Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 22. Mai 2020

Valerie (5)

Aus dem Fortsetzungsroman, den ich vor langer Zeit begonnen hatte:

Im Fahren tastete er mit der rechten Hand, während die Linke das Steuer hielt, nach der Cola-Dose, die er glaubte, noch zu haben. Doch er wurde nicht fündig. Und er beschloss, vorerst mit dem Durst zu leben. Man musste ja auch nicht jeder Hysterie des Körpers nachgeben. Die Sattheit, die danach folgte, war ohnehin trügerisch und verlangte nach ständiger Erneuerung, - auch wenn dies gar nicht vonnöten war. Auf solche oder ähnliche Art sollte das kapitalistische System funktionieren, hatte er immer wieder gehört. Man vergaß darüber sogar, die gemeine Realität zu denken. Mittlerweile war dies für ihn eine typische Funktion des menschlichen Systems und er gab sich nur zu oft mit dieser Erklärung zufrieden. Man war dann damit fertig. Eine Erklärungsspur war hinaus gelegt in das Meer des Unwissens. Verbissenheiten glaubte er, abgelegt zu haben. Eine künstliche Souveränität wärmte ihn von Zeit zu Zeit. Man war froh darüber, man hatte gekämpft darum. Man war den Anderen darin voraus. Es kam ihm so vor, als habe sich draußen ein Schleier herab gesenkt. Die Natur hatte heute morgen wohl vergessen, dass sie über Farben verfügte. Überall herrschte dieses Einheitsgrau, das man nicht einmal Grau nennen konnte: Diese schmuddelige Mischfarbe aus unbestimmter, gleichgültiger Tristesse und Straßenstaub, die sogar auf das Rot des Alfas abzufärben schien. Der Himmel war bedeckt, es schien bald zu regnen, aber zu einer Entladung der Spannung schien es nicht zu kommen. Dieses Grau überlegte es sich immer noch einmal anders. Er passierte Seen, die zugefroren schienen, unter einem Eis, dass die Wolkendecke zu verdoppeln schien.

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