Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Samstag, 13. Dezember 2025
Musikerneugier
Die Neugier von Musikern scheint eng begrenzt zu sein. Ich erinnere mich, wie ich glaubte, bei bestimmten Konzerten bestimmter KünstlerInnen bestimmte Leute treffen zu können, die sich das Eintrittsgeld hätten leisten können. Nix war`s! Die scheinen alle auf sich selbst, auf den eigenen Nabel, konzentriert gewesen zu sein, brauchten keine Anregungen. Wussten offensichtlich alles sehr genau. Blöd nur, dass sie es ohne solche Anregungen von außen auch nicht schafften, ihr eng umgrenztes Ego auszudrücken, oder sich mit allen Ups und Downs auszuformulieren. Mich selbst trieb die Neugier weit hinaus ins Unbekannte, so lange, bis es nach meinem Rauswurf zu teuer für mich wurde. Eigene Musik war für mich auch ein Spiel mit Möglichkeiten, das uns immer wieder neue Horizonte erschloss. Emotional und intellektuell. Wieso nicht für die Leute, die sich genau damit tatkräftig befassten? Es ist uns ein Rätsel geblieben, genauso wie meine Expertise kaum eingeholt wurde, was erstaunlich ist angesichts von jemandem, der sich von einer anderen Seite als der akademisch technischen Seite her sehr ernsthaft mit einem Phänomen befasste. Mein anderer Standpunkt war für sie offenbar nicht gefragt. Man wusste ja selbst alles besser. Verblüffend, das alles. Aber eine Erfahrung.
Freitag, 12. Dezember 2025
Gespräch mit CL
Wenig später sollte ich den Saxofonisten Charles Lloyd interviewen. Charles.... wer? Mir war wohl entgangen, dass dieser Mann die späten sechziger Jahre mit psychedelisch getönter Musik beglückt hatte, dass er so etwas ein Kind der Flowerpower-Generation war. Was sollte ich so einen fragen? Ich bereitete mich so genau wie möglich auf ihn vor, so, wie ich es auch später bei Interviewterminen immer gemacht habe. Seine neueste Produktion hieß „Fish out of the Water“ und schien mir eine verkappte Umschreibung der Menschwerdung zu sein. Ein Bild. Ein Symbol, das auchder Psychologe C.G. Jung schon vor Jahren entdeckt und beschrieben hatte.
Ich erinnere mich, dass ich in ein kleines, aber teures Hotelzimmer gebeten wurde. In einer solchen Bleibe war ich noch nie gewesen und habe alleine schon dies als Erweiterung meines Horizonts empfunden. Was aber folgte, war ein richtig tiefes Gespräch, das keinesfalls einem dieser zeitlich und inhaltlich genau definierten Presseinterviews glich. Der Mann schien sehr schnell begriffen zu haben, dass ich mich sehr intensiv mit seinem Werk befasst hatte und dass ich von diesem Standpunkt einige tatsächliche Fragen hatte, die so gar nichts mit diesen Pflichtfragen gemein hatte, die Journalisten für gewöhnlich für solche Situationen parat haben. Würden meine Englischkenntnisse und -fähigkeiten überhaupt ausreichen, um mit ihm ein Gespräch über solch weiter gehende Themen zu führen? Die lange intensive Unterhaltung hatte schließlich in eine „Geschichte“ zu münden, die unsere Kommunikation gleichermaßen unterschlug und aufnahm. Also schrieb ich damals:
Der Blues ist wie ein Gebet - Charles Lloyd? Ich glaub', der hat mal mit Keith Jarrett zusammengespielt. Aber gehört hab' ich von dem noch nichts! Hast du die neue Scheibe?" So wie Jürgen, meinem jazzbegeistertem Bekannten, ging's mir vor wenigen Monaten auch noch. Und dabei kennt er ansonsten wirklich alles, was im Jazz einen guten Klang hat. Wir sind zwar beide älter geworden, aber endlich einmal, Gottseidank!, sind wir für eine Erinnerung noch nicht alt genug, ... ja, damals in den späten Sechzigern, da waren für uns eher noch Cream und Jimi Hendrix angesagt...
Lloyd war bereits zu dieser Zeit einer der Superstars des Jazz. Am Ende der fünfziger Jahre, noch während seines Studiums hatte er immer wieder mit Größen wie Ornette Coleman, Eric Dolphy oder Don Cherry gejammt und war auf diese Weise ziemlich schnell in die erste Garnitur der US-Jazzcracks hineingewachsen. Nach einem Gastspiel beim Cannonball Adderley Sextett gründete er schließlich sein eigenes, überaus erfolgreiches Quartett. Das live beim Monterey-Festival 1966 aufgenommene Album "Forest Flower" entwickelte sich zum Millionenseller und ereichte eine für ein Jazzalbum bis dato kaum gekannte kommerzielle Dimension. Er spielte in den großen Arenen wie dem Fillmore in San Franzisco und brachte seine Musik damit auch den Freunden der Rockmusik näher. Bei sich hatte er Musiker wie Keith Jarrett, Jack DeJohnette und Cecil McBee, die mit ihm zusammen bekannt und berühmt wurden. Die Leser von Downbeat, der renommiertesten Jazzpostille Amerikas, wählten ihn zum "Jazzkünstler des Jahres". Kurz: der Mann hatte eigentlich alles erreicht.
Doch der sensible Musiker war damit erst am Anfang seiner Suche. Ständiger Tourneestress und der Druck der Öffentlichkeit waren für ihn nicht mehr auszuhalten. "Ich ließ diese Geschäfte zugunsten von höheren Zielen hinter mir" sagt er, und das klingt bei ihm überhaupt nicht pathetisch. "Ich wollte einfach mehr über das Wesen aller Dinge und über mich selbst wissen" Und so stieg er denn aus. Keine Platten, keine Tourneen, keine Interviews mehr. Nur noch Konzentration, Meditation und der Versuch, sich selber zu sein. "Ich ging ganz allein in den großen Wald und war einfach still. Die Leute hielten mich für einen Einsiedler." - Womit sie wahrscheinlich auch recht hatten. Doch heutzutage betont er viel mehr, dass man seine Erfahrungen teilen müsse, mit den Nachbarn, mit der Familie, mit möglichst vielen Mitmenschen. Aber dazu muss man wohl solche Erfahrungen erst mal gemacht haben.
In den siebziger Jahren ließ er sich nur selten dazu hinreißen, auf eine Bühne zurückzukehren. Die Experimente mit Flöte, Stimme und Harfe, die er in seiner abgeschiedenen Klause im kalifornischen Big Sur durchführte, waren ihm wichtiger. Deren Ergebnisse würde man heute sicher als New Age Music bezeichnen. Über solche Klassifizierungen aber kann Lloyd mittlerweile nur noch lachen. "Das ist etwas für die Plattenindustrie. Ich kenne keine Etiketten sondern nur Musik. Ich selbst machte immer nur die Musik, die ich fühlte. Als ich an der Universität Musik studierte, da analysierten die Leute immer: "Rock, Jazz, Beethoven... ah, Beethoven, das ist ein gutes Beispiel", man spürt sein Engagement bei solchen Themen, "Beethoven lag nichts am Analysieren, er tat's ganz einfach. Jemand anderes kommt und sagt dann, was es ist, betreibt sowas wie Formanalyse. Aber wenn man wie ich in Memphis aufwächst und schon sehr früh Bluesmusiker wie Howlin' Wolf oder Johnny Ace hört, dann merkt man sehr schnell, worum's in der Musik wirklich geht. Dieses Etwas erschreckte mich geradezu, es war einfach gewaltig und bewegte mich tief. Ich glaube, es ist letztlich etwas Religiöses, etwas Metaphysisches. Du kannst den Blues hören und es ist wie ein Gebet. Es sagt dir etwas Grundsätzliches über das menschliche Leben und seine Gesetze. Leute wie Charlie Parker nahmen dies auf und transportierten es auf ein anderes künstlerisches Niveau."
Trotz der etwas abgehobenen Thematik, habe ich das Gefühl: der Mann weiß, wovon er redet. Da ist eine Ehrlichkeit, eine Verbindlichkeit, die im Showbusiness,- und auch Jazz ist Showbusiness,- ganz selten ist. "Ich bin nicht im Showbusiness. Ich mach' wirklich nur Musik. Das ist sehr wichtig!" Er besteht darauf und seine Biographie belegt diese Behauptung ja auch.
1981, nach rund einem Jahrzehnt der Abwesenheit aus der Jazzszene, tauchte plötzlich ein junger, zwergenwüchsiger Pianist in Lloyds Exil auf: Michel Petrucciani, heute ein großer Name in der Jazzwelt, faszinierte Charles Lloyd derartig, dass er sich langsam wieder mit dem Gedanken befasste, auf die Bühne zurückzukehren. Er ging 1982 und 1983 mit Petrucciani auf Tournee und zum Ende der achtziger Jahre kristallisierten sich immer mehr die Umrisse eines neuen, großen Projektes heraus. Aber da gab es immer noch die Angst vor dem Business.
Und so musste er denn geradezu gedrängt, ja überredet werden zu der neuen Platte, die er ohnehin nicht mit irgendjemandem gemacht hätte. In Manfred Eicher, der im Juli 1989 schließlich "Fish out of Water" produzierte, fand Lloyd einen Freund und Partner, der seine Intentionen verstand und fähig war, sie als Produzent im Studio umzusetzen. "Er half mir sehr, weil er nicht nur meine Musik richtig hörte, sondern auch meine Stille." Es muss wie ein Psychodrama gewesen sein, als sie die Platte in Norwegen aufnahmen. "Ich war am Boden und man half mir wieder auf, ich war zwischen Himmel und Hölle, es war wie eine Geburt". Doch schließlich war "Fish out of water" fertig und es war alles gut. Sehr gut sogar. Ein Fisch, der aus dem Wasser schnellt, voller Lebensfreude, voller Melancholie, beseelt von der Sehnsucht nach etwas Höherem, dem er entgegenstrebt und wieder zurückkehrt ins Wasser, ins Leben. Ein Bild, ein Symbol für die Vita von Charles Lloyd, vielleicht für das Schicksal aller Suchenden. Musik, die tatsächlich stilistische Kategorien hinter sich gelassen hat und eine Sprache der Seele ist. Sie teilt sich deshalb auch denjenigen mit, die ansonsten mit Jazz weniger anfangen können. "Da ist etwas Universelles in dieser Musik, etwas, das eigentlich jedermann hören kann. Das ist ganz transparent und kein Geheimnis. Wie eine uralte Weisheit. Du musst nur zuhören".
Was davon zum Hörer rüberkommt, das interessiert ihn brennend. Zu seinem Publikum hat Lloyd ohnhin ein tiefes Verhältnis. Er gibt zu, dass ihm dessen Anerkennung und Zuneigung während der langen Bühnenabstinenz gefehlt hat. Der Kontakt zu den Leuten sei ihm wichtig, er sagt sogar, dass er mit einer besonderen Fähigkeit zur Kommunikation gesegnet sei. "Ich will meine Erfahrungen mitteilen in einer Sprache, die Musik heißt. Ich gebe das, was ich geben kann und meine Zuhörer das Ihre. Ich gebe mich ganz der Musik hin und meine Musiker tun das genauso. Das ist etwas Höheres, etwas Geistiges, etwas, was mit Demut und Hingabe zu tun hat. Da ist eine ganze Menge Liebe, die man mitteilt, etwas tief Gefühltes. Die Leute kriegen das mit, die haben eine Antenne dafür. Darüber war ich immer glücklich". Liebe, Demut und Hingabe sind Schlüsselworte für ihn, genau wie sie es einst für den großen Innovator des Jazz, John Coltrane, waren.
Wenn man ihn dann tatsächlich spielen sieht, wird anschaulich, was damit gemeint ist. Keine Beifalls- oder Effekthascherei, nicht diese abgegriffenen Tricks, wie sie etwa routinierte Popstars, aber auch "seriöse" Jazzmusiker immer wieder vorführen, sondern ein subtiles Spiel des Gebens und Nehmens, in das er vor allem auch seine Mitmusiker mit einbezieht. Allen voran der Pianist Bobo Stenson, der sich einlässt auf diese Art des Musizierens, sich anpassend und gleichzeitig eigene Impulse gebend. Schon am Blickkontakt auf der Bühne wird deutlich, welchen Respekt sie voreinander haben, welche Zuneigung hier herrscht. Der Pianobegleiter wechselt immer wieder die Rolle, wird zum Führenden, wirft Themen ein, und zieht sich wieder zurück in eine musikalische Aufmerksamkeit, die Charles Lloyd sichtlich genießt. Bewundernd lauschend sitzt er wðhrend der Pianosoli auf einem Barhocker und schmunzelt ab und zu, wie zu einer besonders guten Pointe. Die ganze Zeit aber steht das Quartett unter dieser in sich versunkenen Hochspannung, die fast schon etwas Sakrales hat. Man spürt: das ganze Potential dieser Musiker konzentriert sich auf diesen Moment.
"Wieso eigentlich spielen Sie ausgerechnet Saxophon, Mister Lloyd, gibt's da irgendeinen Grund außer dem des Zufalls?" Bei vielen großen Musikern habe ich mich schon gefragt, wie sie wohl auf einem anderen Instrument klingen würden, ob sich ihre Fähigkeiten übersetzen ließen in eine andere instrumentale Sprache. Der grauhaarige Musiker mit den indianischen, afrikanischen, mongolischen und irischen Vorfahren formuliert sorgfältig und überlegt: "Das Saxophon reflektiert für mich die Bedingungen des menschlichen Seins und die des Planeten Erde am besten", eine prätentiöse Antwort, gewiss, aber er kann's auch anders erklären: "Ich hörte immer alle Möglichkeiten des Ausdrucks auf diesem Instrument. Denken Sie mal, wie verschieden doch die großen Saxophonisten klingen". Er nennt Ben Webster, Sonny Rollins, John Coltrane, deren Namen er genießerisch auf der Zunge zergehen lässt. "Es gibt so viele Möglichkeiten, auf dem Saxophon zu atmen und zu singen. Ich weiß, dass das meine Stimme ist. Ich kann nicht singen, deshalb spiele ich Saxophon. Wenn ich singen könnte, würde ich singen. Dann bräuchte ich tatsächlich nichts anderes, als mich selbst."
Sich selbst zu suchen, sich dabei mit den Dämonen der Seele auseinanderzusetzen, sich dadurch stetig weiterzuentwickeln und auf eine höhere Bewusstseinsstufe zu gelangen, das kennzeichnet den Weg zu dem Ziel, das sich der inzwischen 52-jährige Charles Lloyd gesetzt hat. "Man hört das heute in meiner Musik, es ist eine Grundlage dafür". Im Hinausgehen frage ich ihn: "Meinen Sie, die Leute hören und mögen das wirklich?" Er lächelt leicht ironisch: "Ich glaub' schon, dass es das wert wäre, denn ich brauchte sehr lange dafür!"
Donnerstag, 11. Dezember 2025
Metal
Aus meinem Buch "Hinhören" (s.84)
Mein Nachdenken über Musik hatte mich nie soweit gebracht, freiwillig in ein Metal-Konzert zu gehen. Ich fand's furchtbar, musste aber jetzt als Freier Journalist sogar darüber schreiben, musste mir etwas möglichst Substantielles dazu abringen. Der Redakteur schickte mich jedenfalls in solche Konzerte, was die Erweiterung meines musikalischen Horizonts stark beförderte. Ich ließ mich nämlich nach und nach auf ein Codesystem ein, das ich bislang vermieden hatte, dem ich auch nicht beigekommen war. Ich begriff, dass es sich hier um einen musikalischen Code handelte, um Tribalismus und eine Art, sich mitzuteilen. Dass dies alles in den Umständen verankert war, dass „die Betäubungsmaschine“, - wie ich es an anderer Stelle genannt hatte, - gut und hörbar laut funktionierte. Ich war näher an Ritualen dran, an Mechanismen, an einem kollektiven Gebaren, über das ich mit der Zeit immer mehr dazu gelernt habe. Verstehen? Was war das angesichts eines blinden Einverstandenseins und vitalistischen „im Krach sein“? Ich hätte so etwas nie für meine eigene Person akzeptiert, gestand es aber anderen jederzeit zu. Ich registrierte das und versuchte, es besser zu verstehen. Das Unangepasste und Raue als Mythos, an den man sich klammert, der einem auf einer Bühne symbolisch vorgeführt wird: Mit lauter vorgestanzten Gesten und dem dazu passenden Habitus. Ich war distanziert, ich hatte Ironie - und Sympathie dafür. Das Kollektive und die zu ihm passenden Ausgleichs- oder Ablassventile studieren: ob ich es mit dem kalten Blick übertrieb? In dieser großen Stuttgarter Schleyerhalle spielten gleich vier Bands aus dieser Riege. Ich musste reportieren, dauere es, solange es wolle, - ich war natürlich sogleich zur Stelle.
Mittwoch, 10. Dezember 2025
Dada Gaga
In „Hinhören“ ein Blick zurück in die frühen achtziger Jahre (s.18):
Irgendwann muss ich wohl damals eine journalistische Ader an mir festgestellt haben. Jedenfalls fabrizierten wir eine Zeitung nach dem Muster der Stuttgarter Zeitung, die damals eine Seite hatte, die „Brücke zur Welt“ überschrieben war und ihren Lesern essayistische Texte am Wochenende erschloss. Ich mochte diese Seite. Wir Daheimgebliebenen in unserer Rumpfclique machten flott eine „Brücke zur alten Welt“ daraus, kopierten, kolportierten und montierten, schrieben und produzierten nach dem realen Vorbild: Wow, eines Tages war das Ding da! Es gab darin unflätige Fotos, fingierte Berichte über die Eröffnung neuer S-Bahn-Linien und beispielsweise Suchanzeigen wie folgende: „Wer hat meinen Schlüssel gesehen? Er hat einen Bart und ist offenbar unrasiert“. Das Ganze hatte eine Auflage von 6 Stück und konnte als wohlgelungen betrachtet werden.
Dienstag, 9. Dezember 2025
Macky und die Messer (Lyric ub)
Haben wir damals in den Achtzigern mit Martin Collec als Sängerin aufgenommen:
MACKY UND DIE MESSER
Ai ai ai - aguissez
tous les couteaux
(Rep.)
Macky wetzt im Keller Messer
ein Feuer zündet er
ihm geht`s jetzt
immer besser
denn Kafka kommt bald her
Ai ai ai - aguissez
tous les couteaus
Brecht trifft sich mit Eisenhauer
die großen Geister stell`n sich ein
Marylin lädt Adenauer
das Schlachtfest wird bald sein
Ai ai ai - aguissez
tous les couteaus
Von Kellerwänden grüßt Picasso
es proustet Eisenstein
Einstein fängt mit einem Lasso
Verlor`ne Zeit sich ein
Ai ai ai - aguissez
tous les couteaus
So fügt sich ein Stein zum andern
und man fragt, was es soll
was will der Macky mit dem Messer
was ist daran so toll?
Montag, 8. Dezember 2025
Kreative Teanarbeit
Wie ich mich an meine Zeiten in „meinen“ Bands erinnere? Diejenigen jedenfalls, die weitgehend von meinen Ideen und Entwürfen lebten? Ob ich da meine Kreativität einbringen konnte? Hmmm. Ach ja, ich habe auch in Bands gespielt, in denen es nicht um Kreativität, Ausdruck und „Entäußerung“ ging. Bei denen schien alles im Voraus geklärt. Auch die Machtverhältnisse. Es ging vor allem um handwerklich gute Reproduktion. Ich erinnere mich, wie ich immer besser meine Fähigkeiten handwerklicher und technischer Art einbringen konnte, wie ich es immer besser „hinkriegte“. Aber auch, wie ich manchmal scheiterte. Es waren oft auch Konflikte allgemeinmenschlicher Art, die mich bremsten. Die Schwierigkeit, eine bestimmte Idee, eine bestimmte Möglichkeit zu vermitteln, sie zu kommunizieren als etwas, was aus der eigenen Welt kam, die unter Umständen nicht gerade leicht verständlich war. Es kam in mir Verzweiflung auf, wenn manches besonders durch Freundlichkeit nicht zu vermitteln war, wenn man sich einfach nicht auf meine Art des Spiels mit Möglichkeiten einlassen wollte. Wenn mein Antrieb, mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten, falsch verstanden wurde. Wenn das Bestreben, möglichst sachte Impulse zu geben, nicht klappte und von der anderen Seite gar nichts kam, - was schließlich eine destruktive Situation entstehen ließ. Immerhin: Je besser die Musiker waren, desto einfacher gestaltete sich diese Vermittlung. Beliebt war auch das Feilen um minimale Änderungen und dauerndes Neueinüben von Passagen, was jegliches Fortkommen beharrlich behinderte. Die Dimension, dass ich in dieser Rolle als Chef oder Boss wenigstens einen Song lang hätte auftreten sollen, erschließt sich mir erst heute. Ob das aber „etwas gebracht“ hätte? Ein bisschen habe ich auf meine Art so etwas wie Teamarbeit eingeübt. Ob man in verfahrenen Situationen war? Man ließ Vieles gewollt offen und es kam nichts, was diese Lücke hätte füllen können. Ich lese jetzt, dass es das Einfachste sei, die Musik einfach aus sich selbst herausfließen zu lassen. Ob es mir möglich hätte sein können? Das direkte Erleben, dass Musikmachen ein schöpferisches Abenteuer sein kann, bei dem man sich gegenseitig Impulse gibt, habe ich eigentlich selten erlebt. Auch spürte ich bei manchen Mitspielern, dass es für sie vor allem um die „Anmache“ beim anderen Geschlecht ging, was ich für mich nicht als primär erfuhr und mit dem ich hätte vorsichtiger und verständnisvoller umgehen sollen. Weil ich das im Grunde auch verachtete. Aber die üblichen Posen und Selbstinszenierungen des Rockgeschäfts, das daran geknüpfte Imponiergehabe und Gehabe, waren mir immer sowieso zuwider.
Sonntag, 7. Dezember 2025
Konfirmation
Konfirmation. Erwachsen geworden. Als Gesamtmensch. Nicht nur emotional oder intellektuell. Wie bei manchen Urvölkern in vielen Ritualen. Mein Vater hat mich geführt. Es ging um ein breiteres und tieferes Verstehen, um ein Bemühen, um eine Konzentration auf Text und Gefühl, es ging um Selbstbestimmtheit und Entdeckung des Selbst, auch und gerade in der Religion, man könnte auch sagen, im Sinne von etwas Höherem. Für ein eigenes Suchen wurden mir Instrumente gezeigt. Aber auch das Alltägliche, das Dösen, das Brüten, das Trülen über gewissen Inhalten, das Aufsagen von etwas, was einem zunächst sinnlos erschien und vielleicht erst später klar wurde, von etwas, was wie eine zunächst unbegriffene Formel von außen kam, mit dem Anspruch, dies in Beziehung zu sich selbst zu setzen. Eine Haltung dazu zu entwickeln. Das Hineinfinden in einen Zusammenhang, - was einen sehr fordern kann. Etwas begreifen, mit ihm umgehen. Dazu führte er mich hin, indirekt auch mal, oft direkt, immer mit einem sanften Vertrauen in das eigene Selbst.
Ich höre jetzt, dass die Konfirmationsgruppen immer kleiner werden, dass verschiedene Dörfer und Bezirke für die Pfarrer zusammengelegt würden, um überhaupt eine zahlenmäßig zweistellige Gruppe bilden zu können. Ich denke dann, dass ich Glück gehabt habe, so geführt zu werden, solche Impulse für das ganze folgende Leben empfangen zu haben. Vielleicht aber auch wurde ich dazu hingeführt, vieles zu gutmütig zu sehen, auf die Einsicht, auf das Verständnis zu hoffen. Vielleicht wurde ich dazu hingeführt, etwas von dem zu verlieren, was man in dieser Welt offenbar braucht.
Samstag, 6. Dezember 2025
Freitag, 5. Dezember 2025
Situationismus
Draußen, im andern Zimmer, klimpert Keith Jarrett. In bester Tonqualität. Vertieft. Wer könnte sich so jemanden live leisten? Als Klimperer? Wie er phrasiert, wie er phantasiert…. alles umsonst: ich will nur einen passablen Hintergrund, etwas Jazziges, höre nicht genau hin, benutze Jarrett als Hintergrundklimperer. Wahrscheinlih machen es viele so. Medien machen es möglich. Das Tolle: ich kann mich voll darauf konzentrieren und habe dann auch etwas davon. Aus der jeweiligen Situation richten sich wohl verschiedene Erwartungen an Musik. Im Extremfall kann kann mir Musik eine Tapete sein für allerlei Beschäftigungen wie Spülen, Staubsaugen, Kehren etc. Aber ich kann mich auch in meiner Klause ganz und gar auf die gebotene Musik konzentrieren. Ich kann meine ganze lebenslange Hörerfahrung einbringen, die Musik kann mir ein Wohlgefühl bescheren, über das ich nachdenke und reflektiere. Dies schließlich sprachlich einigermaßen adäquat auszudrücken, ist manchmal schwierig. Ich kann das alles mit gewissen Hörgewohnheiten in Verbindung bringen, mit dem, was mich lange geprägt hat. Ich kann dann Traditionen entdecken, das Überkommene erkennen und es kritisch bedenken. Ich kann mich unter Umständen in Interpreten/innen hinein versetzen, ich kann analysieren, wie etwas gemacht ist und inwiefern es Klischees bestätigt. Ich kann den gesellschaftlichen Zusammenhang in meine Betrachtung mit einbeziehen. Ich kann aktiv versuchen, diese Musik verschiedenen Situationen auszusetzen. Ständig aber ist es mein Job, mich und die Aufnahme kritisch zu beobachten, meinen an vielen Objekten geschulten Verstand dabei zum Einsatz zu bringen. Dabei sind meine Bewertungsskalen variabel und selten absolut. Ich sollte mir klar machen, was mir gefällt und was nicht. Danach folgt die Frage des „Warum“. Man will ja nicht immer und in jeder Situation das Beste und ästhetisch Ausgereifteste hören; vielleicht hat man zu gewissen Situationen eine Art Lieblingsmusik, die eine ganz bestimmte Stimmung, einen klaren Ausdruck, gut trifft.
Donnerstag, 4. Dezember 2025
Gut kommt besser (als voran) (Textlyrik ub)
Aus meinen achtziger Jahren:
GUT KOMMT BESSER (besser als voran)
Graue Thermostaten verperren uns die Sicht
der Senator trifft ins Schwarze
sieht im Wald die Bäume nicht
vom Hahn tropft kalter Schweiß
die Mücken spieln' Versteck
die Jacke gleicht der Hose
einen Fahrstuhl gibt es nicht
Sahnemischmaschinen drehen uns im Kreis
die Lieder werden schneller man sinkt jetzt wieder mit
REFR.
Die Masken auf - Masquerade los, knöpf den Regenmantel zu
Gut kommt besser, besser als voran Gut kommt besser, - als voran
Alle Sternengötter treffen sich im Klo
man spiegelt sich im Scheine
Astrophie macht Konjunktur
die Katzen bleiben cool
das Radio dirigiert Mancini
und abends ins Theater:
Mignon fährt jetzt Rolls-Royce
Schicksalsproduzenten zaubern Riesenräder
sie stellen wieder Fallen und schaukeln auf und ab!
REFR.
Der schöne Fred trägt sein Gesicht spazieren
schwarz ist groß in Mode
er sagt sich: Gute Nacht!
man hört ihn manchmal lachen
und keiner weiß wieso
sein Gesicht spielt immer heiter
dahinter blökt das Nichts
Champagnerfrösche quaken süchtig weiter
es kriegen sich die Sterne - der Mond bleibt heute leer
Wenn alle Schenkel gierig zittern
tritt Zampano auf's Podest
wünscht: Schluckauf!
am Sterz blüht ein Furunkel
man klagt jetzt weh und ach
Engel im Affenzimmer
treiben schnöd Frevelwitz
die alten Bärte sprießen wieder
neu unter rost'gem Helm hervor es läutet leis´ zur letzten Rund!
Dienstag, 2. Dezember 2025
Muster für Experimente
Wir greifen das King Crimson-Album aus dem Jahr 2011 heraus und lassen uns einspinnen in eine Klangwelt, die über den führenden Linien des Bandchefs und Gitarristen Bob Fripp maßgeblich geprägt wird vom flinken Gebläse des Saxofonisten Mel Collins, den wir von den früheren King Crimson-Alben und tausend Studioproduktionen schon kennen, den wir aber auch live mit der Band Camel schon einmal erlebt haben. Jetzt durchsticht er oft den warmen Gesang von Gitarrist und Violinist Jakko Jakszyk, der dem Fripp`schen Klangideal einer Bariton-Stimme zu entsprechen scheint und uns mit seinem dunklen Timbre an frühere KC-Besetzungen erinnern kann. Wir entschließen uns, unsere Kritiken der KC-Konzerte hervor zu kramen und in diesem Horizont die Fripp-Alben, die uns zugewachsen sind, nicht zu vergessen. Ach ja, hier das Abschweifen ins Groteske, die Klangfäden überall, dies wuchtige Kraft holen, diese Feier des Eigenen Individuellen, das wir heutzutage so oft vermissen. Erst unsere Konzertbesprechung des Jahres 2003, dessen Einleitung uns bleibend beeindruckt hat: „Es ist doch nur ein kurzes Spiel mit den Erwartungshaltungen des Publikums: Ein Rockprofessor im dunklen Anzug nimmt Platz auf einem Hocker und macht sich an einer Gitarre zu schaffen, der er sphärische Klangwolken zu entlocken scheint, harmonisch, aber doch im Nichts um sich selbst kreisend, aus dem Ungewissen herkommend und dorthin wieder verschwindend. Doch irgendwann legt der Herr Professor seine Gitarre ab, verschwindet und ein Herr Prozessor spielt immer weiter, wodurch niemand im Beethovensaal weiß, wer was gespielt hat und wie das überhaupt zustande gekommen ist.
Der in sich gekehrte Professor war Robert Fripp, der ja nicht nur als Kopf der Band King Crimson die seltsamen Experimente geliebt hat, über 35 Jahre hinweg, in tausend Besetzungen und personellen Kombinationen. Ein Enfant terrible, das auf dem Barhocker im Dunklen sitzend dem Publikum den ganzen Abend keinen einzigen Blick geschweige denn eine Ansage schenken wird und Fotoaufnahmen allerstrengstens untersagt hat. Dafür jedoch schenkt er dem Publikum seine Musik, die nun bald im vorzüglich ausgesteuerten Sound losbricht: King Crimson ist nach langen Jahren der personellen Fluktuation nun ein stabiles und traumhaft eingespieltes Quartett, das vier unterschiedliche Charaktere vereint. Schroffe, sehr eigenwillig strukturierte Massive aus elektronisch manipuliertem Klanggut türmen sich auf zu einer Art durchkomponiertem Edelmetal, fallen in sich zusammen, werden zu zerkrittelten, von ungeraden Rhyhtmen durchstochenen Klangphantasien oder gehen über in schräge Balladen voller bizarrer Einfälle: ist so etwas Prog Rock? Avantgarde Rock? Kunstrock? Nein, es ist King Crimson. Keine Etiketten. Keine Schubladen. Die zurückliegenden 35 Jahre scheinen nur Anlauf für dieses Konzert gewesen zu sein, dessen Grundlage die aktuelle CD „Power to believe“ ist. Großartig, welche Dynamik diese Band nun entfaltet, mit welcher Präzision sie fortwährend verblüfft, wie uneitel sie ihr Publikum staunen lässt, wie sie das Grobschlächtige mit dem Filigranen zusammenbringt und es zu einer schlüssigen Bestandsaufnahme ihrer musikalischen Entwicklung formt. „Prozac Blues“, Eyes wide open“, Elektrik“, „Dangerous Curves“: Nie war King Crimson so rhythmisch wie heute. Drummer Pat Mastelotto gibt selbst den schrägsten Passagen massiven Drive. Trey Gunn fingert dazu höchst einfallsreich den Stickbass, ein gut gelaunter Adrian Belew steuert als Sänger, zweiter Gitarrist aus dem Rampenlicht heraus den Abend, der zum Abenteuer wird. Keine sentimentale Erinnerung an die Vergangenheit. Kein „21st Century Schizoid Man“, kein „Moonchild“. Nur stilistische Stringenz. Alles ist aufgehoben in der Gegenwart. Überragend.
Es folgt meine CD-Besprechung aus dem Jahr 2003: „Lange ist’s her, da waren sie Schrittmacher des Progressiv Rock, schienen integriert in den Zirkus der Trends. Musiker kamen und gingen die folgenden Jahre, nur einer blieb: King Crimson wurde zur Kopfgeburt ihres Gitarristen Bob Fripp. Diese musikalische Sprache, diese schroffen Klangmassive, die sich in weite elektronische Flächen öffnen konnten oder sich von feinem Rhythmusgestotter in ungeraden Takten zerlegen ließen, sie waren alle in Fripps Phantasie gewachsen. Doch dann, in der dritten Dekade ihres Bestehens und inzwischen weit vom Alltag des Rockgeschäfts entfernt, entwickelte sich King Crimson wieder zurück zur Band mit stabiler Besetzung. Die neue King Crimson-CD „The Power to Believe“ scheint diese Entwicklung zu reflektieren, indem sie die Fripp’schen Egomanien mit Bandgefühl interpretiert. Da ist es wieder, dieses mit fieser Gitarrengewalt drohende, mühsam kontrollierte Breitwandchaos: das Stück „Level Five“ und „Facts of Life“ etwa scheint es trotz aller gekünstelt paranoiden Strukturen schier zerbersten zu lassen. Das eher lyrische „Eyes wide open“ könnte aus King Crimsons Frühzeit stammen und weist doch auf den wichtigen Einfluss, den Fripps Co-Gitarrist und Sänger Adrian Belew hat. So geht’s weiter: Alt und Neu fließen zusammen, Experimente gehen in längst geprägten Mustern auf. Eine Platte für Fans und solche, die King Crimson noch nicht kennen.
(King Crimson, The Power to believe, Sanctuary Sancd 155)“.
Jetzt finde ich auch noch meine Konzertbesprechung aus dem Jahr 2016: „Schon der Bühnenaufbau kann überraschen: Drei Schlagzeuge nebeneinander, das ist in der Rockmusik unüblich und ward nie gesehen. Aber die Band King Crimson ist ja immer schon komplett überraschend gewesen, hat während der vergangenen fast 50 Jahre um ihren Kopf herum, den Gitarristen Robert Fripp, fortwährend die Besetzung geändert und stilprägenden Avantgarde-Rock der verschiedensten Ausprägung gespielt. Ein Mythos. Eine Legende. Gleich ein Doppelkonzert ihrer aktuellen Tournee spielen sie im Beethovensaal der Liederhalle Stuttgart, natürlich vor jeweils ausverkauftem Haus. Die drei Herren Schlagzeuger Pat Mastelotto, Gavin Harrison und Jeremy Stacey eröffnen denn auch gleich mit ihrem Dreier-Intro das Konzert. Wir ahnen, dass diese Besetzung kein Gag ist, sondern dass sich diese drei auf das Trefflichste ergänzen wollen, dass sie hochkonzentriert ohne jede Showeinlagen ihre Rolle spielen werden, die eine fantasiereiche Aufsplitting der einzelnen percussiven Abläufe bringt, fein abgestimmte Übergaben des Rhythmus selbst mitten in ungeraden Metren und filigrane Ziselierungen mittels kurzer Akzente, aber auch Keyboardeinlagen und andere elektronische Einspielungen. Es ist ein Team, genauso wie die ganze Band, in der niemand herausragt oder sich als überragender Solist profilieren kann, weil die Dinge meist exakt festgelegt erscheinen und die Räume für allzu ausufernde Soli gar nicht existieren. Am ehesten noch scheint da Mel Collins, der aus den Anfangstagen der Band aufgetauchte Saxofonist und Flötist, sich noch gelegentlich in diese solistische Rolle hineintröten zu dürfen.
So geht’s nach der Schlagzeugereinleitung in die erste, sehr abgehoben und teilweise schroff wirkende Folge von Stücken, die weit vom üblichen Rockklischee entfernt scheinen. Wir, aber womöglich auch die Musiker, werden hineingezogen in einen eigenen Strom der Bezüglichkeiten, in der selbst der Bandboss Fripp nur ein Teil des Ganzen ist und in keinster Weise heraus ragt. Neben ihm agieren auf der zweiten Linie der Bühne mit dem Bassisten Tony Levin, mit dem Sängergitarristen Jakko Jaksyk und dem frühen Weggefährten Collins sowieso nur ausgewiesene Könner, die keinerlei Profilierung nötig haben und in diversen Bands ihre Spuren hinterlassen haben. Es taucht nun das eher grobe Stück „Easy Money“ auf, aber auch das feingliedrige „Epitaph“ oder das bekannte „In the Court of Crimson King“ aus den Anfangstagen der späten sechziger Jahre auf. Solche Stücke markieren ein typisches Kennzeichen der Band durch alle Besetzungen hindurch: das Wüste, Grobe und zuweilen auch stark rifforientierte Musizieren kann hier neben feingliedrigen Klangspekulationen stehen, die auf die verschiedenste Art verbunden erscheinen. Um die drei Stunden dauert der Auftritt und keine Sekunde davon ist langweilig: zum Schluss kommen beim Bowie-Heuler „Heroes“ und dann bei „21 Century Schizoid Man“ natürlich die gemeinschaftstiftenden Ohrwürmer: ein großartiges Konzert.
Montag, 1. Dezember 2025
PR-Bearbeiter
Meiner Meinung nach ist unsere politische Kultur von folgenden Strategien beherrscht, deren Auswirkungen wir derzeit auf vielerlei Arten spüren: Schönreden, aussitzen, wegmoderieren, weglächeln, abwiegeln, abbügeln, wegducken, sich der Verantwortung entziehen.....Aktuelle Beispiele gibt es leider zuhauf. Es wird solches Verhalten gerne als „professionell“ gedeutet. Die gezielte Beeinflussung des öffentlichen Raumes ist Ausweis der Kompetenz geworden und ernährt zahlreiche Nutznießer. PR-Berater, Pessesprecher, Vorstandssprecher geben sich gerne dafür her, die Meinung ihrer Auftraggeber kundzutun. Es resultieren daraus offenbar zahlreiche Vorgänge der jüngsten Vergangenheit. Niemand glaubt mehr etwas, wobei „Vertrauen“ so etwas wie ein konstitutives Element dieser Demokratie wäre. Trump kann mit durchsichtigsten Absichten von seinen „Fake News“ faseln, andere Politiker lassen Veränderungen versprechen und wollen doch nur ruhig stellen. Wollen besänftigen. Aussitzen.... usw. (siehe oben). Rhetorisch die Dinge drehen, in ihrem Sinne darstellen usw. Das Erstaunliche dabei ist, dass es viel zu oft funktioniert, dass man angesichts dessen fassungslos ist und empört. Dass viele unserer Mitmenschen einfachste Lösungen bevorzugen, auch dort, wo eine differenzierte Analyse vonnöten wäre.
Sonntag, 30. November 2025
Samstag, 29. November 2025
Klares Wasser (ub)
KLARES WASSER
Suche:
nach dem klaren Wasser
aus dem ich trinken kann
in dem ich den Grund sehen kann
eintauchen, einsinken...
mich treiben lassen
ohne Angst
dies Wasser,
das mich trägt
ohne Fragen
das wirklich ist
weil ich es fühlen, trinken,
hören, sehen kann.......
Wo?
Freitag, 28. November 2025
Abbilder
Blick zur Seite. Blick ins Unbekannte. Fremd. Geradezu militärisch straff sind sie organisiert, denen wir in TV-Features zuschauen, über die wir uns informieren. Sie lassen sich einreden, sie seien bedroht und müssten deshalb zu Waffen greifen. Sich einsetzen für das Richtige. Rechtzeitig angreifen, bevor es zu spät ist. Sie gehen auf im militärischen Körper, im Ganzen, sie sind gleichgerichtet, reihen sich ein, funktionieren jederzeit. Wer nicht funktioniert, wird beseitigt. Befehl. Gehorsam. Hierarchie. Oben. Unten. Kein Nachdenken. Bereit zur Brutalität. Den Feind vernichten. Tarnen und täuschen. Aufgehen in der Masse. Schießen und erschießen, uniform gleich. Menschen entmenschlichen. Kameradschaft im Bösen. Listig. Rechtzeitig, timing ist alles. Einer gibt den Befehl, die Losung. Alle brüllen ihre Zustimmung, ihr Einverständnis, ihre absolute Identifikation. Wollen stürmen. Vorne dran sein. Total. Sie beten die Macht an. Deren Inszenierung. Ihre Gesten. Ihre Symbole. Ob wir uns angesichts dessen fremd fühlen?
Donnerstag, 27. November 2025
Moderne Sinnsuche
Gott, Liebe, Suche, Erlösung. Schlüsselworte eines sozialen Mechanismus, der als „spirituelle Suche“ die Nachfolge der organisierten Religionsausübung angetreten zu haben scheint. Die Tradition scheint uns anderes zu überliefern: Papst, Inquisition, Hexen etc.. Aber ab wann geht es um eine selbstbestimmte Suche, um den individuellen Weg und jene Erlösung im Selbst, die nie zu Ende ist und eine beständige Suche voraus setzt? Kurz: die Emanzipation des Geistes und Verhaltens? Kirchenstrukturen der kanalisierten spirituellen Suche zu erkennen und damit umgehen zu können, scheint wohl eine meiner Lebenslinien zu sein, die mich ins Hier und Jetzt geführt haben. Ich versuche, Verhaltensmuster zu erkennen. Dazu gehört, dass oft ein Mensch die Regeln und die Weisheit verkündet, der alle folgen sollen. In der Politik führt das über die Autokratie in den Faschismus. Jetzt werden im Geschäft der Spiritualitäti oft Köder der Mitmenschlichkeit und der Empathie ausgelegt, die selbstverständlich honoriert und teuer bezahlt werden sollen. Das bisher Unerkannte im einzelnen Menschen zu heben, mag da als Ziel ausgegeben sein. Auch ganz allgemein dem Licht entgegen zu gehen, davon geht die geheimnisvolle Kunde. Es wird auch gerne mal von der „Wertschätzung des Individuums“ geschwafelt, es werden teure Seminare und Veranstaltungen angeboten, bei denen sich ein “Meister“ oder „Wissender“ als Seelenführer inszeniert. Im Übrigen überlässt dieser Führer vieles dem Gruppendruck: Wer sich nicht dem Regelwerk gemäß verhält, wird sanktioniert oder vor der Gruppe bloßgestellt (siehe auch politische Mechanismen). Es geht offensichtlich explizit oder auch latent um Macht und Machtausübung, um Gruppenzwang und in Aussicht gestellte Erlösung. Auch scheint eine gewisse sexuelle Enthemmung und Einübung einer Promiskuität vieler solcher Selbsterfahrungssitzungen zu sein. Sich auszuziehen und dann ungehemmten sexuellen Kontakt in einer „In-Group“ zu suchen, scheint mir da unabdingbar und ein Muster zu sein, das sich oft durch die „moderne“ Sinnsuche zieht. An seine Grenzen zu gehen, auch darum geht es oft als Hauptzweck. Man solle sich selbst in seinen Bedürfnissen erkennen, sehen und finden, so heißt es. Auch werden dann gerne Drogen und mystische Rituale zu diesem Zwecke eingesetzt. Es gilt bei allem, eine In-Group der Wissenden, der Erfüllung und Erlösung Suchenden und eine Outgroup der Ahnungslosen, der tumben und ahnungslosen Masse distinktiv zu erzeugen, sie zu erkennen, - natürlich gegen reichlich Kohle.
Mittwoch, 26. November 2025
Abenteuerabend
Es ist ein paar Tage her. Aber ich habe es geschrieben, als ich ein Anderer und Derselbe war: Jeder hat ihn schon gehört, so gut wie keiner kennt seinen Namen. Ein typischer Studiomusiker halt. Aber einer der allerbesten. Lee Ritenour ist seit seinem 16. Lebensjahr Profigitarrist und hat seit 1974 im Studio brilliert. Jazz, Rock, Funk, Blues, Latin, - der inzwischen 53jährige Amerikaner kann alles perfekt. Für Dizzy Gillespie, Herbie Hancock und Sonny Rollins hat er gespielt, aber auch für Frank Sinatra, für Steely Dan und Pink Floyds „The Wall“. Rund 3000 Aufnahmen sind’s geworden. Zeitweise war Ritenour für bis zu 20 Sessions in der Woche engagiert. Er hat auch Soloalben eingespielt, „Captain Finger“ aus dem Jahr 1977 darf als Klassiker des Fusionjazz gelten. Aber Zeit für Tourneen blieb kaum. Doch nun steht er plötzlich doch auf der Bühne des Theaterhauses. Natürlich hat er eine Allstar-Band mitgebracht, an großen Namen soll’s nicht fehlen. Doch was jetzt?
Er liefert ein überragendes, ein grandioses Konzert ab. Ein Mittel des Ausdrucks sein stupende Technik, eine Abschussrampe der Kreativität seine Stücke: Was sich auf der Tonkonserve zuweilen seicht und gefällig angehört haben mag, erwacht an diesem Abend zu einer umwerfenden spielerischen Vitalität. Popjazz? Fusion? Solche Schubladenbegriffe scheinen Ritenour und seine Band hinter sich gelassen zu haben. Was zählt, ist der freie Fluss und Austausch der Ideen, das Spiel mit den Möglichkeiten. Mit eher jazzig gebrochenen Stücken tastet sich die Band ins Geschehen, der Gitarrist brilliert mit lockerem Oktavspiel, variiert virtuos die Anschlag- und Grifftechniken, um dann plötzlich hinreißend funky zu werden und mit einer frappierenden Spielfreude den Rhythmus zu zelebrieren. Wie so oft an diesem Abend nehmen die Musiker solche Impulse sofort auf, wandeln sie mit ihren Möglichkeiten und spielen den Ball zurück. Die Keyboarderin Patrice Rushen retourniert kühl und feurig zugleich: allein schon für sie hätte sich der Besuch des Konzerts gelohnt. Der Schlagzeuger Alex Acuna, der Bassist Brian Bromberg, der Saxofonist Ernie Watts, sie alle lassen Soli und Gruppenspiel auf eine Weise ineinander fließen, die durchweg verblüfft und den Abend zum Abenteuer werden lässt. Nie aufdringlich, aber unglaublich intensiv, gibt Ritenour Anregungen, streift humorvoll den Rock, den Blues und andere Stile, wird härter, wird weicher, setzt Spannungsbögen und tummelt sich in aberwitzig schnell gespielten Unisono-Passagen. Fusionklassiker wie „Rio Funk“ und „Captain Fingers“ sind kaum wiederzuerkennen: Der Mann ist gereift. Als Studiomusiker mag Lee Ritenour ein absolutes Ass sein, als Livemusiker ist er ein Erlebnis.
Dienstag, 25. November 2025
Spiegelei
Sie ist unlängst bei mir in meinen Zetteln aufgetaucht, was ich aus den Augenwinkeln mitkriegte. Sie, die mir früher im Hinblick auf so etwas wie Identität so viel bedeutete. Cindy Sherman beobachtete sich auf jedem ihrer Selbstporträts als ein anderes Ich, immer auf der Suche nach sich selbst. Sie bannte Ehe- und Karrierefrauen, Stenotypistinnen, freizügige Lebedamen oder böse Feen in ihren Fotos, Filmen und Texten. Sherman ging es nicht um eine eitle Selbstbespiegelung, um eine Vorführung des eigenen Ich. Sie sagte mal „ Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich je völlig ich selbst bin, außer wenn ich ganz alleine bin. Ich sehe mein Leben als Übungsplatz, weil ich fortwährend Rollen spiele“. Die Verwandlungsfähigkeit und das Einfühlungsvermögen, in andere Wesen zu schlüpfen, sich per raffiniertem Identitätstausch zu verwandeln, in Temperamente, Reizbarkeiten, und in anderen extrem fremden Häuten aufzugehen, das eigene Ich aufzugeben, das führte sie uns eindrucksvoll vor. Es war wohl so etwas wie ihr Lebensentwurf. „Es gibt das stereotype Bild von dem Mädchen, das sich hinein träumt in Rollen, etwa eines Popstars. Sherman arbeitete auch mit Science-Fiction-Maskeraden, mit Gruselmimik, mit Gesichtsattrappen und künstlichen Körperteilen. Es sind wohl alles Untersuchungen der eigenen Person, die das Recht an dem einen völlig mit sich selbst identischen Person verwischt und verliert.
Montag, 24. November 2025
Zukunft mit KI gestalten
Es wird einem ja regelrecht eingebläut, eingeprügelt, mit allen Mitteln eingetrichtert: KI hilft, die Menschheit zu retten. Die wenigen kritischen Stimmen scheinen verstummt, jetzt geht es mit gewaltigem Medienoverkill ab, das Thema zu propagieren. Es muss offenbar gelernt und übernommen werden, besonders von denen, die an den unbedingten technologischen Fortschritt glauben. Auch das hierzulande dringend erwartete Wachstum soll damit voran getrieben werden: ein Narr, wer sich dem verweigert. Innovation und Fortschritt sind angesagt. Wer will da nicht mit? KI verändert die Art, wie wir Fragen stellen und beantworten, so heißt es. Wie wir Ideen entwickeln und Probleme lösen, soll davon stark beeinflusst werden. Einen kleinen Vorgeschmack davon haben wir schon durch die verschiedenen Programm erfahren dürfen: Angenehm das alles, ein paar erfolgreiche Versuche und dann das Abonnement abschließen, das heißt sodann löhnen, was damit auf das Wichtigste deutet. Unsere Welt soll beschleunigt werden, alles kann noch schneller gehen, Arbeitsplätze werden geschaffen und abgeschafft. KI erstellt uns ein echtes Gegenüber, das sich in tausende von Assistenten verzweigt. Was heute gilt, kann morgen schon veraltet sein. Ob dies Tempo dem Menschen entspricht, ob es ihm entgegen kommt, scheint zunächst einmal egal: was ausschließlich zählt, ist der technologische Fortschritt.
Digitale Transformation heißt das Schlagwort. Wer kommt da mit, immer schneller, immer effektiver in dieser immer komplexer werdenden Welt? Es wird als gegeben angenommen, das wir uns diesen Entwicklungen anpassen sollen und nicht umgekehrt. Die Zukunft gestalten: das geht nur mit KI, so die Message. Bei uns in schland scheint die Autoindustrie stark angeschlagen. Rezept: KI. Weiterbildung in KI. Der Mensch wird von solchen Entwicklungen geformt, soll sich anpassen, soll mitkommen, soll Fortschritt vollziehen. Ob das rein technologische Argumente sind? Ob Menschen dadurch auch deformiert, verbogen und entfremdet werden? Ob sie überhaupt noch eine Rolle spielen werden? Welche? Ich denke, das kritische Abwägen, das Für und Wider erwägen, wäre ein Weg. Wie? Ich weiß auch nicht. Aber dies unkritische Anhimmeln technologischer Möglichkeiten erscheint mir auch nicht als gangbarer Weg und orientiert sich wohl an den Technokraten-Fürsten von Silicon Valley.
Sonntag, 23. November 2025
Bestimmtheiten?
Der freie Wille? Eine alte Streitfrage, gerade in der Philosophie. Haha. Ich sehe schon, wie die Auskenner die Augenbraue hoch ziehen.... Die einen behaupten, dass alles determiniert, also festgelegt sei: durch Gene, Umwelt, Gehirnstrukturen, Chemie, Normen.... Die anderen halten am freien Willen fest, weil der dem mündigen Bürger immanent sei, das heißt, ein wesentlicher Bestandteil seines Seins. Nun scheinen noch die digitalen Herrschaftsformen hinzuzukommen, die mehr oder weniger indirekt den Menschen zu entmündigen scheinen. Algorithmen scheinen unser Dasein in Zukunft zu bestimmen: und diese Zukunft hat schon angefangen. Wahrscheinlichkeiten, mit denen ein bestimmtes Ereignis eintritt, welche Nachrichten wir lesen und welche Konsumartikel wir kaufen, wie wir von Behörden belangt werden und welche Partei wir wählen: alles automatisiert und nach Wahrscheinlichkeit vorhergesagt. Wo da ein Bedürfnis nach Über- und Durchblick bleibt? Nach „Grundwerten“? Demokratie? Wie wohl die Juristerei damit umgeht? Ob das alles auch eine Machtfrage ist? Wem bedeutet dies etwas Konkretes? Wer einen praktischen Versuch mit Algorithmen unternehmen will, startet seine Suchmaschine. Selbst ihre Ergebnisse erscheinen verdeckt und ihre Kriterien erschließen sich möglicherweise nicht so schnell. Tatsache ist, dass Algorithmen vieles sogar besser zu wissen scheinen, als wir selbst. Der Mensch wird bei ihnen eine vorhersagbare Masse, die es zu steuern gilt. Doch nach welchen Kriterien? Ob "der Staat" diese vorgibt, wie jetzt bereits in einigen Ländern? Oder Firmen? Oder "Experten"?
Samstag, 22. November 2025
Donnerstag, 20. November 2025
Schwarze Schwäne
Von „schwarzen Schwänen“ ist manchmal die Rede. Wobei für „die Gebildeten“ die Rede davon ist, ob die Wahrscheinlichkeit, das unwahrscheinliche Ereignisse eintreten, hoch oder tief ist. Klingt anspruchsvoll? Für solche Erkenntnisse hat sogar ein Typ namens Nassim Nicholas Taleb große Auszeichnungen kassiert. Nun ja, den Alltag hat es unter anderem bei der bisher letzten Explosion eines Kernreaktors berührt. Wie oft hat man uns gesagt, dass die Dinger sicher seien und die Wahrscheinlichkeiten, dass etwas passieren könne, niedrig. Und doch hat es in Tschnernobyl 1986 und in Fukushima 2011 in allerletzter Zeit (gemessen an der Million Jahre, in denen Radioaktivität präsent ist…) gleich zwei solcher Ereignisse gegeben. Oder die Coronakrise und der russische Einmarsch: So gut wie niemand hatte das auf der Rechnung. Doch es kam über Nacht und viele Leute (natürlich nicht die, die das womöglich ausgelöst hatten!) verloren ihren Arbeitsplatz. Was uns das lehrt? „Unwahrscheinliche“ Ereignisse können häufiger eintreten, als wir denken. Das „Unnormale“ ist näher, als man meint. Wir sollten wenig für gewiss halten.
Mittwoch, 19. November 2025
Paradox
Zukünftige Zeitreisen? Ob's jemals möglich werden wird? Wieso haben wir noch immer keine Gäste aus der Zukunft? Per „Wurmlochzeitmaschine? Die Ursache könnte ein generelles Problem von Zeitreisen sein: Sie führen zu unauflösbaren Widersprüchen. Paradoxien. Der verstorbene Star-Physiker Stephen Hawking führte ein „Pardoxon der Wissenschaftlers“ auf: Stellen wir uns vor, es sei dem Wissenschaftler gelungen, ein „Wurmloch“ zu konstruieren, also einen Zeittunnel, der eine Minute lang in die Vergangenheit führt. Eine solche „kleine“ Zeitreise kann aber schon große Probleme verursachen. Durch das Wurmloch könnte der Forscher sich selbst sehen, wie er vor einer Minute war. Was passiert, wenn der Forscher das Wurmloch benutzt, um sein früheres Selbst zu erschießen? Er ist dann tot. Erschossen. Wer hat nun den Schuss abgegeben? Hm. Dies Paradoxon ergibt erst mal keinen Sinn.
Dienstag, 18. November 2025
Heimat
Die Anderen? Die Fremden? Wenn man jemand persönlich kennen lernt, ist es ungleich schwieriger, mit ihm kritisch oder gar ablehnend umzugehen. Persönliche Bande schaffen so etwas wie Beishemmung. Gerade in einem journalistischen Alltag damals schien mir das umso bedeutender, je weniger dies von Kollegen beachtet wurde. Doch im Falle des zunächst Fremden und Ausgegrenzten kann es auch helfen, Barrieren abzubauen. Wer jemanden aus einem anderen Kulturkreis kennen lernt, nimmt bewusst viele Anregungen auf, verliert eine Distanz, lernt das Gegenüber möglicherweise als Menschen mit all seinen Unzulänglichkeiten und Liebenswürdigkeiten kennen. Viele Menschen sagen aber auch, dass sie so genau gar nicht zu wissen glauben, woher genau sie kommen, da ihre Herkunft gar nicht auf einen ganz bestimmten Ort, eine ganz bestimmte Familie oder Kultur zuführt. Es scheint immer mehr „globale“ Existenzen zu geben, die dort zuhause sein können, wo sie gerade sind. Ob aber nicht gerade bei ihnen das Bedürfnis nach so etwas wie „Heimat“ gewachsen ist, ob sie ihren eigenen Weg und Begriff dazu finden müssen? Ob dies eine gewisse Anstrengung bedeuten kann, bei der unsere Hilfe etwas Positives beitragen kann? Was bin ich? Wer bin ich? Sind wir in der Lage, eine gute Antwort auf diese Fragen zu geben?
Montag, 17. November 2025
Unsers
Ja klar, Transparenz, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Demokratie sind uns einiges wert, worüber es auch lohnen würde, sich mit den Gefolgsleuten der Diktatoren auseinander zu setzen. Ja ja, darüber reden hilft bei manchen Leuten nichts. Versuchen, die Gegenüber in Strukturen zu verstricken, Verträge, Abmachungen, empathische Leistungen wie etwa „meinem Gegenüber geht es auch schlecht dabei“ (oder auch nicht, weil er keinerlei Empathie hat oder es ihm aberzogen worden ist.) Nun ja, ein bisschen mehr ginge vielleicht schon. Vielleicht könnten wir uns ja auch noch ein bisschen verbessern, vorwärts kommen. Das, was Demokratie auch sein könnte, anstreben – auch gegenüber den beharrenden Kräften (die sich gerne als „konservativ“ ausgeben) Hierarchie könnten nicht unser Ding sein. Unser Wirken könnte darauf gerichtet sein, so etwas immer mehr abzubauen und dadurch mehr Lebensqualität zu schaffen. Freiheit? Für wen? Zu was? Was alles könnte „Freiheit“ bedeuten. Material für Sonntagsreden. Vielleicht ginge es auch anders. Die äußeren Hüllen vor sich herschieben, das beobachte ich oft. War und ist nie mein Ding! Demokratie ist ja auch etwas, was sich entwickeln muss und wofür es Raum geben muss. Aber was passiert? Nein. Rechtsstaatlichkeit scheint mir zu oft missbraucht zu werden, insbesondere zur Wahrung von Besitzständen. „Weil ich eingesehen habe, dass das richtig für alle ist“: dieses Diktum der antiken Philosophen sollte vielleicht mehr gedacht werden. Es geht um ein besseres Verstehen des Anderen. Es geht auch darum, selbstwirksam etwas zu tun. Wenigstens das entfernte Gefühl zu haben, dass man bei etwas mitwirken kann. Ich höre aus meiner Umgebung, dass das, was man sich hinzu verdient, einem sofort von der Grundsicherung abgezogen wird….. ob dadurch irgendeine Initiative bzgl des eigenen Daseins gefördert wird. Was ist der Staat? Die vielen Behörden und Verwaltungen? Das Eigentum derer, die sich jeden Tag im Fernsehen als Eigentümer gerieren? Die Machtmanager? Sind wir deren Apparat ausgeliefert? Deren Bürokratiemonster? Müssen wir uns alles gefallen lassen, von Staatswegen? Uns als „Boomer“ oder „Sozialschmarotzer“ beschimpfen lassen? Demokratie könnte doch mehr sein…...
Sonntag, 16. November 2025
Der Gleichmacher
Wir tragen doch alle ein Skelett spazieren. Das heißt, unter der Haut sind wir gleich. Das hat manchmal etwas Tröstliches und auch etwas, was uns wütend werden lässt. Noch. Oder doch nicht? Besonders die amerikanische Kultur scheint in allen Belangen von einem gewissen, in Geld zu bemessenden Wert des Menschen auszugehen. Was der Mensch wert ist, bemisst sich also nach diesen Maßstäben in Geld. Dies mag auch ein Erbe der Puritaner sein, die glaubten, dass der Mensch sich im Diesseits seine Sporen für das Jenseits verdiene. Der tätige Mensch im Diesseits könne durch Gott errettet werden. Wer also in diesem Leben tüchtig ist, wird durch das ewige Himmelreich geadelt. Diese Einstellung setzte sich durch verschiedene Wandlungen in den USA bis Trump fort, wodurch auch Einiges dort besser verständlich erscheinen mag. Das Interessante: Eine solche Werthaltung scheint nun immer mehr in unsere Kultur einzuwandern, einzusickern, zurück zu wandern. Unmerklich zuerst. Dann immer bestimmter. Hinzu kommt, dass besonders gewisse Unternehmen in Silicon Valley auf technische Weise eine Lebensverlängerung oder sogar das ewige Leben zu versprechen scheinen. Gegen Kohle natürlich. Der Tod als großer Gleichmacher könnte sich auf diese Weise erledigen.
Samstag, 15. November 2025
Bloggi
Die verschiedenen Beiträge dieses Blogs sind nur Versuche, die Wirklichkeit zu deuten, etwas mehr zu verstehen, ihr eine Perspektive abzuringen, sich vorsichtig hinein zu tasten, in ein Spiegelkabinett, dessen Deutung durch tausend Faktoren wie etwa Digitalmonopole einigermaßen vorherbestimmt sein kann. Wir bauen Sichtweisen auf und ab, wir nehmen spielerisch Haltungen ein, wir reflektieren unsere unmittelbare und unsere mittelbare Umgebung, wir spekulieren darüber, wir versuchen mit unseren Mitteln zu verstehen. Wir drehen uns und nehmen einen anderen Standpunkt ein, spielerisch, eingedenk der Relationen, die sich jeweils davon ableiten. Wir lassen uns dafür beschimpfen von den eindeutig orientierten Tatmenschen, denen jedes Erwägen fremd ist, die nur tun und machen (nach welchen Maßstäben, wohin treibt es sie...? genau an dieser Stelle will dieses Blog einige Tipps geben...). Wir fragen nach deren Maßstäben, wir versuchen, uns hineinzuversetzen, wir wollen uns in Empathie üben.
Freitag, 14. November 2025
Blick hinaus
Man hat den Eindruck, dass diese Politiker den Problemen nicht mehr gewachsen sind. Von der Konferenz, die Plastikflut betreffend, hörte man plötzlich gar nix Positives mehr, nachdem sie davor schon einmal als Misserfolg geplatzt war – und jetzt noch einmal. Leute wie Trump halten sich sowieso in anderen Gefilden auf, wo Umwelt/Ökologie nichts gilt. Hierzulande funktioniert die Bahn nicht, Elektrotankstellen sind nicht genügend ausgebaut, die Mieten steigen ins Unermessliche, die Busanbindung auf dem Land ist mangelhaft, das Gesundheitssystem ist wahnsinnig teuer, leistet aber in Relation dazu nichts. Hinzu kommt, dass man das Gefühl hat: es könnte besser werden. Bloß mit diesem Personal, das total abgehoben und weit entfernt von den Wünschen seiner Wähler ist, geht das nicht. Das Rentensystem ist am Zusammenbrechen und Politiker (die sich selbst sowieso anders im Alter versorgen!) verdrängen weiter. Im „Sondervermögen“ (was ein rhetorischer Trick ist und eigentlich „Schulden“ heißen müsste) türmen sich Billionen auf, aber fürs Alltäglichste ist kein Geld da, im Gegenteil, der Finanzminister weiß offenbar nicht, wo er`s herholen soll. Brücken brechen zusammen, das sogenannte „Bürgergeld“ läuft finanziell völlig aus dem Ruder. Die Schwarzarbeit, aber keineswegs die Wirtschaft, boomt. Die Reichen flüchten unbehelligt in Steueroasen oder rechnen mit Cum EX, die Armen können eine gewaltige Steuerlast bald nicht mehr tragen. Was folgt? Die Kommunale Infrastruktur geht vor die Hunde. Freibäder schließen. Das Bildungssystem ist durch und durch marode. Die Armen werden sowieso immer ärmer, die Reichen reicher. Diejenigen, die im Osten leben, haben Pech gehabt und wählen jetzt dementsprechend.
Donnerstag, 13. November 2025
Fließband
Wir hatten das ja schon lange gespürt, alleine schon durch genaueres Zuhören und ein „Sich einlassen“: diese Anonymisierung der „erfolgreichen“ Musik. Vorbei der spezielle Sound, die musikalische Handschrift, die Identität eines Künstlers. Jetzt und heute dominiert die Arbeitsteilung, die Spezialisierung des Handwerklichen, hin zur Arbeitsteilung: in einem von einem namensgebenden „Produzenten“ gelenkten Produktionsstab gibt es Spezialisten für die Hook, für die Flächen und Harmonien, für den Groove und für den Gesang: alles ist normiert und codiert, vorbestimmt in Klangfarbe und Tempo. Pophits werden in großer Zahl wie ein skaliertes „Produkt“ am Fließband produziert. Es entsteht so jene Gleichförmigkeit des Massenprodukts, die heute die Charts und Megastars mit den großen Namen dominiert, was natürlich zu einer absoluten Verflachung der Popmusik führt. Da ist nichts mehr von dem einsamen Künstler, der eine geniale Idee aus sich selbst schöpft und dabei eine ganz persönliche Art der musikalischen Umsetzung pflegt. Ecken und Kanten sind out. Die niederschmetternde Machart und Ästhetik des Massenprodukts dominiert. Ja, es gibt noch wenige Ausnahmen, gewiss. Aber das erkennbare Bestreben, einen eigenen Ausdruck zu (er)finden ist vorbei. Sogar der einstige „Sommerhit“ ist verschwunden. Aufregung kann durch verschiedene Faktoren erzeugt werden. Auch dadurch, das scheinbar Unerhörte im Hörer zu Gehör zu bringen. Ein Wagnis, ein Risiko einzugehen. Natürlich spielt dabei auch der „Zeitgeist“ seine Rolle: Ob es „früher“ so war, dass man neugierig war, dass man Grenzen, Horizonte überschreiten wollte, - auch mittels der Musik? Dann stünde das aktuelle Geschehen in einem krassen Gegensatz dazu.
Mittwoch, 12. November 2025
Seele des Lebens (Lyrik)
Seele des Lebens (Georg Trakl)
Seele des Lebens
Verfall, der weich das Laub umdüstert,
Es wohnt im Wald sein weites Schweigen.
Bald scheint ein Dorf sich geisterhaft zu neigen.
Der Schwester Mund in schwarzen Zweigen flüstert.
Der Einsame wird bald entgleiten,
Vielleicht ein Hirt auf dunklen Pfaden.
Ein Tier tritt leise aus den Baumarkaden,
Indes die Lider sich vor Gottheit weiten.
Der blaue Fluß rinnt schön hinunter,
Gewölke sich am Abend zeigen;
Die Seele auch in engelhaftem Schweigen.
Vergängliche Gebilde gehen unter.
Dienstag, 11. November 2025
Außerplanmäßig
Was nicht nur uns umtreiben mag: Wie sichert man das Überleben unserer Spezies angesichts der vermeintlich kurz bevor stehenden Entwicklung einer superintelligenten KI? Wir hier in Europa grübeln, wir zweifeln, wir strengen langwierige, möglichst demokratische Entscheidungsprozesse an. Wie helfen sich die selbst erklärten „Eliten“ in den USA am Ende? Durch Auswanderung per Rakete in bisher unbekannte Gefilde. Der alte amerikanische Traum. Im Weltraum fortgesetzt. Eine Vision, („Young men go west!“) In Wirklichkeit gesetzt auf anderen Planeten, im Weltraum natürlich! Was soll all das Nachdenken und Vordenken und Überdenken, das Jagen einer fernen Gerechtigkeit? Was sollen die abschreckend intransparenten Beispiele der Anschauung im fernen China? Oder andere Energieverschwendungen? Das Silicon Valley scheint angesichts all dessen klare Konzepte zu verfolgen. Die Starken sind gegenüber den Schwachen im Vorteil und dürfen alles. Wer über die Kolonisation des Sonnensystems und den kommenden Maschinengott nachdenkt, hat eigentlich keine Energie oder Zeit für individuelle Befindlichkeiten oder die Interessen von marginalisierten Mitbürgern. Wer so sehr von der Richtigkeit des eigenen Denkens überzeugt ist, wer noch dazu glaubt, einen letztgültigen Beweis für seine Schlussfolgerungen erbringen zu können, neigt mannigfach zu einem – Fundamentalismus.
Montag, 10. November 2025
Sieg über
Ob das (Über-) leben zu einer Sache des Geldbeutels oder zumindest zu einer der Machtfülle wird? Vieles scheint dafür zu sprechen: Silicon Valley forscht seit Jahren an der Verlängerung des Lebens, während im Osten rund um Putin und Xi die entsprechenden Entwicklungen im Gange sind, mehr oder weniger geheim…… Klar ist ja von vornherein, dass die Wohltat eines „ewigen Lebens“ oder einer signifikanten Verlängerung des Lebens zunächst den Wenigen in Gestalt einer kleinen, finanzstarken Minderheit unter den Menschen zugute kommen soll: Jenen, die sich selbst als „Elite“ deuten und verstehen. Dies entspricht unter anderem wohl auch der vorherrschenden Idiologie im Silicon Valley, seiner Herren und des Machtapparats in den USA. Setzen sie doch von vornherein auf eine Art der „Auserwähltheit“ unter den Menschen (altes amerikanisches Thema). Da sind solche, die es verdienen, die fähig und stark sind, und solche, die die Masse Mensch darstellen, die rechtlos, konturlos der „Elite“ zur beliebigen Verfügung steht. Etwaige Regularien, Prozeduren, Gesetze, Beeinflussungen aller Art sind da nur der Entwicklung hinderlich. Der „freie Markt“ soll regieren. Es gibt nach diesen Auffassungen halt wertvolle und wertlose Individuen (weiteres amerikanisches Thema). Es gibt auch den unumstößlichen Glauben an die Logik und an die Wissenschaft (die vor allem der „Elite“ zur Verfügung stehen und sich der Macht anpassen soll) Insofern wäre es geradezu „logisch“ dass nur auserwählte Individuen wert wären, länger oder gar ewig zu leben. Klar ist auch die Richtung, die diese „Elite“ in nächster Zukunft einschlägt: sie will sich in die Tiefen des Weltraums absetzen, neue Zivilisationen gründen und Populationen errichten, in denen das uneingeschränkte Recht des Stärkeren gilt.
Freitag, 7. November 2025
Donnerstag, 6. November 2025
Schweigen (Georg Trakl)
Schweigen (Georg Trakl)
Über den Wäldern schimmert bleich
der Mond, der uns träumen macht
Die Weide am dunklen Teich
Weint lautlos in die Nacht
Ein Her erlischt – und sacht
Die Nebel fluten und steigen -
Schweigen, Schweigen!
Mittwoch, 5. November 2025
Sprachliche Ironie und Verspottung
In meiner Musik ist viel Verspottung der Sprache und der Sprachhülsen, selbst jener oft von der KI gebrauchten Auslöser/Trigger von typischen Gefühlen. Mit diesen „Hülsen“ arbeitet auch die Werbeindustrie. Sie arbeitet unter anderem völlig unironisch mit dem Unechten, dem Vorgefertigten, der leeren Hülse, der Phrase und dem Klischee, das uns zu tumben Konsumenten machen will. Über den dementsprechenden Einsatz der Sprache habe ich im Verlaufe meines Berufslebens viel gelernt und ließ mich dazu herbei, als Journalist selbst solche Klischees, Modewörter und Modebegriffe zu gebrauchen, die üblichen grassierenden Wörter, die die Wirklichkeit für uns streifen und ein Gefühl vermitteln. Es geht darum, diese Gefühle der Leute zu fangen und mit ihnen zu arbeiten, sie letztlich für den eigenen „Erfolg“ zu gebrauchen. Es gilt, dafür Formen zu finden, die oft selbst sehr stark vorbestimmt und festgelegt vorgefertigt sind. Mittlerweile macht das alles die KI besser als das, was wir jemals lernten. Ich habe früh eine Abneigung gegenüber diesen Mechanismen empfunden.
Dienstag, 4. November 2025
Baumsterben
Da wird ein alter Baum gefällt, direkt vor meinem Fenster. Er tut mir leid. Einfach nur das. Ich weiß auch, dass Vernunftsgründe dafür gesprochen haben mögen. Zu riskant, er könnte umfallen. Er hat die Kanalisation bedrängt und hätte früher oder später doch gefällt werden müssen… Und doch tut er mir leid. Der Mensch will sich schützen vor der Natur. Er will sie beherrschen. Er legt sie um. Einfach, weil er glaubt, ihr überlegen zu sein. Doch es zeichnen sich Bewegungen ab, die der Mensch noch nicht beherrscht. Ob er sich nicht einfach zu früh sicher wähnt? Was ist mit Vulkanen oder Meteoriten- und Asteroideneinschlägen? Wo sind die Insekten geblieben? Ob wir einen natürlichen Zusammenhang, denn wir gerne als „Ökologie“ bezeichnen, verstehen?
Montag, 3. November 2025
Wirklichkeitsempfinden
„Fake News“? „Populismus“? „Täuschung“ und „Wahrheit“? Welche Rolle wohl die überall präsente Werbung spielt? In Gestalt der PR? Es gilt für die PR, jene Bilder und Effekte einsetzen, die sich dem Rationalen entziehen und ausschließlich die Emotionen ansprechen. Schon die Propaganda hatte sich das zu Diensten gemacht. Sie strebte den Schutz vor Umsturz, Leute mussten für den Krieg gewonnen werden, für den Konsum eines klar definierten Artikels. Mit der Zeit trat die Public Relations anstelle der Propaganda. Es war ein reiner Akt des Schönsprechs, die Inhalte waren weitgehnd synonym. Propaganda war das Werkzeug zur Steuerung der Massen gewesen. PR steuert nun den Geist der Massen. Das Verrückte: Selbst wenn man seine Tricks offenlegt, kommt kein Aufschrei der Massen.
Es galt in der folgenden Phase nun, sich zu Lasten der Gesellschaft persönlich zu bereichern. Die Leute dazu bringen, sich für eine Politik einzusetzen, die sogar den eigenen Interessen zuwiderläuft. Der Bürger wird nun zum Verbraucher. Wünsche stehen hinter dem wirtschaftlichen Kreislauf und treiben ihn an. Der PR gilt es nun, den Wettbewerb auszuschalten. Dabei ist es ein alter Trick, Wissenschaft und kommerzielle Ziele auszutauschen. Dem Rat einer vertrauenswürdigen Person in Gestalt eines Wissenschaftlers zu folgen, ist ein Grundelement jeder PR. Dabei kommt auch die Psychoanalyse, ja die gesamte allgemeine Psychologie, kommt zum Einsatz. Ein Grundsatz der Psychologie: Menschen denken, sie würden eigenständig handeln. In Wirklichkeit umgehen sie das Denken möglichst. Zum Beispiel den von Freud so bezeichneten „Penisneid“ zu nutzen und zu Bildern zu machen, ihn in Symbolen umsetzen. Dadurch auch Frauen zu Konsumenten machen.
Samstag, 1. November 2025
Abend (Lyrik)
Andreas Gryphius
Abend
(1650)
Der schnelle Tag ist hin, die Nacht schwingt ihre Fahn,
Und führt die Sternen auff. Der Menschen müde Scharen
Verlassen feld und werck, wo Thier und Vögel waren
,
Trawert itzt die Einsamkeit. Wie ist die zeit verthan!
Der port naht mehr und mehr sich, zu der glieder Kahn.
Gleich wie diß licht verfiel, so wird in wenig Jahren,
Ich, du, und was man hat, und was man siht, hinfahren.
Diß Leben kömmt mir vor alß eine renne bahn.
Laß höchster Gott mich doch nicht auff dem Lauffplatz gleiten
,
Laß mich nicht ach, nicht pracht, nicht lust, nicht angst verleiten.
Dein ewig heller glantz sei vor und neben mir,
Laß, wenn der müde Leib entschläfft, die Seele wachen,
Und wenn der letzte Tag wird mit mir abend machen,
So reiß mich auß dem thal der Finsterniß zu dir.
Freitag, 31. Oktober 2025
Donnerstag, 30. Oktober 2025
Anziehender Schauer (Charles Baudelaire)
Anziehender Schauer (Charles Baudelaire)
Schau dieses Himmels fahle Seltsamkeiten,
Wie dein Geschick zerrissen, wunderlich,
Was mag durch deine leere Seele gleiten,
Was fühlst du bei dem Anblick? Wüstling, sprich.
Ich fühle Gier nach wirren Dunkelheiten,
Nach Qual und Ungewissheit lechze ich,
Doch nicht voll Jammer starr ich in die Weiten,
Wie einst Ovid, da Rom für ihn erblich.
Ihr wild zerrissnen, grauen Himmelsräume,
Ihr seid, wie ich, von Trotz und Stolz erfüllt!
Und eure Wolken trauerflorumhüllt,
Es sind die Leichenwagen meiner Träume,
Von eurem Schein geht fremdes Leuchten ans,
Ein Glanz der Hölle, wo mein Herz zu Haus.
Mittwoch, 29. Oktober 2025
Wachstum, Mensch, wohin?
Ich habe auf einem Zettel folgende Notiz gefunden, die möglicherweise in diesem Blog schon erschienen ist. Ich habe sie aber aus heutiger Sicht versucht zu bearbeiten. Was dabei heraus gekommen ist, ist hier zu lesen: Die Lotterie des Lebens bedeutet: wir leben hier noch in einer Gesellschaft der bürgerlichen Grundrechte, in der zwar dem Wirtschaftswachstum auch vieles geopfert wird, aber bisher noch nicht die Bürgerrechte, den Rechtsstaat, die Demokratie. Gleichwohl ist um diese Werte ein Kampf entbrannt. Wie gut dieser Wert mit dem Wert Wachstum zu vereinbaren ist, mag erst mal dahingestellt bleiben.
In manchen anderen Staaten (besonders denjenigen mit gewissen autoritären Zügen, die mit „bürgerlichen Grundwerten“ offenbar nicht allzu viel anfangen können...) scheint dagegen das Wachstum über alles zu gehen, sogar über das menschliche Leben. Führer schwingen sich auf, erobern oder behaupten die Spitze, bis auch sie unter Umständen sogar niedergemetzelt werden. Das Leben in seiner vitalistischen Funktion erlebt auch heute noch fröhliche Urständ': Fressen, Saufen, Ficken. Oder wie T.S. Elliott es ausdrückte: „Birth, Death, Copulation, that's all....“. Fortschritt könnte bedeuten, einen kleinen zivilisatorischen Schritt darüber hinaus zu wagen, die Welt ein bisschen besser machen - weil wir Menschen sind.
Dass dieser Gedanke weltweit auf dem Rückzug erscheint, gehört zur großen Tragik des menschlichen Geschlechts, genau so, wie die selbstverursachte Klimakatastrophe, die damit verbundene Umweltzerstörung und das Artensterben. Was unter dem Stichwort „KI“ alles auf uns zukommt, scheint erst mal nicht berücksichtigt, obwohl uns da unter anderem auch eine Vollkatastrophe drohen könnte. Fest steht: Der Mensch will sich wohl als „Alleinherrscher“ die Erde untertan machen und sich rechtzeitig in Richtung andere Planeten davon machen. Dabei könnte alleine schon der Ausbruch eines Supervulkans auch jetzt seine Existenz in kurzer Zeit vernichten. Von Bedrohungen aus dem Weltraum wie etwa niederstürzenden Meteoriten oder Asteroiden ganz zu schweigen. Ich höre, dass daram gearbeitet wird. Woher nimmt der Mensch seine Arroganz, seinesgleichen gegenüber, aber auch der Erde und ihren Geschöpfen? Es ist leicht, solche Überlegungen als „moralisch“ abzuqualifizieren, sie als untauglichen Versuch darzustellen, über das unvermeidlich Faktische kritisch nachzudenken. Dabei wäre dies scheinbar „unvermeidliche“ keineswegs so. Es muss nicht so sein. Es sind dies vielmehr Denk- und Verhaltensformen, die sich schwache Menschen zu eigen gemacht haben, die glauben, vom gegenwärtigen Zustand profitieren zu können.
Dienstag, 28. Oktober 2025
Einzelner, Masse und Führung
Social Medias und Blogs tragen insgesamt wohl eher zur Banalisierung des Einzelnen bei, - sie sind Erleichterung und gleichzeitig geöffnete Schleusen. Der „Einzelne“ (die „Person“) scheint ohnehin selbst sehr stark zu dieser Entwicklung beigetragen zu haben, indem nämlich heute auch nicht zuletzt durch KI scheinbar lyrische Texte industriell, arbeitsteilig und geradezu maschinell hergestellt wurden und zunehmend werden. Der Druck auf die Tränendrüse ist etwas Gekonntes. Der Wutausbruch wird planmäßig herbeigeführt (jeweils beim „Durchschnittsuser“). Die Aufmerksamkeit wird gelenkt. Die Lüge beherrscht unmerklich vorrückend und die Gedanken verschleiernd das Feld. Es herrscht das Kollektive, die immanente Manipulation, der Schwarm, die Masse, „Big Data“, der Algorithmus, das kalte Berechnen, - auch gerade der Emotionen. KI ist da ein Beschleuniger.
Montag, 27. Oktober 2025
Wahrnehmung
Was für Sätze ich da lese und was mich berührt: „Dem Mystiker geht es um eine innere Sammlung und Konzentration aller Seelenkräfte. Alles sinnlich Fassbare lässt man hinter sich. So erfährt der Mystiker das beseligende Gefühl, eins zu sein mit dem überwesentlichen Sein. Man verschmilzt mit der Gottheit, ja man erkennt sich in letzter Identität mit dem ewigen unfassbaren Sein“. Ob das etwas wäre für einen? Mein Vater sagte einst: „Es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen wir keine Ahnung haben“. Man müsste weiter kommen, keine Frage. Man würde immer mehr von seiner Umwelt abrücken, die das nicht verstehen würde. Man würde ein Sonderling. Nicht diese modischen Schlenker: Manifestation, Geistheilung, Pendelei… und all der esoterische Kram. Ein Bemühen auf dem schmalen Weg, nicht dem breiten. Aus mir selbst heraus und aus all dem, was ich lebe oder bin. Nicht von außen billig verkauft! Ich bin mit einem halbwegs kritischen Verstand geboren. Dem muss es passen! Dazu bekenne ich mich.
Samstag, 25. Oktober 2025
Das Klingeln in meinem Kopf
Ich merke, wie ich zu oft auf eine Art Klingelsignal regiere. Ich höre das plötzlich überall, unvermittelt beim Spülen, beim Machen und Tun. Ich eile dann hin, zu irgendeinem Gerät, - und muss feststellen, dass es das nicht war. Was aber dann? Es scheint in meinem Kopf geklingelt zu haben, mit diesem typischen Klingeln, das doch keins mehr ist, sondern eine spezifische technologische Qualität hat. Ob diesen Klang irgendeine berühmte Popband den Telekommunikationskonzernen verkauft hat? Besonders oft höre ich das zwischen oder auf CDs: wohl kein Zufall, kann aber sehr störend sein. Ich schrecke hoch, ich sollte gelassener sein, ich weiß das wohl. Aber ich scheine oft auch eine Art schlechtes Gewissen bei solchen Klängen zu haben. Bin ich zu gut dressiert? Woher kommt das? Muss ich in mich gehen? Eine Spannung ist es, eine permanente, unter der ich zu stehen scheine. Das ist nicht gut, kein Zweifel. Aber wie soll ich das abstellen? Ich bin empfindlich gegenüber solchen Angriffen. Ich will Ruhe. Aber mich schrecken Alarmzeichen hoch. Ich vermutete sie überall. Ich fühle mich verfolgt. Die E-mails checken! Was da wohl wieder auf einen wartet? Ich soll zu etwas gebracht werden, durch irgendwelche Marketingdeppen, ich anklicken und Daten übermitteln. Nun, das bin ich schon gewohnt, ist aber trotzdem störend. Die Aufforderungen, etwas zu bestätigen. Datenschutz und all diese Dinge. Ich rufe an und muss mich fertig machen lassen. Dadurch merke ich, wie ich scheinbar aus der Spur bin, zu weit neben dem Mainstream laufe. Andere schaffen das doch auch, - wieso du nicht?
Freitag, 24. Oktober 2025
Unübersichtlich
Klar ist: alle haben zu allem eine Meinung. Aber sie suchen gleichzeitig nach Orientierung, nach der klaren Trennlinie zwischen Schwarz und Weiß, sie suchen nach dem, was wahr (!) ist. Dabei spielen auch Ängste eine Rolle. Etwas nicht mitzukriegen, was spielentscheidend ist. An dieser Stelle wird man schnell empfänglich für Verschwörungstheorien. Diese wollen einem erklären, was hinter den Kulissen wirklich abläuft. Ob das unter anderem auch eine Folge davon ist, dass wir oft genug von staatlichen Institutionen falsch informiert und "beruhigt" (und also handhabbar gemacht worden sind) worden sind? Dass wir von Werbeversprechen überrumpelt worden sind? Es bilden sich auch Ängste vor einer Realität, die einen womöglich sozial blitzschnell abrutschen lässt... Eine Realität, die Fremdes und Fremde zu bieten hat, das Uneinheitliche, Wilde. Nicht nur an dieser Stelle wird gerne nach „Experten“ gerufen. Diejenigen, die sich stellvertretend für uns mit einer Sache intensiver beschäftigen. Blöd nur, dass diese „Experten“ auch ihrem eigenen Interesse und ihren eigenen Erkenntnismöglichkeiten unterliegen. Dass sie als Lobbyisten oft genug Einfluss nehmen, im Sinne derer, die sie bezahlen.
Doch diese "Experten" können für uns auch Kontrollverlust bedeuten. Wir wollen Eindeutigkeiten, nicht Vieldeutigkeiten. Wir wollen sie wissen. Wir wollen ES wissen. Uns plagt eine tiefe Sehnsucht danach. Es muss doch für nahezu alles einen Sinn und eine Verantwortung geben! Blöd nur, dass die heutige Wirklichkeit viele solcher Vieldeutigkeiten und Ungewissheiten (auch in Bezug auf die „Verantwortung“) auf uns bringt. Wie damit umgehen? Angesichtes solcher Verhältnisse könnte so mancher Mitmensch auf die Idee kommen, sein Ego neu erfinden zu wollen (ein gängiger Gesprächsstoff und fast schon zur Redewendung geworden). Es ist dies ja aus den auch hier nachgezeichneten Gründen ein Modethema geworden und hat viele Dimensionen. Wir könnten auf diese Weise ( in einer "Neuerfindung" des Egos) bei der sogenannten und viel beschworenen „Globalisierung“ vielleicht besser dabei sein. Mitreden, dabei sein ist alles, - wirklich? Diese „Globalisierung“ scheint ohnehin nicht mehr zu beherrschen zu sein und überspült uns auf mannigfache Weise alle, um jetzt hinter einem Wust von autokratischen Versprechen zu verschwinden. Sie scheint die Welt zu geprägt zu haben und brachte auch diese autoritären Politikstile hervor, die schnell scheinbare Antworten geben. Es geht um das, was die Soziologie „Komplexitätsreduktion“ nennt. Vereinfachungen, die das Leben leichter machen wollen, indem sie die Unübersichtlichkeit reduzieren.
Donnerstag, 23. Oktober 2025
Herausforderungen
Wir sind Menschen, die Fehler machen, die begrenzte Wesen sind, die endliche Wesen sind, die nicht alles im Griff haben und manchmal nur probieren, solange, bis etwas klappt. Der größte Fehler ist, zu glauben, man habe alles im Griff. Genau das scheint aber das Prinzip zu sein, nach dem die Gesellschaft gegenwärtig lebt. Es scheint geradezu verboten zu sein, auf negative Entwicklungen, auf Fehlentwicklungen, auf Probleme und Missfunktionen aufmerksam zu machen: so etwas wäre wohl allzu negativ. Es scheint jetzt für viele Menschen keine Probleme mehr zu geben, sondern nur noch Herausforderungen. Deshalb scheint dies Wort auch eine Art Modewort geworden zu sein, dessen sich der Zeitgeist bei nahezu jeder Talkshow bedient. Es triumphiert das Denken und die Einstellung, dass alles irgendwie zu schaffen sei. Auch die diesem Geist entsprechende Ratgeberliteratur, die rät, negative Gedanken einfach abzuschütteln oder erst gar nicht zu denken, entspricht dieser Einstellung. Es scheint das verlogenste der verlogenen Lächeln über allem zu liegen. Ob die Wirklichkeit so ist, ob diese Aufforderung nicht einfach darauf abzielt, die hässliche Wirklichkeit mit allen unschönen Aspekten einfach zu verleugnen? Es werden ganze Agenturen damit befasst, einen Drang zur Verschönerung, zur Behübschung der Wirklichkeit zu erzeugen. Die politischen und gesellschaftlichen Folgen solcher Einstellungen sind gegenwärtig ganz besonders virulent. Ein prominenter Präsident pusht sogar nicht nur die Behübschung der Realität, sondern ihre vollkommene Leugnung, ihre Versenkung in dem, was wir nicht wollen. Blöd nur, dass sie von dorther immer wieder auftaucht und dass solche „Probleme“ so nicht zu lösen sind, auch wenn wir sie zuvor zu „Herausforderungen“ degeneriert haben.
Mittwoch, 22. Oktober 2025
Einsamer Wolf?
Er war der einsame Wolf, der durch meine Gedanken schlich. Wim Wenders. Er brachte unsere Gedanken- und Seelenwelt auf einen Nenner. Mit dieser leisen Melancholie, die Bilder zeichnete. Natürlich nahm er 1000 Frauen mit in seine Welt. Also die reale Welt. Manche Gazetten hatten das ausführlich beschrieben. Es ist ja auch das Wichtigste für die meisten Leute. War auch Zeichen des Status. Mit nahezu metaphysischen Argumenten scheint er diese Frauen jeweils wieder verlassen zu haben: Nichts Endgültiges, nichts Abgeschlossenes. Bloß nicht. Freischwebende Gefühlswelt. Ruhe und Bewegung. Erleben, erfahren und Grübeln, Phantasie. Liebe und schroffes Bedürfnis nach Abgrenzung. Alles möglich. Ja klar, das war damals angesagt. Natürlich ein gutes Verhältnis zueinander weiterhin. Nach einer Trennung. So gingen „richtige“ Männer mit „richtigen“ Frauen um, damals. Wirklich? Die Männer waren einsam und auf der Suche nach sich selbst. Heroisch durch alle Selbstzweifel hindurch. Helden. Auserwählte. Nur an sich selbst interessiert. Der Entwurf, das Modell „Lebenskünstler“ hat einem imponiert. Auch davon hat man sich viel zu sehr anstecken lassen. In einer abgehobenen Welt der Künstler war so etwas vielleicht möglich. Aber bei mir? Lonesome Cowboy? Mit Grundsicherung? Diese „romantische“ Lebenswelt unterschied sich immer krasser von meiner. Man fühlte sich mitunter ausgeliefert und verzweifelt. War das das gemeinte „Abenteuer“?
Dienstag, 21. Oktober 2025
Paradox
Der Mathematiker Kurt Gödel (1906-1978), dessen Werk automatisch in meine Weltsicht mit eingeflossen ist (Lektüre u.a.: „Gödel, Escher, Bach“) formulierte 1931 sein berühmtes „Unvollstädigkeitstheorem“ als ein Paradoxon: Es besagt, dass geschlossene logische Systeme immer auch Aussagen enthalten, die innerhalb des Systems nicht bewiesen werden können. Er entwickelte zur Veranschaulichung folgende Konstellation mit: Da ist eine Maschine, die von sich behauptet, allwissend zu sein. Die Frage ist nun, wie man eine solche Maschine widerlegen könnte. Stellen wir uns vor, in der Zukunft gäbe es eine solche „Wahrheitsmaschine“. Sie wiederholt eine Aussage nur dann, wenn sie wahr ist. Ist sie falsch, bleibt sie stumm. Mehr Regeln braucht diese Maschine nicht. Ist ein Satz wahr, wiederholt sie ihn. „Zwei plus zwei ist Vier“: sie wiederholt. Einen falschen Satz übergeht sie einfach. „Zwei plus zwei ist fünf“: sie bleibt stumm. „Ich kann nicht sagen, dass zwei plus zwei fünf ist“: Es stimmt, es ist wahr: sie kann es nicht sagen, weil zwei plus zwei nicht fünf ist.
Jetzt aber die Pointe: „Ich kann nicht zweimal sagen: zwei plus zwei ist fünf“: Sie sagt: „Ich kann nicht zwei mal sagen, dass zwei plus zwei fünf ist“. Man sagt: „Ich kann nicht sagen, dass zwei plus zwei fünf ist?“. Nun tritt das Paradox ein. Sagt sie zweimal „Ich kann nicht zweimal sagen, dass zwei plus zwei fünf ist“, ist die Aussage falsch und sie hätte schweigen müssen. Schweigt sie hingegen, wird die Aussage richtig und sie müsste sie wiederholen. Die Maschine widerspricht sich also selbst. Das beweist, dass sie nicht immer wissen kann, was die Wahrheit ist. Gödel hätte vielleicht gesagt: „Ich kenne Sätze, die die universelle Wahrheitsmaschine nicht sagen kann“. Das beendet den Traum von der absoluten Erkenntnis. Ob Mathematik, Kosmologie oder Teilchenphysik: Jedes Wissenssystem bleibt immer logisch unvollständig. Man könnte sagen: Das Reich der Erkenntnis ist in verschiedene Ebenen gegliedert. Es gibt eine Menge Schnipsel, von denen jede wahre Aussagen beinhalten. Aber einige von ihnen sind nicht beweisbar. Und so ist man gezwungen, auf eine höhere Ebene zu gehen. Dort freilich trifft man auch auf solche unbeweisbaren Aussagen. Und so weiter..... bis man auf der Ebene des Universums ist.
Montag, 20. Oktober 2025
Ausdruck KI
Der einzige, der das so spielte und musikalisch umsetzte, war ub (trotz KI). Auf diesem persönlichen Hintergrund sollte man diese Musik hören. Da ist in dieser Form eine Art Zusammenstellung, eine Zusammenschau, eine versuchte Synthese, die sich stets hart am Rand bewegte. Sein flanierendes Interesse an der Welt mag da auch eine Rolle gespielt haben. Da ist eine nachlässige Genauigkeit, da ist der gezielte und der ungezielte Fehler. Musik war und ist für ihn Ausdruck von Persönlichkeit, eines Wesens, das den verschiedensten Einflüssen ausgesetzt ist. Musik hatte insbesondere stets etwas extrem Anziehendes, Faszinierendes für ihn. Seine komisch schräge und unentschiedene Existenz, aus der diese Musik kommt, ist aber nicht so leicht zu kopieren. Es käme bei einem Musikversuch vielleicht wacklig Erwägendes oder „Unprofessionelles“ dabei heraus, was so gar nicht gelitten ist. Muster gegen den Strich zu bürsten, war seine Leidenschaft. Verfremden. Abstand gewinnen und dann neu zu sehen (deuten). Nach all diesen Erkenntnissen macht KI (nach vorläufiger Einsicht) dieser Musik gar nichts aus. Sie ist sowieso nicht massenkompatibel.
Sonntag, 19. Oktober 2025
Spiel und KI
Der einzige, der das so spielte und musikalisch umsetzte, war ub (trotz KI). Auf diesem persönlichen Hintergrund sollte man diese Musik hören. Da ist in dieser Form eine Art Zusammenstellung, eine Zusammenschau, eine versuchte Synthese, die sich stets hart am Rand bewegte. Sein flanierendes Interesse an der Welt mag da auch eine Rolle gespielt haben. Da ist eine nachlässige Genauigkeit, da ist der gezielte und der ungezielte Fehler. Musik war und ist für ihn Ausdruck von Persönlichkeit, eines Wesens, das den verschiedensten Einflüssen ausgesetzt ist. Musik hatte insbesondere stets etwas extrem Anziehendes, Faszinierendes für ihn. Seine komisch schräge und unentschiedene Existenz, aus der diese Musik kommt, ist aber nicht so leicht zu kopieren. Es käme bei einem Musikversuch vielleicht wacklig Erwägendes oder „Unprofessionelles“ dabei heraus, was so gar nicht gelitten ist. Muster gegen den Strich zu bürsten, war seine Leidenschaft. Verfremden. Abstand gewinnen und dann neu zu sehen (deuten). Nach all diesen Erkenntnissen macht KI (nach vorläufiger Einsicht) dieser Musik gar nichts aus. Sie ist sowieso nicht massenkompatibel.
Samstag, 18. Oktober 2025
Freitag, 17. Oktober 2025
Auto Mobil
Ein ziemlich agressives Aggregat kommt da auf mich zu. Ein Dickschiff. Ein City-Panzer. Sehr ökologisch, das. Erst diese fetten Kisten nach dem Prinzip „größer, höher, schwerer“. Verbrenner-SUVs, damit haben die Automobilkonzern noch schnell etwas vor dem großen Absturz verdient, so war zu hören. Rammböcke gegen das gemeine Volk, das sich so etwas nicht leisten kann, aber heftig danach strebt. Raten- und Leasingverträge werden abgeschlossen. Wetten auf die Zukunft werden getätigt. Symbole des Größenwahns und der Überheblichkeit. Die seit Jahrzehnten eingeführten Markennamen legen äußerlich deutlich zu: Der Smart wird eine Art Mini-Van, der Golf kommt jetzt als aufgeblähter Digitalapparat auf Riesenschlappen daher. Weitere Beispiele gibt es massenweise. Früher war mal das eine oder andere Modell als Lösung bei zu engen Straßen und Parklücken gedacht. Jetzt wird von Autofirmen gepriesen, sei dies Modell „endlich erwachsen geworden“. Vor Assistenzsystem und Sensoren strotzend. Mit den Ausmaßen eines Panzers. Je neuer das Modell, desto größer in der Regel. Das kommt besonders in Parkhäusern, in Tiefgaragen oder schnuckeligen Wohngebieten gut zum Tragen. Und Elektroautos sind ja von vornherein so gewaltig, müssen es sein, alleine schon wegen der voluminösen Batterie. Muskulöse Performance, sinnlos in sich hinein tuckernd, vor Kraft strotzend. Testosteromvehikel, mit dem man in ein Kampfgebiet einfährt. Schul- und Kindergartenkinder, die aus ihnen aussteigen, daneben die Soldaten des Alltags. Und dann war die staatliche Förderung plötzlich mal abgewürgt. Sorgte zwar für einen heftigen Rückgang. Aber die Erbengeneration durfte jetzt nach vorne treten und sollte ein ramponiertes Image retten. Es wurde offensichtlich, dass die Produkte der Automobilindustrie (die sich ja so gerne auf die „Nachfrage“ beruft) nicht wirklich zur Infrastruktur der Städte passt. Wissen wir inzwischen alles und handeln doch nicht danach? SUV. Elektrisch? Hybrid? Verbrenner? "Range Extender"? Ob das der Treiber ist? Die Suche nach dem Überlegenheitsgefühl? Wie seit eh und je? Oberklasse, Unterklasse? Peinlich, das.
Donnerstag, 16. Oktober 2025
Schöner Flow
Ulrike Haages Soloscheibe „Weißes Land“ aus dem Jahr 2006 hat mich in den verschiedensten Lebenssituationen immer wieder beeindruckt. Nur diese Scheibe von ihr. Ihre Musik hörte sich an, als sei dies Dahinfließen der organisierten Töne unter der beharrlichen Führung der Keyboards ein ganz normaler Zustand, ein Improvisieren, vielleicht danach erst ein bewusst gezieltes Einsetzen tragender Passagen und Durchgangsmotiven. Kein Pathos, wie bei Größen a la Keith Jarrett. Es ist, als würde eine Komposition dem Geschehen fern liegen, was natürlich nicht der Fall ist. Egal, es wird mit diesem Eindruck gespielt. Er schlängelt sich reizvoll ins Bewusstsein und lässt uns besser durchfühlen. Dass man auf dem Piano solch reizvolle Girlanden flicht und solistische Schnörkel dreht, war damals normal. Jeder „Künstler“ zeigte, was er konnte, darunter auch da schon ein paar Künstlerinnen. Im Zeitgeist lagen aber noch u.a. Keith Emerson oder Keith Jarrett. Große Meister und Könner. Jeder auf seinem Gebiet. Das Piano ist und war ja immerhin das bürgerliche Instrument per se. Die Erwachsenen ließen am Klavier vorspielen, die Jungen gaben sich Mühe. Das Bürgertum ging langsam und dann immer schneller unter. Die Keyboards gaben erst einen analogen und später einen digitalen Raum, den es staunend auszufüllen galt: was für Sounds! Welche Wucht! Welche klangliche Farbigkeit! Ihnen haftete aber auch etwas Maschinenhaftes an, in das man sich aber hinein fühlen konnte. Die immer noch sich progressiv gebende Technik schien damals neue Ausdrucksmöglichkeiten zu liefern, die zunächst noch etwas Subversives hatten.
Mittwoch, 15. Oktober 2025
Wahr oder genommen?
Es geht um Wahrnehmung. Um den Blick, das Ohr für etwas. Für ein Gefühl der Präsenz. Dafür läuft man mehr oder weniger ziellos draußen herum. Man muss nichts Bestimmtes sehen, wenn man da draußen rumläuft. Man kann auch einfach nur herumlaufen und nichts sehen. Nichts wahrnehmen müssen. Eher das Gefühl, zu Gast zu sein. Nichts blinkt, nichts tönt oder tutet, nichts will unsere Aufmerksamkeit reizen, maschinell oder computergestützt. Man muss keinen Kopfhörer aufhaben, nein, man muss alles nur um einen herum geschehen lassen – und im krassesten Fall darüber staunen. Ist da ein Gezwitscher von Vögeln? Fiel da ein Baum um? Hüllt einen eine andere Gewöhnlichkeit ein? Wo bin ich? Bin ich heraus gefallen aus dem WIR? Aus der Autowirklichkeit des dauernd beschworenen „Wachstums“. der „Arbeitsplätze“ und ihrem Lohn/Gehalt? Aus der getriebenen Nervosität und ständigen Beschleunigung der „Arbeitswelt“? Bin ich (noch) ein Teil davon? Diese Fragen zu stellen, kann ich hier lernen, im Jetzt der Gegenwart. Dafür brauche ich nicht weit weg fliegen oder fahren.
Dienstag, 14. Oktober 2025
Raus rauser
Was meine Umgebung angeht: Die Grünen-Entourage BW um den abtretenden Landesvater Kretschmann (selbstherrlicher Typ, er scheint es zu lieben, zu wettern und zu donnern, der ist manchmal dicht an der Autokratie…) herum scheint mir am schlimmsten. Vielleicht sollte der Macht nicht die Gelegenheit gegeben werden, sich selbst als „sakro sankt“ zu erklären. Ein Willy Wichtig aus dieser elitären Riege quatscht in schönstem Neudeutsch etwas von „You never walk alone“, „anständig“ und „unterhaken“, was einem wie Hohn vorkommt, weil die Großkonzerne (Die sie bei Bedarf als „systemrelevant“ erklären) in bewährter Manier diesmal mit einer Umlage (wg der Schuldenbremse) operieren wollen, den sie auch noch als Lobbyisten handwerklich schlecht gemacht haben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich einem Telekommunikationsunternehmen ausgeliefert war, den örtlichen und überörtlichen Behörden, dem Finanz-, Gesundheits-, Melde- und Rentenamt, einer nicht vorhandenen Nachbarschaft und einem sehr ignoranten Krankenhausbetrieb. Davor habe ich Angst. Bei der Zeitung passte man nicht mehr rein, weil die Konzepte des Sich Ranwanzens an einen (fiktiven!) Leser allesamt nicht funktionierten und man selbst schon längst zum „Kostenfaktor“ geworden war, den man leicht raus werfen konnte. Nach der Herzschrittmacheroperation kam dann für mich das endgültige Aus. Man hatte sich ohnehin nie als Teil dieses Apparats gefühlt, besuchte keine Konferenzen, kam und ging, wann man wollte, entfachte keinen „Stallgeruch“. Ein Kollege: Ach, ich lasse das auf mich zukommen! Das ist doch „German Angst“! Die Dinge haben sich geändert.
Montag, 13. Oktober 2025
Propawerb
Ob die Werbung etwas mit Propaganda zu tun hat? Halt nicht für ein Regime, sondern für ein Produkt? Ob das alles, was diese Leute da abliefern, Fake ist? Ein paar Leute profitieren von der Beeinflussbarkeit der Konsumenten, die anderen hecheln den absurdesten Versprechungen hinterher. „Body Positivity“ ist vorbei, jetzt sind wieder dünne Models angesagt. So machen es die USA vor. So macht es Europa nach. Social Media ist Schrittmacher, regt die Konsumenten an. Foto und Video sind die Bewusstseinsmaschinerie dieser Welt. Die KI-Tricks werden ein Übriges für die Täuschung und Scheinwelten tun. Das wird jeden Tag ins Netz geladen, zur farbigen Belustigung als Belogenheit dieser Welt. Jeden Tag versuchen kleine Mädels dem von den sozialen Medien ausgegebenen Schönheitsideal zu entsprechen. Natürlich nehmen sie dafür auch teure Schönheitsoperationen in Anspruch. Ob sie damit auf dem Weg zur Wahrhaftigkeit sind? Wollen wir das überhaupt, oder wollen wir die Lüge? Das Eingepolstersein, das Abgefedert sein…. wer will schon immer diese üble Realität? Krieg überall? Verführerische Flucht ist angesagt. Plumpe Verdrängung. Manipulation.
Sonntag, 12. Oktober 2025
In Reih und Glied
Was sind das für Menschen, diese Politiker, die andere Menschen massenhaft in den Tod schicken und eine weltpolitische Strategie darauf aufbauen? Man hörte einst „Masters of War“, dessen Interpret inzwischen auch jenen Pfad des resignativen Pragmatismus eingeschlagen hat, der zur Hinnahme all dieser Umstände und einem „Realismus“ geführt hat, dessen sich heute viele der einstigen „Idealisten“ befleißigen. Generäle, Befehlshaber, Kommandierende, Uniform- und Schildmützenträger, aber auch größenwahnsinnige Karrieristen, Zuträger und Speichellecker… Es ist oft auch gealtertes Militärpersonal, das in den Sendungen der Nachrichtenkanäle als „Experten“ auftritt und dabei oft „Chancen“ beurteilt. Chancen dafür und kluge Erwägungen dazu, wie viele Tote es wohl kostet, dieses oder jenes Ziel zu erreichen. Es graust einem bei solchen Überlegungen. Es ist ein unschuldiges, einfaches und ungeschütztes Gefühl, das einen da überkommt. Auch wenn Politiker möglichst pathetisch die uniformierten und in Reih und Glied angetretenen Militärs abschreiten: Was für ein Handwerk hier wohl zelebriert wird? Welche Rolle Symbole wie Fahnen oder Hymen dabei spielen? Jahrhunderte lang hat dies interessehalber herbei geführte Getue wohl in Kriege geführt, bei denen es unter anderem um Mord und Totschlag, um Rache, Eroberung und Stolz ging. Wer heute noch einen Krieg beginnt, wer als Oberbefehlshaber andere zum Massenmord bringt und sich als Spezialist darin beweist, Andere zum Miesesten, was Menschen drauf haben, anzustiften, wer also dieses Böse auch mittel finanzieller Anreize aus Menschen heraus kitzelt, ist Boss einer Verbrecherbande, der Andere abknallen lässt, um den eigenen Stellenwert meist über Mechanismen des Personenkults zu erhöhen. Ja klar, kann einen das zum Pazifismus führen! Problem dabei ist dann, wenn einen eine ganze Armee überfällt und ein Apell an das Gute im Menschen in Gestalt eines guten Zuredens oder der vielbeschworenen „Diplomatie“ nicht mehr möglich ist? Man wird dann wohl gezwungen, sich mit dem Bösen, Miesen und Schlechten auseinander zu setzen. Die Umstände zwingen einen dazu. Wie kann man sich dann möglichst effektiv wehren? Diese Frage hat sich auch einmal mir gestellt und ich habe sie für mich beantwortet.
Freitag, 10. Oktober 2025
Horizonte überschreiten
Ob es so war, dass man neugierig war, dass man Grenzen, Horizonte überschreiten wollte, - auch mittels der Musik? Dass das drin war in der Rockmusik, dass genau das einen immer wieder anzog und sogar eine Art Freiheitsversprechen abgab? Dass sogar der Blues als scheinbar eng begrenztes Zeichensystem einem Aufgaben stellen konnte und einen hinein zwang in einen fremden Kontext? Man wollte das besser verstehen und arbeitete sich also ein, fühlte sich, versuchte, dem Wesen des Blues näher zu kommen, ohne sich damit identifizieren zu müssen. Es wurde eine Art Politik daraus, eine Art Herangehensweise, ein Umgangston, eine Weltsicht (so was ist unter Umständen weit entfernt davon, was viele heute als „Identitätspolitik“ bezeichnen). Heute ist es schwer, das alles als Pose zu begreifen, als Haltung, aus der man sich solange davon stehlen kann, wie man selbst davon profitiert (so der derzeit herrschende Zeitgeist). Ich habe oft auch als Kritiker versucht, gewisse Kreationen aus dieser Sicht, aus der Sicht eines kreativen „Mutes zum Eigenen“ zu beurteilen. Es ist mir nicht immer gelungen, zumal noch andere Faktoren in meine Beurteilungen herein spielten. Aber es war ein wesentlicher Gesichtspunkt. Aber wie war das beispielsweise bei Steely Dan? Sie schienen mir trotz aller Professionalität einen eigenen, hart geschliffenen Weg zu verfolgen, sie schienen mir Vieles auf einen Nenner zu bringen und in einer Haltung distanzierter Coolness zusammen zu fassen. Es schien ein Weg zu sein, eine Möglichkeit, eine Richtungsanzeige auf eine Art Metaebene. Dabei ließen sie vor allem Einflüsse aus dem Jazz herein, nahmen von allem das Beste und fügten es demütig neu zusammen, versuchten, Paradoxa auszuhalten (Walter auch mit Drogen, was wohl einigermaßen schief ging) und eine Haltung zu demonstrieren.
Donnerstag, 9. Oktober 2025
Gossenpoesie
Er war einer, der für mich das Schaurige mit einbezog, war ich doch allein durch mein Studium mit dem Expressionismus befasst, in den er trefflich zu passen schien: Tom Waits. Da war das Ungerade, Umgeschlachte, aber auch das Aufgeblähte, der Vaudeville, viel durchlöcherter, verlumpter Jazz, Musical, Jahrmarkt- und Kirmesmusik, Ironie, Humor, Unfassbares. Er warf Fragmentiertes in den Raum, blendete auch das Hässliche stark auf, das Leiden, das Röchelnde, er beschrie das Düstere, beschwor es, wobei er für seine Szene ungewöhnliche Instrumente einsetzte, Marimbas, Oboen, Fagott, Klarinette… etc. Damit schien er allzuoft auf dem Friedhof zu landen, aber auch auf der Abfallhalde. Er brachte Falsches in Anschlag, zelebrierte Sentimentalitäten, das Richtige im Falschen - nur, um es im nächsten Song an scharfkantigen Realitäten zerschellen zu lassen. Er schien oft aus einer Gosse zu tönen und dem Sensenmann auf der Spur zu sein. Da war kein Schöngesang, eher ein grölendes Herausstoßen von Versen, Lauten Klängen, Grunzereien, oft durch ein verzerrendes Sprachrohr des übel Unverdauten gestoßen, des Beschimpften, Versoffenen Tremolo, da war ein Keuchen, das in Brecht/Weill-ähnliche Landschaften führte, da war ein durch Abwasserschächte hindurch aufgenommenes Taumeln und Stolpern, ein Plärren und Geröchel, das mich manchmal ins Erschrecken führte, weg von den Plastikwelten. Jetzt sind da für mich nur noch die Vinylscheiben, aber auch die CDs.
Mittwoch, 8. Oktober 2025
Plauderrunde
Wie ich es sehe: Da sitzen in den Fußball-Plauderrunden irgendwelche Wichtigtuer aus dem Funktionärs-, Altspieler- oder Journalistenbereich herum und diskutieren stundenlang, ob denn ein bestimmter Trainer unter welcher Konstellation demnächst zu einem anderen Verein wechselt. Diese Leute, so meine ich, verwässern und vernebeln alle die Motive, die sogenannte Profis im Sport wie auch in anderen Bereichen treiben: Das Geld. Zahlt jemand mehr, so wechselt der Kandidat dorthin. Da gibt es nur noch ein wortreiches Abwägen der Begleitumstände, das mit einem bestimmten Gesicht verbunden der jeweiligen Marke und ihrem Marktwert nützen soll. Auch wird im vorliegenden Fall diskutiert, ob denn Profis unter bestimmten Bedingungen Sonderrechte in Anspruch nehmen sollen/können/dürfen, „Selbstverständlich“ ist sich da die Runde einig. Es geht in diesem Falle nur um Sekunden oder Minuten. Jemand wie ich findet das peinlich und sieht keinerlei „Selbstverständlichkeit“ dahinter. Aber dass die Akteure bestimmter Sportarten Sonderrechte genießen ist allein schon dadurch sichtbar, dass ihre Spieler meist frisch frisiert und geföhnt in Stadien treten, wo sie sich ungeniert ohne Masken umarmen und herzen.
Dienstag, 7. Oktober 2025
Der Schaurige
Er war einer, der für mich das Schaurige mit einbezog, war ich doch allein schon durch mein Studium mit dem Expressionismus befasst, in den er trefflich zu passen schien: Tom Waits. Da war das Ungerade, Umgeschlachte, aber auch das Aufgeblähte, der Vaudeville, viel durchlöcherter, verlumpter Jazz, Musical, Jahrmarkt- und Kirmesmusik, Ironie, Humor, Unfassbares. Er warf Fragmentiertes in den Raum, blendete auch das Hässliche stark auf, das Leiden, das Röchelnde, er beschrie das Düstere, beschwor es, wobei er für seine Szene ungewöhnliche Instrumente einsetzte, Marimbas, Oboen, Fagott, Klarinette… etc. Damit schien er allzuoft auf dem Friedhof zu landen, aber auch auf der Abfallhalde. Er brachte Falsches in Anschlag, zelebrierte Sentimentalitäten, das Richtige im Falschen - nur, um es im nächsten Song an scharfkantigen Realitäten zerschellen zu lassen. Er schien oft aus einer Gosse zu tönen und dem Sensenmann auf der Spur zu sein. Da war kein Schöngesang, eher ein grölendes Herausstoßen von Versen, Lauten Klängen, oft durch ein verzerrendes Sprachrohr des übel Unverdauten gestoßen, des Beschimpften, Versoffenen Tremolo, da war ein Keuchen, das in Brecht/Weill-ähnliche Landschaften führte, da war ein durch Abwasserschächte hindurch aufgenommenes Taumeln und Stolpern, ein Plärren und Geröchel, das mich manchmal ins Erschrecken führte, weg von den Plastikwelten. Jetzt sind da für mich die Vinylscheiben, aber auch die CDs.
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