Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 29. Februar 2024

Weltmusik

Nicht lange ist es her, als in der zu Popmusik gewordenen Rockmusik die Verwendung allerlei folkloristisch ausgewiesener „Styles“ als Weltmusik gepriesen wurde. Afrikanische Rhythmen, asiatische Klangschöpfungen, südamerikanische „Vibes“, Meditatives, extravagante Instrumente und feurige Tänze: Alles ging und war Zeugnis einer kreativen Anverwandlung der Popmusik, die freilich allzu oft bestimmten besitzenden Kreisen nutzte (etwa großen Medienkonzernen) und die Musiker als nützliche Exoten zurück ließ. Es gab sogar eine eigene Messe für Weltmusik: Womex. Mischungen aller Art waren sowieso bedenkenlos zugelassen. Mittlerweile aber liefe so etwas unter „kultureller Aneignung“ oder - vulgär ausgedrückt - unter bei fremden Kulturen „klauen“, was kaum noch jemand riskieren würde. Eine Band rund um das Didgeridoo: unmöglich, so etwas. Kreative Verwendung einer Ney? Einer Oud? Geht nicht. Obertongesang? Unmöglich! Immerhin geht es um geistiges Eigentum an traditionellem Wissen und um traditionelle kulturelle Ausdrucksformen. Ob sich aber die populäre Musik schon immer an solchen Grenzüberschreitungen aufgeschnappt, erweitert und bereichert hat? Das Echte, das Pure und „Unverdorbene“, ob das nicht immer schon eine Illusion war? Identitäten und kollektive Selbstbestimmung? Ob da etwas von einem Bereich in den andern hinein getragen wird? Wem gehört Kultur und welche Rolle spielt dabei die „Globalisierung“? Ach ja. „Einlehnen“ und „entlehnen“ nicht immer schon eine Technik war, die ohne imperiale Absichten sogar übers Musikalische hinaus ging? Man war offen für vieles, eine Einstellung, die heute noch präsent sein könnte. X x It wasn't long ago when rock music, which had become pop music, praised the use of all sorts of folkloristic “styles” as world music. African rhythms, Asian sound creations, South American “vibes”, meditative music, extravagant instruments and fiery dances: everything was and was evidence of a creative transformation of pop music, which of course all too often benefited certain wealthy circles (e.g. large media companies) and left the musicians as useful exotics let. There was even a separate trade fair for world music: Womex. Mixtures of all kinds were permitted without hesitation anyway. Nowadays, however, something like this would be considered “cultural appropriation” or – to put it vulgarly – “stealing” from foreign cultures, which hardly anyone would risk anymore. A band around the didgeridoo: impossible, something like that. Creative use of a ney? An oud? It does not work. Overtone singing? Impossible! After all, it is about intellectual property of traditional knowledge and traditional cultural expressions. But has popular music always picked up, expanded and enriched itself from such border crossings? The real, the pure and “uncorrupted”, wasn’t that always an illusion? Identities and collective self-determination? Is something carried from one area to the other? Who owns culture and what role does “globalization” play in it? Oh yes. Wasn’t “leaning in” and “borrowing” always a technique that even went beyond the musical without imperial intentions? People were open to a lot of things, an attitude that could still be present today.

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