Der Begriff „Achtsamkeit“
ist ja noch immer in aller Munde und nimmt teilweise so viele
berechtigte Anliegen auf. Doch er scheint auch seine Schattenseiten
zu haben. So scheint immer klarer zu werden, dass
„Achtsamkeit“ jetzt selbst als Technik zur Steigerung von
Leistung eingesetzt wird. Und dies, obwohl die Überwindung dieser
Steigerungsidiologie doch eines ihrer Ziele sein könnte. So wird
mancherorts empfohlen, dass Menschen versuchen sollten, 20 Minuten
Meditation und innere Sammlung zu praktizieren, damit sie danach umso
erfolgreicher, umso schneller, umso fitter, innovativer, gesünder
sein könnten. Das heißt „Achtsamkeit“ wird als Moment in
einer Wachstumslogik eingesetzt, mit einer Steigerungslogik, die das
Problem erst recht verursacht. Weil die Achtsamkeitsbewegung schon
die Tendenz hat zu sagen: Wenn du nur achtsam genug bist, wenn du nur
achtsam genug mit dir und anderen bist, den Dingen und der Welt
umgehst, dann ist alles in Ordnung und du bist bei dir selbst. Die
Frage nach einem Verhältnis zur Welt wird ausschließlich als
Persönlichkeitseigenschaft verstanden. Individualisierung.
Neoliberalismus. Jeder ist für sich und ein gelingendes Leben selbst
verantwortlich. Man sieht ja
auch, dass „Achtsamkeit“ etwas ist, was oft von Managern oder von
erfolgreichen Eliten gesucht und praktiziert wird. Die dann sagen
können, sie hätten Skrupel und Schwierigkeiten gehabt, Menschen zu
entlassen und „Kosten zu reduzieren“. Seitdem sie aber
Achtsamkeit praktizierten, falle es ihnen viel leichter, so
rücksichtslos und gierig vorzugehen. Unsere Gesellschaft ist
raffiniert: sofort wurde eine Funktionalisierung der
Achtsamkeitslogik eingeübt. „ Der Fetisch Erfolg“ steht über
allem anderen.
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