Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 23. Dezember 2020

Ich und die Andern. Egoismus

Die Gegenwart ist krisenhaft. Jetzt im Moment ganz besonders. Ob wir dadurch etwas an Ichgefühl oder Identität verlieren? Oder im Gegenteil: ob wir mehr davon gewinnen? Tatsache ist, dass es nicht erst seit einem gewissen Präsidenten Zweifel an einer gemeinsamen Wirklichkeit gibt. Der Vorrat an gesellschaftlichen Gemeinsamkeiten scheint sich auf Geld und ökonomischen Austausch zu beschränken. Das Allgemeine ist fragwürdig geworden. Es herrscht eine Auflösung sozialer Verbindlichkeiten. Dinge gehen offenbar schemenhaft ineinander über: Naturzerstörung und Naturschutz. Beschleunigung und Stagnation. Arbeit und Freizeit. Selbstwert und Marktwert. Was ungeheuer wichtig ist: Es geht nicht um endgültige Wahrheiten, sondern um Vorschläge. Leben ist eine geheimnisvolle Ganzheit, die es möglichst gut zu begreifen gilt. Möglichst gut. Alles, was ist, ist in Bewegung. Ein Schwingen zwischen Polaritäten, etwa Tag und Nacht, Mann und Frau. Der Mensch stellt dazwischen die Frage „Wer bin ich?“. Er ist unbestimmt. 
Er ist derjenige, der sich seine Lebensumstände selbst schafft. Er hat Umgang mit dem Leben. Man ist in eine bestimmte Umwelt, eine bestimmte Familie, Kultur Epoche hinein geboren. Und in die Natur, Mitglied der Tierwelt, als Erdwesen und Teil der eigenen Schöpfung. Ob einem das Rechte verleiht? Man ist “Geworfener Entwurf...“, sagte Martin Heidegger, der Bräunling und entlarvte Philosoph. Wir sind nicht nur das, was ist, sondern das was sein könnte. Es gibt kein Entweder oder, sondern eher ein sowohl als auch. Den Umgang mit Widersprüchen. Ich und die andern. (Schöne Sprüche....!)
Es gilt, sich und das Leben immer wieder neu zu begreifen, begründen und gestalten. Balancen zu gewinnen und seine Seinsmöglichkeiten zu entfalten – möglicherweise auch ohne Sinn. Es geht um den Wert von Leben. An sich. Ein Zurechtfinden. Eine der unendlich vielen Seinsmöglichkeiten für sich zu finden. (Bloß wie?) Alles geht automatisch seinen Gang. Scheinbar. Doch das Leben vollzieht sich zuweilen auch mal in Sprüngen, die die Macht des Faktischen rasant überwindet, indem sie eine andere Geschwindigkeit anschlägt, indem sie plötzlich Realität wird.

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