Noch einmal bin ich dem von Politikern explizit geäußerten Wusch nach einem „Volk von digitalen Dichtern und Denkern“ begegnet. Ich denke mir, dass genau das beabsichtigt war, als ich mit meiner geisteswissenschaftlichen „Bildung“ immer mehr auf das Abstellgleis geschoben wurde. Es soll wohl ein Volk von willigen Digitaldeppen geschaffen werden, von Programmierern und Webdesignern, die genau das umsetzen, was man ihnen vorgibt, was selbstverständlich den Gebrauch von Kreativität und Lust am Experimentieren ausschließt. So etwas würde nämlich Zeit zum Spielen und Ausprobieren voraussetzen, was natürlich dem „Zeit ist Geld“-Prinzip zuwiderlaufen würde. Deutschland solle eine Nation der Programmierer und Ingenieure werden, die nicht lange danach fragen, auf welches Ziel wohl so etwas zuführen könnte. Als Ziel werden vielmehr Phrasen wie „Klimaneutralität“ ausgegeben, die alles und jedes bedeuten können, was sie für staatliche Einheiten wie die EU und die von ihren Repräsentanten gehaltenen Sonntagsreden möglicherweise noch attraktiver macht. Ich vergleiche das unwillkürlich mit klassischen Idealen wie dem Streben nach Kunst, Bildung und Gelehrsamkeit, was durch einen Klassenbegriff und das Selbstverständnis eines emanzipierten Menschen gestützt lange die Idee der Nation beherrschte. Man strebte nach einem empathischen, nicht zweckdienlichen und politischen Interessen gefügiges Menschenbild an. Ob wohl dies Ideal des „digitalen Dichters und Denkers“ dem krass widerspricht?
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