Erde |
Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Freitag, 31. März 2017
Donnerstag, 30. März 2017
Schopi und der Tod (2)
Arthur Schopenhauer schreibt in „Parerga und
Paralipomena“: „Die Pflanze und das Insekt sterben am Ende des
Sommers, das Thier, der Mensch, nach wenig Jahren: der Tod mäht
unermüdlich. Desungeachtet aber, ja, als ob dem ganz und gar nichts
so wäre, ist jederzeit Alles da und an Ort und Stelle, eben als wenn
Alles unvergänglich wäre. Jederzeit grünt und blüht die Pflanze,
schwirrt das Insekt, steht Thier und Mensch in unverwüstlicher
Jugend da, und wie die schon tausendmal genossenen Kirschen haben wir
jeden Sommer wieder vor uns. Auch die Völker stehen da, als
unsterbliche Individuen; wenn sie gleich bisweilen die Namen
wechseln: sogar ist ihr Thun, Treiben und Leiden allzeit dass selbe;
wenn gleich die Geschichte stets etwas anderes zu erzählen vorgibt:
denn diese ist wie das Kaleidoskop, welches bei jeder Wendung eine
neue Konfiguration zeigt, während wir eigentlich immer das Selbe im
Auge haben. Was also dringt sich unwiderstehlicher auf, als der
Gedanke, daß jenes Entstehen und Vergehen nicht das eigentliche
Wesen der Dinge treffe, sondern dieses davon unberührt bleibe, also
unvergänglich sei, daher denn Alles und Jedes, was daseyn will,
wirklich fortwährend und ohne Ende da ist“.
Mittwoch, 29. März 2017
Dienstag, 28. März 2017
Spielerfrauen
Wem sind sie nicht schon aufgefallen, die
Spielerfrauen, die sich gerne auf der Tribüne und in TV-Tanzshows
vorzeigen. Trophäen halt. Vorzugsweise Models oder so aussehende
Damen des „Easy Money“ oder „Jet Set“ (was für ein
altmodisches Wort!). Es sind oft schön neureiche Damen, die sich
Berühmtheiten an den Hals geworfen haben und ihr möglichst den
gängigen Idealen entsprechendes Aussehen möglichst meistbietend
verkauft haben, genauso, wie das der Beruf als Model mit sich bringt.
Eine typische Aussage solcher "schönen" Luxusdamen wäre die, die für
sich behauptet, unbedingt die „Komfortzone“ und die üblichen
Sicherheiten verlassen zu wollen. Etwas „komplett Neues“
anzufangen und sich selbst neu kennen zu lernen, sei das Reizvolle.
Typisch für Damen ihres Schlages. Dann muss meist eine Boutique
eröffnet werden. Oder andere Selbstverwirklichungsstrategien sind angesagt. Selbstverständlich auf Kosten des reichen Mackers,
der gerade zusammen mit seinem Spielerberater oder -vermittler in Verhandlungen um
einen neuen Vertrag steht. Es geht, so die dann übermittelte Kolportage, um mehrere
Millionen. Der Spieler stößt dann irgendwann die Dame ab und sucht sich etwas
neues, jüngeres. Vielleicht, wenn der Typ clever ist, gibt es
auch eine Hochzeit, in deren Vorfeld Gütertrennung (von den entsprechenden Medien belauscht und ausspioniert) vereinbart wurde.
Selbstverständlich gibt es auf Instagram oder Facebook Fotos aus allen Perspektiven von den Schönen, die sich dann meist knapp
begleitet im Bikini zeigen. „Hach, wie süß sie sind!“ Ein
tiefer Blick in die Augen, - während der Fan einen tiefen Blick auf
die Titten riskiert. Urlaub ohne Ehefrau? Ob's das heraufziehende
Zeichen für eine Krise ist? Und überhaupt Abstinenz vor einem Spiel
tut gut, Sex vor dem spielerischen Akt raube doch immerhin die notwendige Aggression und den Kampfgeist. Auch nach dem Spiel herrsche leider zu oft tote Hose. Sex Abstinenz Beruhigung. Competition.Wettbewerb. Und der Blick durchs Schlüsselloch.
Montag, 27. März 2017
Rolle, Schauspielerei
Ich fing an, zu begreifen,
dass wir alle eine Rolle spielen. Dass es Konflikte innerhalb dieser
Rolle geben kann, aber auch zwischen den einzelne Rollen, die wir
spielen. Vater, Mutter, Vereinsvorsitzende. Lehrer, Lenker und
Lernende: das alles passt oft nicht zusammen und führt in uns zu
Konflikten. Aber wir können eine gewisse Distanz zu der Rolle
schaffen, in der wir uns befinden. Wir könnten erkennen, das wir als
sozialen Wesen auch Ausgelieferte sein können. Ausgeliefert an
Erwartungen, an „bewährte“ Verhaltensmuster, eingeübtes
Wohlverhalten. Wir könnten dadurch so etwas ähnliches wie
Rollendistanz entwickeln, also die Einsicht in diese sozialen
Mechanismen und ihre Auswirkungen auf uns, auch wenn die Gesellschaft
stets die vollkommene Identifikation damit zu fordern scheint. Wer
also übt genau diese Distanz dauernd ein, indem er die Rollen
wechselt, indem er durch verschiedene Augen blickt und in
verschiedene Existenzen steigt? Jawohl, es könnte der Schauspieler
sein, - so dachte ich mir damals. Es knüpfte sich bei mir nahezu unweigerlich die Begriffe Empathie, Mitleiden und Mitgefühl daran, die mein Denken bis heute bestimmen.
Also schrieb ich ernst zu nehmende Schauspielerinnen an, nicht in der Absicht der Vergötterung oder eine Autogrammwunsches. Ich wollte nnur wissen, was es praktisch mit meiner Überlegung auf sich habe und wie sich das anfühle. Ich fand damals Robert De Niro und seine Vorbereitung seiner Rolle im Boxerfilm „Raging Bull“ fabelhaft. Er hatte sich nämlich lange und „in Wirklichkeit“ in die Rolle eines Boxers begeben, hatte typische Reaktionsweisen und Einstellungen gelernt, um sie in seine Rolle aufzunehmen. Es war, so dachte ich damals, genau das, was ich vermutet hatte und weshalb ich zumindest bestimmten Schauspielern eine gewisse Weisheit zugeschrieben hätte, eine Einsicht in die Zwanghaftigkeit bestimmter Rollen. Ich erwog sogar die Möglichkeit, dass sich durch den Beruf des Schauspielers sogar eine bestimmte Form der Weisheit würde ergeben können, die unter anderem auch dem alten William Shakespeare folgen würde, der ja einst formuliert hatte, dass das ganze Leben ein Theaterstück sei und wir nur die Rollen wahrnehmen würden. So gut ich konnte, formulierte ich diese Gedanken in meinen Briefen. Leider hat sich nie eine Antwort ergeben. Keine der Damen hat auch nur oberflächlich darauf geantwortet. Heute ziehe ich für solch ein Verhalten schon deutlich mehr die Form einer gewissen „Professionalität“ in Betracht, die sich für eine gewisse Zeit gewisse Merkmals anverwandeln kann, um sie später genau so schnell wieder abzulegen. Die Schauspielerei ist wohl abseits der sogenannten Lee-Strassberg-Schule solchem beruflichen "Können" verpflichtet.
Also schrieb ich ernst zu nehmende Schauspielerinnen an, nicht in der Absicht der Vergötterung oder eine Autogrammwunsches. Ich wollte nnur wissen, was es praktisch mit meiner Überlegung auf sich habe und wie sich das anfühle. Ich fand damals Robert De Niro und seine Vorbereitung seiner Rolle im Boxerfilm „Raging Bull“ fabelhaft. Er hatte sich nämlich lange und „in Wirklichkeit“ in die Rolle eines Boxers begeben, hatte typische Reaktionsweisen und Einstellungen gelernt, um sie in seine Rolle aufzunehmen. Es war, so dachte ich damals, genau das, was ich vermutet hatte und weshalb ich zumindest bestimmten Schauspielern eine gewisse Weisheit zugeschrieben hätte, eine Einsicht in die Zwanghaftigkeit bestimmter Rollen. Ich erwog sogar die Möglichkeit, dass sich durch den Beruf des Schauspielers sogar eine bestimmte Form der Weisheit würde ergeben können, die unter anderem auch dem alten William Shakespeare folgen würde, der ja einst formuliert hatte, dass das ganze Leben ein Theaterstück sei und wir nur die Rollen wahrnehmen würden. So gut ich konnte, formulierte ich diese Gedanken in meinen Briefen. Leider hat sich nie eine Antwort ergeben. Keine der Damen hat auch nur oberflächlich darauf geantwortet. Heute ziehe ich für solch ein Verhalten schon deutlich mehr die Form einer gewissen „Professionalität“ in Betracht, die sich für eine gewisse Zeit gewisse Merkmals anverwandeln kann, um sie später genau so schnell wieder abzulegen. Die Schauspielerei ist wohl abseits der sogenannten Lee-Strassberg-Schule solchem beruflichen "Können" verpflichtet.
Sonntag, 26. März 2017
Natur und Mensch
Wir sollten öfter mal rausgehen in die Natur, um uns
dort zu finden. Uns selbst. Das las ich neulich als guten Ratschlag
eines Philosphenpsychologen. Das Ganze empfinden, inklusive der
Geschöpfe, Pflanzen und Lebewesen. In dem anderen uns selbst
erkennen. Schön wär's. Wenn ich mich zu einem geschwinden
Spaziergang aufmache, erlebe ich das kaum. Es braucht womöglich so
etwas wie jene Nachhaltigkeit und Gelassenheit, die mit einem Job zu vereinbaren
unter Umständen nicht ganz einfach ist. Ich sollte einen gewissen
Aufwand dafür treiben und die Wichtigkeit für mich zu realisieren
versuchen. Wir sollten auch nicht durch tiefere Sorgen abgelenkt
sein.Was wir suchen, ist ein Gefühl der Verbundenheit, auch mit dem
anderen Menschen. Mit dem Ganzen. Eine Art Mitleiden. Was uns
entgegen kommt und was wir mögen, ist, dass beispielsweise Hunde
nicht über uns urteilen, sondern uns so sein lassen, wie es ist. Sie
geben sich damit ab. Sie akzeptieren es. Sie sind offen dafür, das es
so ist, wie es ist. Manches ist ihnen auch aufgetragen, von der Art,
von der Gattung. Sie versuchen, das Beste draus zu machen. Sie
bringen es zusammen mit sich, entwickeln sich daran weiter, sie machen es zu Sinn. Dazu
gehört auch das Vergehen und der Tod. Sie sind ein Teil dessen und
wissen in ihrer Art darum. Sie haben es in ihren Ausschnitt der
Wirklichkeit integriert.
Samstag, 25. März 2017
Sozialneid
Ein Wort wird gerne unterstellt und aufgerufen, wenn
es um Verteilung von Kohle geht: Sozialneid. Als sei jegliche grundsätzliche
Kritik und konkrete Kritik an den Auswüchsen eines Systems auf
„Sozialneid“ begründet (welch hässliche Eigenschaft!). Es wird
mit diesem Begriff gerne wie mit einem Totschlagargument umgegangen,
um alles zu ersticken, was sich auch bloß sachte in diese Richtung
äußert. Dabei ist unsere Gesellschaft inzwischen so weit
fortgeschritten, dass das Wort eine andere Färbung annimmt. Ist es
etwa „Sozialneid“, wenn man sich über die ungleiche Verteilung
von Einkommen auf dieser Welt äußert. Wenn man findet, dass Manager
zu viel im Verhältnis zur breiten Masse ihrer „Zuträger“
verdienen (selbst etablierte Parteien und Aktionärsvereinigungen
scheinen ja inzwischen auf dieses Thema gekommen zu sein...)? Ist es
Sozialneid, wenn man beispielsweise den „Erfolg“ eines seltsamen
Typens wie Donald Trump anzweifelt, weil er schon pleite gegangen
war, aber von den Banken als „Too big to fail“ angesehen wurde?
Der Mann hat immerhin seine Steuererklärung nicht veröffentlicht,
nimmt aber als Wahlstimmen gerne den Beifall der armen weißen
Bevölkerung auf, der es schon einmal besser gegangen ist und die für
„Heilsbringer“ mit einer klaren Ansprache empfänglich ist?
Immerhin scheint sich Trump immer noch auf relativ große
Zustimmungswerte zu stützen. Was wäre daran unrecht und hässlich,
solche einigermaßen durchschaubare Mechanismen anzuzweifeln? Wenn
man findet, dass gewisse Leute viel Geld im Schlaf verdienen, während
andere im Schweise ihres Angesichts zu nichts kommen? Ob dies alles
durch Qualifikation und Ausbildung begründet ist? Oder gar durch
„Leistung“? Darf man es unmoralisch finden, wenn gewisse Leute
ihren Reichtum offensiv durch regelmäßige Hubschrauberflüge, Swimmingpoolbeheizungen, 8-Zylinder-Limousinen, teure Yachten und fette Motoren zur Schau
tragen, während andere nicht wissen, wie sie von A nach B kommen
sollen? Ist das der Motor unseres Fortschritts, oder ist dieser Motor
durch groteske Verhältnisse längst abgewügt? Welche Rolle spielen
dabei die reichen Golfstaaten und welche Oligarchenreiche wie die
USA, die Türkei oder Russland?
Freitag, 24. März 2017
Donnerstag, 23. März 2017
Schopi und der Tod
Aus
meiner Lektüre von Arthur Schopenhauers „Die Welt als Wille und
Vorstellung“ habe ich das Folgende herauskopiert:
„Der Tod ist die große Zurechtweisung, welche der Wille zum Leben, und näher der diesem wesentliche Egoismus, durch den Lauf der Natur erhält; und er kann aufgefaßt werden als eine Strafe für unser Daseyn. Er ist die schmerzliche Lösung des Knotens, den die Zeugung mit Wollust geschürzt hatte, und die von außen eindringende, gewaltsame Zerstörung des Grundirrthums unsers Wesens: die große Enttäuschung. Wir sind im Grunde etwas, das nicht seyn sollte: darum hören wir auf zu seyn. – Der Egoismus besteht eigentlich darin, daß der Mensch alle Realität auf seine eigene Person beschränkt, indem er in dieser allein zu existiren wähnt, nicht in den andern. Der Tod belehrt ihn eines Bessern, indem er diese Person aufhebt, so daß das Wesen des Menschen, welches sein Wille ist, fortan nur in andern Individuen leben wird, sein Intellekt aber, als welcher selbst nur der Erscheinung, d.i. der Welt als Vorstellung, angehörte und bloß die Form der Außenwelt war, eben auch im Vorstellungseyn, d.h. im objektiven Seyn der Dinge als solchem, also ebenfalls nur im Daseyn der bisherigen Außenwelt, fortbesteht.
Sein ganzes Ich lebt also von jetzt an nur in Dem, was er bisher als Nicht-Ich angesehn hatte: denn der Unterschied zwischen Aeußerem und Innerem hört auf. Wir erinnern uns hier, daß der bessere Mensch der ist, welcher zwischen sich und den Andern den wenigsten Unterschied macht, sie nicht als absolut Nicht-Ich betrachtet, während dem Schlechten dieser Unterschied groß, ja absolut ist; – wie ich dies in der Preisschrift über das Fundament der Moral ausgeführt habe. Diesem Unterschiede gemäß fällt, dem Obigen zufolge, der Grad aus, in welchem der Tod als die Vernichtung des Menschen angesehn werden kann. – Gehn wir aber davon aus, daß der Unterschied von Außer mir und In mir, als ein räumlicher, nur in der Erscheinung, nicht im Dinge an sich gegründet, also kein absolut realer ist; so werden wir in dem Verlieren der eigenen Individualität nur den Verlust einer Erscheinung sehn, also nur scheinbaren Verlust. So viel Realität jener Unterschied auch im empirischen Bewußtseyn hat; so sind doch, vom metaphysischen Standpunkt aus, die Sätze: »Ich gehe unter, aber die Welt dauert fort«, und »Die Welt geht unter, aber ich dauere fort«, im Grunde nicht eigentlich verschieden.
Ueber dies Alles nun aber ist der Tod die große Gelegenheit, nicht mehr Ich zu seyn: wohl Dem, der sie benutzt. Während des Lebens ist der Wille des Menschen ohne Freiheit: auf der Basis seines unveränderlichen Charakters geht sein Handeln, an der Kette der Motive, mit Nothwendigkeit vor sich. Nun trägt aber Jeder in seiner Erinnerung gar Vieles, das er gethan, und worüber er nicht mit sich selbst zufrieden ist. Lebte er nun immerfort; so würde er, vermöge der Unveränderlichkeit des Charakters, auch immerfort auf die selbe Weise handeln. Demnach muß er aufhören zu seyn was er ist, um aus dem Keim seines Wesens als ein neues und anderes hervorgehn zu können, Daher löst der Tod jene Bande: der Wille wird wieder frei: denn im Esse, nicht im Operari liegt die Freiheit: Finditur nodus cordis, dissolvuntur omnes dubitationes, ejusque opera evanescunt, ist ein sehr berühmter Ausspruch des Veda, den alle Vedantiker häufig wiederholen. Das Sterben ist der Augenblick jener Befreiung von der Einseitigkeit einer Individualität, welche nicht den innersten Kern unsers Wesens ausmacht, vielmehr als eine Art Verirrung desselben zu denken ist: die wahre, ursprüngliche Freiheit tritt wieder ein, in diesem Augenblick, welcher, im angegebenen Sinn, als eine restitutio in integrum betrachtet werden kann. Der Friede und die Beruhigung auf dem Gesichte der meisten Todten scheint daher zu stammen. Ruhig und sanft ist, in der Regel, der Tod jedes guten Menschen: aber willig sterben, gern sterben, freudig sterben, ist das Vorrecht des Resignirten, Dessen, der den Willen zum Leben aufgiebt und verneint. Denn nur er will wirklich und nicht bloß scheinbar sterben, folglich braucht und verlangt er keine Fortdauer seiner Person. Das Daseyn, welches wir kennen, giebt er willig auf: was ihm statt dessen wird, ist in unsern Augen nichts; weil unser Daseyn, auf jenes bezogen, nichts ist. Der Buddhaistische Glaube nennt jenes Nirwana, d.h. Erloschen.“
„Der Tod ist die große Zurechtweisung, welche der Wille zum Leben, und näher der diesem wesentliche Egoismus, durch den Lauf der Natur erhält; und er kann aufgefaßt werden als eine Strafe für unser Daseyn. Er ist die schmerzliche Lösung des Knotens, den die Zeugung mit Wollust geschürzt hatte, und die von außen eindringende, gewaltsame Zerstörung des Grundirrthums unsers Wesens: die große Enttäuschung. Wir sind im Grunde etwas, das nicht seyn sollte: darum hören wir auf zu seyn. – Der Egoismus besteht eigentlich darin, daß der Mensch alle Realität auf seine eigene Person beschränkt, indem er in dieser allein zu existiren wähnt, nicht in den andern. Der Tod belehrt ihn eines Bessern, indem er diese Person aufhebt, so daß das Wesen des Menschen, welches sein Wille ist, fortan nur in andern Individuen leben wird, sein Intellekt aber, als welcher selbst nur der Erscheinung, d.i. der Welt als Vorstellung, angehörte und bloß die Form der Außenwelt war, eben auch im Vorstellungseyn, d.h. im objektiven Seyn der Dinge als solchem, also ebenfalls nur im Daseyn der bisherigen Außenwelt, fortbesteht.
Sein ganzes Ich lebt also von jetzt an nur in Dem, was er bisher als Nicht-Ich angesehn hatte: denn der Unterschied zwischen Aeußerem und Innerem hört auf. Wir erinnern uns hier, daß der bessere Mensch der ist, welcher zwischen sich und den Andern den wenigsten Unterschied macht, sie nicht als absolut Nicht-Ich betrachtet, während dem Schlechten dieser Unterschied groß, ja absolut ist; – wie ich dies in der Preisschrift über das Fundament der Moral ausgeführt habe. Diesem Unterschiede gemäß fällt, dem Obigen zufolge, der Grad aus, in welchem der Tod als die Vernichtung des Menschen angesehn werden kann. – Gehn wir aber davon aus, daß der Unterschied von Außer mir und In mir, als ein räumlicher, nur in der Erscheinung, nicht im Dinge an sich gegründet, also kein absolut realer ist; so werden wir in dem Verlieren der eigenen Individualität nur den Verlust einer Erscheinung sehn, also nur scheinbaren Verlust. So viel Realität jener Unterschied auch im empirischen Bewußtseyn hat; so sind doch, vom metaphysischen Standpunkt aus, die Sätze: »Ich gehe unter, aber die Welt dauert fort«, und »Die Welt geht unter, aber ich dauere fort«, im Grunde nicht eigentlich verschieden.
Ueber dies Alles nun aber ist der Tod die große Gelegenheit, nicht mehr Ich zu seyn: wohl Dem, der sie benutzt. Während des Lebens ist der Wille des Menschen ohne Freiheit: auf der Basis seines unveränderlichen Charakters geht sein Handeln, an der Kette der Motive, mit Nothwendigkeit vor sich. Nun trägt aber Jeder in seiner Erinnerung gar Vieles, das er gethan, und worüber er nicht mit sich selbst zufrieden ist. Lebte er nun immerfort; so würde er, vermöge der Unveränderlichkeit des Charakters, auch immerfort auf die selbe Weise handeln. Demnach muß er aufhören zu seyn was er ist, um aus dem Keim seines Wesens als ein neues und anderes hervorgehn zu können, Daher löst der Tod jene Bande: der Wille wird wieder frei: denn im Esse, nicht im Operari liegt die Freiheit: Finditur nodus cordis, dissolvuntur omnes dubitationes, ejusque opera evanescunt, ist ein sehr berühmter Ausspruch des Veda, den alle Vedantiker häufig wiederholen. Das Sterben ist der Augenblick jener Befreiung von der Einseitigkeit einer Individualität, welche nicht den innersten Kern unsers Wesens ausmacht, vielmehr als eine Art Verirrung desselben zu denken ist: die wahre, ursprüngliche Freiheit tritt wieder ein, in diesem Augenblick, welcher, im angegebenen Sinn, als eine restitutio in integrum betrachtet werden kann. Der Friede und die Beruhigung auf dem Gesichte der meisten Todten scheint daher zu stammen. Ruhig und sanft ist, in der Regel, der Tod jedes guten Menschen: aber willig sterben, gern sterben, freudig sterben, ist das Vorrecht des Resignirten, Dessen, der den Willen zum Leben aufgiebt und verneint. Denn nur er will wirklich und nicht bloß scheinbar sterben, folglich braucht und verlangt er keine Fortdauer seiner Person. Das Daseyn, welches wir kennen, giebt er willig auf: was ihm statt dessen wird, ist in unsern Augen nichts; weil unser Daseyn, auf jenes bezogen, nichts ist. Der Buddhaistische Glaube nennt jenes Nirwana, d.h. Erloschen.“
Mittwoch, 22. März 2017
Dienstag, 21. März 2017
Sozialisation und Identität
Noch ein Auszug aus meinem Script/aus den
Aufschreiben aus Zeiten meines Soziologie-Studiums. Keine Ahnung wo
ich das Material dazu aufgeschnappt hatte, es steht heute in meinen Scripten:
„Identität ist der „sozialisierte Teil des Selbst“. „Nur wenn Andere meine Identität bestätigen, wird das Individuum Wirklichkeit. Identität ist das Ergebnis des Zusammenwirkens von Identifizierung und Selbstidentifikation. Das gilt sogar für Identitäten, die sich manche Menschen erfinden und sich zurecht legen.“ Ob das zur Erkenntnis von Menschen wie Donald Trump beitragen könnte? Menschen, die sich eine Wirklichkeit zurecht legen und alles andere als „Fake News“ denunzieren glauben zu können? Das, was nicht mit meiner Realität übereinstimmt, wird ausgeblendet oder einfach als unzutreffend bezeichnet. Das heißt: Es existiert nicht, weil ich es nicht anerkenne. Gewisse Sektenidiologien scheinen meiner Meinung nach auch so zu funktionieren, Machtidiologien und Religionen tun das sowieso. Das, was ins Weltbild passt, wird gesehen und anerkannt. Das andere wird geleugnet, verdrängt oder sonstwie ausgeblendet. Daraus wird dann eine gemeinschaftliche Identität konstruiert (oft auch zum Nutzen und Profit einzelner Personen). Es heißt, dazu zu gehören. Und nicht außerhalb zu stehen. Wer dazu gehört und wer außerhalb steht, bestimmt im verschärften Falle eine diktatorische Führerfigur.
„Identität ist der „sozialisierte Teil des Selbst“. „Nur wenn Andere meine Identität bestätigen, wird das Individuum Wirklichkeit. Identität ist das Ergebnis des Zusammenwirkens von Identifizierung und Selbstidentifikation. Das gilt sogar für Identitäten, die sich manche Menschen erfinden und sich zurecht legen.“ Ob das zur Erkenntnis von Menschen wie Donald Trump beitragen könnte? Menschen, die sich eine Wirklichkeit zurecht legen und alles andere als „Fake News“ denunzieren glauben zu können? Das, was nicht mit meiner Realität übereinstimmt, wird ausgeblendet oder einfach als unzutreffend bezeichnet. Das heißt: Es existiert nicht, weil ich es nicht anerkenne. Gewisse Sektenidiologien scheinen meiner Meinung nach auch so zu funktionieren, Machtidiologien und Religionen tun das sowieso. Das, was ins Weltbild passt, wird gesehen und anerkannt. Das andere wird geleugnet, verdrängt oder sonstwie ausgeblendet. Daraus wird dann eine gemeinschaftliche Identität konstruiert (oft auch zum Nutzen und Profit einzelner Personen). Es heißt, dazu zu gehören. Und nicht außerhalb zu stehen. Wer dazu gehört und wer außerhalb steht, bestimmt im verschärften Falle eine diktatorische Führerfigur.
Montag, 20. März 2017
Sozialisation
Das habe ich beim Durchblättern alter Unterlagen aus
meinem Soziologie-Studium entdeckt: wichtige Pflöcke, die einst in
mein Bewusstsein gerammt wurden und die ich heute beim Durchsehen als Grundrüstzeug und als eine Art "zweite Sozialisation" wiedererkenne. Wow, das war damals für mich neu! Keine Ahnung, wobei diese Notizen entstanden sind, mein Script gibt da leider keinen Hinweis: „Der Mensch ist ein soziales
Wesen. Das beginnt schon bei der Geburt, nach der er anhaltend auf
die Hilfe anderer Menschen angewiesen ist. Hunger und Durst werden
von diesen gestillt. Behagen und Unbehagen haben ihren Grund im Tun
oder Unterlassen anderer. Fast jeder Aspekt des Kindlichen ist
verbunden mit anderen Menschen. Der Vorgang, in dem ein Mensch lernt,
dass er zur Gesellschaft gehört, nennt sich „Sozialisation“.
Dabei kommt es unter anderem zur Einprägung gesellschaftlicher
Verhaltensmodelle. Die Sozialisation ist die Einführung in die
soziale Welt, ihre vielen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und der
Sinnsetzungen.Das eigentliche Vehikel von Sozialisation ist die
Sprache. Das Kind wird durch die Gesellschaft so geformt und so
zurecht gebildet, dass sie es als zugehörig und an ihr beteiligt
anerkennen kann.
Sonntag, 19. März 2017
Loosing my religion and other things
Da ist beispielsweise die
Entscheidung, wo jemand sich beerdigen lassen will, zu welcher
Gemeinschaft er sich dadurch bekennen oder nicht bekennen will: es
gibt also eine Wahl, der sich ein modernes Individuum überall
stellen muss. Nicht mehr die Tradition organisiert ein Leben. Dadurch
wird keine bestimmte und relativ genau definierte Rolle mehr
angeboten, sondern Individuen müssen ständig selbst entscheiden,
wer und was sie denn in welchem Zusammenhang sein wollen. Dazu sind
wir befreit, aber auch verdammt und verurteilt. Jeder muss sich
selbst zu einem „Projekt“ machen, wodurch auch das Risiko des
Scheiterns dramatisch steigt. Mutmaßlich hat man unendlich viele
Wahlmöglicheiten, wodurch sich das eigene Leben aber als fortwährend
begrenzt erweist. Dies zieht natürlich entsprechende Frustrationen
nach sich, was die sogenannte „Frustrationstoleranz“ immer
wichtiger werden lässt. Es geht bei diesem Begriff darum, gewisse
Fehlschläge in mannigfacher Hinsicht verkraften zu können, mit
Bedürfnisverweigerungen von Seiten der Umgebung zurecht zu kommen
und die Schere zwischen dem, was man hätte erreichen können, und
dem, was man erreicht hat, besser aushalten zu können.
Aber auch das Bedürfnis
nach Sinnfindung ist allgegenwärtig. Sinn wird dabei vor allem im
persönlichen Bereich gefunden, unter anderem in einem sehr
individuell angelegten Glauben an Werte und Normen, der als
individuell veränderbar und meinem Profil anpassbar erscheint.
Gleichzeitig wächst aber auch der Druck, etwas aus seinem Leben
machen zu müssen. Ein Leben in Sicherheit? In mir angemessenen
Formen? Ob meine Kraft dafür ausreicht? Wie kann ich angesichts
dessen bestehen? Was wird aus mir und wann werde ich es? Wie kann ich
mich möglichst optimal entwickeln? Menschen am Anfang ihrer
bürgerlichen Existenz und ihres nach einer Initiation wahrgenommen
Lebens müssen Antworten ganz alleine finden. Dabei wächst das
Bedürfnis nach einem Orientierungsrahmen, einer Vorgabe von außen,
die klare Richtungen weist. Selbstbestimmung erweist sich insofern
auch als dauernde Last, wird zu einer Aufgabe, der jemand ständig
nicht genügt. Orientierung und Reduzierung der Unübersichtlichkeit
des Lebens ist gefragt: Freunde und Familie sind hierzulande in diese
Rolle der Beratungsinstanz geschlüpft, die anderswo die Religion
ausfüllt.
Samstag, 18. März 2017
Alte Lieder
Da sind sie nun! Da habt ihr sie,
Die Lieder, ohne Kunst und Müh'
Am Rand des Bachs entsprungen!
Verliebt und jung und voll Gefühl
Trieb ich der Jugend altes Spiel
Und hab' sie so gesungen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Die Lieder, ohne Kunst und Müh'
Am Rand des Bachs entsprungen!
Verliebt und jung und voll Gefühl
Trieb ich der Jugend altes Spiel
Und hab' sie so gesungen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Freitag, 17. März 2017
Liebe zur Erde
Wir
versuchen, uns in die Rolle von Weltbürgern einzufühlen. Wir halten
die Rennaissance von Nationalstaaten für Quatsch, Unsinn, überholtes
Zeugs und Abfall aus dem 19. und 20. Jahrhundert, als das noch eine
andere Rolle gespielt hat. Mit den heutigen Kommunikationsmitteln
können wir überall sein, haben auch ein Empfinden dafür, können
besser kapieren, dass wir auf der ganzen Welt zuhause sind. Was ist
das Artensterben, die Klimakatastrophe, atomare Verseuchung und
Vernichtung, macht so etwas an Grenzen halt? Wir sind in Lissabon,
Florenz und Rom, wir lernen Europa kennen und lieben. Unsere
Identität ist an großartige Schöpfungen gekoppelt, nahe dran, aber
auch weit weg. Wir waren in den USA und lernten das Land lieben. Was
kann es für die Administration um es herum? Es ist. Es ist neutral.
Es hat damit nichts zu tun und war ausgeliefert. Open Skies. Wir
lernten es etwas besser kennen, auch darin, dass es uns heute sehr
endlich und schutzbedürftig erscheint, während es Menschen früherer
Generationen als unendlicher Raum vorkam. Wir staunen über die
Schönheit, die sich hier auftut. Wir müssen nur die Augen dafür
öffnen. Die Weite ergreift uns, zieht uns hinein, verschlingt uns,
Wir können die Pioniere besser verstehen, die einst vor europäischen
Verengungen geflohen waren, die sich eine neue Existenz beackerten.
Die es versuchten. Die nah am Risiko waren. Die das Lebensrisiko
spürten. Viele von ihnen sind gestorben. Wir sind einen Moment davon
erschüttert. Wir spüren den Grand Canyon. Dann geht auch dies auf
in einem Flow, dem wir eines Tages angehören werden, in dem wir
untergehen werden.
Donnerstag, 16. März 2017
Fotos, Blicke, Momente
Natürlich gibt es technisch bessere, trickreichere,
schärfere, gekonntere Fotos, als die, die ich hier in diesem Blog abgebildet habe! Das
weiß ich auch. Aber diese hier sind in dieser Form durch mich in
dem festgehaltenen Moment hindurch gegangen, sie entsprechen meinen
jeweiligen technischen Möglichkeiten, ich habe mich teilweise sehr
wenig an ihnen verkünstelt, habe viele sehr sporadisch aus meinem
persönlichen Blickwinkel gemacht. Sie sind ein Blick durch meine
Augen, mein Bewusstsein. Es ist kein Fremdbild aus nicht erlebter Perspektive dabei (außer, ich hätte es exakt so wie abgebildet erlebt....),
sondern sie weisen auf meine eigenen Blickwinkel, die mein Bewusstsein
geformt haben, so, wie etwa die Erosion die Sandsteinfelsen in Canyon de
Chelley! Ich habe versucht, viel von dem Abgebildeten in mich
aufzunehmen, habe es in mich hinein gelassen, es hat mich jeweils
verändert und kennzeichnet meinen persönlichen „Way of Life“.
Ja, man ist bestimmte Wege gegangen und nicht andere! Ja, es ist meine Form des Narzissmus! Es ging mir
insofern nicht um die jeweilige Meisterschaft des Fotos, sondern um
das Festhalten eines prägenden Moments, eines Augenblicks, der durch
mich prägend hindurch ging, in dem ich lebte und der später mein Bewusstsein beeinflusste. Ich hatte dabei nicht immer
Spitzenkameras zur Hand, seltene und edle Objektive, oder was sonst
noch alles zu einem großartigen Fotografen gehören mag.
Letztenendes aber kocht auch dieser oft propagierte großartige Fotograf nur mit Wasser, so sage ich mir. Es geht manchmal auch im Inhalte und weniger um die Form. In der Form und Art, die ich hier benutzt habe, ging es immer um einen Blick und einen Moment. Wobei ich (beispielsweise bei meinem ersten Foto) auch ungewöhnliche Perspektiven abbilden wollte, die etwas von dem Titel des Blogs anreißen sollten. Etwas aus einem anderen Winkel betrachten, es dadurch etwas besser erfassen. An all dem werde ich festhalten. Es gibt also keine prächtige Fotogalerie hier, sondern festgehaltene Blicke, die das Bewusstsein, das hier zur Sprache kommt, oft nachhaltig geprägt haben. Die abgebildeten Orte sind mir aus den verschiedensten Gründen dabei auch oft lieb geworden, ich besuche sie häufig noch einmal, (oder zweimal, oder vielmal), um ihre Eigenartigkeiten besser ergründen zu können, sie in mich aufzunehmen. Ihre Botschaft für mich zu vernehmen. Natürlich ist das egal. Objektiv ist nahezu alles egal. Die Gleichgültigkeit macht alles gleich. Ein bisschen mag's wie das Schwenken meines Erkennungszeichens sein, das ich hier veranstalte. Ein Spleen auch.
Letztenendes aber kocht auch dieser oft propagierte großartige Fotograf nur mit Wasser, so sage ich mir. Es geht manchmal auch im Inhalte und weniger um die Form. In der Form und Art, die ich hier benutzt habe, ging es immer um einen Blick und einen Moment. Wobei ich (beispielsweise bei meinem ersten Foto) auch ungewöhnliche Perspektiven abbilden wollte, die etwas von dem Titel des Blogs anreißen sollten. Etwas aus einem anderen Winkel betrachten, es dadurch etwas besser erfassen. An all dem werde ich festhalten. Es gibt also keine prächtige Fotogalerie hier, sondern festgehaltene Blicke, die das Bewusstsein, das hier zur Sprache kommt, oft nachhaltig geprägt haben. Die abgebildeten Orte sind mir aus den verschiedensten Gründen dabei auch oft lieb geworden, ich besuche sie häufig noch einmal, (oder zweimal, oder vielmal), um ihre Eigenartigkeiten besser ergründen zu können, sie in mich aufzunehmen. Ihre Botschaft für mich zu vernehmen. Natürlich ist das egal. Objektiv ist nahezu alles egal. Die Gleichgültigkeit macht alles gleich. Ein bisschen mag's wie das Schwenken meines Erkennungszeichens sein, das ich hier veranstalte. Ein Spleen auch.
Mittwoch, 15. März 2017
Wille und Vorstellung (Schopi)
So grundsätzlich über etwas nachdenken? Eine "Ansicht" entwickeln, eine Sicht auf etwas? Etwas, das wir selbst sein könnten, was unsere Identität berührt? Arthur
Schopenhauer schreibt in seinem Werk „Die Welt als Wille und
Vorstellung“ (jawohl es gibt hier keine Schreibfehler, sondern auch die schriftliche Sprache hat sich verändert) das Folgende. Anyway, hier sei jedenfalls ein Brocken davon hingeworfen:
„Der Wille, welcher unser Wesen an sich ausmacht, ist einfacher Natur: er will bloß und erkennt nicht. Das Subjekt des Erkennens hingegen ist eine sekundäre, aus der Objektivation des Willens hervorgehende Erscheinung: es ist der Einheitspunkt der Sensibilität des Nervensystems, gleichsam der Fokus, in welchem die Strahlen der Thätigkeit aller Theile des Gehirns zusammenlaufen. Mit diesem muß es daher untergehn. Im Selbstbewußtseyn steht es, als das allein Erkennende, dem Willen als sein Zuschauer gegenüber und erkennt, obgleich aus ihm entsprossen, ihn doch als ein von sich Verschiedenes, ein Fremdes, deshalb auch nur empirisch, in der Zeit, stückweise, in seinen successiven Erregungen und Akten, erfährt auch seine Entschließungen erst a posteriori und oft sehr mittelbar. Hieraus erklärt sich, daß unser eigenes Wesen uns, d.h. eben unserm Intellekt, ein Räthsel ist, und daß das Individuum sich als neu entstanden und vergänglich erblickt; obschon sein Wesen an sich ein zeitloses, also ewiges ist.
Wie nun der Wille nicht erkennt, so ist umgekehrt der Intellekt, oder das Subjekt der Erkenntniß, einzig und allein erkennend, ohne irgend zu wollen. Dies ist selbst physisch daran nachweisbar, daß, wie schon im zweiten Buch erwähnt, nach Bichat, die verschiedenen Affekte alle Theile des Organismus unmittelbar erschüttern und ihre Funktionen stören, mit Ausnahme des Gehirns, als welches höchstens mittelbar, d.h. in Folge eben jener Störungen, davon afficirt werden kann. Daraus aber folgt, daß das Subjekt des Erkennens, für sich und als solches, an nichts Antheil oder Interesse nehmen kann, sondern ihm das Seyn oder Nichtseyn jedes Dinges, ja sogar seiner selbst, gleichgültig ist. Warum nun sollte dieses antheilslose Wesen unsterblich seyn? Es endet mit der zeitlichen Erscheinung des Willens, d.i. dem Individuo, wie es mit diesem entstanden war. Es ist die Laterne, welche ausgelöscht wird, nachdem sie ihren Dienst geleistet hat. Der Intellekt, wie die in ihm allein vorhandene anschauliche Welt, ist bloße Erscheinung; aber die Endlichkeit Beider ficht nicht Das an, davon sie die Erscheinung sind. Der Intellekt ist Funktion des cerebralen Nervensystems; aber dieses, wie der übrige Leib, ist die Objektität des Willens. Daher beruht der Intellekt auf dem somatischen Leben des Organismus: dieser selbst aber beruht auf dem Willen. Der organische Leib kann also, in gewissem Sinne, angesehn werden als Mittelglied zwischen dem Willen und dem Intellekt; wiewohl er eigentlich nur der in der Anschauung des Intellekts sich räumlich darstellende Wille selbst ist. Tod und Geburt sind die stete Auffrischung des Bewußtseyns des an sich end- und anfangslosen Willens, der allein gleichsam die Substanz des Daseyns ist (jede solche Auffrischung aber bringt eine neue Möglichkeit der Verneinung des Willens zum Leben). Das Bewußtseyn ist das Leben des Subjekts des Erkennens, oder des Gehirns, und der Tod dessen Ende. Daher ist das Bewußtseyn endlich, stets neu, jedesmal von vorne anfangend. Der Wille allein beharrt; aber auch ihm allein ist am Beharren gelegen: denn er ist der Wille zum Leben. Dem erkennenden Subjekt für sich ist an nichts gelegen. Im Ich sind jedoch Beide verbunden. – In jedem animalischen Wesen hat der Wille einen Intellekt errungen, welcher das Licht ist, bei dem er hier seine Zwecke verfolgt. – Beiläufig gesagt, mag die Todesfurcht zum Theil auch darauf beruhen, daß der individuelle Wille so ungern sich von seinem, durch den Naturlauf ihm zugefallenen Intellekt trennt, von seinem Führer und Wächter, ohne den er sich hülflos und blind weiß.“
Dienstag, 14. März 2017
Nummer Eins
Volkswagen ist nun wieder die Nummer Eins. Auf nahezu
allen Gebieten. Weltweit. Verdient wieder Milliarden. Abgasdesaster
hin oder her. Vergleiche halfen, Strategien zur Abwehr traten in
Kraft, es wurde gespart. Ob uns das etwas sagen kann, über den Umgang mit Unternehmen,
mit Firmen, mit anderen Staaten, über den Umgang mit uns selbst? Ob
dabei merkantile, also kaufmännische Interessen eine große Rolle
spielen? Ein bisschen Lüge wird ja noch erlaubt sein. Werbung macht das ja auch, dauernd. Ein bisschen
Schummelei gehört zum Geschäft. Grauhaarige oder glatzköpfige
Herren besetzen Entscheiderstühle und hauen eben mal ein paar freche
Bemerkungen raus. Sind sich keiner Schuld bewusst. Entlassen Leute, stellen und setzen frei. Bedienen
sich am Pool der Leiharbeiter. Bauen ab. Rationalisieren. Lenken Firmengeschicke. Wird ja alles
wieder gut. Der Staat hilft da gerne mit. Sitzt ja mit im
Aufsichtsrat. Und spätestens hier führt eine Linie zum neu
ausgerufenen „Postfaktizismus“ oder den „Alternative Facts“.
Es geht um gefühlte Wahrheiten, denen mit Macht Nachdruck verschafft
wird. Tatsachen behaupten, nur Populisten lügen? Solange es „der
Wirtschaft“ nützt? Aber wem nützt „die Wirtschaft“? Und wem
nützt es, wenn sich in der Öffentlichkeit ein Strukturwandel
vollzieht? Fakten reihen sich ein, gehen in einem „Narrativ“ auf
und nehmen je nach Weltanschauung verschiedene Farben an. Fragen an
solche Erzählungen („Narrative“) zu stellen, darum ginge es. Den
großen Vereinfachungsformeln nicht so einfach glauben, weil die Welt
halt unübersichtlicher geworden ist. Entschädigungen? Ja,
aber..... andere sind ja auch....? Überschreitungen auch nach an Technokraten delegierten Updates? Hm. Wieder getäuscht. Nichts dazu gelernt.
Montag, 13. März 2017
Sonntag, 12. März 2017
Lebenslotterie
Die Lotterie des Lebens:
wir leben hier in Deutschland noch in einer Gesellschaft der bürgerlichen Grundrechte,
in der zwar dem Wirtschaftswachstum auch vieles geopfert wird, aber
nicht die Bürgerrechte, den Rechtsstaat, die Demokratie. In anderen
Staaten scheint dagegen das Wachstum über alles zu gehen, sogar über
das menschliche Leben. Führer schwingen sich auf, erobern oder
behaupten die Spitze, bis auch sie unter Unständen gar
niedergemetzelt werden. Das Leben in seiner vitalistischen Funktion
erlebt auch heute noch fröhliche Urständ': "Fressen, Saufen,
Ficken". Oder wie T.S. Elliott es ausdrückte: „Birth, Death,
Copulation, that's all....“. Fortschritt könnte bedeuten, einen
kleinen zivilisatorischen Schritt darüber hinaus zu wagen, - weil
wir Menschen sind. Dass dieser Gedanke weltweit auf dem Rückzug
erscheint, gehört zur großen Tragik des menschlichen Geschlechts,
genau so, wie die selbstverursachte Klimakatastrophe, die damit
verbundene Umweltzerstörung und das Artensterben. Der Mensch will
sich wohl als „Alleinherrscher“ die Erde untertan machen. Dabei
könnte alleine schon der Ausbruch eines Supervulkans seine Existenz
in kurzer Zeit vernichten. Von Bedrohungen aus dem Weltraum wie etwa
niederstürzenden Meteoriten oder Asteroiden ganz zu schweigen. Woher
nimmt der Mensch seine Arroganz seinesgleichen gegenüber, aber auch
der Erde und ihren Geschöpfen? Es ist leicht, solche Überlegungen
als „moralisch“ abzuqualifizieren, sie als untauglichen Versuch
darzustellen, über das unvermeidlich Faktische kritisch
nachzudenken. Dabei wäre dies scheinbar „unvermeidliche“
keineswegs so. Es sind dies Denk- und Verhaltensformen, die sich
schwache Menschen zu eigen gemacht haben, die glauben, vom
gegenwärtigen Zustand profitieren zu können.
Samstag, 11. März 2017
Religionen und Glauben
Ich stehe relativ fassungslos den religiösen
Konflikten unserer Zeit gegenüber. Dieser Absolutheitsanspruch ist
schon seltsam! Man muss nicht unbedingt an die Aufklärung und
Lessings „Nathan der Weise“ denken, um es relativ vernünftig zu
finden, dass jeder Mensch sich nach seinen Vorstellungen ausrichten
können muss und dann sein gedeihliches Auskommen mit Andersgläubigen
finden könnte. Das Wichtige wäre nur, eine gemeinsame spirituelle
Basis empfinden zu können und vielleicht sogar darüber
kommunizieren zu können. Diese Basis könnte besagen: 1.) Es gibt etwas Größeres
als den Menschen. 2.) Es gibt etwas, was jenseits der ökonomischen
„Verwertbarkeit“ liegt und dem Menschen (jedem! Auch dem
„Ungläubigen“!!) eine Würde gibt. Es könnte auch gut sein,
dass die Gesellschaft, in die ich mehr oder weniger per Zufall
hineingeboren werde, mich auch religiös weitgehend bestimmt hat. An
dieser Stelle könnte es sehr förderlich sein, sich über die eigene
Religion hinaus über andere Weltansichten zu informieren, sie auch
ein Stück weit an mich heran zu lassen, um so feststellen zu können,
dass sie aus ihrer Warte ihre „Antworten“ auf allgemeine
menschliche Fragen versuchen. Kirche jedoch, als Institution der
kollektiven Religionsausübung, neigt zu hierarchischen Strukturen
und einer Dogmatik, die derartig in Stein gemeißelt gar nicht ist.
Sie macht ein Angebot (jeweils beruhend auf „Offenbarungen“, die
aber jeweils überliefert sind...), das keinesfalls absolut gilt,
auch wenn die ihre Strukturen und die (Macht-)strukturen um sie herum
dies immer wieder zu suggerieren scheinen. Wir alle sind Suchende und
tragen eine Ahnung in uns. Das ist das Verbindende. Das eint uns.
Freitag, 10. März 2017
Wirtschaftlicher Erfolg und Kritik
Ein Gespenst begegnet mir immer wieder. Ich wolle
Deutschland schlecht reden. Ich würde mich in Stänkereien oder
Meckereien ergehen, würde alles zu negativ sehen. Gerade in den
Medien begegnet uns immer wieder die Behauptung, Deutschland gehe es
gut, so gut wie kaum zuvor. Ob ich diese Einschätzung teile oder
nicht, erscheint mir relativ egal. Wichtig ist, dass diese Behauptung
auf rein wirtschaftlichen Parametern beruht, deren Gültigkeit ich
als soziologisch ausgebildeter Statistiker auch noch anzweifle. Hinzu
kommt, dass es wohl auch noch andere Parameter gibt. Die ausgegebenen
Zahlen jedenfalls scheinen eine solche Sprache des wirtschaftlichen
Erfolgs zu sprechen. Ist aber jener schon ein Meckerer, der auf
begrenzte Gültigkeiten, auf bestimmte Validitäten hinzuweisen
traut? Wer im konkreten Falle auf Polarisierungen und ungleiche
Verteilung von Risiken und Geld hinweist? Wer jener Grundlage
nachzugehen versucht, die den Profiteuren solcher Verhältnisse
Legitimation verleiht? Wer sind überhaupt die Profiteure? Wir alle?
Wer darauf hinweist, dass ein übergroßer Erfolg im Export mit dem
Misserfolg anderer und hin und wieder sogar mit der Ausbeutung
anderer (-->Afrika) zu tun hat? Ist einer ein Schelm, der Ungutes
und so etwas wie ein Mittel zum Zweck dahinter vermutet, wenn dauernd
der angebliche Wohlstand aller behauptet wird und ungleiche
Verteilungen geleugnet werden? Wer ist „wir“? Wollen bestimmte
Kräfte in unserer Gesellschaft etwas zudecken, etwas schönreden?
Ein „Wir“ gar, nach Art der Populisten? Leben sie gar in einer
eigenen Politik-Blase, in der Mangel und Unsicherheit gar nicht mehr
als Erfahrungen vorkommen? Ist ihr Abstand zu denen, die sie zu
vertreten vorgeben, allzu groß geworden? Gibt es nicht allseits bekannte Schwächen, die in den Lobby- und Interessenvertretungen
liegen, die sich gerne Entscheidungsträger wie etwas Parlamentarier
zur „Bearbeitung“ vorknöpfen? Was könnte Demokratie bedeuten?
Donnerstag, 9. März 2017
Mittwoch, 8. März 2017
Schopenhauer sagt
Arthur Schopenhauer sagt: "So weilt Alles nur einen
Augenblick und eilt dem Tode zu. Die Pflanze und das Insekt sterben
am Ende des Sommers, das Thier, der Mensch, nach wenig Jahren: der
Tod mäht unermüdlich. Desungeachtet aber, ja, als ob dem ganz und
gar nicht so wäre, ist jederzeit Alles da und an Ort und Stelle,
eben als wenn Alles unvergänglich wäre. Jederzeit grünt und blüht
die Pflanze, schwirrt das Insekt, steht Thier und Mensch in
unverwüstlicher Jugend da, und die schon tausend Mal genossenen
Kirschen haben wir jeden Sommer wieder vor uns. Auch die Völker
stehen da, als unsterbliche Individuen; wenn sie gleich bisweilen die
Namen wechseln; sogar ist ihr Thun, Treiben und Leiden allezeit das
selbe; wenn gleich die Geschichte stets etwas Anderes zu erzählen
vorgibt: denn diese ist wie das Kaleidoskop, welches bei jeder
Wendung eine neue Konfiguration zeigt, während wir eigentlich immer
das Selbe vor Augen haben. Was also dringt sich unwiderstehlicher
auf, als der Gedanke, daß jenes Entstehen und Vergehen nicht das
eigentliche Wesen der Dinge treffe, sondern dieses davon unberührt
bleibe, also unvergänglich sei, daher denn Alles und Jedes, was
daseyn will, wirklich fortwährend und ohne Ende da ist. Demgemäß
sind in jedem gegebenen Zeitpunkt alle Thiergeschlechter, von der
Mücke bis zum Elephanten, vollzählig beisammen. Sie haben sich
bereits viel Tausend Mal erneuert und sind dabei die selben
geblieben. Sie wissen nicht von Andern ihres Gleichen, die vor ihnen
gelebt, oder nach ihnen leben werden: die Gattung ist es, die
allezeit lebt, und, im Bewußtseyn der Unvergänglichkeit derselben
und ihrer Identität mit ihr, sind die Individuen da und wohlgemuth.
Der Wille zum Leben erscheint sich in endloser Gegenwart; weil diese
die Form des Lebens der Gattung ist, welche daher nicht altert,
sondern immer jung bleibt. Der Tod ist für sie, was der Schlaf für
das Individuum, oder was für das Auge das Winken ist, an dessen
Abwesenheit die Indischen Götter erkannt werden, wenn sie in
Menschengestalt erscheinen. Wie durch den Eintritt der Nacht die Welt
verschwindet, dabei jedoch keinen Augenblick zu seyn aufhört; eben
so scheinbar vergeht Mensch und Thier durch den Tod, und eben so
ungestört besteht dabei ihr wahres Wesen fort. Nun denke man sich
jenen Wechsel von Tod und Geburt in unendlich schnellen Vibrationen,
und man hat die beharrliche Objektivation des Willens, die bleibenden
Ideen der Wesen vor sich, fest stehend, wie der Regenbogen auf dem
Wasserfall. Dies ist die zeitliche Unsterblichkeit. In Folge
derselben ist, trotz Jahrtausenden des Todes und der Verwesung, noch
nichts verloren gegangen, kein Atom der Materie, noch weniger etwas
von dem innern Wesen, welches als die Natur sich darstellt. Demnach
können wir jeden Augenblick wohlgemuth ausrufen: „Trotz Zeit, Tod
und Verwesung, sind wir noch Alle beisammen!“
Dienstag, 7. März 2017
Beziehungsfragen
Immer wieder staune ich darüber, wie sehr sich Paare
gegenseitig eine Meinung zu eigen machen, - und sei sie noch so
absurd. Es wird eisern dasselbe vertreten, was der Partner auch
vertritt – und umgekehrt. Natürlich soll dadurch nach außen
Gemeinsamkeit vertreten werden. Auch haben sich die beiden
möglicherweise über eben solche Fragen gefunden, was als Basis
einer Gemeinsamkeit dann ausgereicht hat. Aber teilweise verliert das
alles an Wirkung, wenn mir gegenüber ein Teil eines Paares alleine
eine Meinung vertritt, die auch sein Partner hat, ja, die ich davon
kenne. Das ziemlich Groteske daran: Trennen sich die beiden, haben
sie plötzlich wieder völlig konträre Meinungen. Besonders
ausgeprägt scheint dies seltsame Merkmal von „Beziehungen“ nicht
nur im Hinblick auf begründete Meinungen, sondern auch bei
Geschmacksfragen, ja sogar Geschmäcklereien so zu sein. Es scheint
also so zu sein, dass dabei nicht der Inhalt einer Meinung im
Vordergrund steht, sondern die wie auch immer geartete Demonstration
von Gemeinsamkeit. Wie aber soll man mit so jemandem diskutieren? Was
gilt? Blöd nur, dass sich so etwas so schnell auflöst. So schnell,
wie heutzutage menschliche Bindungen und Beziehungen sich auflösen.
Die dafür vorgesehenen Phrasen stehen doch alle bereit: man habe
sich auseinander gelebt, man habe jetzt andere Interessen, Menschen
würden sich weiter entwickeln... usw.
Montag, 6. März 2017
Das Positive, das Lächelnde
„Das Positive“, das ewig Lächelnde und rundherum
„Glückliche“ erinnert unter anderem an Aldous Huxleys in „Brave
new World“ in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
ausformulierten Vision einer „Neuen Welt“. Alles sollen alles
möglichst positiv sehen und für sich deuten, mag es im Einzelfaall noch so
beschissen sein. Das Schöne regiert. Jedenfalls offiziell. Das
erinnert nicht zufällig an die von der US-Trump-Administration
eingeführten Kategorie der „alternative facts“. Einfach etwas
anderes behaupten und es so lange mit Macht wiederholen, bis es
geglaubt wird. Dessen haben sich schon immer totalitäre Regierungen
befleißigt. Aber auch demokratische Regierungen beschäftigen
PR-Agenturen mit ähnlichen Zielsetzungen. Wohin ein solcher Kurs
geführt hat, ist allzu offensichtlich. Gerade Europa hat in der
Vergangenheit darunter gelitten und will möglichst daraus lernen. Ob
die zuletzt dazu gestoßenen Staaten sich auch so verstehen und mit
Europa insofern eine „Wertegemeinschaft“ bilden, mag
dahingestellt bleiben. Jüngste Entwicklungen nähren Zweifel daran.
Mittel zur Umsetzung einer solchen totalitären Strategie sind: Eine
möglichst einlullende und unproblematisch mit Klischees operierende
Musik, elektronisch unterfüttert, vereinfachende Phrasen, die die
Wirklichkeit auf eine bestimmte Weise erklären sollen,
Ruhigstellungsmechanismen aller Art, Geheimniskrämerei,
Verschwörungstheorie und Herabwürdigung der sich oft über die
Presse äußernden Öffentlichkeit („Lügenpresse“?), Verrohung
der Umgangsformen ("Internetshitstorm"?) und das Verfolgen anderer, vom eigenen
Kurs abweichenden Meinungen. Das Hochziehen von Zäunen, die das „Wir“
von „den Anderen“ trennen soll und damit nationale Identitäten
schafft, die sich rücksichtlos gegen andere durchsetzen wollen.
(„America first“? Welche arrogante Anmaßung, das Wort „Amerika“
für sich zu beanspruchen, in Wirklichkeit sind es die USA und nicht
Mittel- oder Südamerika, für das Trump spricht)
Sonntag, 5. März 2017
Das Knien
Was wohl der neoliberalen Weltsicht am krassesten
widerspricht? Da gibt es vieles. Aber das religiös motivierte Knien
gehört wohl dazu. Es scheint eine Geste zu sein, die bedeutet, dass es eine höhere Macht als das Ego
gibt, verbunden mit dem Versuch, mit dieser Macht in Kontakt zu treten und sie anzuerkennen. Es ist wohl eine Art der spirituellen Annäherung, die
sogar in eine Kontaktaufnahme münden kann. Spirituelles als Wert
gibt es nicht im Kapitalismus, sondern nur den Wert des Geldes. Dies
bedeutet nicht einmal das Säkulare an sich, sondern einen Ausschnitt
daraus, der Menschen nach Einkommen und Vermögen qualifizieren will.
Wer viel hat, ist viel wert. Wer wenig hat, ist wenig wert.
Möglicherweise etwas zu einseitig haben sich westliche
Gesellschaften auf solche Maßstäbe eingelassen, die freilich auch
in dem Maße zu zerbröckeln schein, indem der Wert des Geldes sich
zunehmend von dem Wert der Leistung entkoppelt. Wer viel leistet oder
viel Verantwortung trägt, soll auch viel verdienen. Solche
Glaubenssätze der Marktwirtschaft werden zwar immer noch
kolportiert. Doch ihre Obsoleszenz ist allzu offensichtlich. Es gibt
wohl genügend Schurken unter den Besitzenden, die sich frech am
Allgemeinwohl bereichert haben. Dies ist mittlerweile auch durch die
Massenmedien genügend kommuniziert. Zwei Wege als Ausweg: entweder
man glaubt niemanden mehr, der neureich mit Geld um sich wirft und
einen besonders aufwändigen Lebensstil pflegt. Oder man unterwirft
sich radikal diesem System und hält mit allen Wassern gewaschene
Milliardäre für die Rettung, weil diese mediengewandt den
Trash-Sumpf für sich zu nutzen wissen. Mit dem Knien jedenfalls hat
dies nichts mehr zu tun. Es scheint, als habe die Schicht der
Tonangeber auf dieser Welt den damit verkörperten Wert vollkommen
verloren.
Samstag, 4. März 2017
Prima Klima
Den Größeren, schnelleren, breiteren zu haben, das
„Sich messen“, die Marktwirtschaft in den Köpfen, nicht der
Fluss, das gemeinsame Fließen, die Empathie, sondern das
Vorwärtskommen auf Kosten der anderen….. „Top Dogs“ rasen an
einem vorbei, sie streben alle ehrgeizig ein Scheinziel an, das sie
nach einer genau bemessenen Zeit wieder verlassen… zurück ins
Getriebe. Sie treiben
ihre Allrads an dir vorbei, mit denen sie überall zeigen, dass sie
mehrmals im Jahr in den Skiurlaub fahren können und sich zu den
Besseren zählen (noch dürfen sie das völlig ungeniert... manche
von ihnen sind sehr stolz drauf, andere nehmen es als
Selbstverständlichkeit), aufgemotzt, aber dezent, Überlegenheit
dauernd zu zeigen ist (k)ein schweres Geschäft…. Für
Competition-Mitläufer, für Bewerber, für tüchtige Tüchtige, für
Durchsetzer, für die, die alles richtig gemacht haben und sich an anderen vorbei gekommen sind, mit der "besseren Leistung". Ob das eine
gewisse Nähe zur „neuen“ (?) USA hat?
Freitag, 3. März 2017
Donnerstag, 2. März 2017
Traumtexte
Aus dem "Buch der Unruhe" des Fernando Pessoa: "Illusionslos
leben wir nur vom Traum, der Illusion dessen, der keine Illusion
haben kann. Aus uns selber lebend vermindern wir unseren Wert, denn
der vollständige Mensch ist der Mensch, der sich nicht kennt. Ohne
Glauben haben wir keine Hoffnung und ohne Hoffnung haben wir kein
Leben im eigentlichen Sinne. Da wir keine Vorstellung von der Zukunft
haben, haben wir auch keine Vorstellung vom Heute, denn das Heute ist
für den Tatmenschen nur ein Vorspiel der Zukunft......"
Ein wenig weiter heißt es in demselben Text:
"Einige von uns stagnierten in der schalen Eroberung des Alltags, gemein und niedrig auf der Jagd nach dem täglichen Brot, und sie wollten es ohne Gefühle der Arbeit, ohne das Bewusstsein der Anstrengung, ohne den Adel des Gelingens erhalten".
Eine weitere Stelle folgt schon bald:
"Indem wir nichts ernst nehmen und auch nicht meinen, dass uns eine andere Wirklichkeit als gewiss gegeben sei als unsere Empfindungen, suchen wir bei ihnen Zuflucht und erforschen sie wie große unbekannte Länder."
Ein wenig weiter heißt es in demselben Text:
"Einige von uns stagnierten in der schalen Eroberung des Alltags, gemein und niedrig auf der Jagd nach dem täglichen Brot, und sie wollten es ohne Gefühle der Arbeit, ohne das Bewusstsein der Anstrengung, ohne den Adel des Gelingens erhalten".
Eine weitere Stelle folgt schon bald:
"Indem wir nichts ernst nehmen und auch nicht meinen, dass uns eine andere Wirklichkeit als gewiss gegeben sei als unsere Empfindungen, suchen wir bei ihnen Zuflucht und erforschen sie wie große unbekannte Länder."
Mittwoch, 1. März 2017
Das Andere
Es gibt offenbar viele Leute, deren Bemerkungen in
den sozialen Medien sich nur um sich selbst und ihre Meinung über
ihre Umwelt drehen. Die sich als spirituelle Führer gerieren und gelegentlich sogar hochbezahlte Seminare dazu abhalten. Andere Weltsichten, andere Meinungen werden nicht
respektiert oder zurecht gewiesen. Dabei könnte das geradezu
Erleuchtende in der Auseinandersetzung mit dem Anderen liegen. Dem
zunächst Fernliegenden. Ich könnte im Hinblick auf Anregungen, auf
andere Perspektiven mich unter Umständen sogar alleine schon daran bereichern,
weil ich ja ein Teil des Ganzen bin, d.h. weil der Mensch ein
soziales Wesen und eingebettet in einen sozialen Organismus ist. Manche hatten
diesen Zusammenhang „Gesellschaft“ genannt. Aber der 68er-Doktrin
der Selbstverwirklichung und der Wirtschaftsdoktrin des
Neoliberalismus folgend interessieren sich diese Leute nur mehr für sich
selbst und die Bestätigung ihrer Weltsicht. Es gilt, so viel
Individuen wie möglich um sich zu versammeln, die der
Selbstbestätigung und Selbstvergewisserung dienen. Nur das ist es, was an ihnen interessant scheint. Übrigens: das ist kein ausschließliches Phänomen der Werbung in der digitalen Welt. Auch in der „herkömmlichen“ analogen Welt
versammeln solche Leute möglichst viele Leute um sich, die ihre
Meinungen stützen, die derselben Meinung sind und die aus demselbem
sozialen Milieu stammen. Im digitalen Zusammenhang nennt man so
etwas „Filterblase“ oder „Echokammer“. Derzeit etwas in Mode. Neu ist das Phänomen
aber nicht.
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