Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 16. Dezember 2024

Romantische Ironie

Das radikal Subjektive, das Ironische, das Humoristische – ist das auch romantisch? Viele derer, die man in geistesgeschichtlichen und literaturwissenschaftlichen Seminaren „Romantiker“ nennt, waren große Freunde der Ironie. Die uneigentliche Behauptung, das Spielen mit Fakten, Begriffen und Worten war eine ihrer Spezialitäten. Was damit manchmal erreicht wurde, war unter anderem eine Art positiver Irritation, eine Verwischung des scheinbar Festgeschriebenen: Alles nicht so nehmen, wie es einem zur größten Bequemlichkeit und mit der Macht des Faktischen oberflächlich zu begreifen angeboten wird. Genau an dieser Stelle gab es wohl Berührungspunkte mit dem, was weithin „Aufklärung“ genannt wird. Die Romantiker gingen oft aber darüber hinaus. Die Verdunkelung der menschlichen Erkenntnis hinter den Dingen war zuweilen das, was sie anstrebten. In manchen früheren Phasen der Rockmusik war so etwas auch zu finden. Nicht nur beim längst verblichenen Jim Morrison und seinen clever eingestreuten Heidegger-Zitaten („Into this house we`re thrown…..“). Beispielsweise Nick Cave hat Phasen in seinem Leben mitgemacht, deren Tragik er in sein musikalisches Tun und eine gewisse Selbststilisierung als ekstatischer Schmerzensmann hat einfließen lassen. Man konnte ihn live sowohl als wüsten Wüterich als auch als ruhig-besinnlich-sphärischen Feingeist erleben. Es geht vielleicht bei solchen Figuren auch um das poetisch wirkende Herumwerfen mit Worten und Begriffen, hinter denen aber jeder etwas Anziehendes vermutet. Diesem „Etwas“ näher zu kommen, - auch auf völlig naive und nicht unbedingt akademisch geweihte Art - mag auch ein Anliegen der Romantiker gewesen sein. X x The radically subjective, the ironic, the humorous – is that also romantic? Many of those who are called “romantics” in intellectual history and literary studies seminars were great fans of irony. The inauthentic assertion, playing with facts, concepts and words was one of their specialties. What was sometimes achieved with this was, among other things, a kind of positive irritation, a blurring of what was apparently set in stone: not taking everything as it is presented to you for the greatest convenience and with the power of the factual to understand superficially. It was precisely at this point that there were points of contact with what is widely called “enlightenment”. But the romantics often went beyond this. The obscuring of the human knowledge behind things was sometimes what they aimed for. Something like this could also be found in some earlier phases of rock music. Not only with the long-dead Jim Morrison and his cleverly interspersed Heidegger quotes (“Into this house we’re thrown…”). Nick Cave, for example, went through phases in his life whose tragedy he incorporated into his musical work and a certain self-stylization as an ecstatic man of sorrows. You could experience him live as both a wild rager and a calm, contemplative, spherical intellectual. Perhaps such figures are also about the poetic-seeming throwing around of words and concepts, behind which everyone suspects something attractive. Getting closer to this "something" - even in a completely naive and not necessarily academic way - may also have been a concern of the Romantics.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen