Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 4. September 2024

Reisen

Reisen? Ein Statussymbol. Früher sagte man „In der Welt herum gekommen“. Heutzutage ist es wohl so eine Sache mit dem „Reisen“. Die Zeiten von Mark Twain scheinen zugunsten eines Massentourismus vorüber. Und dann gibt es ja auch noch Trost: Gewisse „Experten“ wollen uns nämlich einreden, dass das neue Reisen das „Bleiben“ sei. Alles recht und gut, ich soll/muss auch hier bleiben. Bin also „voll“ dabei. Gleichzeitig scheint alle Scham verflogen (!), Fliegen muss wohl sein, besonders zur Urlaubszeit. Nachhaltigkeit und Umwelt hin oder her. Außerdem ist es eine gute Tat: Das Wachstum in Deutschland und in der Welt muss unbedingt angekurbelt werden. Wir müssen wachsen. Immer weiter. Mag der Planet auch dabei kaputt gehen. Weiter. Immer weiter. Okay, ich habe diverse Reisen hinter mir, habe mich bemüht um meine Reiseziele, habe ambitioniert fotografiert, habe mich teils jahrelang informiert, habe vor- und nachbereitet sowie mich intensiv befasst. Was ist mit solchen Leuten wie mit mir?, so frage ich mich. Sollen diese Leute auch nicht mehr reisen, sollen die sich möglichst gar nicht mehr vom Fleck bewegen, um CO2 einzusparen? Könnte es auch sein, dass Reisen ein bisschen den Horizont erweitern kann, dass man sich mehr als Weltbürger empfindet und im besten Fall eine gewisse Enge hinter sich lassen kann? Ist das der Rest einer werblichen Reiseidiologie oder ist da auch heute noch was dran? Dass man auch über die Natur und ihre Geschöpfe sehr viel mehr direkt und aus erster Hand erfahren kann? Dass man Respekt gegenüber dem Andern empfindet? Ob es dies „Andere“ in der Globalisierung noch gibt? Dass man Lebensfreude neu entdeckt? Jaja, der meist gepflegte Urlaub geht solchen Interessen nicht nach. Er wünscht sich nach dem opulenten Essen in einem „guten“ Hotel ein ereignisloses Sonnenbad an irgendeinem Strand. „Die Seele baumeln lassen“. So nennt man das oft. Was aber ist mit der Minderheit, die so geschilderte Reisen nicht unternehmen und auf diese Weise ihren Horizont erweitern will? Soll diese sich der „political correctness“ ergeben und sich im Übrigen auf mediale Erkundungen wie etwa Fernsehberichte stützen? Wodurch kann sie Erfahrungen sammeln?

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