Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 28. Dezember 2024

Fernando P

Jaja, das ist nicht Deutsche Romantik! Ob es auch eine europäische Romantik gibt? Man weiß nicht. Trotzdem: Fernando Pessoa. Wer kennt ihn? Ein großartiger und längst verstorbener Schriftsteller aus Portugal, der zu Beginn des letzten Jahrhunderts Weltbürger war, aber nie groß über Lissabon hinaus kam und den ersten Stadtführer über die Stadt am Tejo verfasste. Sein Hauptwerk, das uns auch heute noch viele Impulse geben mag, ist das famose „Buch der Unruhe“, das er unter dem Namen Pessoa verfasste und das einen inneren Zustand des Ungenügens und Getriebenseins sehr poetisch in kurzen Sentenzen und Aphorismen reflektiert. Es hat auch mit jenem unablässigen Hinausgezogensein aus Lissabons Hafen zu tun hat, mit dem Fernweh, das in vieler Hinsicht mit einem starken romantischen Gefühl zu tun hat und wohl auch solche kühnen Seefahrer wie Magellan und Vasco da Gama inspiriert haben mag. Pessoa hatte mehrere Pseudonyme, unter denen er weitere literarische Werke verfasste, die alle mit einem sehr romantischen, aber in sich selbst abgepufferten Grundgefühl zu tun haben. Auch zog er dauernd innerhalb der Stadt um und verwischte damit die Spuren seiner Person, ganz im Gegensatz zum heute herrschenden Ego- und Starkult. Eine weitgehende musikalische Entsprechung fand er in der 1999 verstorbenen Fado-Sängerin Amalia Rodrigues, die tiefe Gefühle in ihrem Gesang ausdrücken konnte und wohl bis heute stilprägend auf ihrem Gebiet ist. Zerrissenheit, Depression, Schwermut und Melancholie kennzeichnet über weite Strecken ihre Musik, die oft mit dem amerikanischen Blues verglichen wurde, sich aber vollkommen anders anhört und wohl im Hafenviertel von Lissabon entstand. Im Werk der ursprünglich aus Mozambique stammenden und später nach Portugal übergesiedelten Sängerin Mariza ist so manches aus Amalia Rodrigues Liedern aufgehoben. Sie ist damit auf Tourneen auf der ganzen Welt unterwegs.

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