Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 10. Mai 2020

Sonntagmorgen


Sonntagmorgen. Ich erinnere mich an eine andere Zeit. Sonnendurchflutete Zeit, die durch mich und den Bauernhof gegenüber floss: Die Sonne, der Geruch, eine Mischung aus Mist, frischer Luft und Gras, darin mein Erfahren, einerseits der Wiederkehr des Augenblicks, andererseits der Sensation, die darin lag. Da war meine Sehnsucht hinaus an den Horizont, ins Draußen der Möglichkeiten, die Beständigkeit und Veränderung, die darin ihre Selbstverständlichkeiten gewann und dem festen Kreislauf dessen entsprach, was man gemeinhin Natur nennt und was damals meine Selbstverständlichkeit war. Man war beschützt und behütet vor jenen Krisen und Katastrophen, die uns jetzt immer selbstverständlicher scheinen. Meine Familie nahm teil an Kreisläufen des Austauschs dessen, was man zu geben und zu nehmen hatte. Aus heutiger Sicht geschah das in großer Natürlichkeit. Das Land, der Boden, die Erde. Alles war da. Man trat hinaus und es überkam einen ein Hauch all dessen. Er umgab einen, ohne dass man darüber nachdachte. Das Muhen der Kühe, ab und zu, garstige Notwendigkeiten und überlieferte Formen: das war die Form, in die sich auch Plätze, Häuser, Ansammlungen von Menschen aller Art gossen. Sogar die Paarungen aller Art. Man war klein, am Anfang, alles war Versprechen und Möglichkeit. In einer noch unscharfen Form wurde man sich seiner selbst bewusst.

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