Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 18. Mai 2020

Valerie (4)

(Fundstück eines angefangenen Romans, unwesentlich verändert) 

Einer dieser in maßgeschneiderte Anzüge gekleideten Vertretertypen mit mittlerem Erfolg stürzte herein und er floh hinaus ins Auto, in seine eigene abgeschlossene mobile Welt, in der er das verlogene Gefühl ausleben konnte, die Illusion, sich frei zu bewegen. Der rote Alfa war gemietet, gemietet mit Geld, das er sich geliehen hatte von Leuten, die mit ihm Mitleid hatten oder vielleicht tatsächlich mit ihm Mitleid hatten, was ihm die Sache nicht leichter machte. Das hieß, man musste Vertrauen rechtfertigen, um Aufschub bitten, Verlegenheiten überspielen, überreden, jene Sorgen bedenken, die er eigentlich nicht haben wollte. Die Gedanken an das Bild des Erfolgsmenschen bedrängten ihn, er gab Gas und stellte gleichzeitig fest, dass er vergessen hatte, zu tanken, obwohl sich an der Raststättentankstelle die Gelegenheit dazu ergeben hätte. Nun würde er halt hoffen müssen, bald an einer anderen Tanke vorbei zu kommen. Er stellte das Autoradio an und es quoll Vergangenheit heraus: „Just like a Woman“, als er und Dylan noch jünger waren. Die Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gelangen unbefangener, unbekümmerter, man war noch offen für etwas Neues, das man sehnlichst erwartete.
Es fing an zu regnen und er wurde plötzlich gerade dann durstig, als Dylan vom alten Fluch sang, der ihn immer noch quäle. Viele hatten damals bei dieser Zeile an Inzest gedacht, - als ob es nicht auch andere Flüche gäbe…!Alltägliche, langweilige, auf die Dauer der Zeit wirkende Flüche, die sich eingraben ins Bewusstsein und das, was darunter ist. Gewohnheiten, die man ausprägt und die einen dann selbst prägen.

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