Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Freitag, 20. September 2024
Heimat (2)
Produkte werden für den globalen Markt gestaltet, ohne Seele, ohne Identität, ohne Charakter, als eine Art kleinster gemeinsamer Nenner aller auf der Welt denkbaren Geschmäcker. Vereinheitlichung und Standardisierung, die zur Skalierung führt, so heißt die Devise: möglichst viel von allem, damit sich die Massenproduktion rechnet. Im Alltag ist das besonders gut an der Produktion von Autos zu sehen. Da sind dann immer weniger Konzerne, die sich gerne mal gegenseitig übernehmen, die immer mehr Autos produzieren, die alle kaufen sollen und die manchmal niemand kauft. Das anonyme Teil dominiert als logistisch leicht handhabbares Produkt, es dominiert die namenlose Fabrikation, die sich ihre Konsumenten auch via Werbung und künstlich aufgetragenen Ecken und Kanten suchen soll. Wer aber solchermaßen der Identität und eines Charakters beraubt ist und nur noch den Konsumenten abgeben soll, der sucht unter Umständen die kollektive Identität geradezu exzessiv: der Beispiele sind viele. Auch Religionen scheinen dabei eine heftige Rolle zu spielen. Auch sie scheinen zu kultureller Identität zu führen oder zumindest eng damit verwoben zu sein. Und hier kommt auch der Begriff „Heimat“ ins Spiel: es geht um das Beharren auf Werthaltungen und Wahrung von Identität, dort, wo das Allgemeine über das Besondere und erkennbar „Eigene“ zu siegen scheint. Es geht um die Erforschung eigener Identität, um ihre fortwährende Aneignung ganz gegen alle Widerstände. Politiker jeglicher Herkunft spielen dies Spiel gerne mit. Sie formulieren in Reden mit steilen Thesen, wie sie die Lage einschätzen. Sie klopfen Sprüche und dem Wutbürger auf die Schulter. Sie wiegeln auf und zentrieren den Protest, sie geben ihm Ausdruck, sie geben sich lebensnah heimatverbunden und gießen daraus volkstümliche Reden. Sie hetzen gesellschaftliche Gruppen gegenseitig auf, sie spielen diese Gruppen gegeneinander aus und versuchen, daraus Vorteile zu ziehen. Aber was ist Heimat? Heimat, das ist eine Landschaft, - und mehr. Der Wunsch, zu den dort wohnenden Menschen zu gehören, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Einen Ort zu haben, an dem man sich nicht erklären muss. Das Gefühl, willkommen zu sein. Einen Ort haben, an dem man sich sicher fühlt. Eine Erinnerung an die Kindheit, als die Welt einem vertraut erschien. Wurzeln haben. Heimat könnte Aufbruch und Rückkehr bedeuten. Immer mehr Leute fürchten sich davor, sie zu verlieren - und damit ihre Identität. Es herrschen Landflucht auf dem Dorf und steigende Mieten in den Städten. Eines aber scheint überall wichtig zu sein: Alle müssen flexibel sein und sich durchkämpfen in einer globalisierten und durchkapitalisierten Welt.
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Products are designed for the global market, without soul, without identity, without character, as a kind of lowest common denominator of all the tastes imaginable in the world. The motto is unification and standardization, which leads to scaling: as much of everything as possible so that mass production is profitable. In everyday life, this is particularly evident in the production of cars. There are fewer and fewer companies, which are happy to take each other over, which produce more and more cars that everyone should buy and that sometimes nobody buys. The anonymous part dominates as a logistically easy-to-handle product, it dominates the nameless manufacture, which is also supposed to find its consumers via advertising and artificially applied rough edges. But anyone who is deprived of identity and character in this way and is only supposed to hand over to the consumer may seek collective identity almost excessively: there are many examples. Religions also seem to play a major role in this. They also seem to lead to cultural identity, or at least to be closely interwoven with it. And this is where the term "home" comes into play: it is about insisting on values and preserving identity, where the general seems to win out over the particular and the recognizably "one's own". It is about exploring one's own identity, about its continuous appropriation against all resistance. Politicians of all backgrounds like to play along with this game. In speeches they formulate bold theses about how they assess the situation. They make slogans and pat angry citizens on the back. They stir up and focus the protest, they give it expression, they show a real-life connection to their homeland and pour popular speeches from it. They incite social groups against each other, they play these groups off against each other and try to gain advantages from it. But what is home? Home is a landscape - and more. The desire to belong to the people who live there, to be part of a community. To have a place where you don't have to explain yourself. The feeling of being welcome. Having a place where you feel safe. A memory of childhood, when the world seemed familiar. Having roots. Home could mean departure and return. More and more people are afraid of losing it - and with it their identity. There is a rural exodus in the countryside and rising rents in the cities. But one thing seems to be important everywhere: everyone has to be flexible and fight their way through in a globalized and capitalized world.
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