Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 27. April 2022

TV-Welten

Was sich in mir angestaut hat: Diese typischen TV-Serien, die uns da ins Wohnzimmer flimmern, spielen fast immer im gutbürgerlichen Besitzbürgertum. Da tragen von allerlei Hilfskräften unterstützte und eylinergeschminkte Damen ihre Paarungs- und Liebeskonflikte aus, von der gut angezogenen Müttergeneration beraten und geschützt. Großzügige Limousinen fahren in weiten Parks oder aus großen Privat-Einfahrten vor, um die Herren, von kundigen Chauffeuren gefahren, zu dem längst per Plan bestimmten Business-Ort zu fahren. Weit weg ist die Realität von Krieg, Gewalt und Unterdrückung: Konflikte werden gelöst, alles ist gut – am Ende. Der Dreck des Minderen kümmert diese Klasse Menschen nicht: Sie wohnen in Schlössern oder mindestens den in gut restaurierten Bürgerwohnungen der großen Stadt. Hinzu kommt, dass in diesen TV-Sendungen stets dieselben Schauspieler auftreten: Nicht unbedingt wegen ihres immensen Könnens, sondern mir scheint, diese Gesichter haben die richtigen Beziehungen, sind gut eingeführt in den Medienzirkus und die Promi-Berichte in den einschlägigen und über den Tag hinweg verteilten Sendungen. Unter anderem dadurch wird die Dichtigkeit dieser Wahrnehmungsblase gewährleistet, die natürlich von den sozial weniger begüterten Menschen oft angebetet wird: Seht her, so könnte es auch sein, wenn man tüchtiger gewesen wäre, wenn man Gelegenheiten am Schopf gepackt hätte. So jedenfalls die Erzählung des Neoliberalismus der Deregulierung. Die genannten TV-Sendungen hingegen scheinen noch davor zu spielen, also im Bereich des geschützten Besitzbürgertums.

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