Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 31. Januar 2021

Line to Nowhere (Foto)

Samstag, 30. Januar 2021

Die Blaue Blume (Lyrik von Joseph von Eichendorff)

Die blaue Blume Joseph von Eichendorff  Ich suche die blaue Blume, Ich suche und finde sie nie, Mir träumt, dass in der Blume Mein gutes Glück mir blüh. Ich wandre mit meiner Harfe Durch Länder, Städt und Au'n, Ob nirgends in der Runde Die blaue Blume zu schaun. Ich wandre schon seit lange, Hab lang gehofft, vertraut, Doch ach, noch nirgends hab ich Die blaue Blum geschaut.

Freitag, 29. Januar 2021

Impfprivilegien?

Mir fällt auf, dass offenbar viele Personen, die in der Öffentlichkeit auftreten, einen ziemlich entspannten Eindruck trotz Corona machen. Politiker scheinen mir da ganz vorne dran zu sein. Ob das daran liegt, dass diese Personen im Interesse ihrer "Funktion" optimal mit Tests und Abstandhaltern aller Art betreut werden, oder ob sie gar als „Führungskräfte“ jene mit Impfungen verbundene Privilegien genießen, wie sie jetzt aus der Feuerwehr einer größeren Stadt bekannt wurden? Oder ob sie eine jene teuren Impftours buchen können, wie sie etwa in Dubai in Vollpension offenbar veranstaltet werden? Es scheinen sich jedenfalls in der jetzigen Phase der Pandemie die immer dieselben Auswege für Leute mit viel Geld abzuzeichnen. Sie können sich auch in dieser schwierigen Lage offenbar all das leisten, wovon „normale“ Leute nur träumen können. Sich selbst als „systemrelevant“ zu definieren, scheint da keine größere Schwierigkeit, es gilt ja die Freie Marktwirtschaft - und von Solidarität halten solche Leute schon mal gleich gar nichts. Den immer massiver auftauchenden Zweifeln scheint mit wortreich geschwafelten PKs und ausgebufften Pressesprechern begegnet zu werden, hinter deren emsig geworfene Nebelkerzen keiner mehr blickt, weil "Experten" mit ihren gekauften Akademikertiteln ja nicht immer ehrlich ihre Expertise zum besten geben, sondern oft genug gekauft und von PR-Agenturen in einer bestimmten Richtung beeinflusst sind. Es gilt, auf jeden Fall die Aufmerksamkeit einseitig in Richtung eines bestimmten Spezialistentum abzulenken, was auch als "unwissenschaftlich" verstanden könnte. Vage Formulierung wie "die Produktion Impfstoffmenge wird erhöht" scheinen da zum Standardrepertoire gewisser Politiker zu gehören. Die Standardformulierung angesichts massiver Impfstoffprobleme scheint zu sein: „Da kann‘s dann schon mal ruckeln“.

Donnerstag, 28. Januar 2021

Caravaggio

Die folgenden Zeilen gehen auf einen Besuch in Rom zurück. Ich war damals scharf auf Caravaggio: Ein Gemälde von Caravaggio bewährt sich auch in großer Hitze, weil es meist in klimatisierten Räumen steht. Aber auch, weil es uns hineinzieht in seine eigene Realität und uns scheinbar Lästiges vergessen lässt. Weil darin eine verdichtete Wirklichkeit aufgehoben sein könnte. Weil es starke Momente in sich aufgesaugt hat und sie uns wiedergibt. Weil es aufgeladen ist mit Bedeutungen, - ja, auch mit den ganz sinnlichen Bedeutungen, - die helfen können, später wieder in der Hitze hinaus zu gehen. Gestählt. Wieso eigentlich so etwas den amtlich bestallten Kunstlehrern überlassen, den professionellen Bescheidwissern und Bildungsbürgern, die so etwas schon längst abgehakt haben und ohnehin alles besser wissen? Sind diese Bilder, diese Gemälde eigentlich etwas zum besser Wissen? Alles vergessen, alles auf der Stelle wegwerfen! Sofort! Am besten sich hinein fallen lassen in diese Realität, die um die 400 Jahre alt ist! Er frischt die Birne besser als koffeinhaltiges Cola. Was für eine Welt, was für eine Wahrnehmung muss da geherrscht und die Köpfe beherrscht haben! Ohne Fernsehen und Laptop, Telefon, Smartphone und Flieger? Ja ja, die Randbedingungen, die können uns die kundigen Erklärer in ihren trockenen Worten bestens auseinandersetzen. Welche Funktion Kunst hatte, Frühbarock und all das. Sie sind ja im Besitz der allein gültigen Deutung, naturgemäß, und haben ohnehin alle alten Meister begriffen, Ihre Gemälde sowieso. Jetzt aber endgültig weg damit! Das ist doch nur eine Möglichkeit! Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, die mehr der Stärke dieser Gemälde selbst vertraut! Konzentrierte Momente, zu Bildern geworden, sind sie hier bei Carvaggio. Wir in unserer Realität konzentrieren uns doch nur noch gezwungenermaßen, im Job vielleicht. Ansonsten entspannen wir uns und verpassen die großen Dinge. Dieser Lombarde hat vielleicht aber die wesentlichen Dinge festzuhalten versucht. Und er hat sie in sein Licht getaucht. Unglaublich, wie dieser Typ mit dem Licht umgeht! Wie er seine mit dem Pinsel festgehaltenen und der Zeit abgetrotzten Momente damit steigert! Dahinter brütet das Dunkle, das Ungewisse und das Geheimnis. Ob diese Gegensätze auch zum Wesentlichen gehören? Seine Bilder eröffnen eine Ahnung davon. Sie ziehen einen hinein. Sofort stellt sich aber auch das Klischee dazu ein: Caravaggio, der ja eigentlich Michelangelo Merisi hieß, als verruchter Herumtreiber, als bisexuelles Genie, als Außenseiter, ewigen Outlaw und unverbesserlichen Rowdy. Für den die göttliche Liebe mit der sehr irdischen Liebe zusammengefallen sind: Klar, mag sein. Ist doch egal, ob das alles stimmt, was ihm nachgesagt wird. Was wichtiger ist: Er hat all das, seinen ganzen Horizont, eingepackt in seinen Bildern. Auch die afroamerikanische Musiktradition singt uns dazu so manches Lehrstücklein. Blues, Gospel, Soul, Songs. „Crossroads“. Dämonen und Engel. Verdichtete Momente. Geschäft auch. Caravaggio hatte mächtige Auftragsgeber und den Markt im Auge. Wie ein Popstar. Spagat zwischen der eigenen Identität und dem mit der Macht der Kohle ausgestatteten Kultur-Establishment. Er hat dann aber diese unfassbaren Dinger herausgeschleudert. Spirit, - spirituell. Sprit und Treibstoff aller Art: Trieb und Getriebensein. Geistiges, Geistliches und die Geister. Aber auch Humor und Ironie sind darin aufgehoben. Leichtigkeit - und nicht nur der seichte Abglanz davon.... In der Bilderflut von heute geht so etwas dann doch nicht so schnell unter. Das ist starker Stoff. Mal ehrlich, dieser schnellen Klicks und Kicks sind wir doch überdrüssig! Seine Bilder fordern Zeit und die Bereitschaft, sich einzulassen auf sie. Das dürfen sie. Das ist gut so. Alle fordern etwas. Aber bei diesen als Gemälde verdichteten Momenten kommt viel zurück zu uns: auch dieser lichte Moment, in dem wir gleichzeitig wissen und fühlen, dass wir endlich sind. In diesen Tagen jährt sich Caravaggios Todestag zum 400. Mal.

Mittwoch, 27. Januar 2021

Kaffee

Der Tag beginnt für mich mit einem Kaffee. Ich trinke und genieße. Dabei fiel mir ein, dass ich vor vielen Jahren schon etwas über Kaffee schrieb. Ich schaute nach und....fand das Folgende: Kaffee und Café Angeregt beruhigt Genuss und Anregung, Geschmack und Geselligkeit: Kaffee trinken bedeutet vieles für Viele. Künstler haben das braune Getränk immer schon als willkommene Stimulanz zu schätzen gewusst und so manches große Werk wäre ohne seine anregende Wirkung nie zustande gekommen. Kein Zweifel, unter seinem Einfluss fließt die Musik anmutiger, perlen die Worte leichter aus der Feder und gleitet der Zeichenstift mit angenehm entfachter Fantasie über die Leinwand. Die wechselseitige Anregung zwischen Künstler, Kaffee und dem genießenden Publikum hat eine lange Tradition. Ein berühmtes Beispiel geben etwa die Wiener Literaten des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts wie Peter Altenberg, Anton Kuh oder Alfred Polgar, die sich vom Kaffeehaus und seinem Publikum genauso wie vom stetig nachgefüllten Getränk zu den höchst geistreichen und süffisanten Betrachtungen des sogenannten „Wiener Feuilletons" inspirieren ließen. Im Sommer verbrachte der Bohèmien den Tag gerne im Straßencafé am Graben. „Sie waren stundenlang im Grabenkiosk gesessen“, so beginnt beispielsweise Altenbergs Skizze „Sonnenuntergang im Prater“, „hatten Fiaker betrachtet mit Fremden, Automobile, wie Zugvögel von fernen Reisen, Damen auf dem Trottoire, die wunderbar sicher dahinglitten und andere, die trippelten und tänzelten...“ Freilich, nicht nur Kulturschaffende wissen das braune Getränk zu schätzen: 90 Prozent aller Deutschen trinken regelmäßig Kaffee, 190 Liter pro Kopf und Jahr. Für viele ist der Muntermacher gar unentbehrlich geworden. Seine anregende Wirkung entspringt dem Koffein, das in einer normalen Tasse mit 150 Milliliter immerhin zu 60 bis 80 Milligramm enthalten ist, in einer Mokka-Tasse (135 Milliliter) schon mit 135 Milligramm und als Espresso (40 Milliliter) zu 45 Milligramm. Der Kaffee wirkt recht schnell, klingt aber innerhalb von zwei bis drei Stunden wieder ab. Dabei hat der Kaffee in seiner heutigen Form eine ereignisreiche Geschichte hinter sich. Ihren Ursprung hat die brauen Bohne in den tropischen Bereichen Afrikas, von wo sie durch die Menschen in andere Erdteile gekommen ist. Afrikanische Stämme ließen einst reife Kaffeefrüchte gären und erhielten auf diese Weise ein alkoholisches Getränk, das sie zu religiösen und medizinischen Zwecken verwendeten. In Äthiopien genießt man die Früchte des Kaffeebaums seit langem in ungewöhnlicher Form: Mit Koriander getrunken oder mit Fett zu essbaren Bällchen geformt, mit Salz und Fett oder mit Honig vermischt und in einem Topf mit Kräutern gekocht. Es war wohl um das Jahr 1200, als die Araber begannen, ein heißes Getränk aus ganzen Kaffeefrüchten zuzubereiten, indem sie sie trockneten und dann in Wasser kochten. Zirka 1300 fingen sie an, die Kaffeebohnen aus den Früchten zu lösen und zu rösten. Im 14. Jahrhundert kam der Kaffeesamen in den Jemen, wo Kaffee als Kulturpflanze zum ersten Mal angebaut wurde. Zubereitet wurde das Getränk zum einen aus gerösteten Bohnen, so wie der heute noch gebräuchliche "Türkische Kaffee", - zum anderen aus dem getrockneten Fruchtfleisch der Kaffeekirschen, gewürzt mit Zimt und Ingwer: "Kaffee a la Sultan". Ab dem 16. Jahrhundert wurde Kaffee fein gemahlen und mit kochendem Wasser übergossen im ganzen Nahen Osten populär. Erst mit Beginn des 17. Jahrhunderts traten die neuen Heißgetränke Schokolade, Kaffee und Tee auch in Europa ihren Triumphzug an und schickten sich an, neben dem Wein und dem Bier ihre Rolle im öffentlichen und privaten Leben zu spielen. Mönche waren es, die den Kaffee als muselmanisches Heidengetränk wieder verbannen wollten. Doch als Papst Clemens VIII. das neue Getränk probierte, muss es ihm ziemlich geschmeckt haben: er erklärte es so schnell wie möglich für christlich. Im übrigen war es die genussorientierte Adelsgesellschaft, die Kaffee und Tee zuerst für sich entdeckte. Der Orient und all seine geheimnisvollen Bräuche und Sitten waren bei der feinen Gesellschaft ohnehin gerade in Mode und für eine ganze Weile galt es als das höchste der höfischen Gefühle, sich den Kaffee vom kaffeebraunen Diener ins fein ziselierte Mokka-Service schenken zu lassen. Auch das Bürgertum mochte auf solchen Genuss nicht verzichten und richtete die ersten Kaffeehäuser ein, die das orientalische Ambiente mit dem rustikalen Flair einer Bierschänke kreuzten: 1645 in Venedig, 1652 in London, 1672 in Paris und 1677 in Hamburg. Händler und "Geistesarbeiter" waren dort die ersten und besten Kunden, die die gesellige Gelegenheit meist für geschäftliche Besprechungen und Diskussionen aller Art nutzten. Den Frauen allerdings war der Zutritt zu solch männlichen Ritualen versperrt. Sie durften allenfalls als Servierpersonal aus der Ferne am Genuss teilhaben. Im 18. Jahrhundert kam der Kaffee schließlich nach Amerika. Die Portugiesen holten ihn nach Brasilien, von wo aus er bis heute in großen Mengen weltweit exportiert wird. Das Kaffeehaus erlebte nun in Europa einige Variationen, etwa im Billardcafé, im Gartencafé oder im Raucherkabinett. Begüterte Damen hingegen trafen sich zum Kaffeekränzchen, um den neusten Familientratsch zu besprechen. Im 19. Jahrhundert war das Kaffeehaus schon zu einem über alle Bevölkerungsschichten verbreiteten Ort der Geselligkeit geworden. Die Frauen hielten Einzug und auch die süßen Stückchen. Die Kombination des Kaffeehauses mit einer Konditorei wurde normal. Auch der private Plausch bei Kaffee oder Tee war nun nichts außergewöhnliches mehr. Musikcafé, Eiscafé oder Tanzcafé entwickelten sich im 20. Jahrhundert: der Kaffee hatte sich nun etabliert und wird heute in etwa 75 Ländern auf vier Kontinenten angebaut. Gerade in letzter Zeit scheint das Café wieder neu entdeckt zu werden, als geselliger Ort, der die Begegnung mit der Kultur auf einfallsreich angenehme Weise ermöglicht. Als Cafébar etwa, in der sich Lifestyle, angenehmes Ambiente und exotische Mixgetränke sich neu mit kulturellem Genuss verbinden, um sich gegenseitig auf vielfältige Weise zu steigern. Die zwanglose Beschäftigung mit den schönen Seiten des Lebens und der Kaffee: zusammen scheinen sie jene innere Ruhe schaffen zu können, die den anregenden Austausch mit anderen Menschen auf eine durchaus tiefer gehende Weise fördert.

Montag, 25. Januar 2021

Demokratie, Macht, Stärke

Der große französische Philosoph Blaise Pascal soll gesagt haben „Da es nicht gelang, das Gerechte mächtig zu machen, erklärte man das Mächtige zum Rechtmäßigen“. Ob hinter einem Gesetz also die Macht des Stärkeren steht, oder ob sich in einer Demokratie die Gesetzgebung durch das Parlament vollzieht? Haben wir eine Demokratie oder haben wir – genau genommen – eine repräsentative Demokratie? Ob nach den Wahlen in den einigermaßen noch neuen Bundesländern sich noch irgendein Politiker um sein Geschwätz von gestern schert? Wer bestimmt eigentlich in einem Staat? Firmen, die sich Abgeordnete kaufen und sämtliche Möglichkeiten nutzen, um auf Entscheidungsprozesse Einfluss zu nehmen? Die enge Verbindung zu einer finanziellen Vorteilsnahme sind da allzu offensichtlich, was immerhin zu einer grotesken Einkommensverteilung in den einigermaßen industrialisierten Staaten geführt haben mag. Ob tatsächlich Anarchie und Chaos die Alternative wäre?

Sonntag, 24. Januar 2021

Selbstreferenz

Selbstreferenz (Besuche, aber auch Tagebuchstudien) ist für mich Beleg dafür, mich selbst zu suchen, ja, - und darin einen gewissen Sinn zu sehen..... Bruch- und Fundstücke, Unverbundenes zusammensetzen, es als Teil eines Selbst begreifen..... eine Linie des Insgesamt finden.....das zunächst Hingelebte neu aufnehmen und seinen Stellenwert besser aus heutiger Perspektive erfassen, Anregungen dabei mitnehmen, die Vergangneheit neu erfassen, damals lebte man in zu vielen Selbstverständlichkeiten, nahm scheinbare "Normalitäten" zu wenig wahr, ließ sich treiben, so wie das in einem angelegt schien

Samstag, 23. Januar 2021

Valerie (21)

Sein Unterleib fing an zu kitzeln und sein Gehirn dachte daran, dass er schon lange nicht mehr mit einer Frau geschlafen hatte: auch aus Angst, Bequemheit, mangelnder Gelegenheit, Zufall….es war vieles dazwischen gekommen. Aber warum sollte sie ausgerechnet mit ihm? Er neigte dazu, sich in solchen Fällen unattraktiv und langweilig zu finden. Damit hatte er zu kämpfen, in einem Körper und mit dem Moralin, das sich mit dem Adrenalin verbunden hatte, um zu Dynamit zu werden, das jederzeit hochgehen konnte. Wenn sie noch länger mit dem Feuer spielte, konnte er für nichts mehr garantieren. Wenn diese Kräfte einmal ausgelöst wurden, war man Mann und Frau wie alle anderen Menschen, man war Teil eines Ablaufs, eines evolutionären Programms zwischen Leben und Tod. Er bot ihr Kaugummis an, denn Zigaretten hatte er nicht – und sie griff zu, mit Händen, die ihm auf einmal als die Schönsten überhaupt vorkamen. Darüber musste er lachen, die Wirklichkeit war doch manchmal noch sehr kitschig, da war nichts dran zu machen, genauso, wie es Sonnenuntergänge gab, die einfach nur schön waren und einen auch so berührten. Sie waren wohl schon vor 5000 Jahren schön und werden es wohl auch noch eine Weile sein, wenn man die Erde in Ruhe lässt, so dachte er.

Narziss und Goldmund als Beispiel

Jüngst kam der Film "Narziss und Goldmund" nach Hermann Hesse heraus. Der Blogautor erinnerte sich, dass er etwas geschrieben hatte, in das er seine Lektüre von Hermann Hesses "Narziss und Goldmund" hinein verwoben hatte „Du bist Künstler, ich bin Denker. Du schläfst an der Brust der Mutter, ich wache in der Wüste. Mir scheint die Sonne, dir scheinen Mond und Sterne. Deine Träume sind von Mädchen, meine von Knaben“: Alles Kitsch. Alles Quatsch. Und doch: Die Figuren des jungen Mönch Narziss und des jungen Klosterschülers Goldmund hatten ihn angezogen. In ihnen fand er jene seltsamen Gegensätzlichkeiten, die ihn selbst zeitweise beinahe auseinander zu reißen schienen. Das Körperliche und das Geistige, das waren für ihn nicht nur abstrakte Begriffe. Kitsch. Seelenbilder. Archetypen. Goldmund wird von Narziss zur Erkenntnis seines eigenen Wesens angeregt . Diese Übersteigerungen der Pubertät, er lebte sie aus, fürwahr, - im Geistigen, sozusagen. Nichts war’s mit dem Mönchsleben für Goldmund, hinaus ging’s in die Welt, in eine Wanderschaft, hinein in das Abenteuer, in das Dunkle, in das Unbewusste. Und dann doch wieder zurück ins Kloster. Aber in ein Dasein auf einer höheren Ebene. Es musste zuvor alles gelebt und erfahren werden, bevor Goldmund diese Stufe des Daseins erklimmen konnte. Dir war es egal, ob die anderen das sentimental fanden. Dir war es egal, solange es dir selbst etwas bedeutete. Der Weg des Brahmanen. So mancher hat ihn gesucht und hat sich dabei verlaufen. Ach, wie fern waren die beiden literarischen Figuren seiner eigenen Wirklichkeit! Wie sie einen idealen Raum ohne Banalitäten und alltägliche Langweiligkeiten so gemessen durchschreiten konnten! Mit Schwierigkeiten zwar. Doch solche Probleme waren edel und hatten alle ihre wichtigen Bedeutungen, mussten gemeistert werden, damit etwas dabei herauskam. Die beiden entwickelten sich weiter, immer weiter, kamen sich selbst immer näher. Er las so etwas gerne und ließ sich davon inspirieren. Er wusste: Literatur ist natürlich nicht die Verdoppelung des Lebens. Trotzdem versuchte er, sich ein Beispiel daran zu nehmen.

Freitag, 22. Januar 2021

Inauguration

Ob jemand Joe Bidens Inauguration gesehen hat? So viel Pomp und Pathos und Lady Gaga schmettert die Nationalhymne? Ein bisschen befremdet mag man schon darüber gewesen sein, wie ungebrochen da alles vonstatten ging. Da ist eine Verehrung des Militärs beispielsweise, die einem hierzulande geradezu unheimlich vorkommt. Es ist das Militär meiner Einschätzung nach eine dreckige Notwendigkeit, die mit Tod und Sterben zu tun hat. Aber halt nicht nur mit Stechschritt und glitzernden Uniformen von Leuten, die glauben, sich dadurch Verdienste erworben haben, dass sie andere Leute mit dem Tod bedroht haben oder getötet haben. Meist männlich vorgetragene Kommentare verklickerten einem dann, dass in den USA die diesbezügliche Tradition halt ungebrochen sei, dass die Größe und Macht der Nation dadurch symbolisiert sei und dass die Ehrerbietung Uniformen gegenüber stets präsent sei. Wie etwa die Verantwortung gegenüber den ach so verdienstvollen Veteranen wahrgenommen werde, fragt sich da der eine oder andere…. und und und. Es scheint Risse zu haben, dieses Bild, das uns da eingebläut werden soll. Nun ja, es scheint dies ja auch eine Vollversammlung der politischen Herrscherklasse, deren demokratische Legitimierung ja unlängst etwas ins Wackeln zu geraten schien und fortwährend betont werden musste. Tatsache ist, dass es in dieser so angehimmelten Gesellschaft extreme Gewinner und Verlierer gibt. Die oft als visionäre Hoffnung gepriesene Vizepräsidentin und mit migrantischen Wurzeln gesegnete Kamala Harris jedenfalls scheint deutlich zu den Gewinnern zu gehören, die beweisen sollen, dass in der US-Gesellschaft halt immer noch alles möglich sei. Dass sie sehr tough und hart sein kann, hat Harris offenbar an manchen elitären Stellen dieser Gesellschaft schon bewiesen. Joe Biden hingegen kommt mir vor, als sei er exakt der, den die USA jetzt brauchen. Einer, der alleine aus dem Alter heraus auf Erfahrung zurückgreifen kann, einer, der Kompromisse schließen kann, einer, der tatsächlich Versöhnung bringen kann. Natürlich wird er all die an ihn gerichteten Erwartungen nicht erfüllen können, - wie übrigens damals Obama auch. Aber es geht eine große Menschlichkeit von ihm aus, die auch von erlittenen Schicksalsschlägen und Niederlagen herkommt. Er ist meiner Meinung nach genau der Richtige für dieses Amt.

Donnerstag, 21. Januar 2021

Kükentöten

Noch sollen männliche Küken bis 2022 getötet werden. Allein schon der Gedanke daran tut mir weh. Was nimmt der Mensch, nehmen bestimmte Menschen sich heraus, Huhn und Hahn zu seiner Verfügungsmasse zu machen? Ja klar, auch Huhn, denn auch das Huhn wird irgendwann für den Verzehr des Menschen umgebracht. Was das Blöde ist? Dass das im großen Stil passiert. Dass die Zahlen gewaltig sind. Es wird dann immer von wachsender Weltbevölkerung und Ernährung geschwafelt. Leute, ist das alles, was die so hochgelobte und oft beschworene menschliche Phantasie und Kreativität kann? Wenn man wollte, könnte man vielleicht auch auf andere „Lösungen“ kommen, so meine Vermutung. Menschliche Phantasie und Kreativität, - ganz besonders die von Ingenieuren, die ja bloß das umzusetzen versuchen, was man ihnen befiehlt, - vermag besonders unter Druck vieles zu leisten, das zeigen gerade auch derzeitige Pandemiezeiten.

Mittwoch, 20. Januar 2021

Suchen......

Dem Nichts bin ich zugewandt, dem Flow, ich gehe darin offenbar unter und ich schaue in den leeren Raum ohne Illusionen…. „sieh doch alles einfacher!“ predigen die Oberflächensurfer, die Dauerlächler und Besserwisser. „Mach Dir nicht so viel Gedanken...“ lautet ihr Ratschlag. Ist man deshalb schon „verkopft“? Ein strenges Urteil. Bloß nicht zu viel grübeln. Man macht sich in meinem Falle leider lebenslang Gedanken. Sie können auch so aussehen: „Du bist nicht deine Wohnung! Du bist nicht dein Name! Du bist nicht dein Job! Du bist nicht dein Problem!“ Was dann? Wer? Was? Welche Rolle man spielt in dieser Komödie, müsste einen immer wieder interessieren. Humor wäre nicht nur an dieser Stelle wichtig. Man könnte Folgendem nachgehen: Was einem zugewiesen ist und was man ablehnen kann. Dass man einer von vielen ist, ein Gattungswesen, das sich in der Mehrzahl versteckt viel zu wichtig nimmt und dazu neigt, alles andere zu vernichten. Dass man einen Auftrag übernehmen muss, nämlich den der Evolution. Dass man einen Auftrag ablehnen kann, nämlich den der Gesellschaft. Dass man sich herausmodellieren muss, dergestalt, dass man sich auf die Spur begibt in Richtung auf der Suche nach sich selbst. Suchen! Aber nicht immer mit dem Ergebnis „optimieren“, bitteschön! Dass man den Dampfplauderern nicht immer zuhören muss, dass das vertane Zeit ist. „Social Noise“. Andere Leute sind konzentrierter und fokussierter, überhaupt, - besser. Ich selbst suche zu lange. versuche verschiedene Wege, was Zeit und damit verbundene Gelegenheiten kostet. Was aber auch mehr Überblick verschafft und unerwartete Gelegenheiten schafft. Ich wäge zu sehr ab, zweifle, zögere, zaudere……, versuche, Wahrnehmungsblasen und Echokammern zu vermeiden. Nicht nur in dieser Hinsicht könnte uns Leonardo da Vinci, der ja unlängst 500 Jahre alt wurde, eine Inspiration sein. Er freilich konzentrierte und fokussierte sich auf natürliche Weise, fand eine Lösung und ging schnell weiter zum Nächsten. Ich hingegen habe mich immer für das Verschiedene interessiert, einander widerstrebende Meinungen und Einschätzungen, blieb daran hängen und machte daran herum….. Darin kann man sich verlieren und einem allgemeinen Relativismus zuneigen, - ich weiß. Hier gilt es, die Balance zu behalten. Es wird schwer, dann etwas Eigenes zusammen zu bringen. Dennoch schien es mir fast immer möglich zu sein.

Sonntag, 17. Januar 2021

Man between the Lines (Songtext)

Man between the Lines It is getting all dark outside and I am getting aware that I am the Man between all the lines never have been one of these special Folks if I tried to touch it and it disappeared nothing is like it ever was a whole life I talked with my ghost, with my spirit my real self I often was the invisible fool livin' a kafkaesk' life, a broken line the only one who told about this ego was my real self, who came too late I always waited on something to come I'm still searching, but it is all like an empty box day by day it all was getting thinner like the air Never met anything great, that touched me always got my parents as the greatest in my mind It all was in the Fog, I never reached I could have lived a good life but there was only the shimmering Nothing maybe a sign from the people far behind me Talking about myself maybe is the easy way but you must recognise yourself if nobody cared all was a beginning that never led to the end now is all near and I am a refugee to it

Samstag, 16. Januar 2021

Essen im Alter

Ich sah eine TV-Sendung über Fertiggerichte. Ein vom Fernsehen bestellter Koch sollte kosten und dann Aussagen dazu machen. In seinen Beurteilungen neigte der Koch meist dazu, die Fertiggerichte zu begrinsen und sie für völlig minderwertig und „nicht zu genießen“ zu beurteilen. Nur: Nach meinen Erfahrungen ist das genau jene Qualitätsstufe von Essen, mit denen Menschen in Altenheimen „beglückt“ werden. Darüber also lacht ein etablierter Koch und spricht dem keinerlei Geschmack oder sogar wegen der vielen Zusatzstoffe (!!) gesundheitsschädliche Effekte zu. Dies erscheint mir ziemlich verräterisch für das Verhalten dieser Gesellschaft, die nach „den Alten“ die unterernährten Bevölkerungsgruppen dieser Erde mit großer Gleichgültigkeit oder gespielter Betroffenheit kommen lässt, während man selbst exklusive Biokost verzehrt.

Freitag, 15. Januar 2021

Wie wollen wir leben?

Es erhebt sich die Frage, wie wir leben wollen, wer sich wie beteiligt (beteiligen kann), - was für die Idee der Demokratie nicht ganz unwesentlich ist. Das geht vor allem die Verteilung der Macht an: welche Rolle z.b. der Staat spielt und welche Rolle große Konzerne einnehmen sollen. Diese Konzerne kaufen sich Sachverstand darüber ein, wie man die Leute am besten austrickst, wie man sie steuert, wie man im Hintergrund ganz andere Machschaften verbirgt als man im Vordergrund zugibt, wie man Interessen wahrnimmt und Macht am effektivsten ausübt. Die Universitäten liefern da willig zu, die Medien flankieren….. und erzeugen ein Bild, das von sich selbst als Normalität ausgeht. In diesem Zusammenhang scheinen auch die Werbung und die PR-Agenturen mit ihren raffinierten Beeinflussungsmethoden ihre Rolle zu spielen. Über die Sozialisation/erziehung geht das alles ein in verschiedene Schichten der Bevölkerung, die kein Interesse mehr dafür entwickeln kann, was ihre jeweiligen eigenen Interessen wären. Jetzt beispielsweise betrachten die Spezialisten vom Robert-Koch-Institut unter dem Blickwinkel von Virologen, was ideal für die Gesellschaft wäre: nämlich gar keine Kontakte mehr. Welche soziale Folgen das haben könnte, ist nicht Bestandteil ihrer Betrachtung. Dies sei nicht "ihre Aufgabe", so lassen sie verlauten. Sie konzentrieren auf ihren vorgegebenen Ausschnitt der Wirklichkeit.

Mittwoch, 13. Januar 2021

"Stars" zum Frühstück

Ich staune über das TV-Frühstücksprogramm eines privaten Senders, in dem die beiden ModeratorInnen zwischen etwas zu aufdringlich gesetzten Werbespots, ein bisschen unterhaltsam vorgestellten Nachrichten und dem Wetterbericht jeweils die neuesten Starberichte aus der Welt der Schönen und Reichen präsentieren. Die Ausschließlichkeit macht mich baff. Dasselbe in stets neuen Verpackungen über Stunden hinweg mit immer neuen emotionalen Aufwallungen und eindeutig anspielungsreichen Grimassen zu präsentieren, scheint mir eine Kunst des Könnens und Wissens, wie man den Zuschauer so unterhält, dass er sich behaglich selbst verarscht. Natürlich wird während der Moderation viel gelacht, denn es gilt ja, „gute Laune“ zu verkaufen. Und schon kommt der nächste „Starbericht“: mit bewunderdem Augenaufschlag schwärmt eine aufgeputzte und geschminkte „Starreporterin“ vom Gebaren der angehimmelten Abziehbildlein, spekuliert und malt aus…...so geht das dahin…..

Dienstag, 12. Januar 2021

Hamsterrad und Wachstum

Hamsterrad? Es muss sich wohl immer schneller drehen, um bestehen zu bleiben. Die gut und sicher dotierten Geister nennen das, was dabei heraus kommen soll, - Wachstum. Wir sollen möglichst zügig wieder einsteigen, sobald wie möglich. Einstweilen wird es halt noch ein paar Tote geben. Dabei haben wir unter Umständen Zeit gehabt, genau darüber nachzudenken. Natürlich sind wir Menschen begegnet, die sich da raus ziehen wollten oder die raus gezogen wurden. Doch es war stets schwierig für sie, ins Hamsterrad zurück zu kehren, um die für den Lebensunterhalt notwendige Kohle zu verdienen. Den „Platz in dieser Gesellschaft“ zu verlieren ist wohl das Mindeste, was dabei droht. Die Entscheidungsgewalt bei der Beschaffung bezahlter Arbeit zu behalten, ist schwierig. Es entsteht wohl eine Art Erwartungsdruck, etwas zu leisten. Ein Fetisch, um den sich viel dreht in dieser Gesellschaft. Wie eigentlich ist das heute, im Zeitalter der Massenentlassungen und der Überhonorierung von sogenannten Führungskräften, genau definiert? Leistung? Leistet eine klassische Hausfrau nichts, bloß weil sie nicht bezahlt wird? Wo ist da die Grenze? Können wir weiterhin, auch angesichts ökologischer Grenzen, auf Wachstum setzen? Da scheint immer noch etwas zu gehen, die Verdichtung der Arbeit etwa scheint keine Grenzen zu kennen, der Phantasie sind an dieser Stelle kaum Grenzen gesetzt, es werden immer wieder "Lösungen" gefunden. Spätestens im Rahmen unseres Nachdenkens hat sich die Frage erhoben, was denn eigentlich gut für uns sei und wie wir leben wollen. Ob uns dieses Hamsterrad die Freiheit von ökonomischen Zwängen und die Selbstbestimmung gebracht hat.

Montag, 11. Januar 2021

Deutschland AG

Wie in der Deutschland AG Entscheidungsprozesse ablaufen und welche Geldsummen dabei zum Einsatz kommen, davon hat uns nicht zuletzt die Süddeutsche Zeitung mit ihrer Berichterstattung über die Beschaffung und Austragung der Fußballweltmeisterschaft 2006 wohl einen Eindruck verschafft. Es eröffnet dies den Blick in einen Sumpf, der zuletzt ja wohl auch zum Fall der Wirecard hat führen können. Zusammenhänge zu sehen, scheint mir da unerwünscht: die Tanten und Onkels der Nachrichtenkanäle sind bemüht, einen in der Ruhe der Normalität zu wiegen und die schöne Unverbindlichkeit zu pflegen, - Corona hin oder her…..Ob wir da nicht die eine oder andere Überlegung anstellen sollten, anstatt mit der bedauernden Bemerkung „So ist es halt“ zu reagieren und im Übrigen den „Wohlstand“ zu preisen? Die Flucht in ein Märchen, das von Wohlstand und Wachstum handelt, ob sie uns von Schuld entbinden kann? Wie sieht es eigentlich in Afrika aus, wo der Boden von Hand durchbuddelt wird, um das Material für scheinbar umweltschonende Autos zu beschaffen? Wie geht es dort unter Corona-Bedingungen zu? Ich befürchte, dass das so genau niemand wissen will.

Samstag, 9. Januar 2021

Go down with Sound (Songtext)

GO DOWN WITH SOUND God gave me Mind and god gave me body God gave me eyes to see what's around My Mind saying the one or the other tell me, what is right for me? I only want to find my way, also in the late years Friends were disappearing and I know, I am to blame Mocking Love made me act like an idiot and at night I cannot sleep anymore fears are chasing me, finding me and eating me up the only thing, I know: I will not follow anybody is there a way out? Is there any way for me? The fired me, they don't need me anymore I am diving, even I am drowning at the same time today it is clear: they used me, as an accelerator for profit Night is my uneasy time to speculate alone I am living in a hole, that you were digging I am searching inside myself Sound still is my friend and lover I wanna go down with sound, sinking deeper They took all from me, now my parents are leaving

Freitag, 8. Januar 2021

Brex

Der Brexit ist mit allen Konsequenzen vollzogen. Die Verteufelungen werden und sind vollzogen. Doch wer hat sich die ernsthafte Frage danach gestellt, was wohl dahinterstehen mag? Ob der Vorgang etwas mit „Identität“ zu tun hat? Mit Globalisierung, die Identitäten zerstört, was sich clevere Rattenfänger ohne Probleme zunutze machen können? Ob nicht ein Wunsch existiert, die Kontrolle über das eigene Leben zurück zu gewinnen? Kontrollverlust? Dass die Globalisierung und die durch sie erzeugte Gleichförmigkeit Identität rauben kann, was heute ganz oberflächlich gesehen schon am Flughafen sich offenbart, weil überall auf der Welt dieselben Marken in denselben Verpackungen angeboten werden? Ob auch die Briten so etwas bewegt hat? Identitätsfragen werden meist dann politisch ausgenutzt, wenn mit der Identitätsfrage sich das das Gefühl eines Statusverlusts verbindet, was meist die Entwertung einer Person bedeutet. Gewisse politische Kräfte verstärken dies Gefühl (das im Zeitalter geweckter Gefühle sich gerne als „Realität“ ausgiubt ---> „Fake News“) mit dem diffusen Gefühl, von etwas Fremdem überrollt zu werden und damit die eigene Identität zu verlieren. Immer mehr Menschen klammern sich im Zuge dessen an ein Gefühl der nationalen Zugehörigkeit, die ja eine politische Idee des 19. Jahrhunderts ist. Ein amerikanischer Präsident jüngster Vergangenheit wollte für eine solche vorgetäuschte nationale Identität sogar eine Mauer errichten lassen, wofür er dann auch noch große Zustimmung bekam.

Donnerstag, 7. Januar 2021

Regierung und Regierte

Man könnte das Ganze in den USA ja auch mal anders sehen: Ob der gestrige Sturm aufs Capitol nicht auch ein Ausdruck der Entfremdung zwischen Regierten und Regierung zu sein scheint? Mir scheint aufschlussreich zu sein, dass es am Anfang des ganzen Vorgangs hieß, dies sei den Anhängern eine Art Inszenierung, ein abgehobener Traum. Es mag sich die Frage erheben, ob sich nicht die etablierte Demokratie in den USA als Ganzes nicht auch einer Inszenierung nähert, oder längst angenähert hat? Und das eingedenk dessen, dass die USA einst eine Art Lehrmeister der Demokratie waren? Ob nicht die Werbung insgesamt eine Inszenierung zu erzeugen scheint, die uns immer mehr umgibt? Ob mittlerweile nicht nur in den USA Demokratie gespielt wird, dort, wo ganz andere Kräfte den Lauf der Dinge bestimmen? Natürlich ist der noch amtierende Präsident ein Trottel und sein dummes Geschwätz von Wahlbetrug ist ein unerträglich narzisstisches Geschwafel. Dass es auch hierzulande politische Kräfte zu geben scheint, die dem folgen, erscheint mir unsäglich. Peinlich, das. Aber es mag alleine schon aufschlussreich sein, dass nahezu niemand aus der herrschenden politischen Klasse hierzulande dies klar zu benennen vermag, ja manche Kräfte scheinen alleine schon die Nennung des Namens Trump zu vermeiden…... Ob nicht nur das darauf hinzuweisen scheint, dass es in Deutschland, ja in ganz Mitteleuropa, nicht auch eine solche Entfremdung zwischen Regierten und Regierung gibt? Hoffnung gibt da, dass der Name Biden für Ausgleich und Versöhnung steht. Und wir sollten vielleicht versuchen, gewisse Fehler nicht zu machen.......

Mittwoch, 6. Januar 2021

Wahrnehmung

Es gibt diese Inhalte im Kopf, die uns praktisch jeden Tag aus den Medien umfließen ehe sie uns eingeflößt werden: Die im Kopf gesampelte Musik zum Beispiel. Die in den Kopf eingescannten Bilder. Die im Kopf abgespeicherten Wörter und Satzfetzen. Konventionen und Rituale, die uns beherrschen, ohne dass wir das merken und den Prozess als solchen Wahrnehmen. Kulturelle Kürzel. Chiffren, bei denen jeder weiß, was gemeint sein könnte. Diese Chiffren der Verständigung nehmen zwar im Rahmen der gesellschaftlichen Ausdifferenzierung und der Globalisierung (Globalisierung im Paradox) immer weiter ab. Doch nicht nur die Globalisierung befördert solche Kürzel, solche Verständigungspartikel. So ist beispielsweise die Sprache Englisch immer noch beherrschend in all dem, was Globalisierung bedeuten könnte. Die USA waren ja auf diesem Feld beherrschend. Vielleicht ändert sich dies in den nächsten Jahren auch, doch einstweilen kennt die ganze Welt noch das Wort „Love“ oder „Yeah“ etc. Locker eingestreut, ohne Sinn, ohne Message, vermag das Wort trotzdem seine Wirkung zu entfalten, - und sei es als sinnloses Kürzel, das freilich für etwas steht: für Entfremdung, Missbrauch und Bruch, Bedeutung, die sich vom Sinn gelöst hat. Laute, die gewisse menschliche Äußerungen (etwa Rülpsen, Furzen, Kopulieren, Sport, oder fragmentierte Anteile davon….) signalisieren, stehen weitgehend für sich selbst, sind meist noch nicht massenhaft missbraucht und in kulturelle Zusammenhänge gestellt.

Dienstag, 5. Januar 2021

Rechtssprechung

Nun ja, wie sehr die Rechtssprechung im Interesse gewisser Kreise agiert, zeigt sich deutlich am Fall Assange. Die USA scheinen es aus Sicht ihrer Rechtssprechung nicht gerne zu sehen, wenn sich ein Journalist allzu investigativ betätigt und dabei die geltende Rechtssprechung "verletzt": „Spionage“ nennen sie dann so etwas. Klar zu sehen ist an diesem aktuellen Fall, dass natürlich zuerst auf das Privatleben gezielt und geschossen wird: Gibt es hier irgendetwas, was den Protagonisten unbeliebt machen könnte und was seine journalistische Tätigkeit in Frage stellt? Ist so etwas einigermaßen festgemacht, so wird gerne die Auslieferung verlangt. Fadenscheinig wirkende Gründe werden dafür ins Feld geführt, auch die wirtschaftliche Macht wird zum Erreichen des Ziels eingesetzt. Dabei scheinen mir die „offiziellen“ Journalisten eine schlimme Rolle zu spielen. Denn ohne den Einsatz von Assange hätten sie womöglich alles nachgeplappert und geschrieben, was die „offiziellen“ Stellen in ihren nichtssagenden Pks und sonstigen Verlautbarungen absondern. Schlimmste Kriegsverbrechen wären so wohl völlig unentdeckt geblieben.

Montag, 4. Januar 2021

Leistungssport

Ich verfolge meist nebenher die Wintersportübertragungen der TV-Sender und staune dabei immer wieder, wie sich die Protagonisten, die Leistungssportler, für die Zwecke der Werbung verkaufen. Kein winziges Plätzchen auf der Mattscheibe und am Körper der Athleten, das nicht von Werbung belegt wäre. Das ist okay, wenn man damit einverstanden ist, dass unter diesen Namen teilweise auch Dinge passieren, mit denen man nicht einverstanden sein kann. Mir kommt es aber so vor, als würde das im großen Stile verdrängt unter der Parole „das ist halt so“, ohne solche Mechanismen wäre der Spitzensport nicht zu finanzieren. Doch in gewisser Weise erscheint mir das wie ein Pakt mit dem Teufel, der besagt: Ich bin zwar nicht einverstanden damit, was diese Company macht, setze aber meinen Namen und meine Leistung für den Profit dieses Unternehmens ein. Ich setze mich für ein wirtschaftliches System ein, das die Leistung, egal mit und durch was, honoriert. Dass dies blanke Idiologie ist und längst nicht mehr der Wirklichkeit entspricht, ist ja klar. Leistung schützt vor Entlassung nicht.

Sonntag, 3. Januar 2021

Dasein (Text)

Es ziehen Düsenjets am Horizont wir schauen in die Trägheit und wissen nur: es wird zu spät sein. Es herrscht, es dirigiert die Macht, der Markt, der alles vernichtet zugunsten von ein paar Front-Figuren zu denen sich immer noch so viele zählen wollen Wir stolpern durch ein Tor und können nicht mehr zurück man starrt hinaus und man starrt hinein es beschleicht einen die Furcht vor dem, was kommt Die Angst regiert, die Blindheit, die Ausgewogenheit das, bei dem alle mitmachen Wohliger Komfort umspielt schlechtes Gewissen um einen herum gehen Personen und Dinge unter Menschen sprechen sich frei, sind sich nichts bewusst sprechen Wert zu und vernichten „Alles, bloß nicht ich…!“ (ub)

Samstag, 2. Januar 2021

Valerie (20)

Und doch erschien es ihm reizvoll, seine Ansichten, Empfindungen und Erfahrungen in die Persönlichkeit eines typischen Vertreters einer anderen Herangehensweise heran zu bringen, so, wie er sich vorstellte, durch andere Augen zu sehen. Sich zu verstellen zu einem Bild, das er ganz bewusst vor sich aufbaute, noch oberflächlich und vordergündig, aber dadurch auch erkennbar. Wenn er damit in die Verbindlichkeit des Alltags zu gehen hätte, in berufliche Sachzwänge oder eine Familie, in vielfältige soziale Beziehungen… auch mal befristet auf eine Woche, dann könnte er sehr viel lernen, dessen war er sich sicher. Er würde sich und andere Menschen anders erfahren können, anpassungsfähiger sein, sein Ich bekäme andere Dimensionen, er wäre gezwungen, alles aus anderen Perspektiven zu sehen. War dies wünschenswert? Wenn es eine gedachte Möglichkeit war, näher heran zu kommen, an sich und an die Wirklichkeit,,, oder war es nur eine Flucht vor sich selbst uznd der Wirklichkeit? Dies war ihm schon oft durch den Kopf gegangen. Doch jetzt hatte er sich für die erste, die verlockende Möglichkeit entschieden. Nun versuchte er eine kleine, klägliche Probe aufs Exempel zu machen, und schon wurde einem unangenehm dabei. Auch dieser Mensch bestand aus 75% Wasser, im Rest aus Zellulose, Einweiß und Kalk. Diesee Elemente erschienen ihm bei ihr so wohlausgewogen plaziert, dass, je länger er sich mit ihr auseiander setzte, sie immer anziehender für ihn wurde.