Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Fiktion und Realität

Den klassischen Wechsel in andere Realitäten bieten seit vielen Jahren die Literatur, das Theater und der Film/das Kino an. Leider sind das Mechanismen geworden, die oft zu eingeschliffen wirken, die oft zur Routine mit all ihren Verfahrensweisen und Selbstverständlichkeiten geworden sind. Manche Nazis waren Literaturliebhaber, so heißt es. Schlächter mögen Theater. Schinder gehen gerne ins Kino. Und sie ziehen sich alle aus der Realität, in die sie eben mit einem Möglichkeitssinn geblickt haben, wieder zurück in ihre eigene Wirklichkeit. Schon das Kind soll lernen: ist doch nur Fiktion! Keiner wird so etwas ernst nehmen! Hauptsache spannend. Von einem ins nächste Abenteuer! 
Und doch: da täten sich Möglichkeiten auf. Die Unverbindlichkeit schützt uns vor allzu großer Identifikation. Es ist ein berechnendes Abenteuer. Das Gefühl der quälenden Langeweile bei Tschechow? Ist Bestandteil des Bildungskanons geworden. Das muss man kennen. Ist halt Tschechow. Thomas Bernhard und das Grinsen über die Existenz? Ach, der hat's doch selbst nicht so gemeint! Hermann Hesse und sein gerne zur Schau getragenes Außenseitertum und seine Feindschaft dem schnellen „Feuilletonisieren“ gegenüber? Wurde zur Marke und hat ihm nicht zuletzt den Nobelpreis eingetragen wie auch der Einfall der Blechtrommel dem Günter Grass, dieser moralischen Instanz aller SPD-Gläubigen! Kreative Großgeister halt. Goethe war ja auch ein Liebling der Mächtigen. Muss man kennen. Musste. Denn die Bildung ist ja so eine Sache. Ob man sowas im Job braucht? Kriterien. Mit John Ford in den Westen? Sind halt Bilder von Bildern. Gut gemacht, gutes Handwerk. Wim Wenders wird uns gerne inmitten der High Society präsentiert. Manche haben da ein Problem mit der Haltung seiner Filme. Ist doch egal. Ist doch, - wie bei Brecht – nur eine Arbeitshypothese. Der längst verstorbene Fassbinder? Hat sich, so heißt es, wie ein Schwein aufgespielt und war wohl sowas wie ein Diktator mit sadomasochistischen Zügen. Heilig gesprochen statt in seiner Zerissenheit erkannt. Der war hierarchiebewusst. Wollte vorwärts kommen. Etwas zustande bringen. Selbstverständlich nach seinen eigenen „genialen“ Vorstellungen. So ist's bei Kreativen. Ein Spiel halt, das bei manchen zu etwas führt...    

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