Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 1. März 2024

Freunde?

Ich werde immer mehr gewahr, dass ich inzwischen in einem anderen Leben lebe: meinem zweiten? Meinem dritten? Wenige, sehr wenige Freunde sind mit mir diesen Weg über diese Linie gegangen, ich mag sie wie zuvor. Nachhaltig. Anhaltend. Über Jahre, Jahrzehnte hinweg. Es ist eine Entwicklung des Gemeinsamen. Teilweise sind sie mir aus früheren Lebensumständen geblieben, teilweise sind sie mir aus dem Instinkt erwachsen. Damals. Ein paar von ihnen haben mich schändlich stehen lassen, - oder habe ich sie stehen lassen? Leute, die man an seiner Seite vermutete, waren plötzlich weg. Ob ich wunderlich, sonderbar geworden bin? Narzisstisch? Egoistisch? Man hilft mir aus meiner Umwelt kaum dabei, so etwas zu erkennen. Man straft vielmehr mit Missachtung. Gleichgültigkeit. Fest steht, dass man viel zu viel Lebenszeit in seinen „Beruf“ investiert hat, dass man viel zu sehr für ihn und weniger für soziale Kontakte gelebt hat, dass man in einen einzigen Job alles investiert hat, - mit dem Erfolg, dass ich eines Tages den Arschtritt und Hinauswurf meines wichtigsten Arbeitgebers hinnehmen musste, dem ich nahezu alles geopfert hatte. Man war weniger als „Frei gesetzt“. Man war ja „frei“ und selbständig geblieben. So ging das locker und easy mit mir. Rechtliche Absicherung gab es für einen „Selbständigen“ und „Freien“ natürlich nicht. Für das Selbstwertgefühl war das alles nicht gerade günstig. Ich versuchte damals, mit meinen bescheiden Mitteln meine Eltern zu unterstützen und war froh, dem Mobbing entronnen zu sein. Die Liebe zur Rockmusik und das Wissen darum waren einem zum Verhängnis geworden. Jaja, die Zeiten waren damals noch andere: Hire and fire war angesagt, als Arbeitnehmer war man Verfügungsmasse. Zum Zwecke der Profitmaximierung. Die Unternehmen hatten`s im Überfluss und feuerten einen nach Belieben. Mit einem Lebensjahr Ende 50 hatte ich auf dem „Arbeitsmarkt“ sowieso keine Chance mehr. Irgendwann wurde einem auch noch bewusst, dass man vom „alten Leben“ her mit radikaler sozialer Missachtung bestraft wurde. Wieso, warum? Keine Ahnung. Man grub sich immer mehr in das eigene Musikmachen ein, das man auf elektronischem Wege wieder angefangen hatte und das viel mit Isolation zu tun hatte. Aber auch das brachte nichts, wurde mit radikaler Missachtung abgestraft. Ob man etwas falsch gemacht hat? Man hatte jedenfalls nichts mehr zu verkaufen außer sich selbst. Aber man war ja wie Luft. Es gab auch privat keinen Austausch mehr. Man war vernichtet.

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