Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 20. März 2018

Milliardenspiel


Dass der Flughafen BER am besten abgerissen werden solle, zu dieser These hat sich jetzt offenbar ein hochrangiger Lufthansa-Mitarbeiter hinreißen lassen. Naturgemäß musste er schnellstens zurückrudern und alles dementieren: es sei ja so nicht gemeint gewesen, hieß es von seiten der Presseabteilung. Der Mann habe nur überspitzen wollen, um deutlich zu machen, wie groß die Probleme bei BER seien. An die dauernden Kostensteigerungen bei diesem teuren Comedy-Stück scheint sich der Steuerzahler ja ohnehin schon gewöhnt zu haben. Das Maß des Staatsversagens ist inzwischen nur noch peinlich.
Dass ein ehemaliger Bahnchef zu seiner Entlassung für ein paar Tage Arbeit die nette Abfindung von weit über zwei Millionen Euro erhalten haben soll, war auch jetzt zu erfahren. Und dass sich die Kosten für das Großprojekt „Stuttgart 21“ erhöhen, das sich sowieso um etliche Jahre verzögern könnte und insofern schon weit entfernt von 21 (im Gespräch ist derzeit das Jahr 2024) ist, ist ein fast schon wöchentlich sich wiederholender Running Gag. Was diese drei Dinge miteinander zu tun haben? Nun, es scheint bei diesen drei Großdesastern für die jeweiligen Entscheider (wer ist das eigentlich?) jeder Bezug zur Realität verloren gegangen zu sein. Immerhin handelt sich bei den jeweiligen Projekten um Fehlplanungen im Milliardenbereich. So soll etwa „Stuttgart 21“ nach neuesten Erwägungen (von „Planungen“ redet niemand mehr...) bis zu 10 Milliarden Euro kosten (gegenwärtige Schätzung: 7,6 Milliarden). Es wäre alles schlichtweg nur peinlich, wenn es sich dabei nicht um Steuergeld handeln würde, - wobei es sich dabei ja nur um „Zuschüsse“ handelt, weil das Projekt vom Bundesrechnungshof als „privat“ eingestuft werden musste, - wobei einschlägige Prüfungen schwierig sein sollen. Da aber die Bahn die hohen Mehrkosten ganz und gar nicht übernehmen will, hat sie Klage eingereicht gegen das Land und die Stadt Stuttgart. Offensichtlich ist nämlich, dass mehr als die Hälfte von „Stuttgart 21“ nicht finanziert ist. Gefahr: Mittel, die an anderer Stelle dringend gebraucht würden, könnten für die Fertigstellung von „S 21“ zweckentfremdet werden. Mal sehen, was dabei heraus kommen kann. Jedenfalls scheint das mit der Transparenz auch in diesem Zusammenhang so eine Sache.
Nach neuesten Erwägungen erhebt sich ohnehin die Frage, ob man überhaupt weiter bauen solle, oder ob eine Einstellung selbst zum derzeitigen Zeitpunkt nicht doch billiger käme. Hm. Gigantische Fehlleistungen im Milliardenbereich, für die offenbar niemand so recht verantwortlich zeichnet. All das in einem Land, „in dem wir gut und gerne Leben“, wie eine der jüngst propagierten Parteiparolen verspricht. Nun ja, eigentlich spricht dies ja alles für sich selbst.

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