Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 3. Oktober 2023

Treibsatz

Vom Tellerwäscher zum Millionär: Von solchen Sprüchen werden und wurden ganze Gesellschaften getrieben. Man kann etwas erreichen, wenn man es nur will, so ein weiterer Glaubenssatz dieser Gesellschaften: „Ohne Fleiß kein Preis“, „you can make it, if you try it“ . Wenn ich Bilanz ziehe, dann muss ich sagen, dass ich solche Sprüche nicht besonders ernst nahm in meinem Leben. Etwas „aus sich machen“? Kam mir nicht ernsthaft genug in den Sinn. Ich folgte meinem eigenen Kompass und vertraute darauf, dass er mich richtig führen würde. Man hatte einiges an dieser „Leistungsgesellschaft“ damals auszusetzen, was ich schließlich für mich als in der Luft liegendes Gefühl vielleicht zu ernst nahm. Was wohl in diesem Zusammenhang „Zeitgeist“ bedeutet? Ein unzuverlässig’ Ding. Es war für mich aber immer schon klar, dass hinter jedem „Erfolg“ in dieser Gesellschaft auch das Glück und der Zufall seine Rolle spielte. Dieses Glück scheint mir selbst eine Weile durchaus gewogen gewesen zu sein (irgendwie nahm ich noch jede Kurve, kam über jedes Hindernis hinweg, das sich mir in den Weg stellte und „lernte“ daraus), schließlich aber überhaupt nicht mehr. Wieso? Man sollte lieben, was man sich zu tun vorgenommen hat, man sollte das als seinen Weg erkennen und darauf vertrauen, dass er der richtige ist, so die lautere Meinung. Man sollte versuchen, seine ureigenen Talente zu entwickeln, um auf diese Weise einen Beitrag (zum Gemeinwohl?) leisten zu können. Man sollte in jedem Falle dem nachgehen, was man als seine ureigene Berufung erkannt hat (erkennen? Zweifeln? Woher kommen solche „Erkenntnisse“?). Mir kommen solche Glaubenssätze inzwischen als ein bisschen zu blauäugig vor. Ob diese 30%, die in unserer Gesellschaft von der Hand in den Mund leben müssen und die für die Mächtigen und „Erfolgreichen“ eine Art Steigbügelhalter abgeben müssen, um das tägliche Leben zu bestreiten, ob diese Leute also ihre Talente nicht entwickelt haben, ob sie überhaupt je die Möglichkeit dazu hatten und von was diese „Talententwicklung“ nun wiederum abhängig sein könnte? Gerechtigkeit. Was ist das? Persönliche Stärke. Konsequenz. Der eine packt's, der andere nicht. Wenn ich von meinen subjektiven Erfahrungen und denen meiner unmittelbaren Umgebung ausgehe, so muss ich bemerken, dass der „Erfolg“ in dieser Gesellschaft auch von einer gewissen Anpassungsbereitschaft abhängt, von einer Bereitschaft auch, sich informieren zu lassen, sich von den „richtigen“ Informationen angesprochen zu fühlen. Man wurde vielleicht davor gewarnt, einen bestimmten Weg zu gehen - und sei es jener, zu dem man sich berufen fühlte!! - aber man war sich im Rückblick dann doch zu sicher, glaubte, in dieser Gesellschaft bestimmte Dinge tun zu müssen und zu können, bestimmten Zielen nachgehen zu sollen. Warum gelingt das den einen, den anderen aber nicht? Kann man unversehens in so etwas wie Verwerfungen hinein kommen, Umstände mit denen man nicht gerechnet hat und die einem alles verderben können? So, dass ein Plan nicht „aufging“? Wer schielt da auf die, die es „zu etwas gebracht haben“ und die sich deswegen überheblich großspurig geben? Die sich in der Sonne ihrer „Leistungen“ sonnen? Woraus besteht diese Leistung? Wohl nicht immer und zuverlässig aus einem Beitrag zum Gemeinwohl, sondern eher in einer gewissen Bauernschläue, in einer Skrupellosigkeit und der Bereitschaft „sich durchzusetzen“, die Anderen um einen herum auszunutzen, unbewusst, gelernt, mit dem 500fachen Lohn eines Facharbeiters, mit Hilfe von Techniken wie dem „Networking“ und anderen Fertigkeiten des gegenseitigen menschlichen Gebrauchs. x From rags to riches: Whole societies are and were driven by such sayings. You can achieve something if you really want it, according to another belief in these societies: "No pain, no gain", "You can make it, if you try it". When I take stock, I have to say that I didn't take such sayings very seriously in my life. "Make something of yourself"? Didn't think of it seriously enough. I followed my own compass and trusted it to guide me correctly. There were a few things to criticize about this “meritocracy” at the time, which I finally took as a feeling in the air perhaps too seriously. What does "Zeitgeist" mean in this context? An unreliable thing. But it was always clear to me that behind every “success” in this society, luck and coincidence also played a role. This luck seems to have been in my favor for a while (somehow I still took every curve, got over every obstacle that stood in my way and “learned” from it), but finally not at all anymore. How come? One should love what one has set out to do, one should recognize this as one's path and trust that it is the right one, according to the fairest opinion. One should try to develop one's very own talents in order to be able to make a contribution (to the common good?) in this way. In any case, one should pursue what one has recognized as one's very own calling (recognize? Doubt? Where do such "insights" come from?). Such beliefs now seem a bit too naïve to me. Whether these 30% who have to live from hand to mouth in our society and who have to act as a kind of stirrup for the powerful and "successful" to go about their daily lives, whether these people have not developed their talents, whether they ever had the opportunity to do so and what could this "talent development" depend on? Justice. What is that? Personal strength. Consequence. One gets it, the other doesn't. If I start from my subjective experiences and those of my immediate environment, I have to say that "success" in this society also depends on a certain willingness to adapt, on a willingness to be informed, to get the "right" information to feel addressed. You may have been warned not to follow a certain path - even if it's the one you felt called to take!! - but in retrospect one was too sure, believed that one had to and could do certain things in this society, to pursue certain goals. Why does this work for some but not for others? Can you suddenly find yourself in something like upheaval, circumstances that you didn't expect and that can spoil everything for you? So that a plan didn't "work out"? Who cares about those who “have made it” and who therefore act arrogantly cocky? Basking in the sun of their "achievements"? What does this achievement consist of? Probably not always and reliably from a contribution to the common good, but rather in a certain peasant shrewdness, in an unscrupulousness and the willingness "to assert oneself", to exploit the others around one, unconsciously, learned, with 500 times the wages of a skilled worker, with the help of Techniques such as "networking" and other skills of mutual human use.

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