Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 13. November 2020

Yin und Yang

"Das passt doch nicht!", "Das ist die Faust aufs Auge!": solche Bemerkungen bin ich gewohnt. Ich habe stets das Disparate zusammen zu denken versucht, das, was nicht passt, die Gegensätze zusammen zu zwingen, sie zueinander zu biegen, - wie in meiner Musik und meiner Denke. Die unerwarteten Brüche anstreben. Das Uneinheitliche. Neue kreative Räume dadurch erschließen, sie sollten für mich dadurch aufgehen. In meiner  Musik aber ist eher eine Erinnerung an meine eigene Vergangenheit, mit heutigen (digitalen) Mitteln realisiert. Sie hat sich dazu in der Erinnerung, die eindringt in einen, (rück-) entwickelt. Leichte Retro-Einflüsse" würden manche Menschen das zu charakterisieren versuchen. 
Ich merke, wie ich schon länger dabei bin: Im Leben und in der Musik. Ich suche dazu die spontanen Ergüsse. Den Versuch, in sich zu finden, spontan auszugraben und dadurch Authentisches zu finden, - noch nicht aufgegeben. Einst war das ein scheinbar vorgegebenes Ziel. Es war weithin akzeptiert, wenn auch unterschwellig. Heute mache ich das aus einem weiteren Gesichtskreis heraus, die Ergebnisse scheinen mir eher indirekt davon beeinflusst. 
Natürlich sind andere besser darin. Klaro. Das habe ich für mich aber längst vergessen. Andere sind immer besser. Meine eigenen Wurzeln anzuzapfen, das ist mein Ding. Es kommen zu lassen, statt es bewusst herbei zu führen. Einen Ausgleich dadurch zu schaffen. Möglichst das aus sich heraus holen und formen, was in einen hinein gegangen ist. Zu spielen mit Stilmitteln, mit Verweisen, mit Anspielungen, indirekt, unaufdringlich, nicht notwendig dem Dekonstruktivismus zugewandt. Kein intellektuelles Konzept verwendend. Eher meine Biografie umsetzend. 
Mir selbst. Mir im weiteren Sinne. Meine Brüche. Mein Zerfallen im Nichts auch. Die sanften und unsanften Nabel der Digitalisierung aufnehmend. Die kollektiven Verweise. Meine Undeutlichkeiten und mein Versuch, deutlicher, klarer, übersichtlicher, allgemeinverständlicher zu werden. Meinen Spekulationen spielend Formen geben. Auch im scheinbar Konventionellen und allzu Einfältigen. Strukturen einsetzen, sie möglichst zu durchblicken, aber sie nie ernst nehmen, sondern mit ihnen umgehen. Die „grauen Anzüge“ von einst haben heute einen anderen Inhalt. Sie sind reine, unerkennbare und anonyme Funktionsträger, die ihr öffentlich dargebotenes Ich darbieten anonym lassen, die es als Vorbild und Leitbild präsentieren. Sie sind die Uniform, in der sie stecken. Künstler passen sich ihnen gerne an, ja, sie lassen sich oft allzu willfährig zur Werbung missbrauchen. Ich nicht. Ich alter Negativist......

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