Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 29. November 2018

Achtsamkeit als Strategie

Der Begriff „Achtsamkeit“ ist ja noch immer in aller Munde und nimmt teilweise so viele berechtigte Anliegen auf. Doch er scheint auch seine Schattenseiten zu haben. So scheint immer klarer zu werden, dass „Achtsamkeit“ jetzt selbst als Technik zur Steigerung von Leistung eingesetzt wird. Und dies, obwohl die Überwindung dieser Steigerungsidiologie doch eines ihrer Ziele sein könnte. So wird mancherorts empfohlen, dass Menschen versuchen sollten, 20 Minuten Meditation und innere Sammlung zu praktizieren, damit sie danach umso erfolgreicher, umso schneller, umso fitter, innovativer, gesünder sein könnten. Das heißt „Achtsamkeit“ wird als Moment in einer Wachstumslogik eingesetzt, mit einer Steigerungslogik, die das Problem erst recht verursacht. Weil die Achtsamkeitsbewegung schon die Tendenz hat zu sagen: Wenn du nur achtsam genug bist, wenn du nur achtsam genug mit dir und anderen bist, den Dingen und der Welt umgehst, dann ist alles in Ordnung und du bist bei dir selbst. Die Frage nach einem Verhältnis zur Welt wird ausschließlich als Persönlichkeitseigenschaft verstanden. Individualisierung. Neoliberalismus. Jeder ist für sich und ein gelingendes Leben selbst verantwortlich. Man sieht ja auch, dass „Achtsamkeit“ etwas ist, was oft von Managern oder von erfolgreichen Eliten gesucht und praktiziert wird. Die dann sagen können, sie hätten Skrupel und Schwierigkeiten gehabt, Menschen zu entlassen und „Kosten zu reduzieren“. Seitdem sie aber Achtsamkeit praktizierten, falle es ihnen viel leichter, so rücksichtslos und gierig vorzugehen. Unsere Gesellschaft ist raffiniert: sofort wurde eine Funktionalisierung der Achtsamkeitslogik eingeübt. „ Der Fetisch Erfolg“ steht über allem anderen.

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