Ketchup oder Mayonnaise
Eine Erinnerung an 2015
Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Donnerstag, 31. Mai 2018
Mittwoch, 30. Mai 2018
Partei für Partei
Es könnte ja sein, dass es Leute gibt, denen der
hier und anderswo gepflegte Politikstil samt allen unguten
Verflechtungen nicht sehr gefällt.War bisher noch möglich. Leute,
die das Lobbysystem ablehnen. Jawohl, es mag eine Schwäche sein:
Leute, die einem Protest nachhängen, der sich nicht mit allem
abfinden will, was einem Institutionen vorsetzen. Die sich einer Verdinglichung des Menschen entgegen stellen wollen. Leute, die
anstreben würden, dass dem sogenannten „Volk“ wieder mehr
Einflussmöglichkeiten auf seine Geschicke zugestanden werden, die
sich nicht damit zufrieden geben, als „Kostenfaktor“ zwischen
verschiedenen Institutionen hin und hergeschoben werden. Leute, die
Zwischenfragen stellen und nicht einfach hinnehmen, was die
Mächtigen untereinander ausmauscheln. Leute, die sich nicht damit
abfinden wollen, dass sich ihre Vertreter deshalb desinteressiert
geben, weil ja vom Staat legitimiert ohnehin ihre Taschen
überquellen. Wo haben sie ihre Vertretungen, ihre Parteien? Die
nicht gleich des „Populismus“ bezichtigt werden? Sind denn
„normale“ Politiker keine Populisten, oder verläuft da eine
Trennung eher gradweise? Ob es in der Natur der Politik liegt, dass
sie bis zu einem gewissen Grad populisisch agiert? Macron in
Frankreich hat sich als große Kraft präsentiert. Dass das vor allem
seine Außenpolitik betrifft, wird hier nicht so recht wahrgenommen.
Nach innen scheint er im Interesse der Reichen und Mächtigen zu
agieren, indem er jetzt Gesetze durchboxen will, die ziemlich
eindeutig zu sein scheinen. Auch er will das Wort „Reform“ in
einem gewissen neoliberalen Sinne verwenden. Es wird missbraucht. Die
EU und ihre Apparatschiks haben es ja vorgeführt. Dass jetzt Italien
versuchte, sich diesem Druck zu entziehen: okay, auch wenn sie nicht
die richtigen Mittel gewählt haben und, durch die von der EU
erzwungenen Flüchtlingskrisen ermuntert, sich dem rechtsradikalen
„Populismus“ zugewendet haben. Leute, wir brauchen etwas anderes,
als diese "Groko", die offenbar nur alles weiterschleppen und ins
Ungefähre hinein verschleppen will, gerade so, wie es ihre Chefin
lange Wahlperioden entlang vorgemacht hat.
Dienstag, 29. Mai 2018
Geworden
Wir waren vom Geist des Fragens, der Kritik und des
Protests durchdrungen. Skepsis, ja sogar Verunsicherung, hatten wir
gelernt, als etwas Positives zu deuten. Aber in Wirklichkeit gab es
kein „wir“, waren wir längst auseinander gefallen in diejenigen,
die sich der Realität möglichst optimal anpassen und „das Beste
draus machen“ wollten und diejenigen, die eine Art
Fundamentalopposition einübten, die sich nicht so einfach einfangen
lassen wollten von den Zwängen, die „das Ganze“ auf einen
ausübte, die ihrer Individualität nachjagen wollten. Die sich
bewusst werden wollten über Zusammenhänge – und danach handeln.
Waren wir in eine durch und durch verwaltete Welt hinein
geboren worden? Kafka schon hatte Hinweise gegeben. Aber der galt als
schwer verständlich. Ganze Heere von Exegeten, Auslegern und
Interpretatoren führten ihre Auseinandersetzungen im akademischen
Elfenbeinturm. Ich wollte damals aus diesem Elfenbeinturm ausbrechen
und war entschlossen, mich an der empirischen, an der tatsächlichen
Welt zu orientieren, auch, indem ich mich ihr gemäß ausdrücke,
indem ich eine Übersetzung des Komplexen in weithin Verständliches,
also Populäres versuche. Ich wollte Kafka zum Kumpel machen, mit dem
wir alltäglich umgehen können. Ich wollte ihn den sogenannten
„Eliten“ entreißen. Gleichwohl wollte ich nie eingeordnet
werden, gehörte nie einer Bewegung oder Richtung an, verstand mich
immer als Einzelkämpfer. Der Bürokratie, der Verwaltung (auch
„privater“ Art) hingegen fühlte ich mich ausgeliefert. Mit der
Zeit war ich zu einem winzigen Datensatz geworden. „Big Data“
umgab mich nun überall. „Big Data“ wusste alles besser. Konnte
Algorithmen so richtig gut anwenden. Mit ihnen umgehen. Kalkulierend.
Montag, 28. Mai 2018
Sonntag, 27. Mai 2018
Reise durch Wirklichkeiten (1)
Was soll dieser Leitsatz, dieses Thema „Reise durch
Wirklichkeiten“? Ich glaube, dass wir im Alltag sehr stark bestimmt
sind durch Fakten, die gewisse Politiker, gewisse Figuren der
Wirtschaft und andere Machtmanager geschaffen haben. Sie fühlen sich
als „Gestalter der Wirklichkeit“, sie glauben sich legitimiert
und sie „gestalten“ diese Wirklichkeit wohl auch. Ich bin sehr
stark der Meinung, dass sie dadurch Realitäten schaffen und
Lebenswelten bestimmen. Und zwar in dieser Gesellschaft. Mitten in
ihr. Tatsache aber ist auch, dass wir im Zeitalter der Globalisierung
auch durch andere Deutungen der Wirklichkeit beeinflusst werden
können, dass wir neugierig auf sie sein können, dass wir ihnen
einen Wert auch für uns zuschreiben sollten, dass wir vieles davon
kritisch aufnehmen könnten, ohne unsere Identität als Europäer
preiszugeben. Es geht um die Gestaltung der Realität, so, dass wir
sie als mündige Bürger leben können. Es geht darum, sich als der
Dinge bewusst zu werden, als die man in dieser Welt „verwendet“
wird. Sich unserer Filterblase, der Wahrnehmungswelt bewusst zu
werden, das könnte es sein! Verschiedene Lebenswelten, die auch
durch geografitsche Gegebenheiten geformt sind, stülpen uns einen
gewissen Lebensstil über (Wir leben nicht in Afrika, nicht in
Malaysia oder Borneo....) Lebenswelten erkennen, wie sie geworden
sind, wie sie ökonomischen Bedingungen unterliegen.
Samstag, 26. Mai 2018
Ein paar Zahlen
Ein
paar Zahlen, die mir zuletzt untergekommen sind: Laut dem Deutschen
Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bekommen hierzulande 2,6
Millionen und Angestellte nicht den gesetzlichen Mindestlohn
ausbezahlt. Das Privatvermögen der Deutschen beträgt etwa 9
Billionen Euro. Die Ärmsten und die Mittelschicht besitzen 40 % des
Vermögens. Die untere Hälfte sogar nur 2,5 %. Die reichsten 10 %
der Deutschen besitzen etwa 60 % des Vermögens. Das reichste 1%
besitzt 1/3 des Privatvermögens. 1995 hat jeder Bundesbürger
durchschnittlich 19 kg Plastikverpackung im Jahr produziert, heute
sind es 39 kg pro Jahr, so heißt es. Einwegprodukte haben in den
letzten Jahren um 30 % zugenommen. Städter verursachen bis zu 4 mal
mehr Müll als Menschen, die auf dem Land leben. Laut Caspar Dohmen
(„Profitgier ohne Grenzen“) drängen 40 Millionen Menschen pro
Jahr/Welt auf den Arbeitsmarkt. Ob er recht hat?
Freitag, 25. Mai 2018
Goethe und das Erkennen von Natur
Johann Wolfgang von Goethe, der ja immer nicht
nur als Dichter, sondern auch als Naturwissenschaftler ernst genommen
werden wollte, hat an jedem Phänomen das Ganze interessiert, die
Ganzheitlichkeit. Dies wiederum interessiert unsere heutige
Wissenschaft kaum mehr. Die Betrachtung von ganzen Zusammenhängen
erscheint für sie „out“ zu sein. Was heute gilt, ist die
„intersubjektive Nachvollziehbarkeit“, die gerne gegen
Ganzheitlichkeit ausgespielt wird. Der Zeitgeist zu Goethes Zeiten
fand: Je mehr man sich spezialisiert, desto erfolgreicher kommt man
vorwärts, weiß aber immer weniger über das Phänomen selbst in
seinem Zusammenhang mit dem Ganzen. Ihn interessierte beispielsweise,
welche Wirkung die Farben, die er anhand eines Regenbogens nicht
erklären konnte, auf die Seele jedes Einzelnen haben. Er
experimentierte etwa mit dem Versuchsaufbau, wenn ich Blau anschaue
und Richtung Rot schaue. Was erzeugt das in mir? Heute kann man (also
die heutige Wissenschaft) anhand von statistischen Erhebungen die
Wirkung von Farben auf die Seele beschreiben. So ist beispielsweise
die Wirkung der Farbe Blau auf verschiedene Geschlechter untersucht
worden, - mit erstaunlichen Ergebnissen. Für Goethe war die
Erfahrung, die der Einzelne macht, vorrangig vor aller Wissenschaft.
Für ihn war es ein wichtiges Ziel, herauszufinden, was die Welt ist,
„was sie im Innersten zusammen hält“. Dabei kam er zu der
Erkenntnis, dass alles in einem ständigen Wandel sei. Das mag wohl
das Wort der „Evolution“ umschreiben.
Donnerstag, 24. Mai 2018
Musik im Mirabell (Georg Trakl)
Musik
im Mirabell
Ein
Brunnen singt. Die Wolken stehn
Im klaren Blau, die weißen, zarten.
Bedächtig stille Menschen gehn
Am Abend durch den alten Garten.
Im klaren Blau, die weißen, zarten.
Bedächtig stille Menschen gehn
Am Abend durch den alten Garten.
Der
Ahnen Marmor ist ergraut.
Ein Vogelzug streift in die Weiten.
Ein Faun mit toten Augen schaut
Nach Schatten, die ins Dunkel gleiten.
Ein Vogelzug streift in die Weiten.
Ein Faun mit toten Augen schaut
Nach Schatten, die ins Dunkel gleiten.
Das
Laub fällt rot vom alten Baum
Und kreist herein durchs offne Fenster.
Ein Feuerschein glüht auf im Raum
Und malet trübe Angstgespenster.
Und kreist herein durchs offne Fenster.
Ein Feuerschein glüht auf im Raum
Und malet trübe Angstgespenster.
Ein
weißer Fremdling tritt ins Haus.
Ein Hund stürzt durch verfallene Gänge.
Die Magd löscht eine Lampe aus,
Das Ohr hört nachts Sonatenklänge.
Ein Hund stürzt durch verfallene Gänge.
Die Magd löscht eine Lampe aus,
Das Ohr hört nachts Sonatenklänge.
Mittwoch, 23. Mai 2018
Abgeordnete in "Sonderurlaub"
Folgende
News trifft einen wie mich (und andere) hart. Ich habe das Folgende abgeschrieben,
wollte es festhalten, weil ich es für unglaublich halte: Zahlreiche
Regierungsbeamte arbeiten in ihrem Sonderurlaub für Unternehmen und
Wirtschaftsverbände – teilweise in Leitungspositionen und mehrere
Jahre lang. So
war jetzt zu erfahren.
Interessenkonflikte
mag die Große Koalition dabei aber nicht erkennen, im Gegenteil: Selbst
der Lobbyjob eines Staatsdieners bei Volkswagen sei "im
besonderen Interesse der Bundesregierung". Merkel: "Es geht um Zusammenarbeit und Vernetzung". Dafür bietet die Industrie dann "Stellen zur Fortbildung" an. Auch
dass Beamte lange Zeit bei Daimler, Siemens und in der
Geschäftsführung eines Lobbyverbandes tätig waren oder sind,
findet die Bundesregierung vollkommen unproblematisch. Umgekehrt schickt die Industrie ja auch ihre Vertreter in die Ministerien, um bei Gesetzen zu "helfen". Es geht ja offenbar um "Wissenstransfer". Aha.
Mir scheint das keine besonders gescheite Strategie zu sein. Denn das
immer weitere Vorpreschen des Populismus wird durch solche
Konstellationen direkt und indirekt stark befördert. Zumindest
müssten solche Schildbürgerstreiche näher erläutert werden.
Dienstag, 22. Mai 2018
Reisefeeling (2)
Ich
habe weiter gelesen im „Taugenichts“ vom Großromantiker Joseph
von Eichendorff (1788-1857) und bin im siebenten Kapitel gleich
darauf auf eine Stelle gestoßen, die ich mir auch noch angestrichen
habe (siehe auch gestern hier):
„Da fiel mir auf einmal die schöne alte Zeit mit solcher Gewalt aufs Herz, daß ich bitterlich hätte weinen mögen, der stille Garten vor dem Schloß in früher Morgenstunde, und wie ich da hinter dem Strauch so glückselig war, ehe mir die dumme Fliege in die Nase flog. Ich konnte mich nicht länger halten. Ich kletterte auf den vergoldeten Zieraten über das Gittertor und schwang mich in den Garten hinunter, woher der Gesang kam. Da bemerkte ich, daß eine schlanke weiße Gestalt von fern hinter einer Pappel stand und mir erst verwundert zusah, als ich über das Gitterwerk kletterte, dann aber auf einmal so schnell durch den dunklen Garten nach dem Hause zuflog, daß man sie im Mondschein kaum füßeln sehen konnte. «Das war sie selbst!» rief ich aus, und das Herz schlug mir vor Freude, denn ich erkannte sie gleich an den kleinen, geschwinden Füßchen wieder. Es war nur schlimm, daß ich mir beim Herunterspringen vom Gartentore den rechten Fuß etwas vertreten hatte, ich mußte daher erst ein paarmal mit dem Beine schlenkern, ehe ich zu dem Hause nachspringen konnte. Aber da hatten sie unterdes Tür und Fenster fest verschlossen. Ich klopfte ganz bescheiden an, horchte und klopfte wieder. Da war es nicht anders, als wenn es drinnen leise flüsterte und kicherte, ja einmal kam es mir vor, als wenn zwei helle Augen zwischen den Jalousien im Mondschein hervorfunkelten. Dann war auf einmal wieder alles still.
„Da fiel mir auf einmal die schöne alte Zeit mit solcher Gewalt aufs Herz, daß ich bitterlich hätte weinen mögen, der stille Garten vor dem Schloß in früher Morgenstunde, und wie ich da hinter dem Strauch so glückselig war, ehe mir die dumme Fliege in die Nase flog. Ich konnte mich nicht länger halten. Ich kletterte auf den vergoldeten Zieraten über das Gittertor und schwang mich in den Garten hinunter, woher der Gesang kam. Da bemerkte ich, daß eine schlanke weiße Gestalt von fern hinter einer Pappel stand und mir erst verwundert zusah, als ich über das Gitterwerk kletterte, dann aber auf einmal so schnell durch den dunklen Garten nach dem Hause zuflog, daß man sie im Mondschein kaum füßeln sehen konnte. «Das war sie selbst!» rief ich aus, und das Herz schlug mir vor Freude, denn ich erkannte sie gleich an den kleinen, geschwinden Füßchen wieder. Es war nur schlimm, daß ich mir beim Herunterspringen vom Gartentore den rechten Fuß etwas vertreten hatte, ich mußte daher erst ein paarmal mit dem Beine schlenkern, ehe ich zu dem Hause nachspringen konnte. Aber da hatten sie unterdes Tür und Fenster fest verschlossen. Ich klopfte ganz bescheiden an, horchte und klopfte wieder. Da war es nicht anders, als wenn es drinnen leise flüsterte und kicherte, ja einmal kam es mir vor, als wenn zwei helle Augen zwischen den Jalousien im Mondschein hervorfunkelten. Dann war auf einmal wieder alles still.
Sie
weiß nur nicht, daß ich es bin, dachte ich, zog die Geige, die ich
allzeit bei mir trage, hervor, spazierte damit auf dem Gange vor dem
Hause auf und nieder und spielte und sang das Lied von der schönen
Frau und spielte voll Vergnügen alle meine Lieder durch, die ich
damals in den schönen Sommernächten im Schloßgarten oder auf der
Bank vor dem Zollhause gespielt hatte, daß es weit bis in die
Fenster des Schlosses hinüberklang. – Aber es half alles nichts,
es rührte und regte sich niemand im ganzen Hause. Da steckte ich
endlich meine Geige traurig ein und legte mich auf die Schwelle vor
der Haustüre hin, denn ich war sehr müde von dem langen Marsche.
Die Nacht war warm, die Blumenbeete vor dem Hause dufteten lieblich,
eine Wasserkunst weiter unten im Garten plätscherte immerfort
dazwischen. Mir träumte von himmelblauen Blumen, von schönen,
dunkelgrünen, einsamen Gründen, wo Quellen rauschten und Bächlein
gingen und bunte Vögel wunderbar sangen, bis ich endlich fest
einschlief.“
Montag, 21. Mai 2018
Reisefeeling
Ob
dazu die Musik von Brian Eno passt? Das Unbestimmte versucht, Gestalt anzunehmen. Oder ob alles „nur“ Projektion
ist? Ob man sich hinweg tragen lassen könnte? Weiter, und immer weiter? Ich lese gerade im
„Taugenichts“: Den meisten Leuten mag der Gestus von Joseph von
Eichendorff seltsam vorkommen. Seltsam. Ob man auch von unserer Zeit
loslassen kann und es als Zeugnis einer bestimmten Zeit und ihrer
Sehnsüchte lesen kann? Ja klar, lesen ist sowieso out. Aber damals
war das die gängige Ausdrucksweise, man war noch weit entfernt von
Internet und App. Jedenfalls kann es auf deinen Einfluss ausüben,
einen einlullen in eine Stimmung, die immer mehr aus einem selbst zu
kommen scheint, je länger man sich ihr aussetzt.
In
Joseph von Eichendorffs Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“
ist die Hauptfigur unterwegs und sinniert im siebenten Kapitel kurz
vor Rom über ihren gegenwärtigen Zustand nach. Das „Unterwegs-sein“
ist wohl auch dem „modernen“ Ich nicht ganz ungeläufig. Schon mal
eine Parallele. Etwas Gemeinsames. Vielleicht können wir ja profitieren von diesem Feeling. Das Leben als eine Reise. Roadmovie. Fantasy:
„Ich war Tag
und Nacht eilig fortgegangen, denn es sauste mir lange in den Ohren,
als kämen die vom Berge mit ihrem Rufen, mit Fackeln und langen
Messern noch immer hinter mir drein. Unterwegs
erfuhr ich, daß ich nur noch ein paar Meilen von Rom wäre. Da
erschrak ich ordentlich vor Freude. Denn von dem prächtigen Rom
hatte ich schon zu Hause als Kind viel wunderbare Geschichten gehört,
und wenn ich dann an Sonntagnachmittagen vor der Mühle im Grase lag
und alles ringsum so stille war, da dachte ich mir Rom wie die
ziehenden Wolken über mir, mit wundersamen Bergen und Abgründen am
blauen Meer und goldenen Toren und hohen glänzenden Türmen, von
denen Engel in goldenen Gewändern sangen. - Die Nacht war schon
wieder lange hereingebrochen, und der Mond schien prächtig, als ich
endlich auf einem Hügel aus dem Walde heraustrat und auf einmal die
Stadt in der Ferne vor mir sah. - Das Meer leuchtete von weitem,
der Himmel blitzte und funkelte unübersehbar mit unzähligen
Sternen, darunter lag die heilige Stadt, von der man nur einen langen
Nebelstreif erkennen konnte wie ein eingeschlafener Löwe auf der
stillen Erde, und Berge standen daneben wie dunkle Riesen, die ihn
bewachten.
Ich kam
nun zuerst auf eine große, einsame Heide, auf der es so grau und
still war wie im Grabe. Nur hin und her stand ein altes, verfallenes
Gemäuer oder ein trockener, wunderbar gewundener Strauch; manchmal
schwirrten Nachtvögel durch die Luft, und mein eigener Schatten
strich immerfort lang und dunkel in der Einsamkeit neben mir her. Sie
sagen, daß hier eine uralte Stadt und die Frau Venus begraben liegt
und die alten Heiden zuweilen noch aus ihren Gräbern heraufsteigen
und bei stiller Nacht über die Heide gehen und die Wanderer
verwirren. Aber ich ging immer gerade fort und ließ mich nichts
anfechten. Denn die Stadt stieg immer deutlicher und prächtiger vor
mir herauf, und die hohen Burgen und Tore und goldenen Kuppeln
glänzten so herrlich im hellen Mondschein, als ständen wirklich die
Engel in goldenen Gewändern auf den Zinnen und sängen durch die
stille Nacht herüber.“
Mag auch dieses Blog kaum gelesen werden, so hoffe ich doch, dass der "Taugenichts" ab und zu gelesen wird.
Mag auch dieses Blog kaum gelesen werden, so hoffe ich doch, dass der "Taugenichts" ab und zu gelesen wird.
Sonntag, 20. Mai 2018
Samstag, 19. Mai 2018
Glaubwürdigkeit in der Politik
Die
Spezialdemokraten hadern offenbar damit, dass sie in der Wählergunst
immer weiter abrutschen. Ob sie schon einmal in Erwägung gezogen
haben, dass das etwas mit den flotten Wechseln ihres Personals in die
Wirtschaft zu tun hat? Zu denen, gegen die man eben noch gewettert
hat, wechselt man anscheinend ohne große Scham. Was das mit der
Glaubwürdigkeit zu tun hat? Diese Woche war Sigmar Gabriel
diesbezüglich in den Schlagzeilen. Aber all die anderen
Spitzengenossen haben es ihm ja vorgemacht: Schröder, Steinbrück,
Ulla Schmidt, Hannelore Kraft, Florian Gerster (einst Sozialminister
des Landes Rheinland-Pfalz und Vorstandsvorsitzender der
Bundesagentur für Arbeit - und jetzt: Vorsitzender
des Bundesverbands Paket und Expresslogistik, - ausgerechnet!)....
die Reihe ließe sich noch unendlich lang fortsetzen. Auch wird schon
gerne mal zur Firma VW gewechselt, wo man ja dank dem Land
Niedersachsen in den maßgeblichen Gremien vertreten ist. Ob dies
geeignet ist, das Vertrauen in solche Leute zu erwecken? Wie es da
wohl mit der Glaubwürdigkeit steht? Man muss ja mit seinen Behauptungen sehr vorsichtig
sein, sonst hetzen einem diese Damen und Herren gleich ihre
hochbezahlten Anwälte auf den Hals. Die Gegebenheit: von
CDU/CSU-Abgeordneten und denen der FDP erwartet man ja nichts
anderes. Aber an Spezialdemokraten, die ganz andere Sprüche klopfen,
knüpfen sich halt andere Erwartungen. Wenn diese massiv enttäuscht
werden, kommt es (noch) zu Abstürzen in der Wählergunst.
Freitag, 18. Mai 2018
Streiflicht
Da
hauen sich Technokraten aus dem Berliner Politikestablishment die Argumente um die Ohren, für die sich
niemand interessiert, von denen aber nahezu jeder betroffen ist. Ob
dabei krasse Lügen zur Sprache kommen, ist letztenendes egal, weil
das sowieso niemand hört. "Unterkomplex" ist ein schönes Wort, das sie gebrauchen. Es sollen sich kleine Leute etwas aufbauen
können, so spricht der eine Experte. Freibeträge, Baukindergeld, kalte
Progression etc. Steuern erhöhen, weil immer noch Einnahmen fehlen.
Dadurch soll dann „Gerechtigkeit“ hergestellt werden.
Währenddessen soll ein ehemaliger Parteivorsitzender einer
Spezial-Partei in bester Tradition seiner Genossen (sie haben das
alle so gehalten...und damit eine gewisse Glaubwürdigkeit verspielt)
in den Aufsichtsrat eines großen Unternehmens wechseln, das er schon
während seiner Zeit als Minister protegiert hat. Stimmt nicht!, so
seine bestallten Presse-Lakaien. Es ist ein Aufheulen. Es sei alles
anders, wollen einem die kundigen Erklärer weiß machen.
Währenddessen kassiert der Staat Steuern und Abgaben in bisher nie
gekanntem Ausmaß. Es reicht ihm aber immer noch nicht. Denn
anscheinend will er mehr gesellschaftliche Aufgaben wahrnehmen als
die, die er einst privatisiert hat, als das noch neoliberale Mode war.
Ebenfalls ein Vorsitzender dieser Spezial-Partei hat dieses
Privatisieren samt diese damit einhergehenden „Reformen“ ja sehr
maßgeblich betrieben und mag dabei so manchem kurz- oder
langfristigem „Arbeitslosen“ schwer geschadet haben, indem er ihm
ein „Fördern und fordern“ untergejubelt hat. Doch die Partei
nicht nur dieses spitzenprominenten Parteivorsitzenden soll und will
sich dafür ausgeben, die Partei der kleinen Leute zu sein. Dass
diese „kleinen Leute“ an der Tankstelle fast 50 % des
Gesamtpreises an Mineralölsteuer zahlen, dass die Mehrwertsteuer
gerade sie bei jeder, absolut jeder Ausgabe drückt, was dem guten
Zwecke des Staates zugute kommen soll, ist in deren Augen vernachlässigenswert. Der Wohnungsmarkt funktioniert
inzwischen sowieso nicht mehr, der Ausgleich zwischen ländlichen und
städtischen Strukturen. Der gute Zweck besteht aktuell offenbar darin, dass
der Staat mit dem vielen Geld nicht allzuviel anzufangen imstande
ist. Investitionen in Bildung, in Infrastruktur.....: Fehlanzeige.
Währenddessen feiert das gemeine Volk die Hochzeit von ein paar
lächerlichen britischen Traumfiguren und gröhlt die doofen Schlager
einer prominent aufgehübschten Popqueen nach. Der Fußball, der in Gestalt eines
Paares mit Migrationshintergrund einen miesen Diktator verherrlicht,
macht seinen Job auch nicht mehr so gut, indem er jegliches Maß
verloren zu haben scheint. Man solle Deutschland nicht schlechtreden,
mahnt im Hintergrund der Soldat einer Regierungspartei.
Donnerstag, 17. Mai 2018
Mittwoch, 16. Mai 2018
Bildung? Welche?
Mich
regt allmählich dieser dauernd zu hörende Spruch massiv auf,
Bildung sei in unserer Gesellschaft der Schlüssel zu sozialem
Aufstieg und zu immerwährendem sozialem Glück. Ich persönlich habe
mein Studium der Germanistik, Politikwissenschaft und Soziologie
abgeschlossen. Mit Urkunde und Siegel. Ich hatte und habe keinerlei Chance, dies in den
Formen der üblichen Lohnarbeit auszuüben, zu praktizieren oder gar
zu eigener Selbstverwirklichung zu formen. Für mich, - und ich kenne
genügend Leute, denen es mit ähnlicher Bildung ähnlich erging, -
war dies keinerlei sozialer Schlüssel. Bei einigen dieser
„Arbeitslosen“ läuft das auf Langzeitarbeitslosigkeit hinaus und
auf viel freie Zeit. Sie haben somit die Möglichkeit, ihre
humanistische Bildung zu vervollkommnen. Bildung ist heutzutage halt
kein Garant mehr für sozialen Aufstieg, ja nicht einmal dafür,
dauerhaft zur Mittelschicht zu gehören.
Das
Bild der Arbeitslosen, das viele Menschen haben, ist
menschenverachtend und in vielen Fällen falsch. „Selbst schuld“,
so die oft gehörte Einstellung, "wer will, der kann arbeiten...". Auch Intellektuelle und
Wissenschaftler, Vertreter der geistigen Elite, gelten bei der
Agentur für Arbeit schon mal als „die Bildungsprekarier“.
Es
sollte endlich die Ehrlichkeit einkehren, zu behaupten, dass es bei
der ständig geforderten „Bildung“ um eine bestimmte Form der
Bildung geht. Und zwar geht es in sehr rigider Form um solche
Bildung. Es sollte klar sein, dass es um aufstiegsbezogene Bildung
geht. Welche sozialen Kanäle zum gesellschaftlichen Aufstieg führen
(führten), dürfte klar sein. Außerdem hat sich längst die Größe
„Erfolg“ anstelle des Parameters „Leistung“ in das
gesellschaftliche Bewertungssystem eingeschlichen. Es gilt bei
möglichst geringem Aufwand möglichst zu verdienen.Welche Berufe
dafür in Frage kommen, dürfte klar sein.
Dienstag, 15. Mai 2018
Montag, 14. Mai 2018
Kleiderschrankgedanken (3)
Wenn
du daran denkst, welche Mengen an Mode produziert wird. Wie schnell
alles verkauft wird. Alles von der Stange. Ohne den Zauber des
Scheins. Nur Prestige und Profit. Statt „Nachhaltigkeit“ (wieder
ein so oft missbrauchtes Modewort...) Wo stehen da meine Gedanken?
Spassbremse? Spielverderber? „Gutmensch“? Beobachten. Sich erzählen lassen. Sich in Lebenswelten einfühlen. Ich fühle mich hier und jetzt verkannt und merke gleichzeitig, wie ich in Rollen laviere. Gibt es
„faire“ Mode? Was für ein Geschäft ist das? Was bedeuten Hungerlöhne und
unmenschliche Arbeitsbedingungen für "uns"? Umweltzerstörung? Einfach
ausgelagert. Die anderen sollen schuften. Für „uns“? Aus welchem
Jahrhundert stammt eine solche Überheblichkeit? Trägt das zum
„christlich-jüdischen Weltbild“ bei? Kinder, die für „uns“
unter unmenschlichen Bedingungen Klamotten zusammennähen? „Unsere“
Sucht nach immer neuen Kleidern? Globale Produktionsketten. Und "unser" Bedürfnis, "dazu zu gehören". Konzerne, die nicht zur Rechenschaft für Menschenrechtsverletzungen gezogen werden. Aber hier gilt: Sich etwas gönnen. Produziert werden kann überall. Hauptsache billig. Der Druck kommt
natürlich vom „Konsumenten“. Auf ihn kann man alles abwälzen.
Das kennen wir.
Mein
Blick fällt auf den vollen Kleiderschrank. Alles biegt sich und ist
an der Grenze. Platz schaffen. Erleichtern. Ich war auch einmal einer Marke
verfallen, sah ihren Vorteil in der Qualität. Label. Reiste weit zum
Outlet-Shop. Das verging, ich hatte die Kohle nicht mehr. Mittlerweile sollen diese „Shops“ ganz bestimmte
Ware für den Kunden bereit halten, so heißt es. Schlechter
produziertes Zeugs, das dann billiger verkauft wird und nur in diesen Outlet-Shops erhältlich sein soll, so höre ich. Der Kunde würde
dadurch ausgetrickst, so ist zu erfahren. Die Spuren früheren Outlet-Shoppings haben sich bei mir im
Schrank abgelagert. Ich habe es nicht über mich gebracht, das Zeugs
hinaus zu werfen, als es mir nicht mehr passte. Ob jetzt ein T-Shirt
weniger kosten muss als ein Kaffee? Ob wir nicht vielmehr weniger konsumieren müssten? "Nachhaltigeres"? Was macht die Politik? Erfindet
Etiketten der „Selbstverpflichtung“, die gut gemeint sein mögen, aber dann doch mehr zur Bemäntelung und Verschleierung beitragen.
Sonntag, 13. Mai 2018
Kleiderschrankgedanken (2)
Meine
„Kleiderschrankgedanken" treiben mich weiter. Mir kommt in den Sinn,
dass riesige Geldbeträge für Mode ausgegeben werden. Es gilt
dadurch, das eigene Ego auszustaffieren und zu betonen, ihm eine Aura
der Einzigartigkeit zu verschaffen (ich denke: das alles durch eine
möglichst billig in der Dritten Welt gefertigte Massenware....! seltsam...). Es
gilt, sich zu unterscheiden und dabei zu sein in einer Gruppe. Mehr
und mehr an sich zu raffen. Konsum als sozialer Ersatz für
Aktivität. Viele Klamotten, die Menschen kaufen, sind von sehr
schlechter Qualität und schnell kaputt. So ist man gezwungen, immer
wieder shoppen zu gehen und diese Kleidungsstücke zu ersetzen. Ob
ich da teilnehmen will? Zum Verdienst von Milliardären und Konzernen
beitragen, die Steuervermeidung betreiben, indem sie ihre Kohle in
sogenannte „Steueroasen“ beiseite schaffen. Rana Plaza in Bangla
Desh: innerhalb von etwa 90 Sekunden starben hier mehr als 1000
Menschen. Textilfabrik. Schlechte Sicherheitsvorkehrungen und Bedingungen. Ein paar Schlagzeilen hier. Und ein bisschen
Symbolik. Die unmenschlichen Arbeitszeiten und miserablen Löhne
sollen aber bis heute so sein wie damals. Geändert soll sich nicht viel haben, so
meine Information. Modebranche, namhafte Klamottenhersteller und
Lifestyle-Konzerne sollen direkt und indirekt verwickelt sein. Doch
hier hat sich „Fast Fashion“ noch beschleunigt. Rein, raus. Das
kann weg. Und jenes. Das macht es mir schwer. Eigentlich will ich da
nicht dabei sein, obwohl das „Dabeisein“ ja eine solch immense
Bedeutung hat. Mode
meint oft Distinktion, Abgrenzung und Ausschluss.
Man muss nicht weit zurück treten, um das nicht alles
sehr befremdlich zu finden.
Samstag, 12. Mai 2018
Kleiderschrankgedanken
Es
muss Platz geschaffen werden im Schrank, die Dinge, die
Kleidungsteile haben sich gehäuft und ich habe es zu lange Jahre
nicht übers Herz gebracht, Sachen wegzuwerfen. Hätte ich aber tun
sollen. Jetzt häuft sich alles, verstopft, lastet auf mir und der
Decke, die mich vom unteren Stockwerk drängt. Mir kommt in den Sinn,
dass vor etwa 5 Jahren in Bangla Desh eine Textilfabrik
zusammengebrochen ist, unter anderem wegen baulicher Mängel. Wir
haben es alle gesehen und vgehört in den Medien. Doch bes scheint,
dasss seitdem nicht viel passiert ist. Unzählige Menschen sind dabei
umgekommen. Sie haben den Preis dafür bezahlt, dass hier alle
Textilien so billig geworden sind. Der Bereich der Klamotten, der eng
mit der Mode und ihren Machern verknüpft ist, ist eine Art
Durchlauferhitzer, der immer schneller läuft, der vorne einsaugt und
hinten ausspuckt. Es herrschen jetzt ddie Konzerne der
Bekleidungsindustrie, die ihre Artikel jeweils dort einkaufen, wo die
Lohnkosten billig sind und wo die logistischen Bedingungen günstig
sind, das heißt, wo das Zeug schnell hierher in den Bereich des
Turbokonsums geschafft werden kann. Da scheint es dann den
hochpreisigen Bereich zu geben (mitt elen „maßgeblichen“
Zeitschriften, Hochglanzpublikationen, mondänen Schauen und mondänen
Auftritten) und – mittlerweile – den des schnellen und billigen
Konsums minderwertiger Ware. Kaufrausch. Shopping, shopping,
shopping.... Diese Ware scheint nur darauf ausgelegt zu sein, ein
paar mal getragen und dann weggeworfen zu werden. Ob das unhaltbar
ist? Verachtend? Der Erde und den Menschen schadend? Ob ich da
mitmachen will, indem ich jetzt Sachen wegwerfe? Mir geht durch den
Sinn, dass ich auch einen Second-Hand-Laden ausprobieren könnte. Ob
ich dort ausgelacht werde, weil meine Sachen zu alt und unattraktiv
sind? Ich schaue am Schrank entlang und denke, dass da noch ziemlich
viel ziemlich gut ist. Vielleicht stammt es auch noch aus einer
anderen Zeit, in der es nicht so sehr um schnellen Konsum ging?
Freitag, 11. Mai 2018
Selbstvergötterung
Die Mär vom heiligen Ich hat uns (zu) lange bewegt.
Das war zu einer bestimmten Zeit richtig. Doch jetzt im Zeitalter der
permanenten Selbstverwirklichung und der Selbstoptimierung stellen
sich neue Fragen. Das schreibt einer, der von Leuten wie Hermann
Hesse wesentlich motiviert wurde. Ja klar, da ist die alte
romantische Idee vom Genie des Ich und den daran gebundenen Folgen.
Daran zweifele ich inzwischen, obwohl ich genau solch ein Romantiker bin.
Mittlerweile sehe ich das Kombinieren von Vorgefundenem oder des
Vorproduzierten mit eigenen Abweichungen, ich sehe meine Marotten oder Spleens
anders. Ich kann darin einen Weg erkennen. Ich glaube nicht (mehr)
daran, das Ganze stets neu erfinden zu müssen oder es zu können.
Ich sehe stets einen Zusammenhang, gerade heute, wo das Netz uns
hinein ziehen will in die scheinbaren Schwärme, in die „Intelligenz der
Vielen“, - die ich freilich auch bezweifle, da ich sie zu oft als
pures Mitläufertum erlebte - oder als „Folge“ einer ganz
bestimmten Sozialisation. Dass oft Profitinteressen dahinter stecken, ist mir durchaus geläufig. Es ist wohl so, dass nichts im luftleeren
Raum entsteht und der Mensch ohnehin ein soziales Wesen ist, - womit
ich keineswegs einem Traditionalismus das Wort rede. Dass beispielsweise Musiker
sich selbst wichtig nehmen, ist richtig und wichtig als
Arbeitshypothese, aber wohl nicht so recht als Lebenseinstellung.
Der große Zampano sein, der anderen erklärt, wie's geht oder „es“ funktioniert, war ich nie. Dazu drängte sich muir zu oft der Zweifel auf. Wohl auch deshalb bin ich nie Lehrer geworden. Bei mir geht zudem auch noch der Zufall in eine Sache ein. Woher er kommt? Aus dem Augenblick, der von so vielem beeinflusst ist und dem ich meist eine magische Bedeutung zugeschrieben habe. Aber auch aus der Vergangenheit, die auf verschiedene Weise in uns ruht. Aus erworbenen Routinen, aus Automatismen der Abläufe, die uns unbewuisst bestimmen können. Die Leute sind mittlerweile auf mannigfache Weise sozialisiert und in Daten umgewandelt, per Algorithmen völlig anonymisiert, - ohne dass sie es merken.
Der große Zampano sein, der anderen erklärt, wie's geht oder „es“ funktioniert, war ich nie. Dazu drängte sich muir zu oft der Zweifel auf. Wohl auch deshalb bin ich nie Lehrer geworden. Bei mir geht zudem auch noch der Zufall in eine Sache ein. Woher er kommt? Aus dem Augenblick, der von so vielem beeinflusst ist und dem ich meist eine magische Bedeutung zugeschrieben habe. Aber auch aus der Vergangenheit, die auf verschiedene Weise in uns ruht. Aus erworbenen Routinen, aus Automatismen der Abläufe, die uns unbewuisst bestimmen können. Die Leute sind mittlerweile auf mannigfache Weise sozialisiert und in Daten umgewandelt, per Algorithmen völlig anonymisiert, - ohne dass sie es merken.
Donnerstag, 10. Mai 2018
Lebenswelten
Die
Bilder haben mich beeindruckt und scheinen bei mir zu bleiben: Der Minister Jens Spahn, wie er da mit von cleveren
PR-Beratern vorbereitetem Kuchen bei der Hartz4-Dame anrückt und wie
er dann mit fettem Dienstwagen abgeholt wird, um einfach schnell mal
zu verschwinden. War hier Kommunikation und gegenseitiges Informieren
oder „Aufeinandereingehen“? Oder war das nur eine Simulation
davon, ein Theaterstück? Mir scheint eher (es mag falsch und
ungerecht sein...), dass da zwei Lebenswelten aufeinander geprallt
sind. Dialog unmöglich. Auch fand ich beeindruckend, wie der
Spezialdemokraten-Vize Thorsten Schäfer-Gümpel darauf reagierte,
als ihm vorgeführt wurde, was alles bei den LKW-Fahrern im Argen
liege (miserabler Stundenlohn, monatelanger Aufanthalt im LKW-Cockpit
u.a.). Da müsse etwas gemacht werden, fand er in bester
Politiker-Manier. Als die Frage danach auftauchte, was denn gemacht
werden müsse, verfiel er in überraschende Ratlosigkeit, sein Einflüsterer konnte ihm dazu auch nichts sagen. Das erinnerte mich an die
Ratlosigkeit einer Andrea Nahles, als sie in der „Heute-Show“
nach den „Jobs auf Abruf“ gefragt wurde und was sie denn dagegen
unternehmen wolle. Da rannte sie davon und ließ auf ihre Referentin
verweisen. Gefeiert wird sie aber, weil sie einen gesetzlichen
Mindestlohn von 8,50 durchgesetzt hat. Auch wenn dieser millionenfach
unterlaufen wird. Öffentliche Bankrotterklärungen, im Falle von
Gümpel auch noch erfreulich ehrlich.
Mittwoch, 9. Mai 2018
Dienstag, 8. Mai 2018
Heimat (1)
Heimat,
das ist eine Landschaft, - und mehr. Der Wunsch, dazu zu gehören,
Teil einer Gemeinschaft zu sein. Einen Ort zu haben, an dem man sich
nicht erklären muss. Das Gefühl, willkommen zu sein. Einen Ort
haben, an dem man sich sicher fühlt. Eine Erinnerung an die
Kindheit, als die Welt einem vertraut erschien. Wurzeln haben. Heimat könnte Aufbruch und Rückkehr bedeuten. Immer mehr Leute fürchten sich
davor, sie zu verlieren – und damit ihre Identität. Es herrschen
Landflucht auf dem Dorf und steigende Mieten in den Städten. Eines
aber scheint überall wichtig zu sein: Alle müssen flexibel sein und
sich durchkämpfen in einer globalisierten und durchkapitalisierten
Welt. Jetzt, wo die früher in SciFi-Literatur vorgedachte Zukunft
Wirklichkeit wird, könnten wir gar keine Zukunft mehr haben. Es
scheint eine Welt entstanden zu sein, die Entmaterialisierung
bedeutet. Alles scheint ähnlicher zu werden, gleich zu werden, alles
verschwimmt, Menschen sind in den neoliberalen Zusammenhängen
„Humankapital“. Verwurzelung und Identität scheint angesichts
dessen das am meisten verkannte Bedürfnis der menschlichen Seele zu
sein. Aktuell scheinen sich Leute davor zu fürchten, durch
Überfremdung ihre Heimat zu verlieren. Da bedeutet auch Clans und Ahnen,
denen wir verbunden sind, ohne dass wir das wollen. Es gibt Menschen,
die glauben, dass Heimatverbundenheit nicht unbedingt mit der Angst
vor Fremden verknüpft sein muss. Heimat sei nicht unbedingt, so glauben Leute,
nicht an den Ort gebunden, an dem man geboren wurde. Der
Heimatbegriff, so halten manche Soziologen dagegen, zeige genau die
Trennlinie zwischen der akademisch gebildeten, im Urbanen lebenden
Mittelschicht und der traditionellen, oftmals noch der
Industriemoderne verhafteten Mittelschicht.
Die
Heimatfraktion sei in die Defensive geraten. Linksliberale
Kosmopoliten predigten Heimatliebe ohne Ausgrenzung und würden damit
Gefahr laufen, heuchlerisch zu sein. Denn diese klassisch Linksliberalen
werfen anderen etwas vor, was sie selbst tun. Und zwar werfen sie
anderen vor, dass sie Migranten und Flüchtlinge nicht integrieren
würden. Sie selbst seien aber gar nicht erst in der Situation, dass
sie mit Flüchtlingen und Migranten konfrontiert seien, weil sie in derart gefilterten und abgefederten Lebensumständen leben, dass Migranten für
sie keine Problematik darstellten.
Darin, was Heimat sein soll und
wie sie geschützt werden soll, zeigt sich insofern auch die Spaltung der
Gesellschaft. Sehr offensichtlich wurde dies übrigens in den
Berichten über prominente Amtsträger der Sozialdemokraten, die ihre
Sprösslinge auf teure Internate und Privatschulen schicken und
keineswegs daran glauben, was sie dauernd predigen. Der empirische Beleg dafür könnte sein, dass sie ihre Sprösslinge auf teure Privatschulen schicken. Dass es nicht
darum gehen soll, woher man kommt, könnte aber auch ein Mythos sein.
Denn Heimat ist gerade nicht nur Option und freie Wahl. Man ist bedingt
durch das, was schon war. Heimat ist gerade nicht das, was man durch freien
Willen sich wählt. Man ist hinein gewachsen. Auch durch
Sozialisation. Man versteht die Leute in dieser Heimat unwillkürlich
besser, agiert und bewegt sich wie selbstverständlich, wie im
Schlaf. Es gibt den Ort der Geburt als Schicksal. Man ist hinein
geboren worden, hat ihn sich nicht heraus gesucht. Wir sind nicht nur
autonome Menschen. Wir sind auch durch unsere Herkunft und unsere
Geschichte, durch Zufälle, Glück und Unglück geprägt.
Montag, 7. Mai 2018
Physik als "esoterische" Wissenschaft
Ich
habe jetzt mehrfach gelesen, vernommen, von wohlmeinenden Geistern
mitgekriegt, dass Physiker als Kosmologen wohl immer mehr in Richtung
Esoterik abrutschten. Zweifellos ist so etwas als Abwertung und Geringschätzung gemeint.
Es soll für diejenigen gelten, die sich einem "wissenschaftlichen
Weltbild" entziehen. In Wirklichkeit ist es genau umgekehrt:
wissenschaftliche
Erkenntnis legt geradezu nahe, dass es nicht nur Paralleluniversen,
sondern eine unendliche Zahl von Universen gibt. Wow! Alles, was machbar
ist, könnte irgendwo geschehen. Gleich nebenan. Nur durch eine
Membran von uns getrennt.
Doch
wie kommen wir dorthin? Können wir Paralelluniversen erreichen? Wie
man dazu kommt, ist ein Rätsel, dass zukünftige Wissenschaft lösen
müsste. Schon heute diskutieren Wissenschaftler, ob nicht die
massiven Gravitationsfelder in schwarzen Löchern, denen nicht mal
Licht entkommt, Portale sind, durch die man in andere Universen
gelangt. Vielleicht können wir ja einmal schwarze Löcher als
Übergang zu anderen Orten nutzen, die nicht zu unserem Universum
gehören. Die Mathematik sagt, dass ein sich drehendes schwarzes Loch
zu einem Ring aus Neutronen kollabiert. Wenn man durch diesen die
Hand strecken würde, dann greift man in ein anderes Universum.
Bizarr. Nun ja, den Menschen einer gar nicht so lange vergangenen
Vergangenheit wären Flugzeuge, Raketen und Smartphones auch bizarr
vorgekommen. Sind wir erst von einem Universum ins nächste gereist,
gibt es keine Grenzen mehr. Doch noch gibt es vieles, was wir uns
nicht erklären können. Dies als „unwissenschaftlich“ zu
bezeichnen, wäre ziemlich unwissenschaftlich. Klingt esoterisch,
klar. Oder doch zumindest philosophisch. Doch nicht umsonst
nannte man die Naturphysiker früher „Naturphilosophen“.
Sonntag, 6. Mai 2018
Wohlstand für wen?
Deutschland
geht es gut. So gut wie fast noch nie. Wir haben die Beweise sogar
per Zahlen. Statistik. Die Arbeitslosenzahlen nehmen ständig ab. Ob
das aber die ganze Wahrheit ist? Was ist mit der dauernd steigenden
Obdachlosigkeit, dem immer größer und fordernder werdenden Zuspruch
bei „den Tafeln“? Da tun dann ahnungslose Politiker Sprüche
raus, die ihnen „Profil“ verschaffen sollen und eigentlich bloß
bezeugen, wie weit sie möglicherweise von dieser Realität entfernt
sind. Und überhaupt: Ob der große Niedriglohnsektor nicht
maßgeblich dazu beiträgt, dass die „Besserverdienenden“ (zu
denen zweifellos die Politiker gehören) solche Sprüche raushauen
können? Ob sich unsere Gesellschaft nicht inzwischen in mindestens
drei Teile aufteilt? Die „Gutverdienenden“. Die Arbeiter und
Angestellten. Und das Prekariat. Eine Dreiteilung. Ob das Prekariat öffentlich auch zu
Wort kommt? „Selbst schuld“, so das unausgesprochene Verdikt. Ob
das noch in die sogenannte Globalisierung passt? Klaro, es scheint
konsequent neoliberal gedacht zu sein. Doch die Fragwürdigkeiten
einer solchen Annahme scheinen sich herumgesprochen zu haben. Wieso
eigentlich muss „Strukturwandel“ und müssen „Reformen“ immer
zum Abbau von Arbeitsnehmerrechten und zur Verarmung breiter
Bevölkerungsschichten führen? Ein neuer Ansatz täte Not. Nicht nur
ein Mitschwimmen. Klaro, das kann sich niemand leisten. Es gilt, die
Macht nicht den Managern großer Konzerne und den Lenkern von der
Politik zu überlassen. Macron sah anfangs danach aus. Doch jetzt
scheint sich alles in bekannte Richtungen zu bewegen. Eine Art
nachgeholter Agenda 2010. Die Arbeitslosen striezen, schikanieren und
unter Druck setzen. Ob das „Fördern und fordern“ ist?
Samstag, 5. Mai 2018
Zum Geburtstag
Alle
geben sie jetzt ihren Senf zum Geburtstag von Karl Marx. Was für ein
toller Analytiker er gewesen sei und was für schaurige Schlüsse
andere daraus gezogern hätten! Ich frage mich, wieso dann Begriffe
wie „Entfremdung“ oder „Verdinglichung“ in die Politik und
die Erkenntnis anderer Bestimmer eingewandert sind. Wieso man sie
jetzt zu Sonntagsbegriffen machen will, - ganz gut getroffen, aber
ansonsten....“ - die uns nichts mehr bedeuten können. Fest steht,
dass der Mann etwas bewirkt hat, am meisten bei seinen „Erben“,
die oft über Leichen gegangen sind. Die Dialektik falsch verstanden
haben, indem sie sich im Besitz einer absoluten Wahrheit wähnten,
die durch „Berufsrevolutionäre“ und „Kader“ blutig
durchgesetzt werden müssten. Jämmerliche Spießer oft,
kleingeistige Idioten und erbarmunslose Ledergesichter. Womöglich
hatte Marx mit denen nicht allzuviel gemein. Aber das sind alles
akademische Fragen für die, die für sich in Anspruch nehmen, Marx
verstanden zu haben. Womöglich war der Marx einer, der es mit den
Mächtigen, gleich welcher Couleur, nicht hatte. Heute kennen sie das
Klischee, das andere aus ihm gemacht haben: den alten Rauschebart, in
dessen Namen so viel Verbrechen begangen worden sind. Dies scheint
mit die exakt gleiche Verkennung wie zuvor: erst hatte er in allem
recht, jetzt ist er in allem einem Irrtum aufgesessen.
Freitag, 4. Mai 2018
KI und AI, Digitalisierung
Ob
die Künstliche Intelligenz nicht doch ein Eigenleben entfalten und
uns eines Tages beherrschen könnte? Uralte
Ängste werden wahr. Ja klar, wir sind Bedenkenträger angesichts
eines bedingungslosen amerikanischen Optimismus, den wir alte
Kulturpessimisten aus Europa normalerweise an Silicon Valley
festzumachen geneigt sind. Ob die Künstliche Intelligenz überhaupt
schon so intelligent ist oder ob ein paar gewonnene Brettspiele nicht
vielmehr für die fleißige Geschicklichkeit von Programmierern
zeugen? Zweifel werden laut.... Roboter und Computer übernehmen die
Macht.... für und gegen wen? Hm. Mensch oder Maschine? Es ist kein
neues Thema. Die Science-Fiction-Literatur und die aus ihr hervor
gegangenen Filme haben sich schon lange damit befasst. Eigenständiges
Lernen von Computern und Roboter? Sich die Welt selbst
erschließen..... Eigenständig? Ob das schon möglich ist? Oder ob uns da
Kampfbegriffe übergestülpt werden sollen? Ob wir überrannt werden
sollen? Künstliche Intelligenz scheint jedenfalls der Begriff der
Stunde. Obwohl ihn niemand versteht. Ob da Vorsicht geboten ist? Es
gesellt sich der Begriff „Digitalisierung“, "vernetzte Arbeitswelten" und „Industrie 4.0“ dazu, der Ängste um den Verlust von Arbeitsplätzen entstehen
lässt. Computer sollen selbst lernen können. Wer kontrolliert dann wen? Ob aus Helfern Herrscher werden? Ob wir die Kontrolle verlieren? Die Arbeit? Die uns doch so wichtig ist, weil sie offenbar unsere Identität ausmacht? Die
Machbarkeit und die Technik scheinen alles möglich zu machen. Naive Rundgänge von
Politikern auf einschlägigen Ausstellungen sollen uns das Thema
schmackhaft machen. Peinlich genug. Ob das alles etwas mit einfältigem Fortschrittsglaube zu tun hat?
Dass alles immer besser wird, besonders wenn wir auf dem Pfad des
ungebremsten Wachstum bleiben?
Donnerstag, 3. Mai 2018
Machbarkeitsmenschen
Ingenieure.
Die Herrscher einer neuen Welt. Das sind die, die händeringend als
„qualifiziertes Personal“ und „Facharbeiter“ gesucht werden.
Von denen es sowieso jahrzehntelang immer zu wenig gab, ganz im
Gegensatz zu den Geistes- und Sozialwissenschaftlern, denjenigen,
die sich Gedanken um Zusammenhänge machen. Doch allmählich erheben
sich Fragen der Legitimation, für die diese Ingenieure sowieso nie
zuständig waren. Sie führten nur aus, was ihnen andere Menschen
vorgaben. Sklavisch genau. Kreativ. Doch wieso schwimmen dann so
viele Plastikpartikel in den Weltmeeren? Ob ihnen da keine Vorgaben
gemacht worden sind? Oder wenigstens nicht rechtzeitig? Das Problem ist erkannt. Doch wo sind die
möglichen Lösungen? Die Techniker scheinen so lange zu versagen,
bis ihnen eine mächtige wirtschaftliche Instanz samt ihrer
„Menschenführer“ Vorgaben macht. Wozu das führt, wird immer
deutlicher. Dazu brauchte es nicht einmal Tschernobyl und Fukuschima.
Doch die rational wirtschaftliche Umsetzung scheint alles zu
heiligen: einer der Glaubenssätze der „Globalisierung“. Ob die
Welt daran zugrunde gehen wird? Das Experiment ist big, aber nicht
too big to fail.....
Mittwoch, 2. Mai 2018
Zusammenhänge und Bildung
Es
könnte uns ja auch um Allgemeingültigkeit gehen, darum,
Zusammenhänge entdecken und herleiten können. Dass das
Bildungssystem darauf immer weniger ausgelegt ist, mag kein Zufall
sein. Es geht wohl darum, möglichst willfährige Spezialisten und Fachidioten heranzuziehen, Ingenieure eines genau definierten und
komplett vorgegebenen Gebietes zu dressieren, trainieren und
abzurichten. So manch einer mag sich da denken, dass da die alte
Disziplin der Philosophie eine korrigierende Rolle spielen könnte.
Doch möglicherweise besteht auch ein Problem darin, dass die
Hochschul-Philosophie heute hochgradig spezialisiert ist. Jeder
Dozent beackert ein bestimmtes Gebiet, arbeitet sich an einem (genau
vordefinierten und komplett vorgegebenen) Problem ab, und zwar nicht
auf eine integrative Weise. Im Grunde müht er sich oft auch als
Fachidiot. Seine „Erkenntnisse“ werden wohl sowieso eingehen in
eine unbestimmte Flut, einen Flow dessen, was als „Erkenntnis“
vorgegeben und vordefiniert ist. Er ist zu Publikationen gezwungen,
sich zu äußern um jeden Preis, auch wenn sich ihm Zusammenhänge
noch lange nicht erschlossen haben. Und die anderen, die an den
Universitäten arbeiten, sind zum größten Teil Historiker, also
Leute, die sich exzellent mit Platon auskennen, aber sich keine
Gedanken über die Gegenwart also Altbausanierung im Bereich des
Geistes machen. Die Bildungspolitik beschäftigt sich vor allem mit
der Züchtung von Spezialisten, die eine bestimmte Aufgabe zu lösen
versuchen, die ihnen irgendeine Instanz (meist eine am maximalen
Profit ausgerichtete Firma) gestellt hat. In welchem Zusammenhang
diese Aufgabe stehen könnte, scheint ihr/ihm wenig interessant. Das
ist vorgegeben, in bestimmten Disziplinen sogar maßgeblich von
ökonomischen Interessen. „Grundlagenforschung“ an den
Hochschulen ist da schnell in die Verwettungsinteressen der Industrie
überführt. Der sogenannte Geisteswissenschaftliche Bereich
erscheint in solchen Zusammenhängen als eine Art
Hobby-Wissenschaftlertum, das hauptsächlich um sich selbst kreist,
womit diese Kreise wohl nicht so ganz unrecht haben, weil sich die
Geisteswissenschaften gefügig gemacht haben. Es ging wohl zu lange
um Reputation im Elfenbeiturm und um verbeamtete Stellen, die sichere
Renten bringen würden (was sich inzwischen auch stark geändert
hat).
Dienstag, 1. Mai 2018
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