Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 23. Januar 2021

Narziss und Goldmund als Beispiel

Jüngst kam der Film "Narziss und Goldmund" nach Hermann Hesse heraus. Der Blogautor erinnerte sich, dass er etwas geschrieben hatte, in das er seine Lektüre von Hermann Hesses "Narziss und Goldmund" hinein verwoben hatte „Du bist Künstler, ich bin Denker. Du schläfst an der Brust der Mutter, ich wache in der Wüste. Mir scheint die Sonne, dir scheinen Mond und Sterne. Deine Träume sind von Mädchen, meine von Knaben“: Alles Kitsch. Alles Quatsch. Und doch: Die Figuren des jungen Mönch Narziss und des jungen Klosterschülers Goldmund hatten ihn angezogen. In ihnen fand er jene seltsamen Gegensätzlichkeiten, die ihn selbst zeitweise beinahe auseinander zu reißen schienen. Das Körperliche und das Geistige, das waren für ihn nicht nur abstrakte Begriffe. Kitsch. Seelenbilder. Archetypen. Goldmund wird von Narziss zur Erkenntnis seines eigenen Wesens angeregt . Diese Übersteigerungen der Pubertät, er lebte sie aus, fürwahr, - im Geistigen, sozusagen. Nichts war’s mit dem Mönchsleben für Goldmund, hinaus ging’s in die Welt, in eine Wanderschaft, hinein in das Abenteuer, in das Dunkle, in das Unbewusste. Und dann doch wieder zurück ins Kloster. Aber in ein Dasein auf einer höheren Ebene. Es musste zuvor alles gelebt und erfahren werden, bevor Goldmund diese Stufe des Daseins erklimmen konnte. Dir war es egal, ob die anderen das sentimental fanden. Dir war es egal, solange es dir selbst etwas bedeutete. Der Weg des Brahmanen. So mancher hat ihn gesucht und hat sich dabei verlaufen. Ach, wie fern waren die beiden literarischen Figuren seiner eigenen Wirklichkeit! Wie sie einen idealen Raum ohne Banalitäten und alltägliche Langweiligkeiten so gemessen durchschreiten konnten! Mit Schwierigkeiten zwar. Doch solche Probleme waren edel und hatten alle ihre wichtigen Bedeutungen, mussten gemeistert werden, damit etwas dabei herauskam. Die beiden entwickelten sich weiter, immer weiter, kamen sich selbst immer näher. Er las so etwas gerne und ließ sich davon inspirieren. Er wusste: Literatur ist natürlich nicht die Verdoppelung des Lebens. Trotzdem versuchte er, sich ein Beispiel daran zu nehmen.

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