Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 16. September 2021

Digitale Unfähigkeiten

In letzter Zeit erfuhren wir hier in Deutschland fortwährend etwas über Hackerangriffe, die öffentliche Strukturen (besonders Krankenhäuser) lahmlegten und auf Lösegeldzahlungen hinaus liefen. Andererseits: In der öffentlichen Verwaltung wird offenbar noch abgeheftet, abgestempelt, abgetippt. Digitalisierung Fehlanzeige oder auf einen späteren Zeitpunkt festgelegt. Politiker preisen gerade in ihrem „Wahlkampf“ gleichzeitig die Wonnen der Digitalisierung und wie zügig sie jetzt überall eingeführt würde. Warteschlangen vor den Türen der Amtsschimmel scheinen dies aber nicht widerzuspiegeln. Nach Beantragung kann es schon mal vorkommen, dass jemand drei Monate auf den neuen Personalausweis wartet, vergleichbar Dienstleistungen stehen dem nichts nach. Behördensoftware ist oft veraltet, das Gesundheitsamt scheint seine Zahlen und Ergebnisse in Zeiten der Pandemie sogar per Faxgerät an weiterführende amtliche Stellen wie etwa das Robert-Koch-Institut weiter zu leiten. Hinzu kommt, dass die hastig ausgerufene Einführung der einheitlichen „Sormas“-Software auch ihre Tücken zu haben scheint und auf manchen Feldern nicht das leistet, was sie sollte. Die Verfolgung krimineller Aktivitäten scheitert nicht nur zwischen den Behörden der Bundesländer an endlos langen Verfahren, nein, sogar bei der Aufnahme, Erfassung und Ermittlung von Tatbeständen scheint es sehr langsam gehen, trotz der immer wieder angekündigten Digitalisierung. Dass sich dabei immer wieder sehr lange Zeiträume ergeben, die sogar zur Einstellung von Ermittlungen führen können, demonstriert auch nicht gerade einen erstklassigen digitalen Standard. Was ist da los? Fest steht, dass offenbar zu viele Nebelkerzen geworfen werden, das Trägheit, Bräsigkeit, Gleichgültigkeit und die Sparzwänge der letzten Jahre die Behörden in der Entfaltung ihrer Möglichkeiten stark bremsen. Gleichzeitig werden besonders von „der Wirtschaft“ die Wonnen der Digitalisierung gepriesen, wird in den Managementebenen von der Tranformation in digitale Welten gefaselt, werden ihre medizinischen Möglichkeiten, ihre prognostischen Optionen und ihre Impulse zur Entschleunigung gepriesen, ihre umweltpolitische Relevanz, ihre leistungssteigernde Potenz samt ihren disruptiven Fähigkeiten so ausgelobt, als sei es jetzt die vornehmste Aufgabe des Menschen die Ausschließlichkeit und diktatorische Durchschlagskraft dieser Technologie zu leben und als müsse sich der Mensch schleunigst den Vorgaben der Technik anpassen. Verwirrende Informationen prasseln da auf einen ein. Was nun?

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