Offenheit. Open minded sein. Das könnte die
Fähigkeit des Menschen bedeuten, sich in all seinen
Entwicklungsphasen gegenüber neuen Anforderungen und
Entwicklungsmöglichkeiten zu öffnen, und das auch in
Grenzsituationen des eigenen Lebens. Bis hinein ins hohe Lebensalter
kann der Mensch sehr anpassungsfähig auf Situationen reagieren,
wobei sich im Laufe des Lebens Daseinsthemen herausbilden, die
ihrerseits auch eine relativ hohe Kontinuität geben. Dazu kann es
auch gehören, mit unserem eigenen
Inneren in Kontakt zu sein. Möglicherweise geht es weniger darum,
sich ständig zu optimieren und dabei nicht zu merken, wie fremd man
sich dabei wird und welche Defizite
im Entziffern oder
Entwerfen des eigenen Inneren bis hin zur völligen Unfähigkeit zur
Selbstwahrnehmung drohen. Die Folge davon sind erhebliche
Schwierigkeiten in der Kommunikation, die weitere Frustrationen und
Konflikte nach sich ziehen.
Im Zusammenhang dessen gewinnt der Begriff der
Offenheit erst seine auffordernd allumfassende Bedeutung und kann
durch eine ganze Existenz leiten. Güte, Gelassenheit oder
Abgeklärtheit sind nicht Haltungen, die der Mensch diesen oder jenen
genetischen Anlagen, diesen oder jenen Umweltbedingungen zufolge
erhält. Sie sind vielmehr auch ein Zeichen für das Ausmaß, in dem
ein Mensch offen blieb: Für ein Zeichen, das nicht als Zeichen für
Erfolg und Misserfolg stand, sondern so plastisch und beeindruckbar
blieb, dass es selbst in der Düsternis der Existenz den Anreiz zu
neuer Entwicklung gab.
Flexibilität. Das heißt praktisch, nicht nur die
Schatten der Existenz wahr zu nehmen, sondern auch jene Aspekte
meiner Biografie zu erkennen, in denen ich gewachsen bin, in denen
ich schließlich etwas aus mir heraus gebracht habe, mich „entäußert“
habe. Offen für die Frage sein: Wo befinden sich neue
Entwicklungsmöglichkeiten und Pfade? Die Ich-Integrität bedeutet
nicht nur, dass ich meine Biografie annehme, sondern dass ich auch
ständig neue Aspekte meiner Person wahrnehme, sie spüre und sie
verwirkliche. Im hohen Lebensalter erlebe ich einerseits vielleicht
die körperliche Verletzlichkeit, aber andererseits birgt dies
gestiegene Lebensalter auch die Fähigkeit des Menschen zu einer eher
kosmischen Orientierung, d.h. seine Existenz in einen viel
umfassenderern Zusammenhang einzubetten, dass sich das Selbst immer
weiter ausdifferenziert, und soziale Beziehungen anders gestaltet
werden. Kognitiv und emotional wachsen, das heißt auch das
Selbstgestaltungspotential wahrzunehmen. Hannah Arendt sagt in ihrem
Werk „Vita activa“ oder vom tätigen Leben“: „Im Austausch
mit anderen Menschen zeige ich mich mit der Einzigartigkeit meines
Seins, trete gleichsam auf die Bühne der Welt, gebe mich aus der
Hand“. Es geht um den Austausch mit anderen Menschen in Tat und
Wort.
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