Den klassischen Wechsel in andere Realitäten bieten
seit vielen Jahren die Literatur, das Theater und der Film/das Kino
an. Leider sind das Mechanismen geworden, die oft zu eingeschliffen
wirken, die oft zur Routine mit all ihren Verfahrensweisen und
Selbstverständlichkeiten geworden sind. Manche Nazis waren
Literaturliebhaber, so heißt es. Schlächter mögen Theater.
Schinder gehen gerne ins Kino. Und sie ziehen sich alle aus der
Realität, in die sie eben mit einem Möglichkeitssinn geblickt haben, wieder zurück in ihre eigene Wirklichkeit. Schon das Kind soll
lernen: ist doch nur Fiktion! Keiner wird so etwas ernst nehmen!
Hauptsache spannend. Von einem ins nächste Abenteuer!
Und doch: da
täten sich Möglichkeiten auf. Die Unverbindlichkeit schützt uns
vor allzu großer Identifikation. Es ist ein berechnendes Abenteuer.
Das Gefühl der quälenden Langeweile bei Tschechow? Ist Bestandteil
des Bildungskanons geworden. Das muss man kennen. Ist halt Tschechow.
Thomas Bernhard und das Grinsen über die Existenz? Ach, der hat's
doch selbst nicht so gemeint! Hermann Hesse und sein gerne zur Schau
getragenes Außenseitertum und seine Feindschaft dem schnellen
„Feuilletonisieren“ gegenüber? Wurde zur Marke und hat ihm nicht
zuletzt den Nobelpreis eingetragen wie auch der Einfall der
Blechtrommel dem Günter Grass, dieser moralischen Instanz aller
SPD-Gläubigen! Kreative Großgeister halt. Goethe war ja auch ein Liebling der Mächtigen. Muss man kennen. Musste.
Denn die Bildung ist ja so eine Sache. Ob man sowas im Job braucht?
Kriterien. Mit John Ford in den Westen? Sind halt Bilder von Bildern.
Gut gemacht, gutes Handwerk. Wim Wenders wird uns gerne inmitten der
High Society präsentiert. Manche haben da ein Problem mit der
Haltung seiner Filme. Ist doch egal. Ist doch, - wie bei Brecht –
nur eine Arbeitshypothese. Der längst verstorbene Fassbinder? Hat
sich, so heißt es, wie ein Schwein aufgespielt und war wohl sowas
wie ein Diktator mit sadomasochistischen Zügen. Heilig gesprochen statt in seiner Zerissenheit erkannt. Der war hierarchiebewusst.
Wollte vorwärts kommen. Etwas zustande bringen. Selbstverständlich
nach seinen eigenen „genialen“ Vorstellungen. So ist's bei
Kreativen. Ein Spiel halt, das bei manchen zu etwas führt...
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