Beat. Er war uns zuallererst als Drummer von Joe Cocker Mad Dogs & Englishmen aufgefallen. Vor ewigen Zeiten!!! Geradlienig verspielt agierte er da zusammen mit Jim Gordon (2 Drummer!). Ach ja, alle zusammen waren sie gesuchte Edelsteine der LA-Studioszene! Bill Frisell lenkt mit seiner Gitarre das Geschehen subtil, vielleicht sind auch ein paar Akkorde im Voraus abgesprochen. Es herrscht offenbar magische Übereinstimmung. Auf diese Weise entstehen Melodiegeflechte, die hängen bleiben, die die berückende Atmosphäre dieser CD ausmachen. Da ist viel Entspannung und Geschehenlassen. Sich in diesen Fluss fallen lassen, das wär’s jetzt….!
Dienstag, 19. November 2024
Plenarsitzung
Ich finde folgende Notizen, die ich mir offensichtlich beim Verfolgen einer Fernsehsendung aus dem Bundestag gemacht habe:
Manche, ja, fast alle daddeln scheinbar gelangweilt auf ihrem Smartphone herum, auch wenn sie vom Redner explizit angesprochen werden. Menschen in dunklen Anzügen und nichtssagenden Kostümen reden in Phrasen und grüßen, danken oder loben diejenigen, die bald wieder subalterne Dienste werden leisten müssen, nachdem sie in der jetzigen Notlage von einigen „Kräften“ als „systemrelevant“ erkannt worden sind. Es ist von Schuldenbremse, Haushalt, Schuldenbremse, Schutzschirmen und Zuschüssen die Rede, die Buchhaltergesichter möglichst schnell und „unbürokratisch“ unters Volk bringen wollen. Der Staat? Ramdöst über Parteigrenzen hinweg. Womöglich wird mit schwerem Kater aufgewacht werden und es wird nicht einfach so weiter gehen können wie vor der Krise und danach. Wer sieht überhaupt noch solche Debatten im TV? Jetzt, ja jetzt? Bis jetzt war das Auftreten hier offenbar Sache von Spezialisten, die sich als Volksvertreter gerieren und Demokrat9ie inszenieren. Sache von „Profis“, wie das der Vertreter einer bestimmten Partei genannt hat. Währenddessen wurden Tafeln geschlossen und in Einzelfällen wieder geöffnet. Tafeln? Ja, das sind die systemrelevanten Kräfte, die es möglich machen wollen, dass auch sozial Unterprivilegierte an etwas zum Essen kommen. Obdachlose tauchen bildhaft auf, von „Schulden“ ist die Rede. Doch die Ignorantengesichter ignorieren viel zu oft. Das Rednerpult wird noch schnell gewischt, ehe der Nächste dran ist.
Montag, 18. November 2024
Das sind Geschichten (Ausschnitt aus dem Fehlfarben-Album von 1980)
Das sind Geschichten (Fehlfarben, 1980)
Das ist alles, was ich dir sagen kann
Vielleicht ist besser, wenn ich es niederschreibe
Es ist nichts, nichts von Bedeutung
Es ist nur alles, was mir einfällt heut' Nacht
Das sind Geschichten
In Büchern gelesen
Geschichten aus dem täglichen Sterben
Geschichten, die mir keiner glaubt
Das sind Geschichten
Und sie sind geklaut
Sonntag, 17. November 2024
Drei Klafter tief (Songtext)
Drei Klafter tief
Raus aus dem Eis
raus auf die Straße
Geister haben uns begrüßt
sie schlagen eine lange Nase
das ist Routine
das ist der blaue Panzer
Sag alles ab
die Nacht schluckt dich auf
denke schräg, schließ die Augen
die Zeit ist ein kleiner Fluchtpunkt
trau'rige Linien
im Sand ein blaues Vergessen
Refr.
wir haben geatmet
wir waren präsent
waren bei uns selbst für Momente
fang' endlich an, fang' die Tangente
die sich selbst in der Unendlichkeit trifft
Der Zeiger drückt
die Uhr tickt lauter
hab meine Person verzettelt
hab etwas verloren in der Enge
Acht Meilen hoch
und drei Klafter tief...
Samstag, 16. November 2024
Freitag, 15. November 2024
Potential?
Wie gut fühlt man sich in seinem eigenen Leben? Selbstverwirklichung, Selbstoptimierung – hat man seine Potentiale „abgerufen“? Ob das das Problem einer bestimmten Klasse, einer Schicht ist? Ob einen das von der Serviceclass unterschiedet, von den einfachen Dienstleistern? (Reinigung, Transport, usw.). Globalisierung ist neue Konfliktlinie geworden (der Zeitgeist zeigt es deutlich). Skeptizismus gegenüber Globalisierung und Entgrenzung). Nationale Kulturbetonung. Entdeckung des Eigenen unter Kosmopoliten. Der Dynamisierungsliberalismus der letzten Jahre strebte nach Deregulierung, auch im linksliberalen Zweig. Vernachlässigung öffentlicher Infrastruktur.
Donnerstag, 14. November 2024
Tödliche Heilpflanze
Dies schrieb ich einmal im Jahr 2005 als Besprechung eines Albums:
Tödliche Heilpflanze
„Belladonna“, die CD von Daniel Lanois
Mit welcher klangtechnischer Konsequenz und welch glasklarem Vorstellungsvermögen er Alben von Bob Dylan, Emmylou Harris, U2 oder Peter Gabriel als Produzent lenkte, war schon bewundernswert. Dass der Frankokanadier Daniel Lanois auch viel mit Brian Eno zusammen arbeitete, ist seiner eigenen neuen Instrumental-CD „Belladonna“ auf sublime Weise anzuhören. Der Meister der inszenierten Atmosphären schwebt mit seinen Saiteninstrumenten diesmal in wunderbar entspannt ausgemalten Ambient-Wolken, zuweilen so abgehoben wie Enos frühe Werke, manchmal auch gebrochen oder sehr direkt wie etwa im Stück „Panorama“, das eine kristalline Fantasie der Steel Gitarre ist. Unterstützt von Könnern wie etwa dem Jazzpianisten Brad Mehldau, dem Dylan-Schlagzeuger Brian Blades und dem unglaublich flexiblen Funk-Bassisten Daryl Johnson scheint Lanois die Ruhe des reinen Klangs zu beschwören, eine naive Poesie des leeren Raumes, die ganz sanft den Kitsch streifen darf. So tönt’s auf „Bella Donna“ auch mal trivial-mexikanisch, Mariachi-Trompeten skizzieren wie in „Agave“ einen mysteriösen Ort, der aber bald wieder in surrealen Gespinsten versinkt. „Bella Donna“ ist eine psychedelische Nachtreise, die in „Todes Santos“ schließlich wie eine breit angelegte und instrumental zu einem einzigen Klang zusammengeführte Drohung endet. Bella Donna ist eine Heilpflanze. Wer zu viel davon nimmt, stirbt.
Daniel Lanois: Belladonna, Anti 6767-2.
Mittwoch, 13. November 2024
3SAT
Ich muss zugeben: 3 SAT, das offenbar „eingespart“ werden soll, ist für mich wie ein Lebensmittel. Ich erfahre durch 3SAT etwas über meine unmittelbaren Nachbarn wie Schweiz und Österreich, deren Kulturszene durch Deutschland jenseits von 3SAT weitgehend ignoriert wird. Ich kann hier, auf 3SAT, Kultur auf einem einigermaßen verträglichen Niveau erleben (wo gibt es das sonst?). Ich soll nicht überrumpelt werden, sondern es eröffnen sich mir Möglichkeiten. Ja, ich gehöre innerhalb der Bevölkerung einer Bildungsklasse an. Aber habe ich deswegen kein Recht auf Fernsehen, auf Neugier für „das Andere“ jenseits der großen billigen Shows in den Ersten Programmen? Auf Sendungen ohne fortwährende , mich massiv störende Werbeeinblendungen? Noch habe ich mich daran nicht gewöhnt, bin noch nicht abgestumpft. Diesen vermaledeiten „Produktempfehlungen“ gegenüber, die unser Bewusstsein durchlöchern sollen, wozu wir durch ein austauschbares Moderatorenpersonal per „Bleiben Sie dran!“ jeweils im ungünstigsten Moment auf lächerliche Weise aufgefordert werden sollen. Es verdirbt mir alles, dies Gefühl habe ich. Es vernichtet jegliche Distanz zur Konsumwelt. Dies ist bei §SAT nicht der Fall, was ich als wohltuend empfinde.
Dienstag, 12. November 2024
Schlittern
„Ich fühle mich wie ein in die Enge getriebenes Tier: wenn ich meine Rente anschaue, wird mir schlecht und ich werde depressiv. Ich war als selbständig Einzelner durch alle sozialen Netze und Raster gefallen. Ich wundere mich. „Selber schuld“ sagt mir der grinsende Neoliberalismus frech ins Gesicht. Ich bin ein Nichts geworden und sollte mich möglichst bald verkrümeln, denn man zeigt mir deutlich: Ich bin nichts wert. Alle Versuche nach der Entlassung/Freisetzung/Aufgabenentbindung sind krass daneben gegangen. Krass. Sie haben mich in der Einschätzung bestärkt: Ich bin in diesem Zusammenhang nichts wert. Somit existiere ich nicht. Man merke auf!: Ich müsste alles ganz anders anfangen. Ich kann nichts. Leider. Ich bin nichts. Trotz Universitätsstudium. Ich sollte nicht (mehr) da sein. Bin zum Kostenfaktor geworden. Panik ergreift mich. Vorläufig (!) habe ich noch keine Sinn- oder Einsamkeitskrise. Es zerbröselt nur alles um mich herum. Ob ich das noch verarbeiten kann?
Montag, 11. November 2024
Unruhe
„Ich zögere bei allem, oft ohne zu wissen, warum. Wie oft suche ich – als mir eigene gerade Linie, indem ich sie im Geiste als die ideal gerade Linie voraus setze – die weniger kurze Entfernung zwischen zwei Punkten. Nie besaß ich die Kunst, im Leben tatkräftig zu sein. Mir missglückten immer die Handlungen, die niemand missglücken; was die Andern zu tun geboren waren, das bemühte ich mich stets gezwungenermaßen zu tun. Ich wünsche immer zu erreichen, was die Andern fast ohne es zu wünschen erreichen“ (Fernando Pessoa, Buch der Unruhe)
Sonntag, 10. November 2024
Fotorealität
Mir kommt es so vor, als würden relativ viele Leute immer noch daran glauben, dass Fotografie die Wirklichkeit abbildet. Wenn`s geht: die schöne Seite der Wirklichkeit, so, wie sie Hochglanzmagazine abbilden. Trotzdem müsste sich jeder fragen, ob es sich bei den visuellen Eindrücken, die auf uns herein brechen, um eine gestellte Wirklichkeit handle. Eine manipulierte Seite der Wirklichkeit. Wie das geht, ist an anderer Stelle nachzulesen. Es gilt, Reflexe abzurufen, das scheinbar „Schöne“ so abzubilden und zu manipulieren, wie das Tausende vor einem gemacht haben. Das Klischee, Paris Eiffelturm, Männeken Piss und typische, vorgegebene Instagram- oder Tictoc-Motive usw. Fotografie ist die größte Bewusstseinsmanipulationsmaschine der Welt: Es werden Massen von Fotos ins Netz geladen und damit auch Massen von Lügen. Es werden Ideale, zb der Einstellung zum eigenen Körper gegenüber, ausgegeben und verkauft. Aber auch das Politische macht da gerne mit: da werden Kampagnen gefahren und Propaganda für schlimmste Greueltaten abgesondert.
Samstag, 9. November 2024
Still Smiling (Songtext)
STILL SMILING
Sitting on the Window Ledge
Darkness fals and I feel so fine
autumn leaves on the street outside
Promises of this Winter
And their Colours are telling me
Stories of a sunny summer
mem`ries ‚re rising with a smile
it takes me back to yesterday
Joking Clowns and Sunshine
everywhere those funny faces
sand in my Eyes, sand on skin
it smells of dreamy islands
where the sunshine kisses the sea
once a time the presence of past
out of a crest: salty drops
stroking wings of phantasy
Riding on a silver horse
followed by the setting sun
looking back to golden days
I get aware: I`m smiling
Summer`s call is fading now
silent way lead to the fall
withered tick caught in bare trees
makes me fell that I`m smiling
(1983)
Freitag, 8. November 2024
Leckerschmecker (MP3)
Donnerstag, 7. November 2024
Blick zurück
Das war mein Alltag. Man ließ bei seiner Besprechung Ironie walten, was nicht wahrgenommen wurde. Man hatte Veranstaltungen zu besuchen, die Comic-artige Helden aufbot und in vieler Hinsicht ins Lächerliche abrutschte. Man wollte auch aus der Vergangenheit herleiten und den Tribalismus mit all seinen Zeichen verstehen. Man war bemüht und wollte ernst nehmen. Die alten Recken blamierten sich so gut sie konnten und man selbst ließ Milde walten. Heute muss ich grinsen..…:
Alte Schule-Halford 2000 im LKA-Der Mann war ja immer seiner Zeit voraus. Schon in den Siebzigern trug er schwarze Lederklamotten, schwere Nieten und Ketten, eine wunderbare Glatze hatte er auch zu bieten: ein charismatischer Sänger und glutäugiger Avantgardist. Als freilich der Höhepunkt der Heavy Metal-Begeisterung zu Anfang der Neunziger endgültig überschritten war, stieg Rob Halford aus seiner bis dahin so erfolgreichen Band Judas Priest aus, um das Ende des Genres zu verkünden und sich von da an in obskuren Experimenten zu verlieren. Und jetzt?..., präsentiert er sich immer noch oder schon wieder in Nieten und hat hinten auf seiner schwarzen Lederjacke einen Totenkopf drauf. Ob das nicht ein bisschen wenig ist? Ach ja, auch musikalisch ist er zu dem zurückgekehrt, was er offensichtlich kann: Heavy Metal der alten Schule.
Im ausverkauftem LKA präsentierte sich Halford als Band und schlagkräftige Einheit, die die alten Judas Priest jederzeit rechts überholen würde. Natürlich, die Hand mit dem Zeigefinger und dem kleinen Finger ausgestreckt, das muss sein und ist schon traditionell der Gruß zwischen Publikum und diesem Metal-Rocker. Ein Schelm, wer sich noch Böses dabei denkt. Und tatsächlich, Halford hat sich inzwischen die Glatze tätowieren lassen: auch nicht schlecht. Doch dann geht es zügig los mit "Ressurection", dem Titelstück des neuen Albums. Unser Held brüllt so richtig charismatisch und quiekt in den höchsten Tönen, - alles wie gehabt. Und seine vier Begleiter, sie bedienen den Metal-Hammer prächtig. Bei "Made in Hell" rockt der Fünfer gar höllisch und nach "Stained Class" grinst Halford so diabolisch, als wolle er sich über seine Fans lustig machen. Aber nein, lieber schenkt er ihnen noch eine Salve der Judas Priest-Klassiker, von "Electric Eye" bis hin zu "Breaking the law". Das LKA kocht, die Band auch, und am Ende sind's alle zufrieden. Nochmal auf den rostigen Amboss geschlagen, nochmal die alten Phrasen gedroschen. Lass gut sein.
Mittwoch, 6. November 2024
Novalis und Dialektik
Ob Novalis irgendetwas mit Dialektik am Hut hatte? Jedenfalls schien er friedlich mit den Widersprüchen und nicht nur mit der „blauen Blume“ zu leben, mit These und Antithese. Genau wie viele Zeitgenossen der Romantik. Mit Polyperspektivismus war er vertraut, mit der Ansicht der Dinge von verschiedenen Seiten. Später, auf höherem Niveau, sollte die „Unio mystica“ zusammenführen. Er wollte einen Weg finden, um Licht und Bewusstsein in unsere Existenz zu bringen. Der Grenzen unserer Erkenntnis war er sich dabei wohl bewusst. Gleichzeitig war ihm der Glaube und das intuitive Tun etwas wert, das Streben nach Erkenntnis, die sich freilich im Paradoxen verbergen konnte. Auch war ihm die Ironie wertvoll. Eine Distanz, die um Beschränkungen von Menschen wusste. Die Mystik, natürlich. Die Nacht. Das Unendliche. Der Tod als das Dunkle, was jeden Menschen früher oder später (gnädig) auffrisst: Klar.
Dienstag, 5. November 2024
Schön oder was?
Dies hier gleicht eher einer Stoffsammlung zu einer Frage, die mich nicht unmittelbar zu betreffen scheint, die es dann aber auf verschiedene Arten doch tut. Ich kombiniere damit Aussagen in TV-Sendungen mit Gedanken und Notizen, die ich mir gemacht habe. Ich kann sie nicht in ein eindeutiges Raster bringen, eine Haltung oder Meinung. Ausgangspunkt ist das, was man immer hört: Menschen, die als schön gelten, haben es im Leben durchweg einfacher, haben Vorteile. Sie verdienen mehr, haben bessere Noten, ernten geringere Strafen, kommen in den Genuss einer besseren Gesundheitsversorgung – nur so als Beispiel. Es scheint eine Art Ungleichbehandlung aufgrund des Aussehens zu geben. Gleich wird fehlende Disziplin für „ungehöriges“ und nicht den gängigen Idealen entsprechendes Dicksein verantwortlich gemacht. Dies scheint sich eine ganze Industrie zunutze zu machen. Es scheint „Normkörper“ zu geben. Das, an dem sich scheinbar alles misst. Daraus folgt ein fortwährendes „Du musst, musst, musst…“. Es gilt, sich diesem (sozialen) Druck strategisch anzupassen. Es geht darum, „etwas an sich machen zu lassen“, Korrekturen im Gesicht und an anderen Stellen des Körpers. Freilich wird so etwas immer intensiver im Laufe der Alterung. Es gilt, ein Erscheinungsbild zu designen. Es wird einem damit versprochen, dass man sich auf diese Weise jünger fühle. Angepasster einem Schönheitsdruck. Dass man weniger auffalle. Körper sind also eine Art Rohstoff der Selbstoptimierung. Wo fängt das an und wo hört es auf? Lackierte Fingernägel, geschminktes Äußeres - was gilt dafür? Inwiefern ist das selbstbestimmt oder fremdbestimmt? Diversity, wie ernst sind solche Parolen, wenn sogar Barbie-Puppen dies aufnehmen und sich bezahlen lassen? Neue Normalität schafft neuen Druck. Ob es sich in einen Gegentrend einreiht, der Inklusion, „Body Positivity“ und Diversität verspricht? Ob man sich solche „Verstöße“ leisten können muss? Welche Rolle spielt überhaupt die Frage, ob man sich Schönheitsoperationen leisten kann? Ob Menschen in Armut zu leben gezwungen sind? Es dadurch gar nicht bezahlen können, den Körper zurichten zu lassen. Ein Markt muss bedient, ein Produkt gekauft werden. Es geht ja auch darum, dass grundlegende menschliche Prozesse (wie das Altern) gegen entsprechendes Entgelt geleugnet werden können. Wo steht in diesem Zusammenhang der Ekel vor allem, was aus dem Körper kommt (wie zb. Haare, Flüssigkeiten). Geht es in einer Ebene darunter darum, wie weit man sich vom Tier entfernt? Es ist ja so, dass dies alles lange Zeit Frauen zugeschrieben wurde. Doch nun kommt immer mehr Druck Männern gegenüber auf. Eine mächtige Konsumgruppe will da erobert werden. Sehr viel wird in diesem Zusammenhang mit der Gesundheit verhandelt. Ob da nicht Fragen der Identität dahinter stehen? Man ist, der man ist? Zunächst einmal ist jeder ein Körper und hat einen Körper. Die Zuschreibung der individuellen Selbstverantwortung scheint der Doktrin des Neoliberalismus zu entsprechen. Das Äußere (die Verpackung) scheint oft genug den Wert eines Menschen zu bestimmen.
Montag, 4. November 2024
Narrativ
Es reden Personen des öffentlichen Lebens gerne von „der Erzählung“ oder „dem Narrativ“ das jetzt endlich in „den Diskurs“ eingeführt werden solle. Modeworte. Im Prinzip jetzt schon von gestern. Mir scheint, dass dies ein Bedürfnis nach einem größeren Zusammenhang signalisiert, nach dem, was Firmen und Unternehmen gerne als ihre „Philosophie“ bezeichnen und was auf eine Art von oberflächlich degenerierter Stufe von einigen, meist unverbindlichen „Grundüberzeugungen“ hindeutet. Es besteht offenbar ein Bedarf an Eingebettetsein in allgemeine Regeln, die im öffentlichen Leben anscheinend allzu sehr in den Hintergrund geraten sind. Dass jetzt freilich im Ringen um solche „Narrative“ lächerliche Patzer passieren, dass das Wort an tausend Stellen benutzt wird, passt zu dem Bild, das uns auf einen vernachlässigten Umgang mit solchen Begriffen deutet. Es herrscht wohl allzu sehr der Alltagspragmatismus, der sich von Lösung zu Lösung, von Tag zu Tag wurstelt, ohne ein Ziel erkennen zu lassen. Allerlei künstliche Konstruktionen, die sich meist an einer Rhetorik der Kurse und Workshops orientieren, sollen hier wohl Abhilfe schaffen.
Sonntag, 3. November 2024
Schlaf
„Die Einstellung der animalischen Funktionen ist der Schlaf, die der organischen der Tod“. Jeder Tag ist ein kleines Leben, - jedes Erwachen und Aufstehn eine kleine Geburt, jeder frische Morgen eine kleine Jugend und jedes zu Bette gehen und Einschlafen ein kleiner Tod. So ist denn endlich auch das Einschlafen ein täglicher Tod und jedes Erwachen eine neue Geburt. Ja, um es ganz durchzuführen, könnte man die Unbequemlichkeit und Schwierigkeit des Aufstehens als die Geburtsschmerzen betrachten. Der Schlaf ist ein Stück Tod, welches wir vorwegnehmend borgen und dafür das durch einen Tag erschöpfte Leben wiedererhahlten und erneuern“ (aufgelesen und notiert bei Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung)
Samstag, 2. November 2024
Mittwoch, 30. Oktober 2024
Heute morgen (songtext)
HEUTE MORGEN
Ich erinnere mich an die Welt und kann sie fühlen
Das Sein ist ein Teil von Dir und du bist bald wieder ein Teil von ihr
Du wachst auf im Aufzug und denkst „schon wieder!“
Das kann doch nicht sein, dass Du das bist
Das darf nicht sein, dein Leben geht darüber
was machst Du heute morgen in diesem Film
Draußen weht der Schnee alte Frauen durch die Straßen.
Der Kapitalismus bringt sich heute morgen selbst zu Fall
Die Natur in Dir treibt Blüten, das Sein will in Dir zu sich kommen
Du warst im Supermarkt und hast ins sexy Regal gegriffen
Erzähl mir nicht, dass du tun musst was du tun musst,
Du bist nicht John Wayne und ich nicht Marylin Marlene
Du jagst Eichhörnchen, ich das Wunderbare
Schmerzen, Du lügst sie dir als Preis zurecht
Du spielst Gelassenheit, es kommt alles wie es kommt
eine Haltung, die sich selbst durchhält
dann gehst Du eines Tages ganz alleine unter
der Horizont kommt näher und verschwimmt
Du denkst zurück an Momente
irgendwie festzuhalten versucht
Bilder, die in Dir versanken
alles ist toll, alles ist superlocker
Dienstag, 29. Oktober 2024
Klamottenwechsel
Was soll der viele Klamottenwechsel? Macht das einen schöner? Es werden Millionen Tonnen Textilfaser produziert, vor allem für KlamottenKleidung. Das schadet dem Klima heftig, fürwahr. Aber gewisse TV-Sendungen spornen und feuern das noch an. „Spieglein, Spieglein an der Wand…“ Neue Fasern müssen her, nicht mehr die in jeder Hinsicht aufwendige Baumwolle. Recyclingfähig muss es sein. Regionale Lieferketten dürften es sein. Kreislaufwirtschaft. Qualitatives Wachstum, nicht nur Wachstum roh, egal, wie mies die wirtschaftliche lage ist. Kaufen, einmal tragen und dann wegwerfen, das geht nicht mehr. Die Leute, die so etwas tun, sollten sich fragen: wieso? Wer sich informiert, kann es wissen: Die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen sind oft sehr schlecht, die Umweltauswirkungen verheerend. Wer es noch nicht wusste: Ein einziges Baumwoll-T-Shirt braucht in der Herstellung 2700 Liter Wasser. Ein Mensch trinkt genau so viel in zweieinhalb Jahren. Muss das sein? Fassungslos kann es einen machen, wenn man erfährt, dass 20 bis 30 Prozent der neuen Kleidung gar nicht getragen werden. Die Trennung verschiedener Fasern dürfte auch eine Aufgabe sein, die bis jetzt noch nicht gelöst ist. Durch den Wechsel immer uptodate sein? Auf dem neuesten Stand der Mode? Ultraschnell? Wer zahlt dafür? Smarte Schönheit durch Rücksichtslosigkeit? Der immer schnellere Wechsel provoziert Umweltsünden. Toxische Chemie und anderes. Soziale Bedingungen. Menschen müssen für Hungerlöhne dafür schuften.
Montag, 28. Oktober 2024
Rentenpolitik
Wir werden immer älter? Rentenpolitik? Mal weiter vorne in der Aufmerksamkeit, mal weiter hinten. Jetzt gerade scheint das Thema weniger angesagt. Auch hier soll mit demografischen Daten Politik gemacht werden. Die Sozialausgaben seien angeblich ohnehin zu hoch, heißt es. Zum Beispiel: dass die Gesundheitskosten explodieren, weil wir immer älter werden. Ob das nicht ein bisschen mit dem Trend kollidiert, dass viele Menschen sehr viel gesünder älter geworden sind? Der körperliche Zustand scheint im Alter deutlich besser geworden zu sein. Die amtlichen Experten vom statistischen Bundesamt rechnen sehr weit voraus: bis ins Jahr 2060. Dann sind wir weniger, älter und haben zu wenige Kinder, so die Statistik. Dass sie dabei aber nur gegenwärtige Trends in die Zukunft fortschreibt, die sich vielleicht gar nicht so leicht „verlängern“ lassen, wird von interessierter Seite gerne unterschlagen. Und die Steigerung der Produktivität? Derzeit ist „in der Wirtschaft“ ja Untergangsstimmung angesagt. Dass sich bis zum sehr viel späteren Zeitpunkt im Jahrhundert sehr viel verändert haben könnte, kann die Studie gar nicht berücksichtigen. Eine halbwegs aussagekräftige Prognose ist da schwierig. Trotzdem prasseln von den Medien immer wieder Schlagzeilen wie etwa „Deutschland stirbt aus“ hernieder und die Politik lässt den Quatsch bei einschlägigenTalkrunden immer wieder wiederholen.
Arbeitsnotstand, Ärztemangel, knappe Rente...., so ein Ausschnitt des Horrorszenarios, das aus diesen Daten immer wieder zu geldwerten Ängsten aufgebaut wird und durch ständige Wiederholung plausibler werden soll. Dass die Daten dabei von der Versicherungswirtschaft unter Verwendung von selbst gestalteten Erwartungen und Tafeln vorgebracht werden, wird dabei gerne unterschlagen, erscheint aber mittlerweile trotz fehlender Transparenz weithin akzeptiert. Dabei sind solche „wissenschaftliche“ Festlegungen meist nur solange gültig, bis eine bessere Untersuchung an ihre Stelle tritt. Das heißt, solche „Erkenntnisse“ sind vorläufig (e Annahmen). So geht Wissenschaft. Laut „offizieller“ amtlicher Statistik könnte ein heute geborener Junge etwa 86 Jahre alt werden. In den Sterbetafeln der Versicherungswirtschaft wird er jedoch 100, unter Umständen sogar 110 Jahre alt. Was ist, wenn die „natürliche“ Steigerung der Lebenserwartung so nicht weiter und an seine Stelle sozial sehr fragwürdige Verfahren der technisch-chemischen Steigerung von Lebenserwartung treten. Wieder so ein Faktor, den einfache Fortschreibungen von Verhältnissen nicht mit auf der Rechnung haben.
Sonntag, 27. Oktober 2024
Kurz und schnurz
Wie überrascht war ich damals, als ich lernen musste, dass es im Journalismus meist nicht darum geht, sich kurz, klar und präzise auszudrücken, sondern dass die hierarchisch abgestufte Zeilenschinderei und ausführliche Selbstdarstellung als probates Mittel gilt, - falls nicht ohnehin sich aus dem Layout ergebende Zeilenvorgaben einem „Untergebenen“ die Länge seines Artikels vorbestimmen. Dem zeitschindenden und selbstgefälligen Blabla war damals also Tür und Tor geöffnet. Die Qualität eines Journalisten wurde leider allzu oft nach seinem „Output“ bemessen, d.h. einer ausführlichen und mit Füllwörtern gespickten Schwafelei. Fremdworte waren zunächst einmal verbannt, gegen am Bearbeitungsgebiet orientierte Anglizismen oder Computersprache sprach allerdings nichts. Die einfließenden Erkenntnisse der Wissenschaft bedeuteten schon damals, dass es hauptsächlich darum gehe, die Aufmerksamkeit jedes Lesers in einem bestimmten Sinne zu (be)nutzen. Dies führte unter anderem dazu, dass gewisse Hierarchen endlos lange Artikel und Sprachpirouetten fabrizierten, um in alter bräsiger Bildungsbürgerlichkeit und selbstgewisser (Be)Deutungsgewissheit zu demonstrieren, wie gut (in ihrem Sinne) man doch mit Sprache umgehen könne und wie wichtig man selbst sei.
Samstag, 26. Oktober 2024
Informationenverarbeiter
Meine Blogs wollen der offene Schirm, der Screen und, der Radar der Information sein, die uns zunehmend in verschiedenen Formen umschwirrt und sich uns über verschiedene „Kanäle“ aufdrängt. Dieser multimediale Schirm hier funktioniert wie mein Gehirn: Überprüfung oder gar journalistische Verifizierung ist dabei allzu oft nicht möglich. Außerdem versuche ich, bestimmte konkrete Themen zu vermeiden: einfach, weil ich mich in ihnen unsicher fühle. Zudem vermeide ich möglichst Namen und Logos, weil ich die juristischen Folgen solcher „Frechheiten“ in diesem „Rechtsstaat“ fürchte. Juristische Verfolgung kann sehr teuer werden. In allem sind wir ausgeliefert, sind auf das Gebotene angewiesen, suchen uns heraus, wählen etwas, deuten es nach unseren Möglichkeiten.
Wie etwas wirklich ist?: Wer weiß? Es kommt oft auf die Perspektive an. Ich versuche nach Möglichkeit zu vermeiden: das Einzelne, Konkrete, weil so etwas sofortige rechtliche Schritte gegen mich nach sich ziehen würde. Es handelt sich um eine Art legaler Bedrohung. Weil mir dies Konkrete oft auch unwichtig und als unnötige Aufwertung des besonders Aktuellen auf Kosten des Allgemeinen erscheint. Meine Gedanken, meine Gefühle, meine (subjektiven) Erfahrungen und Erlebnisse sind dabei unbedingte Ausgangsposition, - meistens nicht an dem Zeitgeist oder dem Aktuellen orientiert, - die ich in eine möglichst kompakte Form ohne Wahrheitsanspruch bringen will. Der genuine Journalismus praktiziert etwas anderes, das sich deutlich davon unterscheidet, was ich hier vorführen will.
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My blogs want to be the umbrella, the screen and the radar of the information that is increasingly buzzing around us in various forms and is being forced upon us. This umbrella works like my brain: checking and journalistic verification is all too often not possible. Also, I try to avoid certain topics: simply because I feel insecure about them. I also avoid names as much as possible because I fear the legal consequences. We are at the mercy of everything, relying on what is offered, looking out, choosing something, interpreting it according to our possibilities.
How something really is?: Who knows? It depends on the perspective. I try to avoid as far as possible: the individual, concrete, because something like that would result in immediate legal action against me. Because this often seems unimportant to me and an unnecessary upgrading of the current at the expense of the general. My thoughts, my feelings, my (subjective) experiences are an absolute starting point - usually not oriented to the zeitgeist or the current situation - which I want to bring into a form that is as compact as possible without claiming to be true. Genuine journalism practices something different, which is quite different from what I want to present here.
Mittwoch, 23. Oktober 2024
Hasenherz
Jimmy legte sein Lächeln nebst Gitarre beiseite und sagte geradeheraus durch die Glasscheibe: „Erkenne dich selbst, hat ein weiser alter Grieche einmal gesagt. Erkenn dich selbst. Was soll das wohl besagen, ihr Jungen und Mädchen? Es bedeutet: seid, was ihr seid, versucht nicht so zu sein wie Sally oder Johnny oder Fred von nebenan, seid ihr selbst. Gott will nicht, dass ein Baum ein Wasserfall ist oder eine Blume ein Stein. Gott gibt jedem von uns besondere Gaben.“ Janice und Rabbit werden unnatürlich still, sie sind beide Christen, der Name Gottes gibt ihnen ein Gefühl der Schuld. „Gott will, dass einige von uns Wissenschaftler werden, andere Künstler und wieder andere Feuerwehrleute oder Ärzte oder Trapezartisten. Und er gibt jedem von uns die Fähigkeiten, die dazu notwendig sind – vorausgesetzt wir trachten danach, diese Fähigkeiten zum Tragen zu bringen. Wir müssen arbeiten, Jungen und Mädchen. Und darum: Erkenne dich selbst. Lerne deine Gaben erkennen, und dann trachte, sie zu entwickeln, das ist der Weg zum Glücklichsein.“
(Hasenherz, John Updike)
Dienstag, 22. Oktober 2024
Gewiss Wissen?
Was wir wissen? Viel oder wenig? Ob wir darüber für immer im Ungewissen bleiben werden, wie Max Planck einst fand? „Die Wissenschaft kann die letzten Rätsel der Natur nicht lösen. Und das ist so, weil wir letztlich ein Teil des Rätsels sind“, sagte dieser Großphysiker. Möglicherweise werden wir dieses Rätsel, das wir uns selbst sind, auxh mit KI nie lösen können. Ob wir's akzeptieren können? Und überhaupt: Ob es mehr Dimensionen als die uns bekannten Raum und Zeit gibt? Mit einiger Wahrscheinlichkeit. Schon die Hippies schwadronierten etwas von der Fünften Dimension. Ob aus dieser Wirklichkeit heraus die Welt eine völlig andere wäre? Und wir unvollkommene Wesen bekämen nur einen vielfach geprägten Ausschnitt der anderen Welt mit? Auch Platon spekulierte in seinem Höhlengleichnis dazu, das wir stets einen durch unsere Möglichkeiten herausgestanzten Ausschnitt einer Wirklichkeit erkennen können. Ob die Möglichkeiten unseres Hirns unser Bild von der Welt prägen? Ob es da noch andere Apparate gibt? Ob wir diese Möglichkeiten digital erweitern können, indem wir uns zu so etwas wie Cyborgs machen? Hm, ob das dann aber doch nur eine weitere Möglichkeit wäre, dem Ziel etwas näher zu kommen und keineswegs das Erreichen des Ziels bedeuten würde? Eine Art Offenbarung könnte es aber schon sein. Eine Offenbarung? Ob das etwas Religiöses hat? Das Bewusstsein davon, das unser Wissen trotz aller Gesetzmäßigkeiten etwas Relatives hat? Es wird wohl darum gehen, über diese Gesetzmäßigkeiten etwas zu wissen, so denken wir uns.
Montag, 21. Oktober 2024
Digital Slave (Songtext)
Digital Slave und Knecht der Abhängigkeit
Sie sieden dich in Stille und Missachtung
haben dich weggeworfen, als blankes Nichts
haben dich zur Zahl gemacht, zur Ziffer
du liest von anderen, die es geschafft haben
die besser waren, - stolz hervor gegangen
du traust dem trotz allem nicht, kannst das Beispiel missen
glaubst, so weit zu sein auf deinem Weg
Nicht mehr freiwillig ins Joch zu gehen wär' dein Ziel
kein Digital Slave und kein Buckler sein
sie klopfen dir in Geld gepuderte Sprüche ein
sie geben dir ein lächelndes Zeichen
doch dir ist nicht mehr dazu zumute
erinnerst dich an durchgehende Linien
wer da am Ende wohl austauschbar ist?
War's in dir bestimmt oder in den anderen?
Sonntag, 20. Oktober 2024
Einflüsse
Das „Außer-sich-sein“, dieses „Neben-sich-stehen“, das ich erfahren konnte, scheint mich verändert zu haben. Genauso ging's mir mit der Natur, die in Form der Evolution ständig etwas Neues probiert. Nicht nur der Grand Canyon war für mich eine tiefe spirituelle Erfahrung. Demut legte sich mir nahe. Respekt. Staunen. Es hat mich nüchternen Schlock ergriffen. Dies schloss stets die Tiere ein. Nicht nur Säugetiere. Es trat ein Empfinden für andere Zeiträume hinzu. Ihren Bezug zu mir, zu meiner Person, die mir in diesem Zusammenhang doch so unbestimmt zu sein schien, wurde wichtiger. Zeit. Zeitspannen. Was ist das? Bloß deshalb selbstverständlich, weil wir diese Sicht eingeübt haben? Wieso etwa habe ich solch unterschiedliche Musik gemacht, obwohl andere Gemüter ihren „Stil“ längst gefunden zu haben schienen? Ich habe immer versucht, die Realität von verschiedenen Seiten her zu umkreisen, ihr aus unterschiedlichen Perspektiven näher zu kommen. Dies bedeutete für mich „Polyperspektivität“. „Impressionistische Dialektik“ auch. Dass man Dinge stets aus mindestens zwei Perspektiven betrachten kann. Wenn etwas nicht geht, wenn etwas anderes die bessere Perspektive eröffnet, dann habe ich eher sie versucht. Ich war Besucher, Spieler, Probant, habe das Kaleidoskop zur Hand genommen, das meiner Meinung nach die Wirklichkeit ist. Habe Theorien ausprobiert, ausformulierte Sichtweisen genauso wie dumpfe und implizite Perspektiven. Habe abgewogen.Vergleichend betrachtet. Mich nicht festgelegt, sondern versucht, Sichtweisen zusammen zu bringen, eine Fusion zu versuchen. Dadurch bin ich aber in eine Situation des ständig Optionalen gekommen, dessen, der sich scheinbar nie festlegen kann, wo es gefordert ist. Die Realität lässt das nicht zu. Sie verlangt diese Festlegung. Ich habe hingegen habe wechselnde Farben benutzt und doch versucht, eine Konstanz zu halten. Bin einer gewissen Ernsthaftigkeit nach gegangen. Habe mich spielerisch festgelegt, im klaren Bewusstsein um dessen Vorläufigkeit. Den meisten Menschen, so weiß ich jetzt erst, kommt dabei ihr Ego in die Quere. Sie knüpfen ihre Identität an bestimmte Positionen, vertreten Meinungen, stehen für etwas ...usw. Mir war mein Ego dafür nicht wichtig genug, denn ich besetzte ja wechselnde Positionen, ohne in belanglose Beliebigkeiten abzugleiten.
Samstag, 19. Oktober 2024
Meine Sprache
Was mir immer klarer wird: Sprache hat mit Identität zu tun, ist primäres Mittel unseres Ausdrucks. Ich habe da etwas in mir aufbewahrt, das ich manchmal wie ein Schatzkästlein öffne. Wie selten gewordene Edelsteine betrachte ich dann die Stücke, die zugunsten einer vermeintlich „hochdeutschen“ Sprache längst untergegangen sind. Ich hole sie heraus und staune, wie ich ihnen begegnet bin und wie sie Teil von mir geworden sind. Man hat uns mit Kampagnen wie „Wir können alles außer Hochdeutsch“ einzureden versucht, dass wir im Grunde unfähig zur Vereinheitlichung seien, ja, sogar zu dieser sprachlichen Wucherung des „Denglischen“ , zur Globalisierung, dem die Kampagne „The Länd“ entspricht. Für Vielfalt ist da angesichts solcher Einfalt kein Platz, die Austauschbarkeit der Dinge und Personen muss gewährleistet sein. Skalierung ahoi! Ob das so etwas wie „Identität“ radikal zuwider läuft? Standardisierung“ ist auf allen Gebieten angesagt, da wird auch das Individuum nicht verschont. Sprachlicher Reichtum ist da scheinbar nicht (mehr) gefragt. Mittlerweile gibt es Dialektfluencer und Folkloristen, die dem untergegangenen Sprachgut nicht nur nachtrauern, sondern auch krampfhaft seine Wiederbelebung betreiben. Es klingt dann in manchen Ohren lustig und herb, hinterwäldlerisch und rückständig. Das Einheitliche hingegen riecht nach globalem Fortschritt. Welche Risiken und Lächerlichkeiten das auch mit sich bringen mag, hat sich erst in letzter Zeit herum gesprochen.
Freitag, 18. Oktober 2024
Romantik reloaded
Romantik, eine Sache der auf 1790 folgenden Jahre? Es scheint Unklarheit darüber zu herrschen, über was man sich auseinandersetzen wolle und über was nicht. Ich bin der Überzeugung, dass Romantik ein Phänomen ist, das bis heute aktuell ist und keineswegs im 19. Jahrhundert sein Ende fand. Auch heute wird versucht, mit den Mitteln der Werbung und der PR die Romantik auf vielerlei Arten auszunutzen. Zuspitzung auf charismatische Persönlichkeiten, Verklärung und Mystifizierung sind dabei probate Mittel, um manche Leute zu etwas zu bringen, ihnen einen bestimmten Impuls in einer bestimmten Richtung zu geben. Ja, auch dazu eignet sich die Romantik heute noch. Zudem scheint es ja so zu sein, dass in der Romantik dem Individuum ein hoher Wert zu gesprochen wird. Dass dies entgegen „offizieller Beteuerungen“ zunehmend bedroht ist, wird ja wohl kaum jemand bestreiten. Insbesondere die Mittel der Technik scheinen oft darauf gerichtet, Menschen zu einem Faktor und einer Ziffer zu reduzieren, mit der dann (oft in Algorithmen) gerechnet und umgegangen werden kann. Dies immer wieder zu erkennen und kritisch aufzuspießen, scheint mir eine Richtung zu sein, die manche derjenigen, die die Romantik lieben, einzuschlagen bereit sind. Dass diejenigen sich nicht in künstlichen Internetblasen und Echokammern verschanzen, sich nicht durchweg in Bewunderung und Erbauung scheinbar „romantischer“ Phänomene ergehen, sondern Fragen stellen, zuspitzen, sich und ihre Meinung einem kritischen Diskurs ausliefern, erscheint mir selbstverständlich und jeder echten Erkenntnis voraus zu gehen. Und: Wer allgemeine Dinge wie etwa Erwartungen kritisiert, der sollte nicht unbedingt mit solchen Erwartungen (die er selbst ablehnt) identifiziert werden.
Donnerstag, 17. Oktober 2024
Vampire (Songtext)
Vampire
Sie sind alle freundlich, machen Scherze
sind nette Menschen, unkompliziert
Sie sind umgänglich, sind zu allem bereit
sind gut abgerichtet, vielseitig interessiert
Die tun alle freundlich und sind nett
aber sie saugen dich aus
sie schneiden sich weg, was sie brauchen
sie nehmen sich, was sie kriegen
sie gaffen, sie raffen
sie werfen Teile von Dir weg
Vampire
Sie spucken Dich aus setzen Dich frei
sie haben Gesichter von Menschen
sie lachen und der Hohn versteckt sich darin
sie sind das Gesicht ohne Gesicht
sie verhalten sich, sie müssen müssen
sie dreschen Phrasen blabla
sie spulen ihre Festplatte ab
sie leeren sich in dir aus
und es klingt wohlgefällig
Vampire locken ins schöne Messer
Vamore sind nett
Vampire locken in den digitalen Dreck
Vampire….
Mittwoch, 16. Oktober 2024
Die im Schatten
„Die im Schatten sieht man nicht…“ tönte einst ein von der Kulturszene sehr anerkannter deutscher Dichter. Was passiert? In den Medien präsentieren sich meist die Erfolgreichen, die es mit ihrem Produkt (...und sei es sie selbst….) geschafft haben. Daneben aber gibt es unglaublich viele, die es nicht geschafft haben, die in der Versenkung oder im Konkurs verschwunden sind. Die es riskiert und verloren haben. Ja ja, es wird dann immer die Geschichte von den USA erzählt, wo so etwas keine Schande sei und der Wiederbeginn leicht geschafft werden kann. Doch in Europa scheint das anders: wer will schon zu den Verlierern gehören? Leicht ist man stigmatisiert und abqualifiziert als „Loser“, der es halt nicht schaffen kann. Man ist in diesem Falle zur Stille verdammt, wird nicht mehr wahrgenommen. Berufliche Selbständigkeit ist nichts, was in diesem Zusammenhang auftreten könnte. Das Ganze, der Staat hat und hätte die einschlägigen Pflichten, - was von Bedürftigen mit einigem Argwohn und Zynismus wahrgenommen wird. Denn Sozialleistungen werden oft einfach mitgenommen, weil es so ist, wie es ist. Dabei wird auch gerne mal ein bisschen geschummelt, weil die üblich einem zustehenden Standardleistungen ohnehin zu sparsam und wenig sind. In der Erinnerung ist lebhaft, wie einst ein Minister samt Gefolge bei einer Bedürftigen vorbei kam, mit ihr „Kaffee trank“, um anschließend über die Presse zu bestätigen und auszuführen, dass die staatlichen Leistungen völlig ausreichen würden. Ach so, dachte der Mittelständige damals, dann ist ja alles in Ordnung. Ist es aber nicht. Die Kundschaft der Tafeln wird immer größer und die Altersarmut wird immer größer, auch wenn eine wohlbestallte Journalistin in einer Talkrunde unlängst das anscheinend statistisch bewiesene Gegenteil glaubte bestätigen und ins Feld führen zu müssen.
Dienstag, 15. Oktober 2024
Schauspielerei
Könnte es nicht so sein, dass die Schauspielerei etwas mit Empathie zu tun hat, etwas mit dem „Sich-Hineinversetzen“ in gesellschaftliche oder auch hoch individualisierte Rollen, mit ihren Zwängen, Prägungen, Verschüttungen, Statusproblemen, Entfremdungen. Geht es nicht auch darum, etwas über den Wesenskern, das Ego einer Person, heraus zu finden? Hermann Hesse nannte das den „göttlichen Funken“. Gibt es das Original überhaupt, den Kern, die Essenz einer ganz bestimmten Seele? In der Kunst haben Marcel Duchchamp und Andy Warhol ihre zynische Art der Antwort gegeben, indem bei ihnen ohne Probleme „die Kopie der Kopie“ möglich war, ein Klonvorgang. Duchchamp galt wohl als ein „Ritter der schamlosen Kopie“. Die Soziologie teilt einem etwas über die Lebenswelt, das Selbstverständnis und die Selbstverständlichkeiten, das „Normale“ von Rollen mit, die die Menschen hinein zwingen in „soziale Stanzen“, vorgeformte Klischees, Modelle. Heraus zu kommen aus solchen Vorbestimmtheiten könnte man zum Erbe der Aufklärung erklären. Ein Herausgehen aus sich selbst (Emanzipation des Menschen), hinein in eine neue Perspektive der persönlichen Befreiung. Dies hat freilich eine „existenzielle Obdachlosigkeit“ zur Folge, die den Menschen in Entscheidungen über sich selbst hinein zwingt, die er zuvor nicht hatte. Es gilt, sich ständig zu entscheiden, was manche Menschen überfordert. Sie folgen lieber bewährten Linien, Rollenmodellen, Klischees. Sie wollen „nichts Besonderes“ sein.
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Couldn't it be the case that acting has something to do with empathy, something to do with "putting yourself in" social or highly individualized roles, with their constraints, influences, spills, status problems, alienations. Isn't it also about finding out something about the core of a person's being, their ego? Hermann Hesse called this the “divine spark.” Does the original even exist, the core, the essence of a very specific soul? In art, Marcel Duchchamp and Andy Warhol gave their cynical answer by making “the copy of the copy,” a cloning process, possible without any problems. Duchchamp was probably considered a “knight of shameless copying”. Sociology tells you something about the world of life, self-image and what is taken for granted, the “normal” of roles that force people into “social standards”, pre-formed clichés, models. Getting out of such predeterminations could be declared the legacy of the Enlightenment. A departure from oneself and into a new perspective of personal liberation. Of course, this results in “existential homelessness,” which forces people to make decisions about themselves that they did not have to make before. You have to constantly make decisions, which is too much for some people. They prefer to follow tried and tested lines, role models and clichés. They don’t want to be “anything special.”
Montag, 14. Oktober 2024
Reichtum
Wir lesen davon, dass Jeff Bezos nach Schätzungen etwa 195 Milliarden Dollar haben soll. Wir leisten uns noch den Luxus, darüber erstaunt zu sein, über diesen unfassbaren Reichtum. Allgemein soll solches unziemlich staunendes Gebaren von anderen und mir "Sozialneid" genannt werden, heißt es. Die Gesellschaft rechtfertigt dies Raffen offenbar aus sich heraus, insbesondere die US-amerikanische. Ob der Versandmann noch etwas davon hat jenseits dessen, dass er seinen Reichtum gelegentlich feist grinsend bei öffentlichen Empfängen vorführt und operational als Versandhändler ausgestiegen ist? Wer ihm wohl diesen Reichtum erarbeitet hat? Der Mann hat sich diesem „Enrichissez-vous“, diesem Gebot der Bereicherung wohl optimal angepasst. Dafür sollte er durchaus etwas verdienen. Aber so viel? Zudem werden einem in den Medien täglich reiche InfluencerInnen vorgeführt, die offenbar alles richtig gemacht haben und nun in Saus und Braus leben. In Dubai. Und in anderen Luxusbleiben. Unter ähnlichen Verhältnissen. Luxus. Sportwagen. Schlitten. Villen. Aber die Masse der Leute scheint deren Person und den damit verbundenen „Produktempfehlungen“ nachzuhängen. Wie geht das? Ob das „Neoliberalismus“ ist? Abhängig von Konsum? Jeder seines Glückes Schmied? Egal wie. Auch wenn das alle Grenzen überschreitet? Wachstum rules? Wir sehen Menschen, die gar nichts haben und wundern uns, sind erstaunt. Wie geht das zu in dieser Welt? Soll das ein Preis für den „Fortschritt“ sein? „Trickle-down“-Theorie? Sie behauptet, wenn`s den Reichen gut gehe, hebe das auch das Niveau der Armen. So viele „Reiche“ berufen sich darauf. Von unten gesehen sind daran Zweifel erlaubt. Eine Differenzierung gerade angesichts gegenwärtiger wirtschaftlicher Entwicklungen in schland erscheint angesagt.
Sonntag, 13. Oktober 2024
Podicasti
Podcasts sind in Mode. Jeder braucht jetzt einen Podcast. Wie das geht? Manche machen alles selbst, aber „prominente Personen“ lassen dazu „ihr Team“ die Dienste eines Aufnahmeteams mieten. Die nehmen das Gesprochene professionell auf und geben es weiter an die Vermarktung: Beim Podcast labern dann ein oder zwei Personen ihre Weisheiten in der äußeren Form eines Zwiegesprächs oder eines Monologs uns unendlich lang in die Ohren (haben wir so lange Zeit?). Man will uns etwas „auseinandersetzen“. Es geht aber unter anderem darum, sich als „Marke“ zu profilieren, sich als kompetent und sprachgewandt darzustellen, einen weiteren Verbreitungskanal für diese Marke zu nutzen. Gesichtsausdruck und optische Präsentation als „Typ“ (beim Video-Podcast) mögen dabei auch ihre Rolle spielen, um auch die zu gewinnen, die nicht unbedingt zu den Hardcore-Fans zählen.
Samstag, 12. Oktober 2024
Wann ist der Mann ein Mann?
Manchmal denke ich, dass dies hier übertrieben ist. Aber ohne Übertreibung wird man nicht wahrgenommen. Das glaube ich im Journalismus gelernt zu haben. Außerdem zeige ich hoffentlich oft den Zusammenhang zwischen Privatem und Allgemeinem. Weitere psychologische Spekulationen zu mir sind erlaubt. Es scheint mir dies hier auch ein Versuch zu sein, eine Technik der Annäherung an einen Sachverhalt, was freilich viel Toleranz und Bereitschaft zur Veränderung von Standpunkten und Lebenslinien voraus setzt.
Wenn ich jetzt in mich gehe, entdecke ich, dass der Song „Wann ist der Mann ein Mann?“ des bekannten Knödlers aus dem Ruhrgebiet unabhängig der aktuellen Genderdebatte eines meiner Lebensthemen eingekreist hat und ich aus der Sicht von heute viel nachsichtigen Humor bei der Betrachtung dessen walten lassen sollte. Ich entdecke, dass ich anders sozialisiert/erzogen wurde und kann dem aus heutiger Sicht nur zustimmen. Tatsache ist aber, dass ich mit der obwaltenden Männlichkeitsidiologie meine (schweren) Probleme hatte. So soll der Mann der Frau grundsätzlich überlegen sein, und zwar dem Wesen nach in jeder Hinsicht. Ja, das scheint mir eine der „unbewussten“ Idiologien zu sein, die ganze Kulturkreise lange beherrscht hat. Schon mit dieser Grundvoraussetzung einer Überlegenheit konnte ich nichts anfangen. Sie war und blieb mir aus vielen Gründen fremd. Ich sah – und das ist wichtig! - sowohl bewusst als auch unbewusst nicht die Herabsetzung und den Wettbewerb oder die Demütigung, Gewalt und Entwürdigung der Frau als Triebkräfte meiner selbst und meines Verhaltens. Ich entdecke jetzt, dass mir das nie beigebracht wurde, dass es mir fremd blieb und ich kann dem aus heutiger Sicht (!) nur zustimmen (in jeweiliger Zeit konnte das sehr sehr schmerzvoll sein) und meinen Eltern dafür danken. Mädchen sind schwach, nachgiebig und ängstlich, während Jungs stark und mutig sein sollen. Haha. So geht das mächtige Rollenklischee, das sehr stark um alles kreist, was auf „Macht“ deutet. Ich konnte nie eine Bierflasche lässig mit dem Feuerzeug öffnen, der aus der Werbung bekannte Cowboy mit gegerbter Haut und der Wumme im Mundwinkel, der Old-School-Bestimmer aller Klassen oder der smarte Boy mit dem Silberblick war ich auch nicht. Diese Art der lässigen Männlichkeit war mir versagt. Es eröffnete sich mir kein Zugang dazu, - noch schlimmer! - ich nahm das gar nicht richtig wahr und wunderte mich nur über gewisse Dinge im geschlechtlichen Wettbewerb. Ich erschließe mir jetzt, dass ich ohne die Erfüllung der typisch männlichen Rollen-Ansprüche „kein echter Mann“ war. Kein Tatmensch auch, kein Anpacker. Ich hatte es auch nicht in mir, den dauernden Wettbewerb der Männer unter sich und die daraus folgende, andauernde Hackordnung/Hierarchie zu akzeptieren. Der Mann (oder einer wie ich) wurde insofern Opfer von typisch männlichen Ansprüchen des permanenten Wettbewerbs. Ich war vielleicht ein „Softie“ oder etwas Derartiges, was keinen „echten“ Mann darstellt. Ein „Frauenmagnet“ wurde ich jedenfalls auf diese Art auch nicht. Eine Erfahrung meiner Lebenszeit scheint aber gewesen zu sein, dass Frauen in der Regel „echte Männer“ suchen, dass sie in ein Erziehungsschema eingebunden zu sein scheinen, das nur das Spiegelbild der männlichen Sozialisation ist. Erst sehr langsam, etwa während der vergangenen 20 Jahre Jahre, scheinen mir Frauen sich dessen teilweise bewusst geworden zu sein und sich davon zu lösen.
Freitag, 11. Oktober 2024
Kohle machen
Schon gibt es wieder Berichte, dass Saudi-Arabien bekannt gute und in Europa tätige Fußballspieler kaufen wolle. Diesmal jüngere, nachdem zuletzt eher Spieler verpflichtet wurden, die im Herbst ihrer Karriere stehen. Ja klar, dort von Saudi-Arabien ist Kohle nicht zu knapp geboten und Leistung soll sich da auch noch geldwert lohnen. Im Anschluss an Olympia wird ja in Deutschland von allen Seiten beklagt, dass sich Leistung nicht mehr lohne und deshalb so viele Misserfolge mit der geringsten Medaillenausbeute seit langer Zeit gefeiert wurden. Welche Rolle bei der „Leistung“ wohl Doping gespielt haben könnte? Ob da einiges durcheinander geraten ist? Und allgemein: Ob in Deutschland jemand mit „Leistung“ an die Spitze der Gesellschaft und zur Elite gelangen kann? Ob die Beziehung zwischen „Leistung“ und Verdienst zugunsten gewisser Kreise längst aus den Fugen geraten ist? Entlassungen im großen Stil mögen in der Vergangenheit zur Anerkennung von „Leistung“ auch nicht unbedingt beigetragen haben. Die erbrachte „Leistung“ war dabei jedenfalls bei Entlassungen kein Kriterium. Jetzt haben sich die Zeiten geändert und Deutschland ist Vorreiter darin, den „Leistungsbegriff“ aufgeweicht zu haben. Sich kaputt machen für Leistung? Iwo! Wird doch hierzulande gar nicht honoriert. Die Bedingungen haben sich außerdem ja längst geändert. Mittlerweile kann der Arbeitnehmer bei Personalverhandlungen Bedingungen stellen. Teilzeit. Boni. 14. Monatsgehalt. Der „Arbeitgeber“ muss reagieren. Der Trick mit der in Aussicht gestellten Karotte jedenfalls scheint nicht mehr zu funktionieren.
Donnerstag, 10. Oktober 2024
Zeit für Zeit
Dass Zeit ein höchst wertvolles Gut sei, mag sich herumgesprochen haben. Diese Erkenntnis legt sich auch angesichts der permanenten Beschleunigung, Erreichbarkeit und Verfügbarkeit nahe. Alles wird immer mehr verdichtet und unserer Verfügung als Mensch entzogen. Dass es dabei in erster Linie um Zeit geht, wird immer klarer. Zeit ist Lebenszeit. Dass diese unwiederbringlich ist, wird dem Menschen erst im fortgeschrittenen Alter so richtig klar. Oder bei oder nach einer lebensbedrohlichen Krankheit. Dies zieht oft eine Veränderung des Blicks oder – insgesamt - der Perspektive auf die Zeit nach sich. Es gilt, die Zeit sinnvoll zu nutzen und sie auch mal im Müßiggang, im schönen Nichtstun, zu verbringen. Manch einer behauptet, dies sei sogar die Voraussetzung für Kreativität überhaupt. Mal auf andere Gedanken kommen, in sich gären, Kraft aus sich schöpfen, Kraft zum Tun und sich Entäußern, nach außen bringen. Zeit nicht nur „nutzen“ für fragwürdige Zwecke, sondern sie in sich wirken lassen. Es gilt, „Prioritäten“ zu setzen, Reihenfolgen festzulegen. Sich „Zeit nehmen“ für etwas, könnte dies bedeuten. Für sich selbst etwa. Zeit hat keinen unmittelbaren ökonomischen Wert, auch wenn wir uns oft gezwungen sehen, unsere Zeit zu verkaufen, um zu überleben.
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Word may have gotten around that time is a highly valuable commodity. This insight is also evident in view of the constant acceleration, accessibility and availability. Everything is becoming more and more condensed and beyond our control as humans. It is becoming increasingly clear that it is primarily about time. Time is lifetime. The fact that this is irretrievable only becomes clear to people as they get older. Or during or after a life-threatening illness. This often results in a change in the view or - overall - the perspective of time. It is important to use the time wisely and to spend it in idleness, in doing nothing. Some people claim that this is even the prerequisite for creativity. Come to other thoughts, ferment within yourself, draw strength from yourself, strength to do and to express yourself, to bring it to the outside. Don’t just “use” time for questionable purposes, but let it work for you. It is important to set “priorities” and determine sequences. This could mean “taking time” for something. For yourself, for example. Time has no immediate economic value, even though we are often forced to sell our time in order to survive.
Mittwoch, 9. Oktober 2024
Werbung by Promi
Schon wieder empfiehlt mir ein „Prominenter“ etwas, was ich unbedingt haben muss. Per Spot. Viele Menschen scheinen ja das ständige Umschwirrtsein mit Werbung so verinnerlicht zu haben, dass sie das als „normal“ empfinden. Ich soll mich mit diesem Prominenten identifizieren, mich mit ihm (! In diesem Fall ein „Er“) virtuell irgendwie gemein machen, etwas von seinem Glanz auf mich lenken, indem ich das von ihm empfohlene Produkt kaufe. Er tut kumpelig und gibt sich möglichst nahbar. Haha. Offenbar auch ein Mensch (der nur Geld verdienen will…). Wie schräg ist das denn? Aber oha, der „Verkaufserfolg“ solcher Werbeaktionen wird gemessen und bezeugt, dass viele „Konsumenten“ solchen „Empfehlungen“ folgen. Was das wohl bedeutet?
Dienstag, 8. Oktober 2024
Montag, 7. Oktober 2024
Der Wagner
Auszug aus meinem Buch „Zuhören“, das auch Besprechungen einiger von mir besuchter Konzerte bringt. Am Sound der folgenden Band hing ich lange Jahre, ich verdaute das in meinem Empfinden und meinem Hirn, bezog es in mich ein, lebte damit:
„Was ich gerade höre?“: Mit dieser Frage hatte ich viele meiner derzeitigen Blogs
eingeleitet, was von Anfang an so geplant war. Ich wollte das, was mich beeinflusst
hatte, auf diese Weise streifen und es manchmal sogar wiederentdecken. Die
Produktionen, die mich und mein Weltbild beeinflusst haben. Zum Beispiel dieses
Album: Lambchop „Is a Woman“. Das Album war immer bei mir, seit es 2002
erschienen ist. Ich hole es oft hervor. Ich lasse mich in diesem Gefühl gehen, lasse
mich an den CDs entlang schlendern und irgendwohin zugreifen. So, wie mir der
Sinn steht. Oft greife ich dann zu Lambchops „Is a Woman“. Dies Album scheint eine Art mittel- und langfristiger Stimmungslage wiederzugeben, die mir noch immer sehr gemäß ist.
Ist es melancholisch? Nein, eher lakonisch. Es ist ein undramatisches „Vor sich hin
stammeln“, gebettet auf weichen Klängen, die sanft ineinander fließen, ohne sich
damit jemals anzubiedern. Es ist eine Art „realistischer Musik“, die in sich versunken
ist: „Nothing much to bark about...“. Da ist keinerlei Imponiergehabe. Kein
aufdringliches Vorführen oder Verkaufen von etwas. Ich liebe alleine schon diese
Haltung.
Es ist eher eine Art persönlicher Brief, eine kreative Mitteilung. Wie in einer weichen
Trance haucht der Wagner da seine Texte vor sich hin, ein Monolog, ein
Selbstgespräch. Poetisch? Klar. Aber was heißt dies Wort schon? Es ist inzwischen
völlig entwertet. Kurt Wagners Worte aber helfen der Phantasie auf die Sprünge, ganz
sachte, ohne jene Agressivität, die so manch anderen Sprechgesang auszeichnet. Das
braucht er nicht. Er scheint seiner Umwelt, - und scheint sie ihm noch so feindselig
zu begegnen, - so etwas wie seine Liebe entgegen zu bringen. Seine Texte sind
manchmal weitschweifig, nehmen Träume und traumhafte Situationen auf, sind in
sich verwoben, gehen einem wie mir seltsamerweise nicht aus dem Sinn. Dazwischen
fließen ein paar elektronische Einsprengsel beiläufig hindurch, untendurch. Schon,
wie er im ersten Titel „The daily Growl“ anhebt: „“Thought, I felt a chill, thought an
underrated Skill, a hazard to the emotionally challenged...“. Ich bin da sofort drin, sie
umfangen mich, diese Zeilen, sie geben Trost und Anregung, sei entfernen sich
wieder, sie haben eine eigene Dynamik.
Sie sehen aus einem regenverhangenen Fenster interessiert auf die Welt. „Gentle
Revolution“, diese Wendung kommt dann noch bald hinzu. Ich sehe den Sänger, -
vielmehr: die Stimme - Kurt Wagner, den ich tatsächlich einmal live erlebt habe, dazu
mit seinem Hut. Unter seinem Hut. Schmucklose Verse, weit entfernt von jener
Helene-Fischer-Welt, die die Musikindustrie mit allen ihren Tricks den Leuten da
draußen so munter andient. Sind Lambchop, jenes Künstlerkollektiv aus Nashville,
eigentlich ein bisschen verschwunden? Fast scheint es aus heutiger Sicht so. Aber es entspricht jener Rolle, die sie da mit „Is a woman“ und anderen Alben so wunderbar angedeutet haben. Ein Phantom, von dem man nix Genaues weiß. Lambchop war ja auch eine Band mit wechselnden Mitgliedern, ohne Stargesichter, ohne lächelnde
Verkaufsflächen. Eher ein Spiegel, mit der Möglichkeit unseres Selbst. In die Band
Arcade Fire wurde zb. auch so etwas hinein projeziert. Lambchop sind da
meiner Meinung nach aber viel näher dran.
Noch im Jahre 2002 schrieb ich über einen Auftritt von Lambchop: „Kotelett, serviert
auf doppeltem Boden“ - Lambchop in der Manufaktur in Schorndorf - Wieso soll das
Lammkotelett eine Frau sein? Eine Frage, die uns bewegt, seit Lambchop ihre neue
CD "Is a Woman" auf die Welt gebracht haben. Allein die Antwort, sie ist und bleibt
das Geheimnis von Kurt Wagner, des Sonderlings aus Nashville, der als Sänger und
Songschreiber diese wunderbare Platte so maßgeblich geprägt hat. Es wohnt noch so
manches andere Geheimnis in Lambchop, jenem Kreis von Musikern, die einem
normalen Tagesberuf nachgehen und abends ihren musikalischen Ideen einen weiten
Auslauf gewähren. 17 waren sie, als sie mit der CD "Nixon" einer seltsamen Figur
der jüngeren US-Geschichte nachspürten und dabei eine verschrobene Fusion aus
Country und Soul auf die Beine stellten. 17 Musiker waren sie auch, als sie "Is a
woman" jenen völlig intim wirkenden Rahmen gaben, der lauter schräge und
auseinander strebende Elemente so überzeugend zu einer Einheit fasst. Und jetzt
versammeln sie sich zu acht um jenen bebrillten Kauz in der Bühnenmitte, der auf
einem Stuhl sitzend seine eigentümlichen Verse krächzt. Würden sie es schaffen, die
in sublimen Klangfarben schillernde Atmosphäre der Platte auf die Bühne zu
übersetzen? Nicht nur diese Frage, sondern auch die Medienresonanz auf die CD
mögen bewirkt haben, dass die Manufaktur in Schorndorf an diesem Abend bis auf
den letzten Platz gefüllt ist.
"Down the street you go, rumors of a one man show, how silly we can be about the
future...": jene Stimme, sogleich durchsticht sie den Song "Daily Growl" so mit ihren
scharfen Betonungen und einer Sehnsucht, dass er geradezu zu einem Menetekel
wird. Für alltäglich schlummernde Abgründe? Für fremde Zusammenhänge, die uns
die Orientierung nehmen? Es bleibt im Geheimnis. Dieser Gesang, der ja in seiner
whiskeygeschwängerten Knarrzigkeit viel von einem dramatischen Erzählen hat, er
gleitet nun dahin auf einem instrumentalen Film, in dem das Piano mit seinen
weichen Harmonien die Führungsrolle spielt. Vom Barjazz mag da manches kommen,
von einer Kammermusik des wilden Westens und vom lyrischen Plüsch längst
vergangener Radiotage. Das Schlagzeug streichelt sachte die Felle und der Bass setzt
leise Akzente, künstliche Aufgeregtheiten sind verpönt.
Darüber schillern die Gitarren in allerlei Farben, schrammeln in braver Gleichmut die
Akkorde, schwelgen in gläsernem Vibrato, verlieren sich in digitalen Räumen und
kreischen auch mal scharf. Hinter alldem tut sich ein unauffälliger Kosmos der
elektronischen Geräusche auf, ein Gurgeln, ein Schleifen, ein Quietschen und
Quetschen, das dem Ganzen eine unwirkliche Atmosphäre gibt und die scheinbar
disziplinierte Harmonie fortwährend in Frage stellt. Die Arrangements sind genau,
selbst das seltsame Saxofon-Riff von "The new cobweb summer" und die spitz
gefistelten "Ah ah"-Chöre fehlen nicht.
Eine feine Doppelbödigkeit durchzieht diese Musik, deren Entwurf von der Platte
tatsächlich kongenial auf die Bühne übersetzt ist, ohne in eine feierlich verkrampfte
Kunstanstrengung zu verfallen. Im Gegenteil: zwischen den Songs geht es lustig zu,
der Pianist Tony Crow erzählt Witze, während der freundliche Biertrinker Kurt
Wagner eine Zigarette nach der anderen qualmt. Am Ende sind die zwei Stunden wie
ein Traum vorübergezogen, unwiderstehlich, intensiv, anrührend.“
Sonntag, 6. Oktober 2024
Digitales Denken
Ein Zauberwort scheint die gesamte Öffentlichkeit zu beherrschen, eines, das bis vor kurzem noch als ein bisschen problematisch galt und dessen Nachteile gerne mal verdrängt wurden: DIGITALISIERUNG. Es scheint seit kurzem regelrecht heilig gesprochen. Home Office, Home schooling etc. Was funktioniert und was nicht funktioniert. Alles, was wir wissen, ist, dass wir hinten dran sind. Wir müssen uns jetzt sputen, wenn wir da noch mitmachen wollen. Funklöcher und digitale Schwachstellen: das geht gar nicht, so heißt es. „Aufholen“ heißt die Devise. Dass da mal Überlegungen zu digitalen Monopolkonzernen waren, die eine Totalüberwachung der User anstreben, um aus der Ausspähung und Kontrolle jeglicher Lebensäußerung einen Geschäftsgewinn zu erzielen: alles vergessen. Dass sich Geheimdienste gerne an solche Praktiken hängen, und liebend gerne Genaueres über uns wissen wollen: geschenkt. Dass durch die Mechanismen der AI, also der künstlichen Intelligenz, solche Praktiken besonders effektiv und allumfassend werden können, verstehen wir ja sowieso nicht. Dabei ist es doch offensichtlich, dass im Bereich der Guten, also der Polizei, gewisse Daten blitzschnell in mannigfacher Richtung ausgewertet werden können und „erkennungsdienstlich“ behandelt werden können“. Dabei ist gerade die Polizei, so wird gestreut, ja hinten dran und braucht dringend einen digitalen Push. Das alles könnte besser und reibungsloser gehen. Das alles? Die digitale Welt beherrscht uns jetzt schon. Die Facebook-Community, Instagram, Tic Toc etc. geben uns den Ton an. Facebook ist wohl die größte Gemeinschaft dieser Art auf der Welt. Ihre Bewohner, bzw. Bürger chatten, twittern, mailen, hashttaggen, posten, googlen oder downloaden unablässig, hängen ständig an Smartphones oder Laptops, machen Selfies und Photos, um ihre Facebookseite zu füllen, ihre Whats-app-Nachrichten auszutauschen oder sonstwie ins Netz zu stellen. Ob das unsere Seele vergiftet? Der Hang zur Selbstdarstellung, ob er einem Grundbedürfnis des Menschen entspricht? Likes abgreifen, Influencer spielen? Verstehen? Ach, da kommt ja schon die nächste Nachricht! Beschleunigung raubt uns die Zeit, die uns nicht mehr zur Verfügung steht. Es scheint eine Lebensbedingungsvernichtungsmaschinerie, mit der wir da zu tun haben. Wir könnten in vielem qualitativ viel besser leben, wenn wir mehr Zeit dafür hätten. Und ob die von manchen bundesdeutschen Ministerien und ihren Köpfen gerne als „Bedenkenträger“ verspotteten Digitalkritiker, die sich jetzt den Ausbau des 5 G-Netzes vorgenommen haben, nicht einem menschlichen Grundbedürfnis entsprechen, indem sie etwas zuerst überdenken, bevor sie es verwirklichen? Ob so etwas zu verteufeln wäre? Der Homo Sapeins zeichnet sich durch eine Möglichkeit und Fähigkeit aus, die ansonsten im Tierreich wenig verbreitet scheint: Die Extrapolation, also die Vorwegnahme und das Vorhersehen, gedankliche Simulation: wenn ich etwas tue, dann passiert dies oder jenes.... Denken, nachdenken über mögliche Konsequenzen, etwas bedenken ist also ein grundsätzliches Element des Menschseins. Ob nicht die Propagandisten des neuen Digitalismus ohne mit der Wimper zu zucken, auf öffentliche Resourcen zurück greifen (etwa durch das „Flugtaxi“), um privatwirtschaftliche Interessen zu bedienen? Ob dies nicht vollkommen vorbei und von vorgestern ist? Ob es nicht Ressourcen gibt, die nicht endlos sind und die deshalb des öffentlichen Schutzes bedürfen? Wasser oder Luft seien hier nur genannt. Ob ein wahrer Preis für ein Gut nicht solche Kosten an der Umwelt beinhalten müsste?
Dies hier war nur ein kleiner, assoziativer Überblick, ein Durchgang ohne Systematik, der freilich klar machen könnte, dass es im Bereich des Digitalismus Vieles erst zu bedenken gäbe, bevor es – quasi in der analogen Welt - verwirklicht werden sollte. Dass wir hier in Europa ein anderes Tempo haben, als in den bedingungslos optimistischen und technikgläubigen USA, sollte uns stolz machen und uns klar machen, dass wir hier in Europa unsere eigene Rolle spielen. Dass wir ganz grundsätzlich eine andere Herangehensweise haben, die uns einen anderen Vorsprung vor der mit der Digitalisierung verbundenen Technikgläubigkeit anderer Kulturkreise verschafft.
Samstag, 5. Oktober 2024
Hesse to go?
Wieso eigentlich wird immer der Hermann Hesse der zwanziger Jahre unterschlagen? Der Typ hatte da erhebliche innere Kämpfe zu überstehen, was schließlich auch zum Buch „Steppenwolf“ führte. Es mögen damals CG Jung oder F Nietzsche wesentliche Einflüsse für ihn gewesen sein, aber auch der eher geistesgeschichtliche Teil der deutschen Romantik, der nicht lieblich und träumerisch daher kommt. Die Dichotomie (Zweiteilung) allen Seins wurde ihm da beispielsweise zum quälenden Problem.
Im „Steppenwolf“ steht beispielsweise: „auch wer keinen Wolf in sich hat, braucht darum nicht unglücklich zu sein. Und auch das unglücklichste Leben hat seine kleinen Glücksblumen zwischen Sand und Gestein. So war es denn auch bei dem Steppenwolf. Er war meistens sehr unglücklich, das ist nicht zu leugnen, und unglücklich konnte er auch andere machen, nämlich wenn er sie liebte und sie ihn. Denn alle, die ihn lieb gewannen, sahen nur die eine Seite in ihm. Manche liebten ihn als einen feinen, klugen und einzigartigen Menschen und waren dann enttäuscht, wenn sie plötzlich den Wolf in ihm entdecken mußten.“
Im „Magischen Theater“ des „Steppenwolf“ wird zur „Hochjagd auf Automobile“ geblasen. Unter anderem heißt es da: „Auf den Straßen jagten Automobile, zum Teil gepanzerte, und machten Jagd auf Fußgänger, überfuhren sie zu Brei, drückten sie an den Mauern der Häuser zuschanden. Ich begriff sofort: es war der Kampf zwischen Menschen und Maschinen, lang vorbereitet, lang erwartet, lang gefürchtet, nun endlich zum Ausbruch gekommen. Überall lagen Tote und Zerfetzte herum, überall auch zerschmissene, verbogene, halbverbrannte Automobile“. (….)“...endlich sich einzusetzen für die Menschen gegen die Maschinen, endlich die fetten, schöngekleideten duftenden Reichen, die mit Hilfe der Maschinen das Fett aus den andern preßten, samt ihren großen, hustenden, böse knurrenden, teuflisch schnurrenden Automobilen totzuschlagen, endlich die Fabriken anzuzünden und die geschändete Erde ein wenig auszuräumen und zu entvölkern, damit wieder Gras wachsen, wieder aus der verstaubten Zementwelt etwas wie Wald, Wiese, Heide, Bach und Moor werden könne“.
Selbst wer so etwas als nicht reale „Seelenbilder“ oder dem Zeitgeist entsprechende maschinenstürmige Vorstellungen deutet, muss sich fragen, ob so etwas Gewalttätiges am Ende heutzutage vielleicht sogar grundgesetzwidrig sein würde und dem Bild vom netten, erbaulich-besinnlichen Sonnenhutträger entspricht. Ob da etwas aufscheint, was gerade jetzt eine neue Aktualität gewonnen hat?
Freitag, 4. Oktober 2024
Stadt Land
Über die Medien, über das, was uns vermittelt wird, scheinen wir immer nur von den Befindlichkeiten der „Stadtmenschen“ auszugehen. Es geht um eine gegen stattliches Honorar aufzusuchende Nähe zur Natur. Es geht ums Abschalten. Man müsse erstmal wieder in den Wald gehen. „Naturtherapie“ ist angesagt. Dinge, die auch in Unternehmen praktiziert werden könnten. Das Handy, - bloß nicht das Handy, der Stress! Digitox! Das ist der Tod jeder Entspannung. Es gilt, seltsame Riten im Freien zu vollziehen und dem ungewissen Effekt dessen gelassen entgegen zu sehen. Am Besten „achtsam“. „Erleuchtet“, wenn`s geht….
Donnerstag, 3. Oktober 2024
Popidentifikation
Ich habe versucht, anders zu reflektieren. Am 17.3. 2018 schrieb ich in meinem Blog „ubpage.de" unter der Headline „Gegen den Stachel löcken“: „Aus einem Brief. Ob ich ihn abgeschickt habe? Ich weiß nur noch, dass er auf einen Shitstorm reagieren wollte, der etwas unerwartet über mich hereinbrach und der allzu oft das bekannte Argument von den Vielen, die sich nicht irren können, über mich brachte.
„Das Führertum und die religiöse Verehrung kommt heutzutage in Gestalt von Showgrößen daher, die Profit für sich maximieren wollen..… das hat man voraus zusetzen. Doch das kann man immerhin doch auch ordentlich machen, ohne die Massen mit plumpen Tricks zu verarschen. Diese „Tricks“ und Reflexe zu benennen ist auch meine Aufgabe.... das immer wiederkehrende Muster....das könnte man womöglich „von außen“ kommentieren, d.h. In einer gewissen Distanz dazu.... z.b. ist „Partyfeeling“ eine bewährte Methode, eine Masse zusammenzuschweißen... Spielverderber zu spielen ist mein Job, zumindest: die Dinge benennen.... es ist alles nicht nur so unschuldig, wie das immer reklamiert wird. Sondern es wird auch Gleichschaltung eingeübt...
Sich fanatisch identifizieren mit jemandem und keine andere Meinung dazu gelten lassen, das erinnert doch stark an bestimmte Formen des Fundamentalismus, jedenfalls ist nicht unbedingt Toleranz oder behutsame Annäherung eine Eigenschaft, die solche Leute auszeichnet..... Für gewisse Medien gilt: Wer nur lobt und großartig findet, der wird darin nicht mehr ernst genommen, denn er will ja das andere nicht mehr sehen, er hat sich dafür entschieden, alles geil zu finden. Das ist es aber ganz offensichtlich dann doch nicht...
Werbung und Promotion kann einem auf diese Weise unmerklich zur zweiten Natur werden. Man ist dann willenloses Rädchen im Getriebe von Interessen... mich hingegen interessiert primär die Musik, dann das Image und die Mechanismen, die jemanden erfolgreich machen.....(in dieser Reihenfolge). Die Massen reagieren ja meist auf grobe Klötze, auf sehr einfache Muster..... das liegt im Wesen von Massen.., es gibt auch eine andere Würdigung als diejenige, die die Frage stellt, wie vielen Leuten eine Darbietung gefallen hat. „Super“ „geil“ und all sowas... das ist doch total dumpf, aber ein paar Dinge aus diesem dumpfen Empfinden aufscheinen zu lassen, sie zu formulieren und ins Wort zu bringen, könnte auch eine Aufgabe einer Kritik sein. Es muss erlaubt sein, zur einhelligen Begeisterung „von der Seitenauslinie aus“ ein paar kritische Fragen stellen, Einwände machen..... die müssen nicht immer richtig sein....“
Mittwoch, 2. Oktober 2024
Dienstag, 1. Oktober 2024
Meine Fotos
Sind doch nur meine und ihre kleinen Seitenblicke. Meine verstorbenen Eltern haben dabei tatkräftig mitgewirkt, es scheint dies eine Art Familienmerkmal zu sein. Neugierig in die Welt hinaus zu blicken. Festgehaltene Blicke, Momente, Fotos bleiben übrig. Es soll dies keinerlei Verherrlichung meines schwachen kleinen Egos sein, sondern eher eine Art Aufforderung dazu, seine Umwelt und ihren "Wert" bewusster wahr zu nehmen. „Wert“, das bedeutet derzeit ziemlich viel um uns herum. Nur, es wird es noch (!) anderen Dingen als dem Rohstoff zugemessen. Die Zeit der großen Selbstverständlichkeiten auf diesem Gebiet könnte jedoch bald vorbei sein, Rohstoff könnte ein anderer Stoff werden. Die Schutzlosen fliehen dann in schäbige Löcher, die besitzenden Angeber geben sich gelassen angesichts solcher „Kleinigkeiten“.
Es sind hier doch hier nur kleine Seitenblicke, Augenblicke aus meiner Ego-Maske heraus! Versuche der Wahrnehmung, so, wie sie meine Eltern in mir angeregt und verwirklicht haben! Unbedeutend, indeed! Annäherungen. Versuchte Aufmerksamkeiten! Was ging da durch einen hindurch? In diesem Moment? Welche winzigen Schnipsel der Welt füllten ein Bewusstsein? Ich fühle mich meinen Eltern darin sehr nahe. Sie, die dieses Gefühl auch hatten und an mich weiter gaben. Wir sind eins. Und: Ob Reich oder Arm - es ist diese eine Welt, die uns umgibt.
Montag, 30. September 2024
Gut kommt besser (besser als voran) (Songtext
GUT KOMMT BESSER (besser als voran)
Graue Thermostaten verperren uns die Sicht
der Senator trifft ins Schwarze
sieht im Wald die Bäume nicht
vom Hahn tropft kalter Schweiß
die Mücken spieln' Versteck
die Jacke gleicht der Hose
einen Fahrstuhl gibt es nicht
Sahnemischmaschinen drehen uns im Kreis
die Lieder werden schneller man sinkt jetzt wieder mit
REFR.
Die Masken auf ‑ Masquerade los, knöpf den Regenmantel zu
Gut kommt besser, besser als voran Gut kommt besser, ‑ als voran
Alle Sternengötter treffen sich im Klo
man spiegelt sich im Scheine
Astrophie macht Konjunktur
die Katzen bleiben cool
das Radio dirigiert Mancini
und abends ins Theater:
Mignon fährt jetzt Rolls‑Royce
Schicksalsproduzenten zaubern Riesenräder
sie stellen wieder Fallen und schaukeln auf und ab!
REFR.
Der schöne Fred trägt sein Gesicht spazieren
schwarz ist groß in Mode
er sagt sich: Gute Nacht!
man hört ihn manchmal lachen
und keiner weiß wieso
sein Gesicht spielt immer heiter
dahinter steht das Nichts
Champagnerfrösche quaken süchtig weiter
es kriegen sich die Sterne - der Mond bleibt heute leer
Wenn alle Schenkel gierig zittern
tritt Zampano auf's Podest
wünscht: Schluckauf!
m Sterz blüht ein Furunkel
man klagt jetzt weh und ach
Engel im Affenzimmer
treiben schnöd Frevelwitz
die alten Bärte sprießen wieder
neu unter rost'gem Helm hervor es läutet leis zur letzten Rund!
REFR.
Sonntag, 29. September 2024
Kokon aus Musik
Ich ertappe mich dabei, wie ich immer wieder „One“ höre, in der Version von Johnny Cash. Ob es da etwas ausmacht, dass das für mich etwas (end)Gültiges hat? Oder ob es mir nur einfach gefällt? Das Baden im schönen Weltschmerz? Kitschy? Dann auch „Bird on the wire“, Beides uralte Songs, die mich begleitet haben, die immer da waren. Ich höre die Version von Tim Hardin. Im Unterschied zu der von Leo Cohen ist sie nackt, unumwunden, niederschmetternd für das Ego. Jedenfalls tief gehend. Themen, Motive, die mich umspülten, einhüllten, Trost gaben, aufmunterten, Richtungen, Möglichkeiten zeigten. Jetzt gewinnen sie einen anderen Ernst. Ja klar, prominente Songs. Jeder ab einem bestimmten Alter kennt sie. Aber sie gewannen Persönliches für mich. Es gab einen Kokon aus Songs, Ausdrücken, emotionalen Statements, die mich – wie das „Geschäft“ sagt – berührten und immer wieder auf mich zukamen.
Samstag, 28. September 2024
Wirklichkeitsflucht
Ja klar, kenne ich auch Leute, die einem laut raten, nicht mehr diese verheerenden Nachrichten die ganze Zeit zu verfolgen. Das mache einen kaputt, ziehe einen runter. „Doomscrolling“ sei angesagt. Mit „Verdrängen“ habe das nichts zu tun. Mein Problem dabei ist, dass ich wissen will, was auf der Welt los ist, egal wie negativ das ist. Immer noch. Dabei ziehe ich verschiedene Medien zu Rate und befürchte, dass „Erkennen vermeiden“ nicht viel hilft. Klar beeinflusst einen alleine schon die Auswahl der News, die einen ankicken sollen, die etwas vermelden wollen, das den Anzeigenabverkauf ankurbeln soll. Die Medien verfahren da nach einem jahrzehntelang eingeübten Muster. Erlaubt ist, was Profit bringt. Was sollen sie machen? Nur noch Schönwettermeldungen? Oder Fußball- Showbusiness-Nachrichten aus einem anderen und als besser vorgestellten Land? Gute-Laune-News? Spass um jeden Preis? Die objektive Lage würde einen gleich wieder umhauen, wenn man Ahnungen ausgesetzt und nur „langweilig“ neugierig sein würde. Man ist den Zeitläuften ausgeliefert, egal was sie bringen. Es sei denn, man ist finanziell gut gepuffert und kann alleine schon deshalb eine Weile lang der Unbill auf teuren Wegen ausweichen. Oder man sitzt einer uralten amerikanischen „Be positive“- Strategie auf, die bei uns neuerdings gerne als „Manifestation“ daher kommt, und uns rät, die Dinge positiv zu sehen und uns erstrebenswerte Zustände vorzustellen. Die dann auch eintreten würden. Selbstverständlich werden dazu Prominente als begeisterte Beglaubiger vorgeführt.
Freitag, 27. September 2024
Blaue Blume
Ob Novalis irgendetwas mit Dialektik am Hut hatte? Jedenfalls schien er friedlich mit den Widersprüchen und nicht nur mit der „blauen Blume“ zu leben, mit These und Antithese. Genau wie viele Zeitgenossen der Romantik. Mit Polyperspektivismus war er vertraut, mit der Ansicht der Dinge von verschiedenen Seiten. Später, auf höherem Niveau, sollte die „Unio mystica“ zusammenführen. Er wollte einen Weg finden, um Licht und Bewusstsein in unsere Existenz zu bringen. Der Grenzen unserer Erkenntnis war er sich dabei wohl bewusst. Gleichzeitig war ihm der Glaube und das intuitive Tun etwas wert, das Streben nach Erkenntnis, die sich freilich im Paradoxen verbergen konnte. Auch war ihm die Ironie wertvoll. Eine Distanz, die um Beschränkungen von Menschen wusste. Die Mystik, natürlich. Die Nacht. Das Unendliche. Der Tod als das Dunkle, was jeden Menschen früher oder später (gnädig) auffrisst: Klar.
Donnerstag, 26. September 2024
Pop und Ort
Es stand meine Verwunderung auf meiner Site ubpage.de zu Ende des Jahres 2017: „Es war Liverpool. Es war oft genug auch Manchester. London weniger: in dieser Stadt strömte alles zusammen, dort wurden die von außen kommenden Einflüsse nur geformt und vermarktet. Weiter zurück in der Vergangenheit war es auch einmal Kansas City, das zu einem gewissen Zeitpunkt musikalische Genies hervorbrachte und einen bestimmten Sound hatte (Miles Davis, Charlie Parker). Später nicht mehr. Merkwürdig. New Orleans. Chicago. Memphis. Auch San Francisco, Ende der sechziger Jahre. Die Liberalität dieser Stadt, Flower Power, Hippies und der Zeitgeist spielte dabei seine Rolle. Die Motorstadt Detroit mit ihrer Plattenfirma Motown, die als Fabrik unzähliger Nummer-Eins-Hits „schwarze“ Musik in die weißen Hitparaden brachte und den Rassenunruhen ein Ventil des Aggressionsabbaus verschaffte: Steve Wonder, Marvin Gaye, die Supremes, die Temptations, - später gab es dort auch noch ein kurzes Aufblühen des Techno. Dann der weiße Eminem, der den „schwarzen“ HipHop für seine Zwecke okkupierte und am Himmel des Showgeschäfts erst zu einem Superstar und dann zu einer Supernova wurde, um sodann in all seiner gereimten Wortgewandtheit zu verglühen. Detroit klingt schwarz. New York, dieser Mythos der weltoffenen Megalopole ist dagegen zeitlos, „City, that never sleeps“. Aus der Zeit gefallen. Eine Stadt der urbanen Avantgarde, die künftige Lebensverhältnisse auf ihre Weise künstlerisch voraus ahnt. Als fruchtbarer Humus für jegliche Kreativität, - so das Klischee. Ob Pop oder Jazz: Jede Stadt hatte ihren eigenen Sound, so scheint es. Soziokulturelle Gegebenheiten waren dafür auch verantwortlich, gewiss. Die typischen und vom Klischee her bekannten farbigen Baumwollpflücker am Mississippi-Delta mit ihrem Blues und ein frecher junger Elvis von nebenan, ein kecker Lastwagenfahrer, der ihnen den Sound stiehlt, weil das am nächsten liegt, als ein Vehikel für seine Fahrt zu den Sternen, direkt hinein in den amerikanischen Himmel. Es war vielleicht auch die Trostlosigkeit grauer englischer Industriestädte, ihre festgefügte Klassenstruktur, die nur wenige Wege für ein Entkommen offen ließ. Die Popmusik ist solch ein Weg. Darin ist sie längst zum mythenumglänzten Versprechen geworden. Oft hat sie ein dunkler Drang zum Ausdruck gespeist, der verwurzelt ist im Kollektiven einer gewachsenen Umwelt. Dublin, das katholische, das der mystischen Suche eines Van Morrison in den Siebzigern oder den gebrochenen Heilsbotschaften Band U2 in den Achtzigern einen Rahmen bot: wie religiös befrachtet klang das alles, wie tiefsinnig im Symbolischen fischend. Seit Irland zu einem prosperierenden EU-Mitglied geworden ist, kommt von Irland nicht mehr viel Neues. Zufall? (Aus "Zuhören", s.124)
Mittwoch, 25. September 2024
Ro ro Romantik
Ob das etwas mit dem Zwang/Drang zur „Selbstoptimierung“ zu tun hat? Mit der Entwertung lange gültiger Werte? Heute ist ja jeder ein Künstler. Dieses Bedürfnis, sich auszudrücken, wird auch über die Medien verteilt und über die Leute gebracht. Einen Höhepunkt erreichte dies damals mit Joseph Beuys’ Aussage, dass ja jeder ein Künstler sein könne. Doch: Warum sich selbst ausdrücken, warum nicht das Universum? Sich selbst dermaßen wichtig nehmen, ist das….wie? Richtig? Es könnte ja sein, dass man in einem größeren Zusammenhang steht. Die Malerei kam ja mal vom Religiösen her, hatte darin ihren Zweck. Es sollte Himmel und Hölle, Gutes und Böses, Gott und Teufel so veranschaulicht werden, das es jeder verstehen möge. Es gab eine Art Bildsprache, die einen Zweck hatte. Es ging um Vermittlung zu „einfachen Leuten“, die der Schrift nicht mächtig waren. Dieser Zweck kam mit der Zeit abhanden und wurde zum Selbstzweck. Es gab später dann das romantische Modell einer „progressiven Universalpoesie“ (nach F Schlegel), in der sich wechselnde Wirklichkeiten so durchdringen, dass die vulgäre materielle Wirklichkeit überwunden wird. Es gab aber auch Picasso, der einer Selbstschöpfung nachhing, die ihre eigene Reflexion ständig überholt und dadurch dem Grenzenlosen Absoluten entgegen strebt. Dadurch entstand nur ein Scheingegensatz zur Romantik. Subjektives und Objektives vermischen sich. Imagination und Unterbewusstsein wirken zusammen. Das ist romantisch im besten Sinne. Nur: das kann und will nicht jeder nachvollziehen. Es entsteht eine Schwierigkeit der Vermittlung. Eine kleine Zelle der „Wissenden“ bildet sich, Kunst wird zunehmend elitär und eine Sache der sich nun immer rascher etablierenden „Kunsttempel“, oft in Gestalt von Museen, die zu einem wichtigen Inventar des Bildungsbürgertums werden.
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Does this have something to do with the compulsion/urge to "self-optimize"? With the devaluation of long-standing values? Today, everyone is an artist. This need to express oneself is also distributed through the media and conveyed to people. This reached a high point back then with Joseph Beuys' statement that anyone could be an artist. But why express yourself, why not the universe? To take yourself so seriously, is that... how? Right? It could be that you are part of a larger context. Painting once came from religion, and had its purpose there. Heaven and hell, good and evil, God and the devil were to be illustrated in such a way that everyone could understand. There was a kind of visual language that had a purpose. It was about communicating to "ordinary people" who could not read. Over time, this purpose was lost and became an end in itself. Later, there was the romantic model of a "progressive universal poetry" (according to F Schlegel), in which changing realities interpenetrate in such a way that vulgar material reality is overcome. But there was also Picasso, who pursued a self-creation that constantly outstrips its own reflection and thus strives towards the limitless absolute. This only created an apparent opposition to romanticism. Subjective and objective are mixed. Imagination and subconscious work together. This is romantic in the best sense. But not everyone can or wants to understand it. It becomes difficult to communicate. A small cell of "knowers" forms, art becomes increasingly elitist and a matter of the "art temples" that are now establishing themselves ever more quickly, often in the form of museums, which become an important fixture of the educated middle class.
Dienstag, 24. September 2024
Stadtmenschen
Über die Medien, über das, was uns vermittelt wird, scheinen wir immer nur von den Befindlichkeiten der „Stadtmenschen“ auszugehen. Es geht um eine gegen stattliches Honorar aufzusuchende Nähe zur Natur. Es geht ums Abschalten. Man müsse erstmal wieder in den Wald gehen. „Naturtherapie“ ist angesagt. Dinge, die auch in Unternehmen praktiziert werden könnten. Das Handy, - bloß nicht das Handy, der Stress! Digitox! Das ist der Tod jeder Entspannung. Es gilt, seltsame Riten im Freien zu vollziehen und dem ungewissen Effekt dessen gelassen entgegen zu sehen. Am Besten „achtsam“. „Erleuchtet“, wenn`s geht….
Montag, 23. September 2024
Sonntag, 22. September 2024
Social Media
Seit vielen Monaten soll einem eingeredet werden, dass Facebook out und nur noch für alte Leute da sei und dass man als Social-Media-Geschädigter inzwischen andere Formate der Kommunikation wähle. Ob das auf Instagram zielt, diese unendliche Bildergeschichte? Oder Tictoc, dies unter schwerem Verdacht stehende Unternehmen aus China? Nun bin ich ja nicht gerade ein eingefleischter Facebook-Fan. Der Konzern bringt meiner Meinung nach so manche peinliche Einlage und macht hierzulande riesige Gewinne mit den Werbeetats von Firmen, die er dann „steueroptimiert“ im Ausland „versteuert“. Da mögen so manche Sachen sein, die mir nicht gefallen. Aber kann mir jemand ein Portal nennen, das ähnliche Möglichkeiten bietet? Das etwa 3 Milliarden Abonnenten auf der ganzen Welt hat? Ob da die empfohlene Gruppenbildung und -Kommunikation eine Lösung ist? Die Kommunikation derer, die sich sowieso schon kennen und regen Austausch pflegen? Ja, klar wurden meine Daten abgesaugt und in intransparente Kanäle gelenkt! Aber mir scheint es eine Art Gesetz und Umgangsform in dieser Marktwirtschaft zu sein, sich nach Angebot und Nachfrage zu verhalten. Das heißt in diesem Fall: Ich gebe meine Daten und erhalte im Gegenzug kommunikative Leistungen verschiedener, auch in ziemlich listiger Weise und zum Nutzen eines großen Konzerns gewonnener Datenansammlungen. American Way. Facebook ist ein amerikanischer Konzern.
Samstag, 21. September 2024
Wahl der richtigen Einstellung
Es sind ja jetzt wieder Landtagswahlen. Sämtliche Parteien verlautbaren dann wieder, dass sie ja eine großartige Politik machen, diese aber schlecht erklären und kommunizieren würden. Es stellt sich mir angesichts dessen ein Gefühl von Routine ein. Solche Sprüche habe ich zu oft schon gehört. Dahinter scheint mir die Haltung zu stehen, dass man ja tolle Politik teilweise schon umgesetzt habe, dies aber zu schlecht „verkauft“ und erklärt habe. Im Grunde mache man alles richtig. Das Problem sei nur, dass der Wähler dies nicht erkenne (Im Grunde sei er zu blöde dafür). Ob dies die richtige Grundeinstellung in einer Demokratie ist? Vom eigenen Standpunkt total überzeugt zu sein und sich nur noch Mühe geben, ihn anderen Leuten richtig zu erklären. Dies ohne mögliche Kompromisse (!), die ja in einer Demokratie auch wichtig sein könnten, auch nur zu streifen. Kompromisse könnten ja in diesem Verständnis einen Schritt in Richtung auf den politischen Mitbewerber sein. In dessen Richtung, was schon einer Abkehr vom absolut „richtigen Kurs“ des eigenen Vereins bedeuten würde (oder bedeutet hätte).
Freitag, 20. September 2024
Heimat (2)
Produkte werden für den globalen Markt gestaltet, ohne Seele, ohne Identität, ohne Charakter, als eine Art kleinster gemeinsamer Nenner aller auf der Welt denkbaren Geschmäcker. Vereinheitlichung und Standardisierung, die zur Skalierung führt, so heißt die Devise: möglichst viel von allem, damit sich die Massenproduktion rechnet. Im Alltag ist das besonders gut an der Produktion von Autos zu sehen. Da sind dann immer weniger Konzerne, die sich gerne mal gegenseitig übernehmen, die immer mehr Autos produzieren, die alle kaufen sollen und die manchmal niemand kauft. Das anonyme Teil dominiert als logistisch leicht handhabbares Produkt, es dominiert die namenlose Fabrikation, die sich ihre Konsumenten auch via Werbung und künstlich aufgetragenen Ecken und Kanten suchen soll. Wer aber solchermaßen der Identität und eines Charakters beraubt ist und nur noch den Konsumenten abgeben soll, der sucht unter Umständen die kollektive Identität geradezu exzessiv: der Beispiele sind viele. Auch Religionen scheinen dabei eine heftige Rolle zu spielen. Auch sie scheinen zu kultureller Identität zu führen oder zumindest eng damit verwoben zu sein. Und hier kommt auch der Begriff „Heimat“ ins Spiel: es geht um das Beharren auf Werthaltungen und Wahrung von Identität, dort, wo das Allgemeine über das Besondere und erkennbar „Eigene“ zu siegen scheint. Es geht um die Erforschung eigener Identität, um ihre fortwährende Aneignung ganz gegen alle Widerstände. Politiker jeglicher Herkunft spielen dies Spiel gerne mit. Sie formulieren in Reden mit steilen Thesen, wie sie die Lage einschätzen. Sie klopfen Sprüche und dem Wutbürger auf die Schulter. Sie wiegeln auf und zentrieren den Protest, sie geben ihm Ausdruck, sie geben sich lebensnah heimatverbunden und gießen daraus volkstümliche Reden. Sie hetzen gesellschaftliche Gruppen gegenseitig auf, sie spielen diese Gruppen gegeneinander aus und versuchen, daraus Vorteile zu ziehen. Aber was ist Heimat? Heimat, das ist eine Landschaft, - und mehr. Der Wunsch, zu den dort wohnenden Menschen zu gehören, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Einen Ort zu haben, an dem man sich nicht erklären muss. Das Gefühl, willkommen zu sein. Einen Ort haben, an dem man sich sicher fühlt. Eine Erinnerung an die Kindheit, als die Welt einem vertraut erschien. Wurzeln haben. Heimat könnte Aufbruch und Rückkehr bedeuten. Immer mehr Leute fürchten sich davor, sie zu verlieren - und damit ihre Identität. Es herrschen Landflucht auf dem Dorf und steigende Mieten in den Städten. Eines aber scheint überall wichtig zu sein: Alle müssen flexibel sein und sich durchkämpfen in einer globalisierten und durchkapitalisierten Welt.
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Products are designed for the global market, without soul, without identity, without character, as a kind of lowest common denominator of all the tastes imaginable in the world. The motto is unification and standardization, which leads to scaling: as much of everything as possible so that mass production is profitable. In everyday life, this is particularly evident in the production of cars. There are fewer and fewer companies, which are happy to take each other over, which produce more and more cars that everyone should buy and that sometimes nobody buys. The anonymous part dominates as a logistically easy-to-handle product, it dominates the nameless manufacture, which is also supposed to find its consumers via advertising and artificially applied rough edges. But anyone who is deprived of identity and character in this way and is only supposed to hand over to the consumer may seek collective identity almost excessively: there are many examples. Religions also seem to play a major role in this. They also seem to lead to cultural identity, or at least to be closely interwoven with it. And this is where the term "home" comes into play: it is about insisting on values and preserving identity, where the general seems to win out over the particular and the recognizably "one's own". It is about exploring one's own identity, about its continuous appropriation against all resistance. Politicians of all backgrounds like to play along with this game. In speeches they formulate bold theses about how they assess the situation. They make slogans and pat angry citizens on the back. They stir up and focus the protest, they give it expression, they show a real-life connection to their homeland and pour popular speeches from it. They incite social groups against each other, they play these groups off against each other and try to gain advantages from it. But what is home? Home is a landscape - and more. The desire to belong to the people who live there, to be part of a community. To have a place where you don't have to explain yourself. The feeling of being welcome. Having a place where you feel safe. A memory of childhood, when the world seemed familiar. Having roots. Home could mean departure and return. More and more people are afraid of losing it - and with it their identity. There is a rural exodus in the countryside and rising rents in the cities. But one thing seems to be important everywhere: everyone has to be flexible and fight their way through in a globalized and capitalized world.
Donnerstag, 19. September 2024
Heimat
Was immer wieder auftaucht, verfremdet oder nicht: „Heimat“. Was ist das? Was soll es sein? Ständig neu aufgeladen wird dieser Begriff mit neuen Bedeutungen. Jetzt geben Migration und Globalisierung der Bedeutung dieses Begriffs „Heimat“ wohl eine besondere Richtung. Auch versuchen politische Kreise, sich das Begriffs zu bemächtigen. Aber gehen wir erst mal rein in die Vergangenheit, aus der ja das Gegenwärtige entstand. Es waren die Romantiker des ausgehenden achtzehnten und beginnenden neunzehnten Jahrhunderts, die aus „Heimat“ einen Sehnsuchtsbegriff machten, der ein bisschen auch als Gegensatz zu jener Industrialisierung gemeint war, die oft genug lebensfeindlichen Charakter hatte. Es waren Begriffe wie Vertrautheit, Überschaubarkeit oder Geborgenheit, die die Romantiker dagegen setzten. Dass solches später zu oft missbraucht wurde, war damals noch nicht abzusehen. Aber ziehen wir doch einen hinzu, der die Romantik der Moderne entgegen geführt hat. Der Schriftsteller Hermann Hesse sagt: „Heimat ist nicht da oder dort. Heimat ist in dir innen, oder nirgends.
Wandersehnsucht reißt mir am Herzen, wenn ich Bäume höre, die abends im Wind rauschen. Hört man still und lange zu, so zeigt auch die Wandersehnsucht ihren Kern und Sinn. Sie ist nicht Fortlaufenwollen vor dem Leide, wie es schien. Sie ist Sehnsucht nach Heimat, nach Gedächtnis der Mutter, nach neuen Gleichnissen des Lebens. Sie führt nach Hause. Jeder Weg führt nach Hause, jeder Schritt ist Geburt, jeder Schritt ist Tod, jedes Grab ist Mutter.
So rauscht der Baum im Abend, wenn wir Angst vor unsern eigenen Kindergedanken haben. Bäume habe lange Gedanken, langatmige und ruhige, wie sie ein längeres Leben haben als wir. Sie sind weiser als wir, solange wir nicht auf sie hören. Aber wenn wir gelernt haben, die Bäume anzuhören, dann gewinnt gerade die Kürze und Schnelligkeit und Kinderhast unserer Gedanken eine Freudigkeit ohnegleichen. Wer gelernt hat, Bäumen zuzuhören, begehrt nicht mehr, ein Baum zu sein. Er begehrt nichts zu sein, als was er ist. Das ist Heimat. Das ist Glück.“ glaubt Hermann Hesse.
Und noch etwas zu diesem Thema kam mir bei der Lektüre unter: „Unbezahlbar“ nennt Professor Nicholas Conard von der Universität Tübingen die Fundstücke im Vogelherd: „Wir haben hier die besten Belege für die Entstehung von Kunst und Musik“, so Conard, „ja, mit Löwenmensch beispielweise auch erste Belege für Religion in der Menschheitsgeschichte“. Dass das und die „sehr guten Besucherzahlen des Archäoparks“ bei der Landesregierung nicht ins Gewicht fällt, kommt für ihn einer „Missachtung der Bevölkerung“ gleich. Und mehr noch: Dass das Land die Wiege der Kultur, die ja nun in Baden-Württemberg zu verorten ist, nicht höher einschätzt, das verletzt seiner Meinung nach das „Selbstbild des Landes, das sich ja rühmt, Kultur- und Wissenschaftsstandort zu sein“. „Man muss sich das vorstellen“, macht Conard seinem Unverständnis Luft, „überall auf der Welt sind Repliken der Fundstücke ausgestellt. Überall auf der Welt werden Vogelherd, Niederstotzingen und Baden-Württemberg in diesem Zusammenhang genannt“. Und ausgerechnet in der Heimat sollen die Schätze nicht hochgehalten und gefördert werden – für ihn ist das „eine absolute Blamage für das Land Baden-Württemberg“.
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What keeps cropping up, alienated or not: "home". What is it? What is it supposed to be? This term is constantly being recharged with new meanings. Now migration and globalization are giving the meaning of this term "home" a special direction. But let's first go into the past, from which the present emerged. It was the Romantics of the late eighteenth and early nineteenth centuries who made "home" a term of longing, which was also meant as a bit of an antithesis to the industrialization that was often hostile to life. It was terms such as familiarity, clarity or security that the Romantics opposed. That these would later be misused too often was not foreseeable at the time. But let's take a look at someone who led Romanticism towards modernity. The writer Hermann Hesse said: "Home is not here or there. Home is inside you, or nowhere.
A longing to wander tears at my heart when I hear trees rustling in the wind in the evening. If you listen quietly and for a long time, the longing to wander also reveals its core and meaning. It is not a desire to run away from suffering, as it seemed. It is a longing for home, for the memory of the mother, for new parables of life. It leads home. Every path leads home, every step is birth, every step is death, every grave is mother.
This is how the tree rustles in the evening when we are afraid of our own childish thoughts. Trees have long thoughts, long-winded and calm ones, just as they live longer than we do. They are wiser than we are as long as we do not listen to them. But when we have learned to listen to the trees, then the brevity and speed and childish haste of our thoughts gain an incomparable joy. Anyone who has learned to listen to trees no longer desires to be a tree. He desires to be nothing but what he is. That is home. That is happiness,” believes Hermann Hesse.
And something else on this topic occurred to me while reading: Professor Nicholas Conard from the University of Tübingen calls the finds in Vogelherd "priceless": "We have the best evidence here for the origins of art and music," says Conard, "and with the Lion Man, for example, we also have the first evidence of religion in human history." The fact that this and the "very good visitor numbers of the archaeological park" are not taken into account by the state government is, in his opinion, tantamount to "disrespect for the population." And what's more: the fact that the state does not rate the cradle of culture, which is now located in Baden-Württemberg, more highly, in his opinion, damages the "self-image of the state, which prides itself on being a center of culture and science." "You have to imagine," Conard expresses his incomprehension, "replicas of the finds are on display all over the world. Vogelherd, Niederstotzingen and Baden-Württemberg are mentioned in this context all over the world." And of all places, the treasures are not being upheld and promoted in their homeland – for him, this is “an absolute disgrace for the state of Baden-Württemberg”.
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