Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Samstag, 1. Oktober 2016
Fakten, Fakten, Fakten
Dass nun das Bauchgefühl, die pure Emotion das Faktische, den so bezeichneten Faktizismus besiegt habe und dass
diese Erkenntnis nun auch bis zu oberwichtigen Entscheidungsträgern der
sogenannten „freiheitlich demokratischen“ mitteleuropäischen
Gesellschaft (die sich in den etwas erweiterten Begriff „westliche
Industriegesellschaften einreihen.....) als "Postfaktizismus" vorgedrungen ist, würde ich
als höchst beunruhigend bezeichnen. Auswirkungen dürften sich unter
anderem auch im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf zeigen,
auch die Despoten dieser Welt befleißigen sich schon emsig einer
solchen Einschätzung und definieren die Wirklichkeit jeweils nach
eigenem Gefallen. Möglicherweise ist das Misstrauen auch eine Folge
dessen, dass man sogenannten „wissenschaftlichen Erkenntnissen“
nicht mehr trauen kann. Kommt eine bestimmte „wissenschaftliche“
Untersuchung und scheint gewisse Einschätzungen zu bestätigen, so
erscheint es fast schon sicher, dass bald danach eine andere
„wissenschaftliche“ Untersuchung genau das Gegenteil zu
bestätigen scheint. Dabei hat doch Ernst Habermas schon 1968 in
seiner Antrittsvorlesung „Erkenntnis und Interesse“ die
schwierige Beziehung zwischen von den Auftraggebern gewünschten
wissenschaftlichen Ergebnis und dem Streben nach objektiver
Erkenntnis dargelegt. Viele Wissenschaftler sind käuflich, klar. Sie
produzieren die Ergebnisse, die der Auftraggeber wünscht. Dabei sind
„wissenschaftliche“ Erkenntnisse nie endgültig. Sie reflektieren
nur, was sich das jeweilig untersuchende Team oder der einzelne
Wissenschaftler „operationalisiert“ hat, d.h. was er für sich
als messbar festgelegt hat. Dass dies einer gewissen, manchmal stark
ausgeprägten Varianz unterliegt, ist ja ganz besonders in der
Soziologie und der Psychologie klar, wo es um halbwegs messbare
Erkenntnisse zum Verhalten von Menschen geht. Schon bei der
wissenschaftstheoretischen Forderung, dass sie auch und unter
wechselnden Bedingungen nachvollziehbar sein müssten, hakt es. Aber
auch scheinbar exakte Wissenschaften wie die Chemie sind hier
keineswegs unfehlbar. Wie die jüngste Vergangenheit zeigt, können
ihre Untersuchungsergebnisse gewaltig variieren, je nachdem, was zu
beweisen sei. Von der oft damit zusammen hängenden Medizin und der eng mit ihr verbandelten Pharmaindustrie ganz zu
schweigen.
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