Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 12. April 2016

Auto und Fußball

Neulich habe habe ich mal wieder 2 Stunden lang auf einen Reifenwechsel gewartet. In Aussicht stellte man mir 1 Stunde. So erging es mir fast regelmäßig bei solchen Gelegenheiten. Scheint das Normalste der Welt zu sein. Kunden-, Service- oder Wartedienste wurden zu Diensten des Wohlverhaltens, indem man möglichst klaglos oft mehr als 1 Stunde alleine auf die Entgegennahme eines Auftrags zu warten hatte. Abholzeiten wurden auch recht großzügig getimt: ich erinnere mich an Wartezeiten von 90 Minuten und mehr. Es scheint normal zu sein, der Deutsche wartet durchaus auf sein Liebstes und ist bereit, so manches Opfer der Unterwürfigkeit dafür zu bringen. Zeit? Kein Problem! Insofern:  Auch ein zeitliches. Lieblingsobjekte: Auto und Fußball. Bei manchen Sendern hat es sich inzwischen eingebürgert, ein zu übertragendes Fußballspiel mit teilweise zweistündigem Vorlauf zu inszenieren und die Spannung oder Gier darauf beim Publikum möglichst zu steigern. Meist labern dann irgendwelche „Experten“ dummes Zeugs, grinsen feist dazu und fragen sich gegenseitig zu ihrer Meinung. Als Zuschauer staunt man so manches mal über die Kunst, die von überlangen Werbeblöcken unterbrochene Spannung durch das Nichts zu erzeugen. Sämtliche Hintergründe werden dabei mehr als ausgeleuchtet. Nach diesen zwei Stunden ist so mancher Zuschauer nach verschiedenen Umschaltaktionen meist so gelöchert und geschafft, dass das eigentliche Spiel dann einen seltsamen Stellenwert gewinnt. Es ist so etwas wie Erleichterung, Krone des Geschehens, Objekt der Erwartung und Höhepunkt zugleich, was nicht selten im Zustand der Betrunkenheit erlebt wird. Selbstverständlich würden es die Sender gerne sehen, wenn das mit der in den Spots sehr aufdringlich abgesendeten und propagierten Marke geschehen würde. Folge: Fußball ist längst Showgeschäft geworden, mit allen Folgen. Doch an manchen Stellen erscheint der Bogen überspannt. Auto und Fußball, Objekt der Begierde.

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