Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 21. Oktober 2016

Open minded

Offenheit. Open minded sein. Das könnte die Fähigkeit des Menschen bedeuten, sich in all seinen Entwicklungsphasen gegenüber neuen Anforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten zu öffnen, und das auch in Grenzsituationen des eigenen Lebens. Bis hinein ins hohe Lebensalter kann der Mensch sehr anpassungsfähig auf Situationen reagieren, wobei sich im Laufe des Lebens Daseinsthemen herausbilden, die ihrerseits auch eine relativ hohe Kontinuität geben. Dazu kann es auch gehören, mit unserem eigenen Inneren in Kontakt zu sein. Möglicherweise geht es weniger darum, sich ständig zu optimieren und dabei nicht zu merken, wie fremd man sich dabei wird und welche Defizite im Entziffern oder Entwerfen des eigenen Inneren bis hin zur völligen Unfähigkeit zur Selbstwahrnehmung drohen. Die Folge davon sind erhebliche Schwierigkeiten in der Kommunikation, die weitere Frustrationen und Konflikte nach sich ziehen.
Im Zusammenhang dessen gewinnt der Begriff der Offenheit erst seine auffordernd allumfassende Bedeutung und kann durch eine ganze Existenz leiten. Güte, Gelassenheit oder Abgeklärtheit sind nicht Haltungen, die der Mensch diesen oder jenen genetischen Anlagen, diesen oder jenen Umweltbedingungen zufolge erhält. Sie sind vielmehr auch ein Zeichen für das Ausmaß, in dem ein Mensch offen blieb: Für ein Zeichen, das nicht als Zeichen für Erfolg und Misserfolg stand, sondern so plastisch und beeindruckbar blieb, dass es selbst in der Düsternis der Existenz den Anreiz zu neuer Entwicklung gab.

Flexibilität. Das heißt praktisch, nicht nur die Schatten der Existenz wahr zu nehmen, sondern auch jene Aspekte meiner Biografie zu erkennen, in denen ich gewachsen bin, in denen ich schließlich etwas aus mir heraus gebracht habe, mich „entäußert“ habe. Offen für die Frage sein: Wo befinden sich neue Entwicklungsmöglichkeiten und Pfade? Die Ich-Integrität bedeutet nicht nur, dass ich meine Biografie annehme, sondern dass ich auch ständig neue Aspekte meiner Person wahrnehme, sie spüre und sie verwirkliche. Im hohen Lebensalter erlebe ich einerseits vielleicht die körperliche Verletzlichkeit, aber andererseits birgt dies gestiegene Lebensalter auch die Fähigkeit des Menschen zu einer eher kosmischen Orientierung, d.h. seine Existenz in einen viel umfassenderern Zusammenhang einzubetten, dass sich das Selbst immer weiter ausdifferenziert, und soziale Beziehungen anders gestaltet werden. Kognitiv und emotional wachsen, das heißt auch das Selbstgestaltungspotential wahrzunehmen. Hannah Arendt sagt in ihrem Werk „Vita activa“ oder vom tätigen Leben“: „Im Austausch mit anderen Menschen zeige ich mich mit der Einzigartigkeit meines Seins, trete gleichsam auf die Bühne der Welt, gebe mich aus der Hand“. Es geht um den Austausch mit anderen Menschen in Tat und Wort. 

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