Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 22. Januar 2021

Inauguration

Ob jemand Joe Bidens Inauguration gesehen hat? So viel Pomp und Pathos und Lady Gaga schmettert die Nationalhymne? Ein bisschen befremdet mag man schon darüber gewesen sein, wie ungebrochen da alles vonstatten ging. Da ist eine Verehrung des Militärs beispielsweise, die einem hierzulande geradezu unheimlich vorkommt. Es ist das Militär meiner Einschätzung nach eine dreckige Notwendigkeit, die mit Tod und Sterben zu tun hat. Aber halt nicht nur mit Stechschritt und glitzernden Uniformen von Leuten, die glauben, sich dadurch Verdienste erworben haben, dass sie andere Leute mit dem Tod bedroht haben oder getötet haben. Meist männlich vorgetragene Kommentare verklickerten einem dann, dass in den USA die diesbezügliche Tradition halt ungebrochen sei, dass die Größe und Macht der Nation dadurch symbolisiert sei und dass die Ehrerbietung Uniformen gegenüber stets präsent sei. Wie etwa die Verantwortung gegenüber den ach so verdienstvollen Veteranen wahrgenommen werde, fragt sich da der eine oder andere…. und und und. Es scheint Risse zu haben, dieses Bild, das uns da eingebläut werden soll. Nun ja, es scheint dies ja auch eine Vollversammlung der politischen Herrscherklasse, deren demokratische Legitimierung ja unlängst etwas ins Wackeln zu geraten schien und fortwährend betont werden musste. Tatsache ist, dass es in dieser so angehimmelten Gesellschaft extreme Gewinner und Verlierer gibt. Die oft als visionäre Hoffnung gepriesene Vizepräsidentin und mit migrantischen Wurzeln gesegnete Kamala Harris jedenfalls scheint deutlich zu den Gewinnern zu gehören, die beweisen sollen, dass in der US-Gesellschaft halt immer noch alles möglich sei. Dass sie sehr tough und hart sein kann, hat Harris offenbar an manchen elitären Stellen dieser Gesellschaft schon bewiesen. Joe Biden hingegen kommt mir vor, als sei er exakt der, den die USA jetzt brauchen. Einer, der alleine aus dem Alter heraus auf Erfahrung zurückgreifen kann, einer, der Kompromisse schließen kann, einer, der tatsächlich Versöhnung bringen kann. Natürlich wird er all die an ihn gerichteten Erwartungen nicht erfüllen können, - wie übrigens damals Obama auch. Aber es geht eine große Menschlichkeit von ihm aus, die auch von erlittenen Schicksalsschlägen und Niederlagen herkommt. Er ist meiner Meinung nach genau der Richtige für dieses Amt.

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