Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 25. April 2016

Rente mit 70

Ich gehe noch einmal in Gedanken die Stimmungen und Meldungen der vergangenen Woche durch und stelle fest, dass Rente, bzw. Altersarmut ein Wahlkampfthema werden wird, auch wenn interessierte Kreise es dazu nicht kommen lassen wollen. Der Bundesfinanzminister schlägt offenbar zeitlich gut abgestimmt dazu eine Rente mit 70 vor, während seine Kabinettskollegin eben die Rente mit 63 teilweise eingeführt hat und eine Rente mit 67 für alle "normalen" Beitragsdeppen teilweise Gültigkeit zu haben scheint (jedes "Gesetz" kennt Ausnahmen...). Zudem soll das ganze Rentensystem von Politikern ohnehin in zweckfremder Weise (für politische Maßnahmen anderer Art) missbraucht worden sein, wogegen sich die Politikerkaste natürlich mit allen im Voraus formatierten Begründungen heftig wehren würde. Was ist da los? Wo leben diese Leute? In welcher Welt glauben sie zu agieren? Gerade in krisengeschüttelten Branchen, in denen besonders viel entlassen wurde und wird, stellt leider kein einziger Konzern Personen jenseits des 50. Lebensjahres ein: zu alt, zu wenig leistungsbereit, zu anspruchsvoll, so müssen sich diese Menschen von Profit-Dynamos regelmäßig begrinsen lassen (auch wenn in den Medien gerne gegenteilige „Erfolge“ verkündet werden!). Sie sind jenseits der 50 de facto „altes Eisen“, auch wenn die Politik und ihre wohlausgestatteten Vertreter noch so viele rhetorische Klimmzüge unternimmt (Der Finanzminister selbst ist lebensaltersmäßig natürlich weit jenseits der 50, auch der 60, kann aber eine ziemlich satte Politikerpension erwarten und hat sich auf diese Weise von allen drückenden Sorgen befreit...). Ob solche Seltsamkeiten, solche Kaspereien und teuren Komikereinlagen etwas mit der grassierenden Politikverdrossenheit zu tun? Welche Interessen werden hier eigentlich verfolgt? Die des Wahlvolks? Oder werden gar Positionierungen hinsichtlich des Lebensalters versucht, um die einen gegen die anderen auszuspielen? Ob die gestiegene Wahlbeteiligung angesichts solcher merkwürdiger Vorgänge wohl eher etwas mit dem Auftauchen einer neuen Partei zu tun hat, die Unzufriedenheiten aller Art und Protestpotential (auch wenn immer wieder gerne behauptet wird, sie würde mit Protest und grassierenden sozialen Ungerechtigkeiten nichts zu tun haben) gerne als Wahlstimmen abfischt? Und haben demographische Zahlenspiele, die immer wieder dilettantisch bemüht werden, auch etwas mit bestimmten Interessen zu tun? Ist wohlverstandene Statistik etwas, was genaue Aussagen zu menschlichen Gesellschaften über weite Zeiträume hinweg zulässt?

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