Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 17. September 2021

Valerie (32)

„Ich mache uns frischen Kaffee!“ Sie schien bereits zur Tagesordnung übergegangen zu sein und machte sich in der Küche zu schaffen, während er sich in einen der herum stehenden Ledersessel fallen ließ. „Wir kennen uns erst seit heute morgen und trotzdem kommt es mir so vor, als hätt’ ich dich schon ewig gekannt. Was man halt so sagt. Ironisch fügte er hinzu: „...seit Jahrmillionen von Jahren. Alles was mir da bleibt, ist es, mich zu wundern“. „Das hast du heute morgen noch nicht gedacht!“. „Das war ein anderer Mensch, der heute morgen neben dir gesessen hat. So kommt’s mir auf jeden Fall jetzt so vor… Du möchtest jetzt wohl mit mir schlafen?“ Mit gespielter Schlagfertigkeit gab er zurück: „Ja klar, was denn sonst?“ Er gab sich alle Mühe, seine Stimme möglichst lässig klingen zu lassen. „Ihr seid als Männer trotzdem nicht alle gleich, nicht mal als Männer, - was gut ist“. Hm, sie hatte also seine Unsicherheit heraus gehört. Lächelnd stand sie vor ihm und stellte das Tablett mit dem Kuchen und dem Kännchen Kaffee auf den kleinen Tisch neben ihn. Ihre Jacke hatte sie ausgezogen und er ertappte sich dabei, wie sein Blick fortwährend an ihrem Körper hängen blieb, an ihren Konturen, ihren Bewegungen, die für ihn eine Bedeutung hatten, die etwas aussagten über sie. Aber vielleicht hatte sie sich das alles selbst beigebracht, konnte ihre Erscheinung kontrollieren und bewusst zu einem Zweck einsetzen, wann immer sie es wollte. Wusste er etwa, was sie jetzt, genau in diesem Moment, wollte? Jedenfalls schien sie wissen zu wollen, was er wollte. Wie perfekt konnte man als Schauspieler sein? Konnte man sich selbst etwas vorspielen?

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